hallo
um bei der analogie zu bleiben - auch wenn die schön langsam nicht mehr passt: angenommen, wir können ein konto mit bestimmten attributen beschreiben, die sich aber alle nur auf das konto selbst beziehen, nicht aber auf die bank. ich habe also ein anlagedatum, einen aktuellen saldostand, eine überziehungsrahmen, eine kontonummer etc. alle diese daten reichen völlig aus, um unsere geldgeschäfte abzuwickeln. nun stellt jemand die frage, wie das konto ausgesehen hat, BEVOR es angelegt wurde. damit haben wir nun das problem, dass SÄMTLICHE attribute, die wir vom konto haben, plötzlich ohne aussage sind, wir als mit unserem bisherigen wissen keinerlei aussagen zu dem zustand VOR der anlage des kontos treffen können.
natürlich können wir aufgrund gewisser fakten darauf schließen, dass das konto nicht einfach so existiert sondern in irgendeiner form in etwas „höherem“ eingebettet ist. allerdings reichen unsere derzeitigen beschreibungsmöglichkeiten, die sich ja nur auf das konto beziehen, nicht aus, um dieses übergeordnete etwas beschreiben zu können. wir können zwar mutmassungen anstellen, diese sind aber ausserhalb des von uns abgesteckten „beschreibungsrahmens“ und damit prinzipiell nicht beweisbar.
schön langsam klar, wohin das ganze abzielt? eine wissenschaftliche theorie basiert auf einer handvoll grundgesetzen und konstanten, auf denen dann basistheorien aufgebaut sind usw. mit diesen theorien können wir dann ein model entwickeln, anhand dem man die welt, wie wir sie wahrnehmen, beschreiben können.
alles was vor dem urknall war, lässt sich nicht mit unseren theorien beschreiben, da es unsere grundgesetze und konstanten - zumindest nach derzeitigem wissensstand - noch nicht gegeben hat. insofern liefern alle unsere theorien falsche vorhersagen und sind damit wertlos.
insofern stimmt es nicht ganz, wenn man sagt, dass vor dem urknall „nichts“ existierte. vielmehr ist der zustand vor dem urknall einfach innerhalb unserer therorien nicht definiert. eine frage nach diesem zustand ist zwar grundsätzlich berechtigt, aber innerhalb der wissenschaftlichen grenzen nicht beantwortbar. derzeit sind für den zustand vor dem urknall andere instanzen, wie metaphysik, religion etc. zuständig. diese sind aber allesammt NICHT wissenschaftlich!
es gibt ja schon ziemlich interessante theorien zum urknall. ich zitiere hier mal aus folgender seite: http://unendliches.de/german/index.htm?urknall.htm
Zeitpunkt Null: Was den Urknall auslöste und wie das genau passierte, liegt im Bereich der Spekulationen, denn das Standardmodell taugt nicht für so kleine Zeiten. Ziemlich sicher ist, dass das Universum nicht aus einem Punkt explodierte, wie Sie noch in manchen Büchern lesen können. Der Physiker Gabriele Veneziano entwickelte eine Interpretation der Stringtheorie, nach der die Welt ein unendlich großer, ewiger, kalter, zehndimensionaler Raum ist. Zunächst sind alle zehn Dimensionen gleichwertig. Die Überlappung zweier schwingender, mehrdimensionaler Membranen in diesem Raum führte zur Abspaltung unserer drei Raumdimensionen zum Zeitpunkt Null. Die Abspaltung ging einher mit dem ‚Aufrollen‘ der restlichen Dimensionen zu winzigen Größen und einer extremen Verdichtung und Erhitzung des Raums. Gemäß dieser Theorie gibt es ständig neue Urknalle, die jedesmal zur temporären Entstehung eines drei- oder auch mehrdimensionalen Universums führen.
ob’s stimmt, kann man bestenfalls vermuten. die wirklich relevante frage ist ja, ob das, was vor dem urknall war bzw. was „ausserhalb“ unseres universums existiert, irgendwie mit uns interagieren kann. (ausserhalb ist nicht der richtige begriff, da es per definition kein aussen in unserem universum gibt) derzeit ist die vorherrschende meinung, dass es keine interaktionsmöglichkeiten von „aussen“ auf unser universum gibt.
insofern ist die frage nach dem aussen eine müssige. auf jeden fall wirst du in einem wissenschaftsforum derzeit keine antwort auf diese frage bekommen.
lg
erwin