Welche Religion passt zu mir?

Danke allen Antwortenden - einige Antworten haben konstruktives Denken ausgelöst, andere - die missionierenden - altes Unbehagen wiedererweckt.

Der Sachstand für mich, bisher: Entweder eine Religion (oder halt ein Glaube) haut einen unerklärt von den Füßen, dann hat man einen (oder er hat einen) oder man lässt es bleiben, betreibt das Denken als Herausforderung auf philosophischer Ebene und wird es dabei auch nicht schlechter haben, da religiös zu sein einen nicht zwingendermaßen weiter bringt. Von mutmaßlichen inneren Dialogen mit etwas Göttlichem, auf die die Philosophierende dann verzichten muss, mal abgesehen, aber derlei erscheint mir ohnehin eher ungesund.

Die Folgerung für mich, derzeit: widersprüchliche Gedankenansätze und unvereinbar scheinende Annahmen zwischen denen mein Geist pingpong spielt, aufzuschreiben und zu versuchen, daraus die „richtige“ Aussage zu extrahieren oder eine Synthese aus allem zu versuchen. Vielleicht die Liste der Gedankenansätze hier nochmal zur Diskussion zu stellen…mit Bitte um Hilfe und Stellungnahme.

zunächst herzlichen Dank!

dalga

das ist definitv falsch sofern damit ein Gott im Sinn
der monotheistischen Religionen gemeint ist. Ich hatte bereits
weiter unten auf den Unterschied zwischen den Begriffen ‚deva‘
und ‚isvara‘ hingewiesen. Ich schlage vor, dass Du Dich
zunächst einmal sachkundig machst, bevor Du solche
Fehlinformationen gibst.

Lieber Ralph,

ich bin selbst Buddhist, aber danke das Du mir meine Unzulaenglichkeit unter die Nase reibst :wink:

In der Tat hatte ich damit keinen „Schoepfer“ mit Rauschebart gemeint sondern eine „hoehere Macht“. Ich predige auch seit Ewigkeiten schon, dass jede Religion im Prinzip dasselbe verehrt und der einzige Unterschied im Drumherum besteht. Fuer die Buddhisten ist Gott eine Art goettliche Ordnung, fuer die Christen Papa mit Rauschebart und fuer die Amis George Bush sr., aber das ist ein anderes Thema!

Und Du wirst mir doch recht geben, dass wenn man aus dem Gott der Christen eine goettliche Ordnung macht auf einmal alles mehr Sinn ergibt oder? Kharma, juengstes Gericht, Himmelreich, Nirvana, es passt alles zusammen.

Im Uebrigen gibt es sehr wohl Formen des Buddhismus die einige Definitionen von Goettern haben, aber das solltest Du besser wissen als ich oder?

Gruss

Wenn ich dich so lese: Jemand wie Du braucht keine Religion.

Ist das jetzt ein Kompliment oder eine Herablassung?

Ein Kompliment

Hallo Patrick,

ich bin selbst Buddhist, aber danke das Du mir meine
Unzulaenglichkeit unter die Nase reibst :wink:

gern geschehen - ich hoffe, es ist Dir von Nutzen. Aus diesem Grund nehme ich mir auch die Zeit für eine ausführliche Antwort.

In der Tat hatte ich damit keinen „Schoepfer“ mit Rauschebart
gemeint sondern eine „hoehere Macht“.

Du hattest von ‚Gott‘ gesprochen - und das ist nach dem Verständnis der monotheistischen Weltreligionen ein persönlicher Gott. Wenn Du nun darunter ein Männlein mit Rauschebart verstehst, das auf Wolke 7 daherschwebt, dann ist das Dein naives Verständnis dieses Konzeptes - nicht meines und auch nicht das eines Juden, Christen oder Moslem, der den Kinderschuhen entwachsen ist. Als kurze Einführung in den Gebrauch dieses Begriffes (in christlicher Auffassung) vgl. z.B. http://www.evangeliumszentrum.at/archiv/Persoenliche… .

Was nun die unpersönliche „höhere Macht“ angeht, so halte ich persönlich es für Etikettenschwindel, wenn man sie partout mit ‚Gott‘ titulieren will. Oder, um Schopenhauers Bonmot über den Pantheismus aufzugreifen, für einen „höflichen Atheismus“. Wie auch immer - auch nach einer „höheren Macht“ wirst Du in Buddhas Lehre vergeblich suchen.

Ich empfehle Dir, Dich einmal gründlich mit samudaya, also der 2. der vier aryasatya (‚edlen Wahrheiten‘) auseinanderzusetzen. Bei der Untersuchung der Ursachen für duhkha (‚Leid, Ungenügen‘) wird das Sein synthetisch (= ‚wie entsteht Sein‘) mit dem Modell pratityasamutpada (‚wechselseitig bedingtes Entstehen‘) erläutert. Analytisch betrachtet (= ‚was ist Sein‘) haben wir die fünf upadanaskandha (‚Aggregatzustände des Ergreifens‘) und die Grundantriebe raga, dvesa und moha (‚Gier/Lust, Hass/Unlust und Verblendung‘) sowie die trilaksana (‚drei Seinsmerkmale‘) duhkha,anitya und anatman ('Leidhaftigkeit, Unbeständigkeit und Substanzlosigkeit).

Während pratiyasamutpada ein geschlossenes Modell darstellt, das ohne jegliche transzendente „höheren Mächte“ (seien sie nun persönlicher oder nicht-persönlicher Art) auskommt, so steht die anatman-Doktrin darüber hinaus sogar in deutlichem Gegensatz zu jeglichem Konzept von einer „höheren Macht“. Hier nun noch eine Einführung in die buddhistische dharma-Theorie zu geben, würde zu weit führen. Es sollte zunächst der Hinweis genügen, dass nach mahayanischer Auffassung alle dharmas (alles ‚Seiende‘) zusammengesetzt und bedingt sind; der Theravada kennt hingegen lediglich nirvana als einziges nicht-bedingtes und nicht-zusammengesetztes (asamskrta) dharma. Einige historische Hinayana-Schulen zählten noch mehr asamskrta dharma (z.B. den Raum) - keine jedoch etwas in der Art einer „höheren Macht“.

Insofern hat der Budhismus kein Problem damit, die Existenz von Göttern - devas - zu akzeptieren. Wenn sie existieren, existieren sie auf Grund von Bedingungen und sind vergänglich. Erlöschen die Bedingungen, endet auch ihre Existenz. Ein Gott oder eine ‚höhere Macht‘, die Bedingungen unterworfen ist - das macht nicht allzuviel her, nicht wahr?

Es ist insbesondere die anatman-Doktrin, die im Budhismus von zentraler Bedeutung ist, so dass sie seit jeher Kriterium dafür ist, ob die Lehre einer Schule als buddhistisch einzustufen ist oder als eine Lehre ‚Andersfährtiger‘. Mit dieser Lehre wird implizit der Existenz eines isvara (‚Gottes‘) widersprochen. Daneben ist das gelegentliche explizite Verwerfen der Existenz Gottes, wie in dem von mir angeführten Zitat, das auf das unlösbare Grunddilemma eines solchen Konzeptes verweist (nämlich die Theodizee), eher unbedeutend - wenn auch deutlicher.

Ich predige auch seit Ewigkeiten schon, dass jede Religion im
Prinzip dasselbe verehrt und der einzige Unterschied im Drumherum
besteht.

Buddhisten ‚verehren‘ die triratna und nehmen zu ihnen Zuflucht - zum (ganz und gar menschlichen) Buddha als Lehrer, zum Dharma als seiner Lehre (nicht mit dem kleingeschriebenen ‚dharma‘ verwechseln) und zum sangha als der Gemeinschaft derer, die den edlen achtfachen Pfad gehen. Und das soll dasselbe sein wie JHW, wie Allah oder wie die christliche Trinität aus Gottvater, Christus und heiligem Geist? Das kann ja wohl nicht Dein Ernst sein.

Fuer die Buddhisten ist Gott eine Art goettliche Ordnung,

Jetzt ist es auf einmal eine ‚göttliche Ordnung‘ und keine ‚höhere Macht‘ mehr? Vielleicht wäre es sinnvoll, Du würdest klarstellen, wovon genau Du redest. Man kann den Dharma, das von Buddha gelehrte ‚Gesetz‘, zwar im höheren Sinne als ‚Weltgesetz‘ begreifen, als eine ‚höhere Ordnung‘. Das Attribut ‚göttlich‘ jedoch wäre hier völlig fehl am Platz.

fuer die Christen Papa mit Rauschebart

s.o. - ich halte das für eine Diffamierung, die hier fehl am Platze ist.

Und Du wirst mir doch recht geben, dass wenn man aus dem Gott der
Christen eine goettliche Ordnung macht auf einmal alles mehr Sinn
ergibt oder? Kharma, juengstes Gericht, Himmelreich, Nirvana, es
passt alles zusammen.

Da passt im Gegenteil überhaupt nichts zusammen. Zunächst einmal ist karma ein sehr komplexes Thema, jedoch sollte klar sein, dass der buddhistische Karmabegriff sich deutlich vom hinduistischen unterscheidet. Das buddhistische karma ist unmittelbar auf den Willen, cetana bezogen (vgl. z.B. A.VI.63: „Den Willen, ihr Mönche, nenne ich kamma“). Auch hier findest Du beim Studium von pratityasamutpada näheren Aufschluss - karma ist der ‚Motor‘ dieses Konditionalnexus (Bedingungszusammenhangs). Durch die Beziehung von karma (willentliches Wirken) zu phala (‚Frucht‘) ist ‚Werden‘ als das Entstehen von Folgen gemäß spezifischer Ursachen und Bedingungen (hetu und pratyaya) definiert. Aus diesem Grund ist pratityasamutpada ein dynamisches Modell, kein statisches.

Mit dem aus dem alten Ägypten übernommenen Konzept der Seelenwägung hat das nicht das Geringste zu tun - schon, weil im Buddhismus das Konzept ‚Seele‘ verworfen wird. Wie übrigens generell jede Eschatologie - ist also nix mit ‚jüngstes Gericht‘.

‚Himmelreich‘ und nirvana - das ist noch schräger. Nirvana ist kein Jenseits, kein transzendenter ‚Ort‘, sondern es ist die Überwindung von Verblendung und damit das Versiegen oder Verlöschen (wörtl. ‚Verwehen‘) der o.g. duhkha verursachenden Grundantriebe. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass man hier von zwei - allerdings durchaus verschiedenen - Heilszielen sprechen kann.

Im Uebrigen gibt es sehr wohl Formen des Buddhismus die einige
Definitionen von Goettern haben, aber das solltest Du besser wissen
als ich oder?

Den Begriff deva habe ich in diesem Thread schon wiederholt erwähnt - und deutlich gemacht, dass dieser mit dem monotheistischen Gottesbegriff nicht vergleichbar ist. Und auch, dass diese devas im Buddhismus keinerlei soteriologische Funktion haben.

Abschließend noch eine Anmerkung. Es ist sicher sinnvoll, im Sinne interreligiösen Dialoges die verschiedenen Religionen auf Gemeinsamkeiten hin zu untersuchen - dies heisst aber auch, die Unterschiede nicht zu übersehen; insbesondere wenn es um Kernaussagen geht. Der Sinn eines solchen interreligiösen Dialoges ist mE der, andere Religionen mit deren eigenen Augen sehen und verstehen zu lernen. Es ist das genaue Gegenteil davon, die eine Religion jeweils aus der Perspektive der anderen zu sehen - dies kann nur zu Missverständnissen führen.

Man stelle sich vor, jemand würde sich einem indischen Forum als Christ vorstellen und erklären, Christen glaubten an eine göttliche Triade von einem Erlösergott Christus, einem Gottvater und einer Muttergöttin Maria. Das mag dem Publikum dann vielleicht einleuchten, weil es ihm vertraut erscheint, es mag sogar der religiösen Toleranz dienen - richtig wird es dadurch jedoch nicht.

Feundliche Grüße,
Ralf

3 Like

Lieber Ralf,

auf Dein letztes Posting werde ich Dir keine Antwort mehr geben und auch nicht weiter diskutieren. Das ist nicht boese gemeint und soll keine Geringschaetzung Deiner Person oder Meinung darstellen.

Ich stelle nur fest, dass unser beider Auffassungen von Religion, Glaube, wie auch immer zu stark voneinander abweichen. Ich glaube mit dem Herzen, Du mit dem Kopf, das passt nicht.

Ich bin kein Mensch der eine klare Definition braucht welchen Weg er nun beschreitet und wie er diesen nennt. Fuer mich gibt es meine eigene Einstellung und meinen eigenen Glauben und damit bin ich zufrieden. Ich muss diesen nicht speziell definieren und benennen muessen.

Mir sind Namen und Worte egal, der Sinn des Ganzen zaehlt. Das vermisse ich einfach in Deinen Aussagen.

Nix fuer ungut

Patrick

Lieber Patrick,

Ich stelle nur fest, dass unser beider Auffassungen von
Religion, Glaube, wie auch immer zu stark voneinander
abweichen. Ich glaube mit dem Herzen, Du mit dem Kopf, das
passt nicht.

das ist völlig in Ordnung so. Für jemanden, der Zuflucht genommen hat, ist Orthopraxie der entscheidende Punkt, nicht Orthodoxie. Rechtes Handeln, nicht rechte Theorie. In diesem Sinne wünsche ich Dir eine gute Praxis.

sarva mangalam,
Ralf

Hallo Branden

Glauben ist mehr als wissen, heisst erfahrenes Wissen, sagte
mal einer.

Und -lass mich- raten – das war bestimmt ein Theologe :wink:
Aud sowas kommen nur Theologen.
(Oder Otto Waalkes.)

Lach, gut möglich, meine der Theologe.
Lass es mich kurz erläutern. Ärzte wissen das Rauchen sehr schädlich ist, trotzdem rauchen sie signifikant viel. Wenn jedoch ein paar aus der familie wegen des rauchens sterben und der Arzt vieleicht noch so eine leiche observiert, dann glaubt er auch, das Rauchen sehr schädlich ist und dann wird er damit aufhören.
So gesehen ist glauben erfahrenes wissen und deshalb mehr als wissen

Anders gesagt, wenn Du Gott nicht erfährst, kannst Du zwar
religiös werden, aber nie mit Sicherheit mit dem Herzen an
etwas Glauben.

Ja - und ? Was soll sie denn nun damit anfangen? Wenn sie Gott
direktemang erfahren hätte, brauche sie sich natürlich nicht
zu fragen, welche Religion für sie in Frage käme. Das IST ja
gerade der sprinende Punkt.

Richtig

Jemand, der nicht auf solcherart
Erfahrunen recurrieren kann, ist ja fast schon gezwungen,
rational an die Sache heran zu gehen.

Das ist hingegen nicht zwingend. Man kann gleichzeitig aber auch entweder eine Gottesbegegnung anstreben (Gott im Gebet darum bitten) und/oder einen Glaubenschritt tun und so feststellen, dass es IHn gibt. So wie man ein essen versuchen muss, um sicher zu wissen wie es schmeckt, statt das essen nur zu analysieren.

Der christliche Glaube ist zB eine beziehung. Und eine
beziehung kann man nur eingehen, wenn man den anderen kennt.
Und den anderen kennen kann man nicht, indem man nur über ihn
liest, ohne ihn mal erlebt zu haben, worte ausgetauscht zu
haben etc.

Willst du damit andeuten, dass du lebhaft mit Gott
kommunizierst - aber nicht nur einseitig, sondern in dem Sinne
dass Gott dir unmissverständlich antwortet?

Manchmal kann ich IHN, wie viele andere Christen auch, vernehmen, leider (noch) viel zu wenig.

Klopfet an und Euch wird aufgetan, heisst es in der bibel.

Ja, aber die Frage ist doch oder war doch: WO, an WELCHE der
vielen Türen soll man anklopfen?
Wer als Buddhist aufgewachsen ist, soll der auch mal einfach
so an die christliche Pforte hämmern?

Ja. Wenn nichts dahinter ist, wird niemand öffnen. Wenn ER dahinter ist, wird er öffnen und man wird IHN erkennen.

Vorschlag: Bete doch mal zum Gott der bibel: Bekenne ihm Dein
Dilemma, bitte IHN um Offenbarung, dass ER sich Dir zu
erkennen gibt, damit Du an IHN glauben kannst, wenn es ihn
gibt.

Na, du kannst Vorschläge machen! Wenn das eine Vorauswahl
ist!

Ist keine Vorauswahl, so wie es keine Vorauswahl ist, wenn man ein neues Essen versucht.

Gruß,
Beat

Wenn du dich in die Irre führen lassen willst, ist das eigentlich egal (2.Kor.4,4; Offb.12,9).
„Gottes Wort“ dagegen verkündet die Wahrheit (Joh.17,17) und dass Sein Sohn für uns gestorben ist (Röm.6,23). Wenn wir das glauben, sind wir gerettet (Lk.8,48).