Wer hatte eine gute Idee bzw. einen kreativen Einfall und weiß noch wie er inspiriert wurde?

Ich beschäftige mich mit dem Thema Kreativität und suche Beispiele für kreative Inspiration und ob es Faktoren gibt, die einen positiven Einfluss im Vorfeld erkennen lassen.

Sollen daraus wieder „tolle“ w-w-w–Tipps werden? Womöglich noch ein Video für die rechte Spalte? :confused:

Hallo,
vor vielen Jahren sagte Herr Fischer mal, er sammelt Patente immer an den Stellen, wo ihm ein Mangel auffaellt, und er auch eine Loesungsidee findet. Wenn es jemand stoert, dass die Duschbrause nach dem Abdrehen immer 5 Minuten nachtropft, baue er sie um bis nichts mehr tropft.

Spielst Du auf die verschiedenen Kreativitätsstrategien an, die es gibt? Oder versuchst Du eine neue Strategie zu entwickeln?

… also Grundsätzlich hilft es mir zunächst Abstand zum Thema zu gewinnen.
(Angenommen das Thema ist: Höhenverstellung des Siebträgers bei einem Kaffeevollautomaten… > dann durchforste ich alle Höhenverstellungen in meiner nächsten Umgebung, benutze Sie auch, zerlege Sie… Recherchiere… Bewerte dann meine Erkenntnisse.

Was auch gut zur Ideenfindung funktioniert … In lockerer Runde bei einem Bier beschreibe ich nur mit Worten meinen Kollegen/Freunden eine Idee… (entweder kann ich mich verbal nicht so gut ausdrücken… aber in den meisten Fällen haben meine Kollegen ein völlig anderes Bild vor Augen als das, was ich beschrieben habe…) Meist hat der Gegenüber dann auch eine Idee und man spinnt gemeinsam weiter…
Wenn am Ende jeder etwas aufzeichnet… ist es meist völlig verschieden … und häufig haben die Ergebnisse viel mehr Potential. Im Alleingang verrennt man sich sehr schnell oder übersieht andere Lösungsansätze.

Ich weiß nicht, ob Dir solche Dinge weiterhelfen…

Ansonsten gibt es das Gerücht,… dass man auf dem Klo sehr kreativ sein kann :wink: Warum…? vielleicht weil man da entspannt ist und abschaltet?

Viele Grüße
Steffi

Hallo!

Obwohl es manche Leute nicht glauben, kann Technik ein Gebiet mit hohen Ansprüchen an Kreativität sein. Viele Lösungen sind Fleißaufgaben, aber zuweilen sind neue Wege und Denkansätze erforderlich. Die Lösung von Fleißaufgaben kann man erzwingen, für neue Denkansätze gibt es keine Patentrezepte.

Zuweilen hilft Aufschreiben.
So bringe ich schon seit Jahrzehnten ungeknackte technische Nüsse zu Papier/zu Datei, mit denen ich konfrontiert wurde.
Beispiel: Linearlager neigen zum Verkanten, wenn die antreibende Kraft in größerer Entfernung parallel zur Bewegungsrichtung angreift. So fand ich die Lösung eines Konstrukteur-Kollegens pfiffig, die aber aufgrund des Verkantungsproblems scheiterte. Ich notierte das Problem. Über 40 (!) Jahre später, der Kollege war längst verstorben, wachte ich mitten in der Nacht auf, suchte schlaftrunken nach Bleistift und Papier und skizzierte die Lösung. Tags darauf erstellte ich einen Versuchsaufbau - die Lösung funktioniert!

Anderer Fall: Eine an sich verdammt gute Lösung eines Problems in der Hochspannungstechnik hatte eine Schwachstelle, bei der dummerweise immer nur verkohlte Reste übrig blieben. In großen zeitlichen Anständen folgten immer wieder Versuche, um das Versagen unter kontrollierten Bedingungen zu reproduzieren. Bis ich eines Tages (nach 6 oder 7 Jahren) in die Bremse stieg, an den Straßenrand fuhr, nach Kuli und letztem Tankbeleg angelte und die tatsächlich zielführende Lösung aufs Thermopapier kritzelte.

Offenkundig gibt es Lösungen, die durch ausreichend lange Gärung entstehen.

Ich hasse Stress, bevorzuge die durchdachte Analyse. Dennoch sind mir Situationen in Erinnerung, in denen es wirtschaftlich um Kopf und Kragen ging und extremer Stress zur Lösung führte. Solche Situationen gibt es, wenn man Entwicklungsaufträge bestätigt, für die es nirgends Problemlösungen gibt. Man weiß nur, dass es um keine physikalische Unmöglichkeit geht, aber technische Lösungen sind nicht bekannt. Das Honorar und geleistete Anzahlungen des Kunden führten in eine aussichtslos erscheinende Situation. So führte der existentielle Druck zusammen mit Arbeit bis zum Umfallen und etwas Glück dazu, buchstäblich im letzten Moment eine Glassorte zu finden, die unter Gammastrahlung nicht matt wurde und aus der sich der geforderte Sensor herstellen ließ. In einem anderen Fall empfing ich die Konzernkunden stinkend und seit Tagen nicht aus den Klamotten gekommen, um ihnen meine Lösung zu präsentieren, von der ich Tage zuvor noch nicht die leiseste Ahnung hatte. Die Lösung war gut, richtig gut, noch nie zuvor irgendwo realisiert und vom beeindruckten Kunden mit „… wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten…“ quittiert. Danach Absturz in 36-Stunden-Tiefschlaf.

Wie es die Wortwahl nahe legt: Mit wachen Sinnen gucken.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Geht mir ebenso. Ich bezeichne es mit „Nicht ich finde die Lösung, die Lösung findet mich“.
Was aber nicht richtig ist, denn da liegen sicher andere Strukturen dahinter verborgen …

Gruß
Jörg Zabel

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Du weisst aber schon, dass Dein Satz nahe Nonsens ist?

kreative Inspiration ist eine Tautologie (weißer Schimmel), geschenkt.

Aber Faktoren, die einen positiven Einfluss erkennen lassen, und das auch noch im Vorfeld?

ein kreativer Einfall ist eine Inspiration. Wenn Du nach dem Weg dahin fragst, dann ist „gären“ (wie Wolfgang schreibt) eine gute Metapher.

Bei mir entstehen auch häufig kreative Ideen „im Schlaf“, so wie Wolfgang es beschreibt.

Die zweite Möglichkeit ist der Ideenaustausch mit anderen - es gibt ein Problem, für das man erst einmal keine Lösung hat, diskutiert dann mit anderen Menschen darüber und kommt innerhalb dieses Austausches plötzlich zur Lösung.

Beatrix

Hi,

letztens einen Bericht gesehen, daß wir Menschen „Langeweile“ brauchen, damit das Gehirn kreativ sein kann. Wer dauernd unter Streß oder zielorientiert an irgendwas denken soll, kommt nicht auf sprichwörtlich „andere Gedanken“ - vielleicht ist da das „stille Örtchen“ manchmal genau das Richtige…?

lg,
vordprefect

Daher kommt auch: „den richtigen Riecher haben“.

Auch „Mangel“ macht kreativ…

Wenn man z.B. im Budget beschränkt ist,… oder man braucht etwas,… was es noch nicht gibt… dann muß man es erfinden… (siehe Melitta-Filtertüten)

In 3.-Welt-Ländern greift man z.B. beim Häuserbau auf PET-Flaschen zurück… weil andere Baustoffe zu teuer sind.
In Deutschland wäre das wiederum utopisch teuer, wegen dem Pfand,…

Not macht eben erfinderisch…

viele Grüße
Steffi

Eine Erfindung macht auch nur dann Sinn, wenn Sie gebraucht wird.

D.h. Entweder Du bist genervt von einem Produkt, dass sehr umständlich zu benutzen ist… > dann gehst Du also von einem existierenden Gegenstand aus und suchst nach einer Lösung das Produkt zu verbessern. In dem Fall analysierst Du das bestehende Produkt, suchst evtl. danach, wie Du es vereinfachen kannst warum es so schlecht benutzbar ist… Dann weißt Du auch die Lösung.

ODER: es existiert noch kein Produkt oder Gegenstand, z.B. Du bist von einer Alltagssituation genervt, die Du mit Deiner Erfindung beseitigen möchtest…
In dem Fall analysierst Du die Situation und entwickelst außerdem die „Soll-Situation“… Jetzt musst Du nur das Ding erfinden, das zur Soll-Situation führt.

Viele Grüße
Steffi

Danke für Deine ausführliche Beschreibung, sehr interessant geschildert! Ein Aspekt würde mich jedoch noch mal interessieren. Hat Dir die Sprache weitergeholfen?

Bitte um Erläuterung. Was genau meinst Du?

Gruß
Wolfgang

…da kommst Du der Sache schon nahe. Mein Interesse liegt im Vorfeld der Anwendung von Kreativitätstechniken. Davon gibt es ja „wie Sand am Meer“ :confused:
Ich bin der Meinung, dass Techniken bessere Ideen liefern, wenn man vorbereitet ist. Das ist der Ansatz.

Nein, auf keinen Fall. Die Komplexität des Themas lässt das nicht zu. Es geht um eine Annäherung an das Thema.

Danke für den Hinweis! Hab ich schon von gelesen und in diese Richtung zielte die Frage auch indirekt. Der Denkapparat ist schon faszinierend👌

Servus,

dagegen,

spricht die von Wolfgang bereits beschriebene Situation „mitten in der Nacht“, die wohl ähnlich häufig vorkommt wie der ganz frühe Morgen, beim oder gleich nach dem Aufwachen: Das Großhirn arbeitet in diesem Modus ohne die Kontroll- und Zensursysteme, die bei ihm sonst (bewusst oder unbewusst) mitlaufen, also wesentlich freier als tagsüber.

Sich auch hierauf noch „vorbereiten“ zu wollen, wäre dem angestrebten Ziel eher abträglich.

Schöne Grüße

MM

Danke für Deine Hinweise. „Vorbereiten“ ist vllt. auch der falsche Ausdruck. Es geht eher darum, durch z.B. bewusste Anregung und nachfolgende Ruhe das Durchleiten der Information in das Arbeitsgedächnis zu fördern und so potentiell neue verknüpfungen zu eröffnen.

:wink: so habe ich das noch nie gesehen… Du ziehst sehr logische Schlüsse :smiley: viele Grüße…

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