Heute nicht mehr. Aber es ist noch nicht lange her, da wurden
oft genug „Strafexpeditionen“ in aller Welt von den Europäern
gestartet.
Diese Praxis, also allgemein der Krieg als politisches Mittel, sollte nach dem Zweiten Weltkrieg aber eigentlich überwunden sein.
Hmm, was wäre, wenn
- D den Habsburgern keinen leichtfertigen Freibrief gegeben
hätte,
Meine erwähnten Fehleinschätzungen: Wilhelm ging davon aus, dass Russland, wenn es mit Österreich UND Deutschland konfrontiert wäre, klein beigeben würde. Außerdem hat Wilhelm in der Tat bis zur letzten Minute Noten mit dem Zaren und dem österreichischen Kaiser ausgetauscht, um eine friedliche Lösung zu erreichen, wobei er von Großbritannien unterstützt wurde. Deutschland wollte den Krieg (zu Anfang) ganz bestimmt nicht, jedenfalls keinen europäischen Krieg!
- Österreich den Krieg nicht angefangen hätte, da Serbien in
letzter Minute das (eigentlich unannehmbare) Ultimatum
akzeptiert hatte,
Zu dem Zeitpunkt hatte Russland allerdings schon die Generalmobilmachung ausgegeben, demzufolge Österreich nur durch einen gleichen Schritt reagieren konnte. Letztendlich gingen die Russen in die Offensive, nicht die Deutschen oder gar Österreicher!
- D nicht durch das neutrale Belgien nach Frankreich
einmarschiert wäre?
Moralisch ist ein hinterlistiger Angriff auf einen neutralen Staat natürlich nicht zu rechtfertigen, aus strategischer Sicht allerdings gab es keine Alternative. Ein direkter frontaler Angriff dort, wo die Franzosen einen solchen auch erwartet hätten, wäre reiner Selbstmord seitens der deutschen Streitkräfte gewesen.
Aber die Deutschen haben alles getan, die
Siegermächte zu vergrätzen: Z.B. das absolut undiplomatische
Verhalten bei den Verhandlungen („der steht ja nicht mal auf
bei seiner Rede“, ein Faux pas erster Ordnung!), das Bestehen
Ds auf eine Art „Siegfrieden“.
Die deutschen Unterhändler bestanden doch nicht auf einen Siegfrieden, sie bestanden (verständlicherweise) darauf, ihre eigene und die deutsche Ehre zu bewahren! Und dass sie frustriert waren, als man sie nicht einmal zu den mündlichen Unterredungen einlud, sondern sie stattdessen durch schriftliche Notizen auf dem Laufenden hielt, und sie feststellen mussten, dass sie nicht als Unterhändler, sondern schlicht als bevollmächtigte Unterzeichner anwesend waren, ist meinerseits verständlich!
Und wenn du das deutsche
Verhalten in gewissem Umfang rechtfertigst, müsstest du das
auch bei den Franzosen tun:
- Nordfrankreich war vollkommen verwüstet,
- den Franzosen (Clemenceau) steckte die Schmach der
Kaiserkrönung in Versailles - dem Nationalheiligtum der
Farnzosen! - 1871 noch in den Knochen,
Dass der deutsche Kaiser 1871 in Versailles gekrönt wurde, kann man in der Tat als stil- und pietätlos beschreiben, nur war die Zeit eine andere! Vor dem Ersten Weltkrieg (und teilweise bis zum Zweiten) war Krieg eine ehrenvolle Angelegenheit und es war weltweit akzeptiert, dass der Sieger sich an diesem seinen Sieg ergötzte.
Ich bin mit dir einer Meinung, wenn du sagst, dass die Verantwortlichen etwas mehr Weitsicht hätten walten lassen müssen, das gilt sowohl für die Deutschen 1871 als auch für die Franzosen 1918.
- ebenso das rüde Verhalten der Deutschen 1870/71: Warum habe
sie den Krieg noch weiter geführt, nachdem Napoleon III.
seinen Degen übergeben und damit kapituliert hatte?
Weil Napoleon zwar kapituliert haben mag, nicht aber Frankreich! Napoleon hat mit seiner Armee kapituliert, nur weil er das tat, heißt das ja nicht, dass damit Frankreich geschlagen war. Napoleon geriet am 2. September 1870 in Gefangenschaft, an diesem Tag kapitulierte auch die französische Armee bei Sedan, daraufhin revoltierten die Franzosen und setzten Napoleon ab (also selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht im Namen Frankreichs kapitulieren können!). Am 28. Januar 1871 kapitulierte schließlich Paris, woraufhin auch schon am 26. Februar der Vorfrieden von Versailles und schließlich am 10. Mai der Frieden von Frankfurt geschlossen wurde.
Der Krieg wurde also nicht länger geführt als er geführt werden musste!
Das
Kriegsziel Bismarcks, die deutschen Staaten zusammen zu
bringen, war erreicht. Der Krieg ging weiter, Paris wurde
beschossen …
Das Kriegsziel war nicht, die deutschen Staaten zusammenzubringen, sondern die Franzosen zu zwingen, ein vereintes Deutschland zu akzeptieren, also ist der Anlass durchaus redlich. Paris wurde beschossen, weil es revoltierte; hätte man es gewähren lassen sollen und so riskieren sollen, die Revolte zu einem Flächenbrand werden zu lassen?
Hass gebiert eben Hass, da müssen erst Leute
wie Stresemann und Briand kommen und versuchen, den
Teufelskreis zu durchbrechen. Aber D wollte Revanche!
Natürlich wollte Deutschland Revanche, das wollen alle nach einem verlorenen Krieg, das war der Zeitgeist und völlig normal! Deutschland hatte ein Drittel seiner Größe eingebüßt, was hättest du gemacht? Territoriale Größe war zu der Zeit DER Faktor, an der sich Macht messen ließ.
Wie gesagt: D wollte Revanche. Insbesondere das Militär
wollte, egal was es koste, die Schmach der Niederlage
beseitigen. Schon in den 20er Jahren haben sie ohne Wissen der
Reichsregierung einen Revanchekrieg geplant und ausgerechnet,
dass man etwa 1939/40 soweit sein könnte, da war von einem
„Führer“ noch nicht viel zu sehen … gespenstisch!
Das ist allerdings wahr, Kriegsvorbereitungen wurden im Geheimen getroffen, die richteten sich aber eher in die Defensive aus, um im Falle des Falles die lächerliche 100.000-Mann-Armee zu unterstützen mit Kräften, die der Gegner nicht erwartete. Ernsthafte Offensivpläne kamen erst ab '33, aber die keineswegs für 1939, sondern frühestens 1945.
Auch von
einem „völlig am Boden liegenden Deutschland“ kann kaum eine
Rede sein. Auch andere Staaten hatten ihre Probleme.
Die
Reparationen wurden nach der Konferenz von Lausanne im Sommer
1932 gegen eine Restzahlung aufgehoben.
Weißt du, wieviele Schulden ein Land macht, das 13 Jahre lang schlicht irrsinnige Reparationen zu zahlen hat? Immens viele! Diese wurden durch den Vertrag von Lausanne allerdings nicht berührt, d.h. im Endeffekt änderte sich für Deutschlands Situation nichts.
Aber, wie gesagt, D wollte einen Revanchekrieg, nicht nur das
Militär, auch die führenden Klassen. Die haben Hitler
unterstützt. Wir wissen heute, dass die Nazis deutlich
unterdurchschnittlich von der Arbeiter- und Mittelschicht
gewählt wurden.
Das Militär und die führenden Klassen wünschten sich vor allem die Monarchie zurück; sie haben Hitler als Leuchtfigur, der die „Ketten von Versailles“ abwerfen würde, aufgefasst, ihn unterstützt - und gründlich unterschätzt!
Nach dem 2. WK haben die USA vom besiegten D meines Wissens
nicht viel geholt. Umgekehrt lief da viel, viel mehr.
Ich habe hier irgendwo einen anderen Beitrag, in dem ich gegenüberstelle, was wer wem gezahlt hat, daraus geht hervor, dass die USA ein Vielfaches dessen, was sie später mit dem Marshall-Plan reinvestiert haben, vorher gestohlen bzw. „konfisziert“ hatten.
Erstens ging es uns dadurch ziemlich gut, zweitens war das
Monopol wohl nicht so ausgeprägt, da viele deutsche Waren nach
Amerika gingen. Der VW Käfer ist da nur eines von vielen
Beispielen.
Dass es uns recht gut ging, daran besteht ja gar kein Zweifel. Und bei dem Monopol bezog ich mich auf den europäischen Markt, nicht auf den amerikanischen! Und selbst wenn: in der Lage, Autos zu produzieren, waren wir zu Zeiten des Marshall-Plans ganz bestimmt nicht!