Welche Philosophische Richtung vertritt die kath.K

Hallo liebes Forum,

ich habe mich in der letzten Zeit ein wenig dem Pragmatismus nach Hans Joas beschäftigt, der ja selbst Katholik ist und diese Philosophie mit seinem Glauben vereinbart obwohl die Kirche den Pragmatismus „verurteilt“ hat (ich hoffe, dass das das richtige Wort ist).

Nun frage ich mich aber, welche Philosophie die Kirche dem Pragmatismus entgegensetzt. Was ist denn die Hauptströmung der Philosophie der Kirche? Neuplatonismus? In jedem Fall irgenwas, was mit Metaphysik zu tun hat, oder?

Schon komisch… Eigentlich dachte ich, dass ich mich relativ gut mit der Kirche auskenne, aber bei so einer simplen Frage, wie, was eigentlich die positive Definition der Kirchenphilosophie ist, fängts schon an schwierig zu werden…

Ich weiß schon, dass es verschiedene Strömungen in der Kirchengeschichte gibt, aber gibt es dafür trotzdem einen Oberbegriff?

LG

Holowachuk

Hallo,

Was ist denn die Hauptströmung der
Philosophie der Kirche?

ob man das so fragen kann sei einmal dahingestellt.
Die katholische Kirche hat hat eine feste und
dogmatische Lehre.
Der offizielle Hauptphilosoph ist nach wie
vor Thomas von Aquin, so wird deine Frage
präziser beantwortbar, du kannst nun
entsprechend suchen.

Gruß
Paula

Christliche Philosophie
Hallo,

um es kurz zusammenzufassen: Es gibt keine „Philosophie der kath. Kirche“. Es gibt Philosophen beliebiger fachlicher Spezialisierungen, und solche, die bestimmte Schulrichtungen verteten, und die sich zugleich auch zum Christentum generell bekennen oder sich sogar einem speziellen christlichen Bekenntnis zuordnen. Das hat aber nichts mit einer gerade diesem Bekenntnis zugeordeten philosophischen Richtung zu tun.

Ich nehme an, du bist mit den Grundkonzeptionen des Pragmatismus vertraut. Dann wirst du sicher auch sehen, daß er mit einer Offenbarungsreligion kaum kompatibel ist.

Etwas ganz anderes aber ist die Frage nach „Christlicher Philosophie“. „Die kath. Kirche“, womit du nicht die Theologie, sondern den Vatikan meinst, hat überhaupt keine philosophische Kompetenz. „Christliche Philosophie“ aber ist ein philosophiehistorischer Fachbegriff: Die abendländische Philosophie, vom Anfang ca. 3.Jhdt bis zum Beginn der neuzeitlichen Philosophie (Bruno, Descartes, Leibniz, Spinoza), war überhaupt weitgehend christliche Philosophie.

Mit den Wurzeln in Alexandria als Schmelzofen griechischer und jüdischer Denktraditionen, ferner später mit Stoa, Epikureismus, neuplatonischer Akademie (Proklos, Plotin) eng verknotet, später beeinflußt von und in Wechselwirkung mit arabischer Philosophie (mit u.a. Toledo als Zentrum) haben wir die Reihe der Eckpfeiler, von denen nur einige wenige benannt seien:

Origenes, Augustinus, Pseudo-Dionysios Areopagita, Basilius v. Caesarea, Gregor v. Nazianz, Johannes Philoponos, Johannes Scotus Eriugena, dann dicht auf dicht die sog. Schulphilosophie (Scholastik: Paris, Padua, Straßburg, Köln): Abaelard, Anselm v. Canterbury, Albertus Magnus, Duns Scotus, Thomas v. Aquin, bis Nikolaus Cusanus - und viele andere Philosophen, die zugleich Theologen waren, die in der Auseinandersetzung über theologische Grundfragen und durch die Auseinandersetzung mit den oben genannten nicht-christlichen Philosophien (später kam durch die Araber eine umfangreiche Aristoteles-Rezeption hinzu) das Fundament europäischer christlicher Philosophie bildeten.

Das änderte sich dann mit Beginn der Neuzeit - vorbereitet durch o.g. Philoponos, Eriugena, Cusanus - und der beginnenden Mathematisierung der Naturwissenschaften, als Philosophiegeschichte und Theologiegeschichte getrennte Wege gingen.

Wenn dich interessiert, was man derweil später (Hegel, Schelling Kierkegaard) und auch heute unter christlicher Philosophie versteht (es gibt auch eine Neu-Scholastik und einen Neu-Thomismus), dann sei besonders empfohlen:
Emerich Coreth: Beiträge zur Christlichen Philosophie ISBN 370222257X Buch anschauen

Und btw.: Metaphysik ist keine phil. Schulrichtung, sondern ein phil. Teilgebiet.

Gruß
Metapher

Hallo,

Nun frage ich mich aber, welche Philosophie die Kirche dem
Pragmatismus entgegensetzt.

die Frage der philosophischen Zuordnungen der kath. „Lehrrichtung“ bzw,
der christlichen Auffassung zu einer speziellen Denkweise hat Dir Metapher ja
schon gut erläutert.
Ergänzen (oder berichtigen ! ) möchte ich hier Folgendes:
Die christliche Botschaft wird zwar teils einer Offenbarung zugeordnet, was nach Leseart von Metapher Pragmatismus ausschließen könnte.
Die Botschaft Jesu ist aber wie kaum eine andere am pragmatischem Denken und
vor allem Handeln orientiert.(auch wenn das „Handeln“ in der reformatorischen
Lehre ignoriert bzw. als nicht „heilsnotwendig“ dargestellt wird)
Wenn dieser Satz (aus WIKI kopiert)
Nach den Ansichten der Pragmatiker beziehen sich alle Urteile, Anschauungen, Vorstellungen, Begriffe u. a. auf jeweils handelnde Menschen.
seine Gültigkeit hat, dann ist gerade jede pragmatisch orientierte
Philosophie der christlichen Botschaft ( nach Jesus , nicht nach Luther oder
sonstiger „Denker“) sehr nahe.
Gruß VIKTOR

Hallo,

um es kurz zusammenzufassen:

*fg*

womit der Fragesteller die nächsten Jahre
beschäftigt wäre! :wink:

Gruß
Paula

1 Like

Pragmatismus vs. Heilswahrheit
Hi Viktor.

Die christliche Botschaft wird zwar teils einer Offenbarung
zugeordnet, was nach Leseart von Metapher Pragmatismus
ausschließen könnte.
Die Botschaft Jesu ist aber wie kaum eine andere am
pragmatischem Denken und
vor allem Handeln orientiert.(

Pragmatismus (im philosophischen Sinn) und Christentum schließen sich aus, sie sind sogar denkbar größte Gegensätze. Pragmatisches Denken orientiert sich am Erfolg bzw. den Konsequenzen eines Handelns, christliches Denken orientiert sich an den durch die „Botschaft“ der Christusfigur vermittelten „Heilswahrheiten“.

Pragmatische Wahrheit ist also eine relative, christliche Wahrheit eine absolute. Pragmatische Wahrheit ist wandelbar, christliche Wahrheit ein erratischer Block.

Chan

1 Like

Ich hoffe, ich kann Dir damit weiterhelfen:
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Scholastik
Grüße

Hellenisierung des Christentums
Hi.

Nun frage ich mich aber, welche Philosophie die Kirche dem
Pragmatismus entgegensetzt. Was ist denn die Hauptströmung der
Philosophie der Kirche? Neuplatonismus? In jedem Fall
irgenwas, was mit Metaphysik zu tun hat, oder?

Die (katholische) Kirche hat keine Philosophie, sondern eine Theologie. Diese Theologie enthält allerdings Philosophie in einem Ausmaß, das seit dem 19. Jahrhundert, ausgehend von Adolf von Harnacks These von der „Hellenisierung des Christentums“, z.T. stark kritisiert wird. Die These besagt, dass die genuin christliche Lehre durch die Synthese mit Kategorien und Denkformen der griechischen Philosophie verfälscht wurde. Der Syntheseprozess begann auf ganzer Breite durch die theologischen Konzepte des ersten Apologeten Justin Mitte des 2. Jh.

Joseph Ratzinger war immer ein entschiedener Gegner dieser These gewesen, man kann sogar sagen, dass sein Lebenswerk in hohem Maße ihrer Widerlegung diente.

Die hellenistische Modifizierung des Christentums durch Justin hatte mehrere Quellen: die Lehre des jüdischen Philosophen Philon, die Stoa und den Mittelplatonimus.

Warum die Modifzierung geschah und wohl auch als nötig angesehen wurde, liegt an der Fremdartigkeit des geschichtlich agierenden jüdisch-christlichen Gottes (Linearität) und dem ´vertikal´ ausgerichteten zeitlosen Transzendenzdenken der hellenistischen Kultur. Dieser war das jüdisch-christliche Konzept nur um den Preis der Synthese vermittelbar.

Die Christusfigur wurde von Justin mit dem Logos identifiziert, welcher

  • in der Stoa als weltdurchdringendes kosmisches Gesetz auftritt und die weltlichen Prozesse steuert
  • im Mittelplatonismus als Vermittler des absolut Transzendenten mit der Welt agiert
  • und bei Philon zwischen dem (jüdischen) Gott und der Welt vermittelt, in dieser Rolle auch „Gottes Erstgeborener“ genannt.

Justin erklärte Jesus zum „fleischgewordenen“ Logos und präexistenten Sohn Gottes. Das hat in der Folge die katholische Theologie fundamental geprägt. Ohne diesen philosophischen Kunstgriff wäre das Christentum wahrscheinlich nicht durchsetzungsfähig gewesen.

Chan

Kleine Korrektur
Korrektur. Es soll heißen:

"liegt an der Fremdartigkeit des geschichtlich agierenden jüdisch-christlichen Gottes… für das ´vertikal´ ausgerichtete Transzendenzdenken…

1 Like

Hallo Paula,

womit der Fragesteller die nächsten Jahre beschäftigt wäre! :wink:

touché *gg*

Das war auch die Message, die ich rüberbeamen wollte: Auf manche unschuldige Frage nach einer vermeintlichen Hütte kommt eine Großstadt als Antwort …

Schönen Gruß an die Kundige
Metapher

1 Like

Hallo Ch’an,

Die christliche Botschaft wird zwar teils einer Offenbarung
zugeordnet, was nach Leseart von Metapher Pragmatismus
ausschließen könnte.
Die Botschaft Jesu ist aber wie kaum eine andere am
pragmatischem Denken und
vor allem Handeln orientiert.(

Pragmatismus (im philosophischen Sinn) und Christentum
schließen sich aus, sie sind sogar denkbar größte Gegensätze.
Pragmatisches Denken orientiert sich am Erfolg bzw. den
Konsequenzen eines Handelns, christliches Denken orientiert
sich an den durch die „Botschaft“ der Christusfigur
vermittelten „Heilswahrheiten“.

leider hast Du von der christlichen Botschaft (nach Jesus) keine
Ahnung.

Pragmatische Wahrheit ist also eine relative, christliche
Wahrheit eine absolute.

Ich weiß nicht, wie und wann Du etwas als relativ oder absolut zuordnest.
Die Heilsverheißung der Botschaft bezieht sich auf das gerechte Handeln
des Menschen und dies ist immer nur an der Situation meßbar.
Dies ergibt sich nicht nur aus der Logik sondern auch aus Aussagen
(Worte, Gleichnisse, „Erzählungen“ usw.) der Botschaft.
Möglicherweise hast Du Dir die reformatorische Heilslehre"reingezogen" oder
irgendwelche Lehrauffassungen von Kirchen, „Kirchenlehrern“ Theologen usw.,
also von Schriftgelehrten, mit denen Jesus ständig im „Klinch“ war, eben
weil er deren starre Haltung zur Auslegung des „Gesetzes“ bekämpfte.
Die „absolute“ Wahrheit läßt der Liebe und dem Erbarmen( DIE Botschaft)
oft keinen Raum.
Doch davon verstehst Du nix.„Erfolg“ und „Konsequenzen“ werden aus einer
anderen Sicht definiert als dies im profanen Bereich meist geschieht.
Gruß VIKTOR

2 Like

Hi Viktor.

leider hast Du von der christlichen Botschaft (nach Jesus)keine Ahnung.

Wer hat die schon? Ich würde sagen: Keiner. Die Frage der historischen Existenz von Jesus mal beiseite gelassen: Eine original christliche Botschaft ist nicht mehr rekonstruierbar. Die Evangelientexte sind ein Sammelsurium z.T. sehr widersprüchlicher Aussagen. Keines der Jesus-Worte kann den Anspruch auf Authentizität erheben. Es ist nicht mal geklärt, wann die Evangelien überhaupt verfasst wurden. Es könnte sehr wohl auch hundert Jahre nach der angeblichen Kreuzigung geschehen sein. Wie kannst du da den Anspruch erheben, aus diesen Texten eine authentisch christliche Botschaft herauszulesen?

Die „absolute“ Wahrheit läßt der Liebe und dem Erbarmen( DIE Botschaft)oft keinen Raum.

Allerdings, das zeigt die Kirchengeschichte zur Genüge. Zu den Aussagen des Christentums, die Anspruch auf Absolutheit erheben, zählen z.B.:

  • es gibt einen Gott, der die Welt erschaffen hat

  • es gibt ein Weltgericht am Ende der Zeiten

  • Gott hat seinen präexistenten Sohn Christus zu den Menschen gesandt.

Dieser Sohn ist

  • jungfräulich empfangen worden

  • wahrer Gott und wahrer Mensch

Aus der Sicht des philosophischen Pragmatismus sind das absolute Aussagen, die zum pragmatistischen Wahrheitsbegriff in einem unüberbrückbaren Widerspruch stehen.

Besagter Sohn äußert im Joh-Ev:

Ich bin das Licht der Welt; ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Mal abgesehen davon, dass diese Worte auch nach Theologenansicht nicht authentisch sind und dass ihr Duktus ganz evident von den damals sehr bekannten Isis-Selbstaussagen) abgekupfert ist:

Ich, Isis, bin die Königin aller Lande…
Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird…
Ich bin es, die den Menschen Frucht erfunden hat…

… abgesehen davon also wird hier die Wahrheit mit dem Aussagenden (Christus) identifiziert.

Aus Sicht des philosophischen Pragmatismus ist das ein absolutes No-Go. Pragmatismus bedeutet wahrheitstheoretisch, dass es keine ewige und universelle Wahrheit gibt und dass kein Mensch den Anspruch erheben kann, sie zu besitzen oder gar mit ihr identisch zu sein.

Und wer textet wie folgt (Mk 9,42):

Denn wer in einem Menschen den Glauben, wie ihn ein Kind hat, zerstört, für den wäre es noch das Beste, mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen zu werden.

…bekäme von der Pragmatisten-Gilde sofort die Rote Karte.

Also, es sieht eher so aus, als würdest du was nicht verstehen, und zwar den Pragmatismus. Dein Verständnis der christlichen Botschaft in Ehren, aber sie stützt sich auf Quellentexte (Evangelien), die in puncto Authentizität höchst fragwürdig sind.

Chan

1 Like

"liegt an der Fremdartigkeit des geschichtlich agierenden
jüdisch-christlichen Gottes… für das ´vertikal´
ausgerichtete Transzendenzdenken…

So kann man es einerseits sehen. Andererseits ist es aber auch eine versteh-bare Motivation, um den arabischen Gott dem europäischen Denken darüber zu stellen, denn was haben die Juden vor über 2500 Jahren denn an autonomer Philosophie hervorgebracht? Meines Wissens nichts! Demnach war es für die Vertreter der arabischen Gottesvorstellung klar, sich die griechische Philosophie ihren Identitätsbedürfnissen dienstbar zu machen, zur Unterstützung des ORIENTALISCHEN Gottes. Man beachte die Versuche Richard Wagners, die GERMANISCHEN Göttergestalten dagegen zu stellen, anfangs noch mit begeisterter Zustimmung von Friedrich Nietzsche.

Noch immer leidet nach meiner Sicht die Philosophie und Wissenschaft unter dem oben dargestellten Diktum, dass die Theologie das hellenistische Denken (insbesondere mit Hilfe der Schulphilosophie!) vereinnahmt hat. Philosophie und Wissenschaft kämpfen nach wie vor um Autonomie.

CJW

1 Like

Justin, Platon, Ebioniten
Hi Claus.

"liegt an der Fremdartigkeit des geschichtlich agierenden jüdisch-christlichen Gottes… für das ´vertikal´ ausgerichtete Transzendenzdenken…
So kann man es einerseits sehen.

Es wird von vielen Religionswissenschaftlern so gesehen, nicht nur von „man“. Ob und in welchem Maße ein hypothetisches Urchristentum bereits hellenistische Merkmale hatte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die in den Evangelien vorhandenen rudimentären Hellenismen können sehr wohl das Resultat einer nachträglich erfolgten Hellenisierung sein, sind per se jedenfalls kein Beleg für ein schon genuin hellenistisch angehauchtes Denken der „Urgemeinde“, wie es die Gegner der Harnack-These, z.B. Ratzinger, behaupten. Natürlich gab es schon im vorchristlichen Judentum hellenisierende Ansätze, allen voran der Jude Philon mit seiner Logoslehre, die Justin stark beeinflusste - aber von da bis zu Justins Verklärung des Jesus zum fleischgewordenen Logos ist´s ein Quantensprung. Diese Christus=Logos-Lehre war der entscheidende Anstoß zur Herausbildung einer Christologie, die von der Selbsteinschätzung eines jüdischen Messiasprätendenten (dessen Existenz mal vorausgesetzt) mit Sicherheit um Lichtjahre entfernt war.

Andererseits ist es aber auch eine versteh-bare Motivation, um den arabischen Gott dem europäischen Denken darüber zu stellen, denn was haben die Juden vor über 2500 Jahren denn an autonomer Philosophie hervorgebracht?

Verzeihung: Es war ein hebräischer Gott, kein arabischer. Hebräer und Araber sind Untergruppen der Semiten. Eine Philosophie haben die jahwistischen Juden natürlich nicht hervorgebracht. Der Platonismus hat übrigens nicht auschließlich okzidentale Wurzeln. Dass Platon sehr stark duch ägyptische Theologie, Mythologie und Mysterienkulte beeinflusst wurde, steht fest. Es ist auch wahrscheinlich, dass er Ägypten bereist hat, von ägyptischen Priestern eine Ausbildung erfuhr und an ägyptischen Mysterienveranstaltungen teilnahm.

Demnach war es für die Vertreter der arabischen Gottesvorstellung klar, sich die griechische Philosophie ihren Identitätsbedürfnissen dienstbar zu machen, zur Unterstützung des ORIENTALISCHEN Gottes.

Mit orientalischen Göttern hatten die Griechen normalerweise keine Probleme. Der babylonische Marduk z.B. war das Vorbild für Zeus und die syrische Astarte das Modell für Aphrodite. Der jüdisch-christliche Gott aber hat ein ganz eigenes Gepräge, er ist nämlich ein Gott, der in eine zielgerichtete Weltgeschichte eingreift. Das aber widersprach dem hellenistischen Denken, das von einer absoluten Transzendenz des Göttlichen und einem zyklischen Zeitbegriff ausging. Die christliche Hellenisierung führte also zu einer Erhöhung des jüdisch-christlich-personalen Gottes in jene Transzendenz und identifizierte den Logos, der für das platonische Denken die Transzendenz mit der Welt verbindet, mit Jesus.

Diese Vergottung des Jesus hat, nach Meinung der inner- und außerkirchlichen Hellensierungskritiker, das ursprünglich stark jüdisch geprägte Christentum von seinen Wurzeln entfernt und zu den Absurditäten des Trinitätsdogmas geführt. Das „Urchristentum“ aber, das in Gestalt der Ebioniten fortlebte (welche Jesus als gottinspirierten Menschen verehrten und nicht als Gott) wurde vom hellenisierenden Mainstream, den `Heidenchristen´, zu Ketzern erklärt - eine seltsame Verkehrung des Sachverhalts, dass die Ebioniten dem „Urchristentum“ viel näher standen als die Heidenchristen.

Chan

1 Like

Hallo Ch’an,

leider hast Du von der christlichen Botschaft (nach Jesus)keine Ahnung.

Wer hat die schon? Ich würde sagen: Keiner.

solche Aussagen machen eben jene, welchen der Durchblick fehlt (oder
welche sich weigern etwas was offen da liegt zu akzeptieren - aus
verständlichen Gründen - also Ignoranten!).Du kannst Deine Unfähigkeit
nicht beschönigen in dem Du anderen diese auch zuweist.

Eine original christliche Botschaft ist nicht mehr rekonstruierbar.

Was verstehst Du unter „original“ ?
Das worauf es ankommst zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze
Botschaft.Dies kann auch damit

Die Evangelientexte sind ein Sammelsurium z.T. sehr

nicht wegdiskutiert werden.
Die Botschaft ist keine Dissertation. Sie ist in den vielen Texten,
Berichten, Aufzeichnungen der Evangelien enthalten - deutlich - woran auch
mehr oder weniger strittige Aussagen, Teile usw. nichts kippen können.

Die „absolute“ Wahrheit läßt der Liebe und dem Erbarmen( DIE Botschaft)oft keinen Raum.

Allerdings, das zeigt die Kirchengeschichte zur Genüge. Zu den
Aussagen des Christentums, die Anspruch auf Absolutheit
erheben,
usw.

Bla, bla.
Habe ich mich in meinen Beiträgen hier nicht deutlich auf die Botschaft
selbst bezogen ? Habe ich nicht deutlich die „Schriftgelehrten“, egal
wann und wo sie wirkten, bei dieser Frage außen vor gelassen ?
Was Du hier machst ist Verschleierung.
Wieder ein Beleg für Unfähigkeit etwas so aufzunehmen wie es dargelegt ist.
Kein Wunder,daß Du den Kern der Botschaft in den Evangelien nicht erkennst.
Und genau der ist sehr wohl pragmatisch.
Da kannst Du Dir noch so viele Zitate aus der Schrift herauspicken
und vom Zusammenhang befreien - Du wirst damit Deine Erkenntnis nicht
erweitern und argumentativ ist solches Vorgehen sowieso Nonsens.

Pragmatismus bedeutet wahrheitstheoretisch,
dass es keine ewige und universelle Wahrheit

Partiell erhebt der Pragmatismus sehr wohl Wahrheitsanspruch, egal welcher
Definition er zugeordnet wird.
„Ewig“ und „universell“ (was meinst Du überhaupt damit) sind Deine
Attribute dazu welche Du einbringen mußt um etwas anzugreifen was Du
nicht kapierst.

…bekäme von der Pragmatisten-Gilde sofort die Rote Karte.

Die hast Du Dir schon selbst verpasst.
Gruß VIKTOR

2 Like

Im Grundsatz wohl nicht unkompatibel
Hallo holowachuk,

da in den Augen der Kirche Philosophie immer relativ bleibt, wundert mich sehr, woher Du die angebliche „Verurteilung“ des Pragmatismus nimmst.

Die Kirche hat zwar im vergangenen Jahrhundert Strömungen verurteilt, die sich als philosophisch betrachten, weil sie in den Augen der Kirche im Revier von Religion grasen. Solche Strömungen sind namentlich in den Philosophien zu finden, welche unter den Sammelbegriff „Modernismus“ gehören. Insofern als der Pragmatismus sich damit arrangiert, wird wohl ein gewisses Spannungsverältnis zur Kirche bestehen; die Frage bleibt, ob dies für den Pragmatismus bzw. sein Selbstverständnis essentiell ist.

Insofern als rein philosophische Wahrheit gesucht wird, ist Wahrheit relativ. Das Problem (auch der Kirche) ist, dass Wahrheitssuche eine religiöse Komponente hat, und je stärker diese zutagetritt, desto mehr nähert sich meistens der Wahrheitsbegriff dem Absoluten.

Persönlich kann ich nicht erkennen, dass die Kirche den Pragmatismus in seinem Kerngedanken verurteilt hätte. Dieser besteht meiner Ansicht nach darin, Kausalitäten, Konsequenzen und Voraussehbarkeiten aufzulisten, und zwar hauptsächlich in Bereichen der Ethik. Das Problem ist zwar, dass der Pragmatismus nur diese zulässt und nicht mit weiteren Fragestellungen rechnet, ansonsten wird er verlassen. Dieses Problem ist aber lösbar, wenn sich der Pragmatismus eben zu erkennen gibt und in diesem Punkt als relativ bekennt bzw. seine Grenzen zur Religion hin offenlegt. Diejenigen, die ihn dann in Relation zu Gott setzen, können soweit ich weiss die christliche Ethik damit schon in Einklang bringen.

Gruss,
Mike

Hallo!

obwohl die
Kirche den Pragmatismus „verurteilt“ hat (ich hoffe, dass das
das richtige Wort ist).

Das ist weder das richtige Wort noch der richtige Gedanke :wink:

Nun frage ich mich aber, welche Philosophie die Kirche dem
Pragmatismus entgegensetzt. Was ist denn die Hauptströmung der
Philosophie der Kirche? Neuplatonismus? In jedem Fall
irgenwas, was mit Metaphysik zu tun hat, oder?

Lies doch einfach beispielsweise die Enzyklika „Veritatis splendor“, die mir noch aktuell genug erscheint.

http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyc…

Dann siehst du erstens, dass darin weder irgendein philosophischer Ansatz per se verurteilt wird, und du siehst zweitens, dass es dem damaligen Papst offenbar gar kein Anliegen ist, eine PHILOSOPHIE der Kath. Kirche umgrenzen zu wollen.

Es geht eher um Haltungen, Ansprüche und Thematiken der Philosophie, die der Papst dort kritisiert hat, nicht um die Kritik philosophischer Grundansätze als solcher.

Gruß
Tyll

Absolut unkompatibel
Hi Mike.

Insofern als rein philosophische Wahrheit gesucht wird, ist Wahrheit relativ.

Das gilt längst nicht für alle philosophischen Systeme. Bekannte Beispiele für Moderne und Gegenwart sind C.S. Peirce und Jürgen Habermas. Beide favorisieren eine Konsenstheorie der Wahrheit. Pragmatistische Wahrheit bezieht sich bekanntlich auf den Nutzen einer Handlung, d.h. als wahr gilt ein Wissen, wenn es Nutzen bringt. Habermas ist das zu wenig. Wahrheit muss von der Gemeinschaft im rationalen Diskurs ausgehandelt werden, und zwar repressionsfrei und argumentativ begründend. Das setzt natürlich einen Wahrheitsbegriff voraus, der nicht grundsätzlich relativistisch ist, da es ja keinen Sinn machen würde, über Wahrheitsbehauptungen zu verhandeln, wenn das Ergebnis ohnehin nur ein relatives wäre. Der Diskurs setzt also voraus, dass Wahrheits ansprüche erhoben werden.

Zurück zu Christentum vs. Pragmatismus: Mir ist es schleierhaft, wie manche da eine Verbindung sehen können. Ich argumentiere jetzt mal so: Pragmatistische Wahrheit ist eine des Nutzens. Was aber ist „Nutzen“? Was dem einen nützt, kann dem anderen schaden. Wo liegt da die Kompatibilität zu christlichen Heilswahrheiten? Christlicher Pragmatismus würde zudem voraussetzen, dass vernünftiges pragmatisches Handeln unbedingt die Erlösung im Sinne der christlichen Heilserwartung zur Folge hat. Wie das? Quer durch die Jahrtausende und Kontinente haben Menschen Erfüllung und (mutmaßlich) Erlösung gefunden durch eine Handeln (eine Praxis), das auf ganz anderen Fundamenten gründete als das Christentum. Ich nenne als Beispiel die religiösen Praktiken des Buddhismus, des Hinduismus und diverser antiker Mysterienreligionen.

Wenn also der Nutzen über die Wahrheit von Wissen entscheidet, wie kann (der philosophische) Pragmatismus ein christentumkompatibles Konzept sein? Die pragmatistische Wahrheitstheorie (wahr ist alles, was nützt) stellt den Absolutheitsanspruch des christlichen Wahrheitsbegriff ja gerade in Frage. Natürlich bestreitet das Christentum, dass es andere Wege zur Wahrheit gibt als den christlichen. Und genau damit kappt es jede Verbindung zum Pragmatismus.

Chan

1 Like

Streit um ein Eichhörnchen

Insofern als rein philosophische Wahrheit gesucht wird, ist Wahrheit relativ.

Das gilt längst nicht für alle philosophischen Systeme.

Vor allem nicht für die, die mit metaphysischem Absolutheitsanspruch auftreten.

Bekannte Beispiele für Moderne und Gegenwart sind C.S. Peirce
und Jürgen Habermas. Beide favorisieren eine Konsenstheorie
der Wahrheit. Pragmatistische Wahrheit bezieht sich
bekanntlich auf den Nutzen einer Handlung, d.h. als wahr gilt
ein Wissen, wenn es Nutzen bringt.

Wahrheit im Diskurs ausgehandelt ist eine am sozialistischen Ideal orientierte Vision, der die Frankfurter Schule und ihr heute prominentester Vertreter Jürgen Habermas anhängen, entgegen liberalen Mediensoziologien.

Wahrheit muss von der Gemeinschaft im rationalen Diskurs
ausgehandelt werden, und zwar repressionsfrei und argumentativ
begründend. Das setzt natürlich einen Wahrheitsbegriff voraus,
der nicht grundsätzlich relativistisch ist, da es ja keinen
Sinn machen würde, über Wahrheitsbehauptungen zu verhandeln,
wenn das Ergebnis ohnehin nur ein relatives wäre. Der Diskurs
setzt also voraus, dass Wahrheits ansprüche erhoben werden.

Die ABSOLUT sind im Relativismus und Pluralismus, für den jeweils Einzelnen. Hunger ist zum für jeden ABSOLUT, unabhängig der Kultur, von der er geprägt wird, ebenso ist es eine ABSOLUTE Wahrheit als Subjekt seiner realen Existenz sicher sein zu können, wobei die philosophische Tradition über Protagoras, Sokrates, Descartes, Kant, Fichte, Novalis, Scheler, Plessner, Gehlen, Frank, Tugendhat, Metzinger und viele andere verläuft und die philosophische Anthropologie in pluralistischen Gesellschaftstheorien auch in der Postmoderne ABSOLUT relativistisch sind.

Wenn also der Nutzen über die Wahrheit von Wissen entscheidet,
wie kann (der philosophische) Pragmatismus ein
christentumkompatibles Konzept sein?

Dazu der US-Philosoph und Psychologe William James, seines Zeichens Harvard-Prof.:

„Vor einigen Jahren war ich mit einer Gesellschaft in den Bergen. Wie ich nun einmal von einem einsamen Spaziergang zurückkomme, finde ich die ganze Gesellschaft in einem heftigen Streit begriffen. Der Gegenstand des Streits war ein Eichhörnchen. (…)Die PRAGMATISCHE Methode ist zunächst eine Methode, um philosophische Streitigkeiten zu schlichten, die sonst endlos wären. Ist die Welt eine Einheit oder Vielheit? Herrscht eine Schicksal oder gibt es freien Willen? Ist die Welt geistig oder materiell? Hier liegen Urteile über die Welt vor, die ebenso gut gelten als nicht gelten können, und die Streitigkeiten sind endlos. (…) Um also vollkommene Klarheit in unsere… Gedanken zu bringen, müssen wir nur erwägen, welche praktischen Wirkungen dieser Gegenstand in sich enthält, was… wir zu erwarten… haben. (…) Das ist die Position von PEIRCE, das Prinzip des Pragmatismus. Es blieb… unbemerkt, bis ich es in einem Vortrag… wieder aufnahm und auf die Religion anwandte.“ (Hervorhebungen im Original von William James, zitiert aus seinem Werk „Was will der Pragmatismus?“).

CJW

3 Like

Wahr ist, was w.e.m. nützt?
Den Rest siehe bei Claus.

2 Like