„Verloren“ ist eine Frage der Sichtweise. Die Russen dürften das anders sehen.
Es handelt sich hier um klassische Machtpolitik. Russland erlebt derzeit eine Stärkephase, vor allem wegen der hohen Rohstoffpreise, aber auch, weil erstmals seit Jahrzehnten ein politischer (Pro-forma-)Machtwechsel reibungslos verlief. Die USA erleben eine Schwächephase wegen des fortgesetzten Krieges im Irak und der Wirtschaftskrise.
Diese Entwicklung zeigt sich derzeit in Georgien in ihrer militärischen Ausprägung. Wirtschaftspolitisch hat sie sich bereits an anderer Stelle gezeigt.
Die Position der EU ist nach meiner Beobachtung neutral, sofern man überhaupt von einer klaren und gemeinsamen außenpolitischen Position sprechen kann. Die EU ist vor allem an Frieden und Stabilität in der Region interessiert, und daran, dass die Energieversorgung vernünftig läuft. Ob man das eher mit den USA oder mit Russland als Vormacht in der Region erreicht: schwierige Frage.
Und wer als nächstes „dran“ ist? Vermutlich wird Russland Druck auf die Ukraine ausüben. Das ist ja schon in den vergangenen Tagen geschehen, indem Medwedjew sich beschwert hat, dass die Ukraine Waffen an Georgien geliefert hat. Denn die Ukraine ist in gewissem Sinn „Georgien in groß“: Eine Regierung, die mit Hilfe der USA an die Macht gekommen ist und von ihr getützt wird. Zu einem Krieg wird es da hoffentlich nicht kommen, aber Russland wird schon zeigen, dass es sich als Führungsmacht der Region versteht und diesen Anspruch der Ukraine gegenüber durchzusetzen versuchen.