Du hast sicherlich Recht, was die Bemessung der Werte angeht.
Eines ist mir zwar noch nicht klar. Wenn man 3% von 5%
berechnet, ergibt das 60%. Jedoch denke ich, dass bei 3%
Neuverschuldung und 5% Wirtschaftswachstum die Rate der
Gesamtverschuldung sinken würde und insoweit die beiden Größen
Neuverschuldung und Gesamtverschuldung nicht unmttelbar
zusammenhängen. Aber das wirst du sicherlich aufklären können.
Die Annahme:
BIP: 1000
Verschuldung: 600 (=60% von 1000)
Neuverschuldung: 30 (3% von 1000)
Wirtschaftswachstum: 50 (=5% von 1000)
BIP neu: 1050
Verschuldung neu: 630
Gegenprobe: 630/1050=60%
Obgleich deine Andeutung, man habe die Maastricht-Kriterien
nach Lust und Laune festgelegt, vermutlich richtig ist, wollte
ich eher darauf hinaus, man habe sie nicht aus Lust und Laune
festgelegt. Das heißt, der Wert von 60% mag durchaus gegriffen
sein, es hatte jedoch schon seinen Sinn, dass man die
Gesamtverschuldung nach oben hin begrenzt hat.
Daß man die Verschuldung begrenzt, ist sicherlich vernünftig, nur ist schon die Wahl der Kennzahl Verschuldung/BIP völlig sinnfrei und entspricht der Kennzahl Verschuldung/Umsatz bei Unternehmen. Bei Unternehmen zieht man aber Cashflow- oder Ertragsgrößen heran, wenn man die Belastung eines Unternehmens mit Schulden ermitteln will - was auch sinnvoll ist, denn Schulden kann man nur mit dem bedienen, was man am Ende in der Tasche hat. Das BIP heranzuziehen unterstellt, daß der Staat in der Lage ist, das gesamte BIP zur Schuldenbedienung heranzuziehen, was einer Versteuerung jeglichen Einkommens der Wirtschaftssubjekte inkl. der Abschreibungen zu 100% entspricht, was völlig realitätsfern ist.
Man hätte insofern statt des BIP bspw. das Steueraufkommen oder meinetwegen 50% des BIP als maximales Steueraufkommen wählen müssen.
Hinzu kommt, daß das Projekt Gemeinschaftswährung zwar vordergründig ein vernünftiges ist, aber leider aufgrund des Umstandes, daß das eine gemeinsame Geldpolitik nach sich zieht, Probleme nach sich zieht. Es ist schon schwierig, für Deutschland eine einheitliche Geldpolitik zu machen, weil die wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen stark divergiert, was auch Auswirkung auf die jeweiligen Preisniveaus bzw. deren Entwicklung hat. Nun sind die daraus resultierenden Probleme in der Vergangenheit überschaubar geblieben, aber eine gemeinsame Geldpolitik für Kalabrien, Paris, München und Mecklenburg-Vorpommern…?
gesagt. Das macht die Argumentation gegenüber TET leicht,
andererseits darf man nicht unterschlagen, dass auch
Deutschland die Kriterien nicht einhält. Die
Gesamtverschuldung liegt bei deutlich über 80%, was in erster
Linie Konjunkturpaketen und Luxus wie der Abwrackprämie
geschuldet ist.
Wir sind schon seit Ende der 90er praktisch durchgängig drüber. Die Konjunkturpakete haben nur für einen Spurt von Mitte 60 auf über 80 gesorgt.
Nur mit dem Finger auf Griechenland oder
Italien zu zeigen, ist daher auch nicht angebracht.
Die Verschuldung dort hat seit „Anbeginn der Zeit“ eine ganz andere Qualität, aber vom Grundsatz her hat Deutschland nur das Glück, der beste aller schlechten Schuldner zu sein, d.h. die Kapitalmärkte haben letztlich keine andere Alternative als uns Geld zu leihen.