Wer hat den Salonnazi in Österreich gewählt?

Hallo,

nachdem mein Beitrag zu Volksentscheiden meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hat (Zweifel an der Echtheit des Wutbriefes, Beschimpfung des Opfers, Rechtfertigungsversuche für den bekloppten Schreiber) fand ich in der SZ einen Beitrag des Soziologen Bernhard Heinzlmaier, der in Österreich die junge Klientel nationalistischer Politik untersucht.

Wer das gesamte Interview lesen möchte: http://www.jetzt.de/was-ist-rechts/warum-waehlen-junge-maenner-so-gerne-rechts

Es sind vor allem junge Männer, die Hofer gewählt haben. Aber: „Die These von den rechtsnationalen jungen Männern stimmt nur, wenn man die „bildungsfernen“ Schichten betrachtet. Aber dann trifft sie vollkommen zu. Ich glaube mit Sigmund Freud, dass der „Firnis der Zivilisation“ sehr dünn ist. Bei der bildungsfernen Hälfte, den Prekären, den schlecht Integrierten, beobachten wir die Rohheit des ungebildeten Mannes.“

Wie erreicht man diese Klientel? „Der ungebildete Mann sieht sich als Opfer der Verhältnisse, weil er nicht mehr machen darf, was er will: zu schnell Auto fahren, besoffen Auto fahren. Stattdessen muss er sich um den Haushalt kümmern. Das irritiert die verblödeten Männer. Deswegen folgen sie einer Partei, die sich systematisch als Opfer inszeniert, die sich auch jetzt, bei der Auszählung der Stimmen zur Bundespräsidentenwahl, schon wieder als betrogen darstellt.“

Die Opferrolle, hervorgerufen durch die neue Rolle der Frau, mündet in Selbstmitleid, das jedes Mitgefühl gegen andere abtötet: „Der Mann ist per se ein wenig selbstbewusstes Wesen. Seine Entmachtung im Zuge des Gender-Mainstreamings trifft ihn hart. Dass die selbstverständliche, unreflektierte Macht des Mannes mehr und mehr in Frage gestellt wird, kompensiert er durch Macht-Anhimmelung. Die Hofers und Straches sind unbeeindruckt von der Geschlechter-Demokratie, nennen sie abschätzig „grüne Gutmenschenpolitik“. Damit machen sie sich zu Heroen gegen den Mainstream. Und die ungebildeten jungen Männer folgen einer Macht, die besinnungslos gegen alles losschlägt, was Menschlichkeit heißt.“

Diese zornigen jungen Männer gibt es genau so im linken Spektrum oder auch unter radikalen Muslimen. Das ist ein weltweites Problem, das uns noch lange erhalten bleibt.

Zum Glück gibt es in diesem Forum nur besonnene junge Männer, die auf höchster intellektueller Ebene (oder sollte ich sagen „gottgleicher“ Ebene) diskutieren.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider

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Servus,

„bildungsfern“ trifft es eh ganz gut. Imho sind Hoferwähler ungebildet, rechtslastig oder beides.

Lg,
Penegrin

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Hab ich gemacht. Ich halte diese These für eine schon unzulässige Vereinfachung. Achja, die Genderideologie ist eine Irrlehre und je aggressiver sie den Leuten aufgezwungen werden soll, desto mehr Widerstand bildet sich. Klingt komisch, ist aber so.

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Klasse Analyse dass Wähler die einen Vertreter einer rechten Partei wählen eher rechtslastig sind. Wäre ich so nicht drauf gekommen. Was das „ungebildet“ betrifft gibt’s hier nähere Infos. Hier haben nur Wähler mit Abitur und Uni-Abschluss prozentual mehr den van der Bellen gewählt.

Wenn du alles was darunter ist pauschal als „ungebildet“ bezeichnest ist das deine Sache.

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Und als Gegengewicht zum Glück ältere Männer die eine sachlich-intellektuelle Diskussion mit dem Thema „Wer hat den Salonnazi gewählt?“ starten.

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Nun ja, mit einem Lehrabschluss ist man zwar ausgebildet, aber nicht gebildet.

:paw_prints:

Ich kenne genug Akademiker, die das Attribut ‚ungebildet‘ verdienen und genauso kenne ich genug Leute ohne Matura, die sehr gebildet sind. Interessant ist aber, dass du das offenbar nur an einem Stück Papier festmachst. Finde ich jetzt irgendwie bedenklich…

Hallo,

die üblichen Reflexe derjenigen, die jezt aus allen Wolken fallen, weil ihr Weltbild zu wanken beginnt (auch bei Dir, @Penegrin :wink: ). Bei Dir, HJS kommt eben noch das in vermeintlich gebildeten und pol. interessierten Kreisen der Linken bemühte Labeling als „Nazi“ hinzu. Das ist nicht nur historisch völlig falsch, sondern auch politologisch lächerlich. Von Intellekt zeugt es nicht, von ideologischem Kampfeswillen sehr wohl.

Das Geschwafle des Herrn Bernhard Heinzlmaier kann man in die Tonne treten.

(A) Ein Soziologe, insbesondere ein Jugendforscher, hat ein eingeengtes Wahrnehmungsfeld. Allerdings kriegt er es auf die Reihe von Rechtspopulisten zu sprechen. Wenn er aber behauptet, dass die jungen Wähler von Hofer sauer sind, weil sie nicht mehr besoffen Auto fahren dürfen, dann wird es richtiggehend infantil.

(B) Interessant ist ferner, dass der Artikel im neuen hippen Jugendbereich der SZ erscheint. Dort lässt man sich gern seine Meinung bestätigen. Es wird aber durchgehend darauf verzichtet über Empörungsmasturbation hinausgehend eine reflektierte Analyse zu betreiben oder die Leser mit so einer zu belästigen. Immerhin besser als die BRAVO.

© In einem anderen Artikel, der sich auf eine Studie (allerdings mit Befragten ab 16) des Interviewten stützt, hört sich alles schon etwas anders an. http://www.profil.at/oesterreich/analyse-junge-maenner-wahl-bundespraesident-6322799

Vor allem die politische Bildung wird bei Lehrlingen vernachlässigt wie bei keiner zweiten Gruppe von jungen Menschen in Österreich. Die Rechnung bekommt die etablierte Politik dafür bei jeder Wahl präsentiert. Die Lehrlinge, die sich von den etablierten Schichten nicht genügend anerkannt und wertgeschätzt fühlen, sind zur passiven Rebellion gegen das System angetreten. Der passive Aufstand manifestiert sich durch das Votum für rechtspopulistische Parteien und Kandidaten. Zudem zeigt sich, dass die Affinität für den Rechtspopulismus unter Lehrlingen nicht alleine auf politischer Überzeugung beruht, die aus einer differenzierten Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Sachverhalten zurückgeht, die der Grund für die Diskriminierung ihrer Interessen und Bedürfnisse sind. Ein großer Anteil der Lehrlinge wählt rechts, weil es ihnen an Aufklärung und Orientierung mangelt, kurz gesagt, weil sie verwirrt sind.

Lehrlinge wählen Protest, weil es ihnen an (ich interpretiere) der Fähigkeit zu linker Gesellschaftskritik mangelt.

C.1 Aber hallo, sie machen doch, was der Soziologe will: http://kurier.at/leben/der-unruhestifter/115.208.140
C.2 Allerdings hat er eh ein Problem mit dem Untersuchungsgegenstand: http://www.woman.at/a/bernhard-heinzlmaier-interview
C.3 Und hadert ebenfalls mit grünem Establishment und Moralisierung: http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/4700340/Die-grunen-Moralapostel-reiten-wieder
C.4 Noch mehr der Quengelei und Schelte: http://www.welt.de/vermischtes/article118147140/Auf-dem-besten-Wege-in-die-absolute-Verbloedung.html

Diese Ökonomisierung der Bildung ist ein Schlag ins Gesicht der 68er-Generation.

Och Menno, man hat ihm die Weltrevolution vorenthalten. Zeitgeschichte kann ja so ein Ar…loch sein :sob:.

Und damit wäre ich bei (D) angelangt. Wie hiess der Vorsitzende des „Verbandes Sozialistischer Studentinnen und Studenten Österreichs“ von 1985-1988? Na? Hä? Richtig, es war Bernhard Heinzelmaier. Und das weist doch mehr als deutlich darauf hin, was er unter pol. Bildung versteht.

Aber vielleicht hast Du ja noch eine Meinungsäußerung von Katja Kipping oder Simone Peter zu dem Thema. Irgendwas haben die doch garantiert auch studiert.

Bei der Gelegenheit könnte man gleich darüber sinnieren, wer in den 00ern im Osten Linkspartei wählte und in den 80ern die SPD im Westen.

Noch ein Hinweis: Ältere sind i.d.R. nicht nur saturierter als Junge, haben aufgrund des geringeren Restlebenszeit weniger Zukunftssorgen für ferne Ereignisse bzw. langfristige Entwicklungen, sondern sind auch stärker parteigebunden, was in Österreich einen viel gewichtigeren Effekt hat (mit abnehmender Bedeutung) als in D.

Solltest Du mal eine richtige Analyse auftreiben, die Alter, Geschlecht, Wohnort, Bildung und Einkommen berücksichtigt, dann können wir vielleicht auf Vernunft basierende Erkenntnisse daraus gewinnen.

Ich hoffe, Deinen schlimmsten Befürchtungen gerecht geworden zu sein. :unamused:

vdmaster

P.S.: Ein Ansatz (in Österreich) wäre eine ehrliche, innere Reformierung von ÖVP und SPÖ und eine Entfernung der Verfilzung.

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Auf irgendwas müssen wir uns ja einigen als Messlatte. Wie soll sonst eine, von dir angestossene, Diskussion über „ungebildete Wähler“ stattfinden wenn das für dich Akademiker sind und für mich eher Schulabbrecher?

Das ist weder ein Reflex noch wankt bei mir das Weltbild. Das Ergebnis an sich finde ich nicht so besonders, die Reaktionen darauf aber um so mehr.

Lies doch bitte mal was Strache in den letzten Tagen auf seiner Facebookseite gepostet hat (vielleicht auch den einen oder anderen Kommentar darunter) und dann reden wir darüber, ob man nicht entweder ungebildet oder ideologisch verblendet sein muss, um so einer Partei meine Stimme zu geben.

Leider sind wir jetzt schon etwas spät dran, da Strache seine dümmsten Artikel wohlweislich gelöscht hat. Aber da ist noch immer genug Material vorhanden.

Lg,
Penegrin

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Hallo!

Wie wahr!

Die dünne Firnis der Zivilisation ist keine Eigenschaft speziell bildungsferner Schichten. Ein Blick in die Vorgeschichte der Bundesrepublik zeigt, wie auch vermeintlich gebildete Menschen Kulturbrüche begingen und auch noch lange danach rechtfertigten. Für Macht und Ideologie begehen bis heute und überall auf dem Globus vermeintlich zivilisierte, gebildete Menschen beliebige Verbrechen von grotesken Ausmaßen.

Die „Rohheit des ungebildeten Mannes“ ist ein so eingängiges wie platt-vereinfachendes Klischee, während die wirklich schwer wiegenden Verbrechen und fatalen (regelmäßig von vornherein als solche erkennbaren) Irrwege mehrheitlich von den vermeintlich Gebildeten zu verantworten sind.

Irgendetwas läuft mit unseren Vorstellungen von Bildung schief.

Gruß
Wolfgang

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Wann ist man denn nach deiner Definition „gebildet“?

Nachtrag: http://blogs.faz.net/deus/2016/05/26/cutesolidarity-wie-politclownismus-die-afd-gewinnen-laesst-3422/ Man lese bitte bis zum Schluss.

Hallo,

als ob nicht das Gezwitscher aller Parteien und Politiker vor Blödheit, Kurzsichtigkeit und Ignoranz nur so strotzen würde. Das ist einfach kein Medium für mehr als hohle Phrasen und Schlagworte.

vdmaster

Für mich ist die Messlatte eine Partei zu wählen, die außer Fremdenfeindlichkeit, Populismus und untergriffigen Attacken auf politische Mittbewerber nichts weiter zu bieten hat, und die in der Vergangenheit jede sich bietende Gelegenheit nutzte, sich auf Kosten den Staates zu bereichern. Und wem das nicht genügt, für den gibt es noch dutzende hochrangige FPÖ Mitglieder, die im Laufe der Jahre für Verhetzung, Wiederbetätigung und Rassismus verurteilt wurden sowie das offensichtliche Naheverhältnis zu deutschnationalen Burschenschaften und den Zerebralasketen von den Identitären.

So eine Partei wähle ich imho eben nur dann, wenn ich ungebildet bin (ergo nichts davon weiß) oder wenn mir das alles egal ist (ergo rechts). Ist das jetzt verständlicher?

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Man MUSS bis zum Schluss lesen um diese Köstlichkeit nicht zu verpassen!!!

„Aber sie haben sie gelacht über das Bild von “Hitler-Sport“ und
“Panzer-Schokolade“ mit Frauke Petry. Das sind geile Themen, dazu ist
die Klickstrecke schnell gemacht, und so schick, dass man deshalb die
Politik der Bundesregierung durchleuchten müsste, sind Migranten heute
auch nicht mehr. SPON-Kolumnist Georg Diez, der immer einen Text für sie
hatte, vermietet seine Wohnung in Mitte lieber an gut zahlende
Menschen, die besser Deutsch oder Englisch statt Arabisch oder Farsi
sprechen sollten. Die Gefahr ist für dieses Milieu rechts, die Politik
alternativlos.,die Aufmerksamkeitsspanne ist kurz und die Erklärung ist
einfach: Wahlerfolge von AfD und FPÖ liegen nur an ungebildeten weissen
Männern, die keine Ahnung haben. Wer eine andere Meinung hat, hilft der
AfD oder ist ein Rassist. Wir sind die Guten. Komm auf die helle Seite
der Medienmacht, Mut zu unbequemen Themen ist überbewertet und wir haben
Katzenbilder.“

Ohne die Fremdenfeindlichkeit könnten das aber auch die Grünen sein. Dafür hassen die alle autochtonen Deutschen. Das ist natürlich viel besser.

Ich habe in meinem Leben schon mehrere studierte Haupt- und Realschullehrerinnen als Kolleginnen kennen gelernt, die wirklich strunzdoof waren, nicht von der Begabung, sondern von der Bildung. Und wenn ich an meine Kommilitonen zurück denke (BWL), die waren auch nicht unbedingt alle über den Tellerrand hinaus interessiert. Mit einem Studium ist man somit wohl auch irgendwie … naja, ausgebildet ja eigentlich nicht, und gebildet, auch nicht unbedingt.

Ich wüsste nicht, was deine Einschätzung der deutschen Grünen zum Thema beitragen soll…

Aus deiner Sicht verständlich. Im Umkehrschluss kann eine Demokratie aber eben nicht funktionieren wenn alle die Meinung haben die du hast. Dafür gibt’s passendere Staatsformen wie z.B. die in China.