Hallo Lutz,
nur ein paar Anmerkungen, weil ich gerade das Buch „Die
verbotene Wahrheit“, Untertitel: „Die Verstrickungen der USA
mit Osama bin Laden“ (Brisard/Dasquié, Pendo-Verlag, 2002) zu
lesen begonnen habe.
Amis wollten ja die 12 Millionen Tonnen Rohöl in Afghanistan -
ich vergaß!!! Dafür hat man 3.000 Menschen einfach so gekillt
und etwa 100 Milliarden an materiellen Schäden verursacht.
Sagte ich nicht, dass ich auch diese Motivation fuer
bestenfalls marginal halte?
Vorweg möchte ich vermuten, dass es nicht um Afghanistan
allein geht, denn Bush und Rumsfeld sagten ja, dass der so
genannte ‚Kampf gegen den Terrorismus‘ lange dauern könne.
Damit hat man sich selbst quasi einen Freibrief ausgestellt,
dann zuzuschlagen, wenn es notwendig erscheint.
Hi Marco,
sicher wird diese Motivation eine Rolle gespielt haben, da die gesamte Bush-Regierung mit dem Oel-Geschaeft zusammenhaengt. Weiteres auf http://www.tenc.net , geht auch etwas ueber das Buch hinaus, zumindest nach den Inhaltsangaben, die ich gelesen habe.
Aber wie hier schon mehrfach angesprochen wurde, und teilweise auch sachlicher als die andere Antwort, reicht diese Motivation nicht aus, um einen Krieg anzufangen, der nach ihren eigenen Theoretikern (Brzezinsky/Huntington) zu einem Weltkrieg werden koennte.
Aus den arabischen Quellen, insbesondere Irak, kommt noch genug hoechstwertiges Oel. Selbst wenn man die Pipeline baut und eine eigene Schlaegertruppe zum Schutz installiert, duerfte das Oel immer noch teurer sein. Ich halte es fuer moeglich, dass solche betriebswirtschaftlichen Ueberlegungen letztlich zum Ende der Verhandlungen mit den Taleban fuehrten. Bzw. zum immer weiteren Herunterhandeln der Durchleitungsgebuehren, was zum gleichen Ergebnis fuehrt.
Nun zu diesem Buch; ich versuche die bis jetzt gelesenen
Zeilen kurz zusammenzufassen: Afghanistan ist aufgrund seiner
Lage "der Schlüssel zur Vorherrschaft in Zentralasien und hat
bei Russen, Amerikanern und Saudis Begehrlichkeiten geweckt.
Es ist vor allem ein Herd der Instabilitaet, woran ja der CIA nicht ganz unschuldig ist. Und wenn man sich an die Diskussionen zu den Buddha-Sprengungen erinnert, dann zeigte Afghanistan damals schon die Grenzen der VWL-Utopien zur Marktwirtschaft an.
In Washington gilt es als bevorzugtes Durchgangsgebiet für
Erdöl und Gas aus Zentralasien." Das nördlich davon gelegene
Nachbarland Kasachstan "hat heute gesicherte Erdölreserven von
15 Milliarden Barrel, die geschätzten belaufen sich auf 65
Milliarden.
Fuer die aber erstmal die Foerderanlagen aufwendig saniert oder neugebaut werden muessten. Nach heutigem Stand der Technik erfordert das jede Menge Infrastruktur, einen Staat, der seine Stabilitaet irgendwie auf eine stabile Wirtschaft gruenden kann,… Wenn es zu dieser Gretchenfrage kommt, dann duerften alle Oeltraeume zerplatzen.
Der Konzern Chevron hat sich durch sein Konsortium
Tengizchevroil den Hauptanteil an diesem Markt gesichert."
Eben. Sie haben ihre Position schon sicher. Ob nun teure US-Soldaten oder etwas billigere lokale Milizen diese Optionen offenhalten. Dazu muss die Weltwirtschaft nicht neu geordnet werden.
Condoleeza Rice, frühere und heutige Beraterin der Präsidenten
Bush, war „von 1991 bis 2000 auch Vorstandsmitglied der
Chevron-Gruppe, in dem sie vor allem für die Standorte
Kasachstan und Pakistan verantwortlich war.“
Ist diese Frau bzw. ihr Beraterstab ueberhaupt zurechnungsfaehig? Ueber Kolumbien kamen ja auch etwas nebuloese Aeusserungen.
Am 5. Februar 2001 erklärten die Taliban über ihren
Aussenminister Mutawakkil in der britischen Tageszeitung „The
Times“, sie wären (zum ersten Mal in ihrer kurzen Geschichte)
zu Verhandlungen über ihre internationale Anerkennung bereit,
um an finanzielle Hilfen des IWF zu gelangen.
Also „Willkommen zurueck in der Moderne“. Was auch einen anderen Kriegsgrund, die Durchsetzung von „Demokratie und Menschenrechten“ zumindest fragwuerdig macht.
„Im Gegenzug
signalisierte Mutawakkil (…) Kompromissbereitschaft (…),
an erster Stelle hinsichtlich der Auslieferung eines gewissen
Osama bin Laden.“
Die wurde immer weiter signalisiert, falls handfeste Beweise vorgezeigt werden koennen. Hat jemals jemand solche gesehen?
Bis hierher. Diese Dinge seien nur einmal lose genannt, weil
vielleicht das Öl doch nicht eine so unbedeutende Rolle
spielt.
Wie gesagt, zur nachtraeglichen Rationalisierung des eigenen Verhaltens der Bush-Regierung bestimmt. Daraus leiten sich dann auch taktische Ueberlegungen ab. Aber steckt wirklich eine Strategie dahinter?
Bei Telepolis (http://www.heise.de/tp/) las ich auch davon,
dass es vor dem 11. September Verhandlungen mit den Taliban
gegeben hätte. Ein wenig fühle ich mich an die amerikanische
Verhaltensweise am 25. Juli 1990 erinnert, als die
US-Botschafterin im Irak, April Glaspie, gegenüber Sadaam
Hussein meinte: "„Wir haben zu innerarabischen Differenzen wie
auch zu Ihren Auseinandersetzungen mit Kuweit nicht viel zu
sagen. Wir alle sind davon überzeugt, dass sie das Problem
bald lösen werden.“
Was auch durchaus stimmen koennte. Schliesslich waren (angeblich) Bush sr. und Hussein Geschaeftspartner, (angeblich) auch bei Schutzgelderpressung (gegenueber kleinen Oelscheichtuemern) und Geldwaesche.
Nur waren die Kuweitis clever genug, eine PR-Agentur mit einer entsprechenden Kampagne in den USA zu betrauen, so dass Bush sr. dann doch das Hemd naeher war als der Rock.
Ciao Lutz