Du solltest mal über folgende Dinge nachdenken:
- Die ältere Generation hat dieses Land aufgebaut.
Wer in den letzten fünf Jahren mit 65 in Rente ging, wurde zwischen 1948 und 1953 geboren und trat zwischen 1964 (oder meinetwegen 1962, wenn Du 14 Jahre alte Berufsanfänger ins Spiel bringst) und 1978 ins Berufsleben ein. Die Aufbauphase unseres Landes hätte ich in einem anderen Zeitraum vermutet.
- Viele Personen der älteren Generation sind bereits mit dem
- bis 16. Lebensjahr in das Arbeitsleben eingetreten und
haben bis zu 51Jahre in die Sozialkassen eingezahlt. Diese
Personen haben meiner Meinung nach auch ein Anrecht auf eine
angemessene Rente.
Und? Bekommen sie keine?
- Die ältere Generation ist nicht für die augenblickliche
schlechte finanzielle Situation in diesem Land verantwortlich.
In den 60er und 70er Jahren wurden Schulden salonfähig. Insbesondere die SPD-geführten Regierungen sorgten für einen Schub bei der Verschuldung der öffentlichen Haushalte, gleichzeitig stiegen die Löhne exorbitant stark an. Ich kann mich nicht entsinnen, daß es seinerzeit größere Proteste gegen staatlichen Konsum (d.h. insbesondere Ausweitung des öffentlichen Dienstes, höhere Sozialausgaben und Subventionen; witzigerweise bei gleichzeitig rückläufigen staatlichen Investitionen) und höhere Löhne gegeben hätte. Tatsächlich war es die FDP, die der Sache damals ein (vorläufiges) Ende bereitet hat (Stichwort: Lambsdorff-Papier)
- Der dumme Spruch: „Du jammerst? Deine Generation hat doch
am meisten von den kreditfinanzierten Staatsausgaben
profitiert“ ist in meinen Augen eine Unverschämtheit.
Ach, und wieso das? Das ist eine Tatsache und keine Wertung. Welche Generation als die erste Nachkriegsgeneration sollte denn sonst von den Ausgabeprogrammen der 70er, 80er und 90er Jahre profitiert haben, ohne gleichzeitig die Lasten aus der immer weiter steigenden Verschuldung tragen zu müssen? Letzteres einerseits in Form von weiter steigenden Steuer- und Abgabenlasten und andererseits durch die zunehmende Handlungsunfähigkeit des Staates.
- Der subjektive Eindruck, dass die Kaufkraft der arbeitenden
Bevölkerung auf ca. die Hälfte gesunken ist, täuscht
keinesfalls, denn Du verschweigst hier, dass das
Nettoeinkommen der arbeitenden Bevölkerung u. der Rentner nach
der Euroeinführung hinter der Preisentwicklung zurück blieb.
Dies bedurfte keiner gesonderten Erwähnung, weil die Renten an die Entwicklung der Nettolöhne angepaßt sind. Im übrigen ist es ja nicht so, daß die Kaufkrafteinbußen einerseits nennenswert gewesen wären und dieser Phase zusätzlich jahrzehntelanges Siechtum vorangegangen wäre.
- Ich muss zugeben, dass es durch die Einführung des Euros
Gewinner gab u. gibt, zu diesen Gewinnern gehören Banken,
Großkonzerne und mittelständige Betriebe, die ihre Produktion
ins Ausland verlagert haben. Die arbeitende Bevölkerung sowie
die Rentner gehören eindeutig zu den Verlierern.
Ich kann weder die erste noch die letzte der Aussagen nachvollziehen. Wieso die Kreditinstitute vom Euro profitiert haben sollten, erschließt sich mir angesichts der weggefallenen Erträge aus dem Währungstausch und den angefallenen Aufwendungen für die Umstellung genauso wenig wie die Behauptung, die arbeitende Bevölkerung und Rentner wären die Verlierer gewesen. Abgesehen von der Gastronomie gab es im Zusammenhang mit der Einführung des Euro keinen relevanten Preisschub, wenn man so fair bleibt zu berücksichtigen, daß vor der Einführung viele Unternehmen versprochen haben, unmittelbar nach der Einführung keine Preiserhöhungen durchzuführen, so daß es nach dieser „Sperrfrist“ zu Aufholungen kam.
Man sollte in dem Zusammenhang daran denken, daß die Preise für Lebensmittel, Elektronik, Möbel und viele andere Produkte gerade in Deutschland aufgrund der Konkurrenzsituation sehr unter Druck sind. Da die Preise durch Angebot und Nachfrage zustandekommen und sich über den 31.12.2001/1.1.2002 nichts an Angebot und Nachfrage geändert hast, ist es schon sehr weltfremd davon auszugehen, daß ausgerechnet der Einzelhandel die Preise ausgerechnet zu einer Zeit, wo die Preise an sich schon sehr mißtrauisch beäugt wurden, flächendeckend angehoben hat.
Auch hier Wahrnehmungsprobleme im Vordergrund. Interessante Studie zu dem Thema:
http://www.romanherzoginstitut.de/uploads/tx_mspubli…
Ansonsten wird wohl Dein Geheimnis bleiben, wieso die Euro-Einführung die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland erleichtert haben soll.