Christliche Philosophie
Hallo,
um es kurz zusammenzufassen: Es gibt keine „Philosophie der kath. Kirche“. Es gibt Philosophen beliebiger fachlicher Spezialisierungen, und solche, die bestimmte Schulrichtungen verteten, und die sich zugleich auch zum Christentum generell bekennen oder sich sogar einem speziellen christlichen Bekenntnis zuordnen. Das hat aber nichts mit einer gerade diesem Bekenntnis zugeordeten philosophischen Richtung zu tun.
Ich nehme an, du bist mit den Grundkonzeptionen des Pragmatismus vertraut. Dann wirst du sicher auch sehen, daß er mit einer Offenbarungsreligion kaum kompatibel ist.
Etwas ganz anderes aber ist die Frage nach „Christlicher Philosophie“. „Die kath. Kirche“, womit du nicht die Theologie, sondern den Vatikan meinst, hat überhaupt keine philosophische Kompetenz. „Christliche Philosophie“ aber ist ein philosophiehistorischer Fachbegriff: Die abendländische Philosophie, vom Anfang ca. 3.Jhdt bis zum Beginn der neuzeitlichen Philosophie (Bruno, Descartes, Leibniz, Spinoza), war überhaupt weitgehend christliche Philosophie.
Mit den Wurzeln in Alexandria als Schmelzofen griechischer und jüdischer Denktraditionen, ferner später mit Stoa, Epikureismus, neuplatonischer Akademie (Proklos, Plotin) eng verknotet, später beeinflußt von und in Wechselwirkung mit arabischer Philosophie (mit u.a. Toledo als Zentrum) haben wir die Reihe der Eckpfeiler, von denen nur einige wenige benannt seien:
Origenes, Augustinus, Pseudo-Dionysios Areopagita, Basilius v. Caesarea, Gregor v. Nazianz, Johannes Philoponos, Johannes Scotus Eriugena, dann dicht auf dicht die sog. Schulphilosophie (Scholastik: Paris, Padua, Straßburg, Köln): Abaelard, Anselm v. Canterbury, Albertus Magnus, Duns Scotus, Thomas v. Aquin, bis Nikolaus Cusanus - und viele andere Philosophen, die zugleich Theologen waren, die in der Auseinandersetzung über theologische Grundfragen und durch die Auseinandersetzung mit den oben genannten nicht-christlichen Philosophien (später kam durch die Araber eine umfangreiche Aristoteles-Rezeption hinzu) das Fundament europäischer christlicher Philosophie bildeten.
Das änderte sich dann mit Beginn der Neuzeit - vorbereitet durch o.g. Philoponos, Eriugena, Cusanus - und der beginnenden Mathematisierung der Naturwissenschaften, als Philosophiegeschichte und Theologiegeschichte getrennte Wege gingen.
Wenn dich interessiert, was man derweil später (Hegel, Schelling Kierkegaard) und auch heute unter christlicher Philosophie versteht (es gibt auch eine Neu-Scholastik und einen Neu-Thomismus), dann sei besonders empfohlen:
Emerich Coreth: Beiträge zur Christlichen Philosophie ISBN 370222257X Buch anschauen
Und btw.: Metaphysik ist keine phil. Schulrichtung, sondern ein phil. Teilgebiet.
Gruß
Metapher