Wer sind die Söhne Gottes?

Hi,

völlig unverständlich ist mir folgender Vers:

(Schlachter, Genesis 6,1) Und es geschah, als sich die Menschen zu mehren begannen auf der Erde und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich von allen jene zu Frauen, die ihnen gefielen.

Wer sind diese Gottessöhne? Sind sie göttliche Wesen oder Menschen, die Gott vertreten sollen? Hohe Würdenträger?

(1 Henoch 7,1) Es geschah, nachdem die Menschenkinder sich gemehrt hatten in diesen Tagen, dass ihnen herrliche und schöne Töchter geboren wurden. 2. Und als die Engel, die Söhne des Himmels sie erblickten, erbrannten sie in Liebe zu ihnen und sprachen zueinander: Kommt, lasst uns für uns Weiber auswählen aus der Nachkommenschaft der Menschen und lasst uns Kinder zeugen.

Hier sind es Engel oder die Söhne des Himmels. Welches Gottesbild liegt dem zugrunde? Ist es die Angst vor Unterdrückung und Fremdherrschaft? Ist es der jüdische Gott selber, der seine Söhnen die Menschentöchter vergewaltigen lässt? Er müsste doch auf ihrer Seite stehen.

Kann mit bitte jemand dazu etwas sagen? Danke,
FraLang

Hi

Das sind die Nephilim, mehr dazu findest du zum Einstieg hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nephilim

lg
Kate

Das weiß Metapher!
Hi FraLang,

suche mal im Archiv, Metapher hat 2008 einen ausgezeichneten Artikel hier im Forum dazu geschrieben, der eigentlich keine Wünsche offen lässt, finde ich!
Leider weiß ich nicht, wie man das verlinkt!

Gruß!
Karl

Gottessöhne und Menschentöchter
Hi FraLang,

in diesem Archartikel hab ich einiges zu den mythologischen Hintergründen dieser Passagen erläutert:

/t/gottes-kinder/4764916/19

Hier sind es Engel oder die Söhne des Himmels. Welches Gottesbild liegt dem zugrunde?

Nein. Wie du dem o.g. Artikel entnehmen kannst, sind es einfach in den Texten erhalten gebliebene Synkretismen, bzw. Reste zahlreicher Mytheme, die zu den verschiedenen Zeiten der Textabfassung offenbar noch präsent waren.

Gruß
Metapher

Anmerkungen und Ergänzungen
Hi Metapher.

Kurz ein paar Ergänzungen zu deinen Ausführungen:

Da dies die einzige Stelle im Tanach (bzw. Altes Testament) ist, wo der Ausdruck „Söhne Gottes“ vorkommt, gab es schon in den Jahrhunderten v.u.Z. Probleme, wie das zu verstehen sei.

Auch in Hiob 1,6 taucht der Ausdruck auf: "Da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen.“

Die Engeldeutung wurde dann auch wiederum scharf abgelehnt und sogar als Häresie bezeichnet: Denn eine solche sexuelle Handlungsweise konnte man den „christlichen“ Engeln nicht zuordnen, weil sie ja geschlechtslos gedacht waren.

Auf Geschlechtlichkeit von alttestamentarischen Engeln deuten aber u.a. ein Name und einige Textstellen hin.

  1. Gabriel = Mann Gottes

  2. Ezechiel, 40, 3 (Erscheinen eines Deuteengels): „Und als er mich dorthin gebracht hatte, siehe, da war ein Mann, der war anzuschauen wie Erz. Er hatte eine leinene Schnur und eine Messrute in seiner Hand und stand unter dem Tor. 4 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, sieh her und höre fleißig zu und merke auf alles, was ich dir zeigen will…“

  3. In 1 Mose 19 nötigen Bewohner von Sodom den Lot, ihnen sexuellen Zugang zu zwei Engeln zu gewähren, die dieser beherbergt: „Führe sie heraus zu uns, dass wir sie erkennen“ (´erkennen´ = alttestamentarisch für Beischlaf). Sie lassen sich nicht einmal von Lots Angebot seiner Töchter abhalten, und das spricht doch sehr für die sexuelle Attraktivität dieser (männlichen) Engel:

„4 Aber ehe sie sich legten, kamen die Leute der Stadt Sodom und umgaben das ganze Haus, jung und alt, das ganze Volk aus allen Enden, 5 und forderten Lot und sprachen zu ihm: Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind diese Nacht? Führe sie heraus zu uns, daß wir sie erkennen. 6 Lot ging heraus zu ihnen vor die Tür und schloß die Tür hinter sich zu 7 und sprach: Ach, liebe Brüder, tut nicht so übel! 8 Siehe, ich habe zwei Töchter, die haben noch keinen Mann erkannt, die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; allein diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter den Schatten meines Daches eingegangen.“

Daher vermutet man in dieser Stelle einen Rest eines alten Mythems einer Götter-Menschenpaarung, das die israelitischen Autoren aus irgendeinem nicht mehr nachvollziehbaren Grund als aufhebenswert erachteten.

In der griechischen Mythologie kursierten etwa zeitgleich vergleichbare Mythen: die Menschenfrau Danae wird von Zeus (in Gestalt eines Goldregens allerdings) geschwängert und gebiert Perseus. Zeus hat auch Verkehr mit Alkmene, indem er als Amphitryon (hier also als Mensch) auftritt. Natürlich schwimmt auch der spätere christliche Marien-Mythos im Fahrwasser dieser Gott-schwängert-Menschenfrau-Mythen, wobei Maria nach und nach eine Vergöttlichung erfährt (ein typisch christlich-synkretistisches Phänomen: hier werden antike Göttinnen wie Aphrodite und vor allem Isis auf die ohnehin legendäre Maria-Gestalt projiziert).

Das entspricht einer zu der Zeit schon in Vorläufern vorhandenen Strömung von Mythologie (die sich ein paar Jarhunderte später konkretisiert und heute unter dem Namen „Gnostizismus“ zusammengefaßt wird), die dem (jüdischen) Gott „Emanationen“ zuschreibt: Abkömmlinge in Form niederer göttlicher Gestalten, mithin Zwischenwesen zwischen Gott und den Menschen.

Der spätere gnostische Unter-Gott ist anti-jüdisch konzipiert: er ist der Demiurg und zornige Herrscher der Materiewelt (im Unterschied zum „guten Gott“ des Lichtreichs) und der missratene Sohn der Sophia, der mehrere Archonten (Engel) hervorbringt, welche aber gegen ihn rebellieren. Um diese zu bändigen, erschafft er die Welt und die Menschen, denen Sophia (Jaldabaoths Ambitionen gerne konterkarierend) „Geist“ (pneuma) einflößt, um sie mit dem eigentlichen Gott (das All-Eine, der Vater) zu verbinden, also dem Kontrahenten des Demiurgen.

In der gnostischen Schrift „Das Wesen der Archonten (NHC II,4)“ heißt es über Jaldabaoth:

„Der Archon, der mannweiblich ist, schuf sich einen großen Äon, eine grenzenlose Größe. Er gedachte aber, sich Söhne zu schaffen. Er schuf sich sieben mannweibliche Söhne und ihren Vater. Und er sprach zu seinen Söhnen: ´Ich bin der Gott des Alls`.“

So sieht also die Gnosis die Erschaffung und die geschlechtliche Natur von Engeln: Sie sind, wie ihr selbstüberheblicher Schöpfer (der Demiurg Jaldaboath) „mannweiblich“.

Chan

Wie aus dem von Metapher erwähnten und verfassten Artikel recht klar und eindeutig hervorgeht, handelt es sich um Reste des damals weitverbreiteten Mehr-Götter-Glaubens. Dieser ging aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen auch in die Bibel ein. Das ist alles.

Was mich ein bisschen wundert ist, dass hier nicht Proteste in Massen kommen. Polytheismus in der Bibel? Es gibt noch weitere Erwähnungen der Gottessöhne und der Götterversammlung im Buch Hiob und im Psalm 82.

Dank an Metapher,
Fruß FraLang

Hi Kate,

Das sind die Nephilim,

Die Nephilim sind erst die Nachkommen, die die Götter mit den Menschen zeugten. Der obersten Götter Elohim vernichteten sie anschließend durch die Sintflut. Das geht aus dem äthiopischen Hennochbuch recht klar hervor.

lg fralang

Vom Polytheismus zum Monotheismus
Hi Fra Lang.

Polytheismus in der Bibel? Es gibt noch weitere
Erwähnungen der Gottessöhne und der Götterversammlung im Buch
Hiob und im Psalm 82.

Das AT ist zumindest partiell keineswegs monotheistisch.

„Gott“ in der Genesis: teilweise „elohim“ (Götter) im Original. Hier eine wörtliche Übersetzung des Genesis-Anfangs:

"1) Am Anfang schuf (Einzahl) die Götter (Elohim = Mehrzahl) die Himmel und die Erde.

  1. Und die Erde, die war Tohu Wabohu und Dunkelheit auf dem Gesicht des Urmeeres und der Hauch der Götter schwebend auf dem Urgesicht des Wassers.

  2. Und es sprachen die Götter, Licht sei, Licht wurde."

Der israelische Gott hat sich langsam aus Sippengöttern entwickelt. Jede Sippe verehrt ihren eigenen Gott (der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs usw.). Erst mit dem (mythischen) Moses wandelt sich der Sippengott zum Stammesgott (der Gott Israels). Das heißt aber nicht, dass er der einzige Gott ist. Vielmehr bedeutet das erste Gebot, dass Jahwe andere Götter aus der Verehrung ausschließt (Ihr sollt nur mich ehren, keine anderen). Das nennt man „Monolatrie“ (Alleinverehrung).

Es gab auch andere Götter, die von Israeliten verehrt wurden, z.B. Baal (einen Fruchbarkeitsgott). Der Prophet Hosea beklagt, dass immer noch zu viele Israeliten nicht ausschließlich Jahwe verehren, also den Sieger-Gott, der Israel via Exodus (mythisch) aus Ägypten errettet hat. Erst nach und nach schwindet der Glaube an Nebengötter wie Baal, so dass Jahwe etwa ab dem Buch Deuteronomium als wirklich einziger Gott gilt.

Chan

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Da dies die einzige Stelle im Tanach (bzw. Altes Testament) ist, wo der Ausdruck „Söhne Gottes“ vorkommt, gab es schon in den Jahrhunderten v.u.Z. Probleme, wie das zu verstehen sei.

Auch in Hiob 1,6 taucht der Ausdruck auf: "Da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen.“

Das wurde in dem oben zitierten Thread ebenfalls diskutiert. Die Söhne Gottes im Buch Ijob haben eine ganz andere mythologische Konnotation als in Gen 6. und haben mit der hiesigen Diskusion daher nichts zu tun.

Die Engeldeutung wurde dann auch wiederum scharf abgelehnt und sogar als Häresie bezeichnet: Denn eine solche sexuelle Handlungsweise konnte man den „christlichen“ Engeln nicht zuordnen, weil sie ja geschlechtslos gedacht waren.

Auf Geschlechtlichkeit von alttestamentarischen Engeln deuten aber u.a. ein Name und einige Textstellen hin.

Ich redete an dieser Stelle, wie leicht erkennbar, von der christlichen Angelologie, also von der viele Jahrhunderte späteren christlichen Rekonstruktion dieser alten israelitischen und jüdischen Mytheme. Was hat also dein Rekurs auf ein paar andere Textstellen hier zu suchen? Zumal die jüdische Konzeption von mal’achim eine lange Entwicklungsgeschichte hat, die nicht unkompliziert ist. Die sog. Archangeloi (Erzengel), incl. der wenigen Stellen, wo Namen genannt werden, sind eine relativ junge Entwicklung.

Was der Rest deiner „Ergänzungen“ mit der hier gestellten Frage zu tun hat, steht, wie so oft, in den Sternen.

Gruß
Metapher

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Was mich ein bisschen wundert ist, dass hier nicht Proteste in Massen kommen. Polytheismus in der Bibel?

Warum sollen hier Proteste kommen? Meisnt du denn, irgeneinem jüdischen Leser der Torah und überhaupt des Tanach wäre das jemals etwas Neuese gewesen in der 2200 bis 2700 Jahre alten Textüberlieferung?

Die Frühgeschichte dieser Religion, die ja gerade in den Texten nachgezeichnet wird, ist eben ein sog. Heno theismus gewesen, der sich erst allmählich zu einem Mono theismus entwickelt hat. Von Anfang an gab es unter den Israeliten auch das zeitgenössische kanaanitische (= ugaritische) Pantheon, sowie Relikte aus der gemeinsemitischen Herkunft.

Besonders deutlich wird das im 2. Gebot (in christlichen Zählungen meist das 1.) des Dekalogs: Teilnahme am Kult anderer Götter wird untersagt. Und das zeigt ja, daß andere Kulte existierten.

Es gibt noch weitere Erwähnungen der Gottessöhne und der Götterversammlung im Buch Hiob und im Psalm 82.

Ja, aber das ist, wie unten erwähnt, bereits eine andere Konzeption als die von dir zuerst erwähnte aus Gen. 6. Das hängt damit zusammen, daß der Gottesbegriff in der Königszeit die Attribute einer Königsherrschaft bekommt …

Gruß
Metapher

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Was mich ein bisschen wundert ist, dass hier nicht Proteste in Massen kommen. Polytheismus in der Bibel?

Warum sollen hier Proteste kommen? Meinst du denn, irgeneinem
jüdischen Leser der Torah und überhaupt des Tanach wäre das
jemals etwas Neues gewesen …

Nun, für christliche Theologen ist das mitunter schon ein Problem. Von wegen, die Bibel ist das Wort Gottes, die Verfasser wurden von Gott direkt inspiriert, daher Widerspruchsfreiheit, und vorallem, den heutigen Monotheismus will man aus der Bibel herleiten oder zumindest durch sie bestätigt sehen.

Wenn sich hier in diesem Thread niemand mehr dazu meldet, dann ist das wohl, weil Metaphers Wort schon gesprochen ist. Niemand traut sich mehr etwas dagegen zu sagen.

Gruß FraLang

Hi

Manche Leute erkennen es nunmal an, wenn andere Personen mehr wissen.

Wir sind hier ein Religionswissenschaftsforum. Mag sein, dass einige Theologen da noch engstirnig sind, frag doch mal ein paar Kreatonisten - von denen findest du hier allerdings wenige.

Aber jeder Mensch der nicht in seinen Glauben verrannt ist und ein bisschen Menschenverstand besitzt weiß, dass die Bibel ein Werk aus vielen Schichten ist.

lg
Kate

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Nun, für christliche Theologen ist das mitunter schon ein Problem.

Absolut nicht. Die Dinge, die hier diskutiert werden, lernt jeder christl. Theologe bereits in seinem Studium. Zumindest die Grundlagen. Textgeschichte, die alten Sprachen, und vor allem Theologiegeschichte, zu der z.B. die Geschichte christl. Grundbegriffe gehört.

Von wegen, die Bibel ist das Wort Gottes

Auch dieser Begriff vom „Wort Gottes“ ist ja in Wirklichkeit gar nicht so eindeutig, wie Nichtchristen und auch manche gläubige Christen meinen, und er hat ebenfalls eine Geschichte, und überdies viele verschiedene Auffassungen. Und auch die kennt jeder Theologe, auch wenn der eine oder andere das alles nach den Abschlußprüfungen wieder vergessen hat:
Wort Gottes

Ein wichtiges Gebiet. das ebenfalls zum Studium gehört, ist z.B. auch die
Biblische Hermeneutik

die Verfasser wurden von Gott direkt inspiriert, daher Widerspruchsfreiheit

Auch das nicht. Die teils sehr unterschiedlichen Konzeptionen und Uneindeutigkeiten der diversen ntl. Schriften durchaus vertraut, auch mit der Geschichte der z.T. jahrhundertelangen Streitigkeiten, zumindest in den Grundzügen (da ja nicht jeder sich auf Theologiegeschichte spezialisiert). Es berührt nicht mehr die Frage deines ursprünglichen Postings, aber zu diesen in den christl. Schriften uneindeutigen Inhalten gehört z.B. auch der „Sohn Gottes“-Begriff. Genau deshalb gab es darum ja 3 Jhdte lang Streitigkeiten, bis es von der mächtigsten der Fraktionen dann entschieden wurde.

und vorallem, den heutigen Monotheismus will man aus der Bibel herleiten oder zumindest durch sie bestätigt sehen.

Nicht ganz: Der Monotheismus ist nicht ein Resultat der bibl. Schriften, sondern die Voraussetzung, unter der sie entstanden sind.

Gruß
Metapher

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Hallo,

(Schlachter, Genesis 6,1) Und es geschah, als sich die Menschen zu mehren begannen auf der Erde und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich von allen jene zu Frauen, die ihnen gefielen.

Wer sind diese Gottessöhne? Sind sie göttliche Wesen oder
Menschen, die Gott vertreten sollen? Hohe Würdenträger?

Je weiter Du in den Aufzeichnungen zurück gehst, umso authentischer wird das Geschehen beschrieben. Alles was in den nachfolgenden Jahrhunderten/Jahrtausenden geschrieben wurde, sind Umdeutungen in Hinblick auf sich zwischenzeitlich gebildete Religionen. Das wahre Geschehen war da schon längst in Vergessenheit geraten.
Du wirst also bei den Keilschriften der Sumerer landen, die die erste Hochkultur auf der Erde bildeten.
Diese Schiften sind dem Geschehen am nächsten und haben deshalb den größten Wahrheitsgehalt.

Was ist aufgeschrieben?
Die Menschen wurden von „Göttern“ geschaffen. Aus deren Sicht waren ihre Erschaffer nämlich „Götter“.
Diese „Götter“ hatten natürlich auch Söhne (und Töchter).
Diese Söhne der „Götter“ nahmen Menschentöchter zur Frau.
Das ist der Kern der Geschichte.

Gruß:
Manni

Hilfe beim Sterndeuten

Denn eine solche sexuelle Handlungsweise konnte man den „christlichen“ Engeln nicht zuordnen, weil sie ja geschlechtslos gedacht waren.

Auf Geschlechtlichkeit von alttestamentarischen Engeln deuten aber u.a. ein Name und einige Textstellen hin.

Ich redete an dieser Stelle, wie leicht erkennbar, von der
christlichen Angelologie, … Was hat also dein Rekurs
auf ein paar andere Textstellen hier zu suchen?

Ich habe an dieser Stelle klare Hinweise auf die Geschlechtlichkeit der alttestamentarischen Engel untergebracht, was sinnvoll erschien, da solche Hinweise in deiner Darstellung fehlten. Dass du über die Ungeschlechtlichkeit ´christlicher´ Engel schriebst, ist klar. Allerdings fehlte bei dir ein Nachweis der Geschlechtlichkeit vor-christlicher Engel.

Was der Rest deiner „Ergänzungen“ mit der hier gestellten Frage zu tun hat, steht, wie so oft, in den Sternen.

Dann helfe ich dir beim Sterndeuten. Mein Hinweis auf die griechischen Mytheme ist eigentlich nicht kommentierbedürftig, da er mit dem Thema in eindeutigem Zusammenhang steht, und was deine Formulierung

Das entspricht einer zu der Zeit schon in Vorläufern vorhandenen Strömung von Mythologie (die sich ein paar Jarhunderte später konkretisiert und heute unter dem Namen „Gnostizismus“ zusammengefaßt wird), die dem (jüdischen) Gott „Emanationen“ zuschreibt…

betrifft, spricht daraus eine Gering- bzw. Unterschätzung der Gnosis, was ich mit meinen Ausführungen etwas zurechtrücken wollte. Erstens ist schon der Ausdruck „Gnostizismus“ (statt „Gnosis“) zu Recht umstritten (K. Rudolph hält ihn für diskriminierend) und zweitens ist Gnosis mehr als nur eine Mythologie, wie du es irreführend suggerierst und was ahnungslose Leser dann auch so schlucken. Vielmehr war die Gnosis, auch in ihren christlichen Varianten, bis zum dritten Jahrhundert viel verbreiteter als das orthodoxe Christentum. Die Gnosis war definitiv eine Religion, nicht nur eine „Mythologie“. Das orthodoxe Christentum hat sich, obwohl es die Gnosis bekämpfte, inhaltlich an ihr bereichert, inbesondere ist Paulus (sofern historisch) ohne Gnosis gar nicht denkbar.

Die Gnosis war also in den ersten Jahrhunderten u.Z. ein weitaus gewichtigerer Faktor als das orthodoxe Christentum. Diese einfache historische Wahrheit ging in deiner Formulierung komplett unter.

Chan

vergebliche Mühe

… betrifft, spricht daraus eine Gering- bzw. Unterschätzung der Gnosis, was ich mit meinen Ausführungen etwas zurechtrücken wollte.

Ich hatte vor einiger Zeit umgekehrt deine absonderliche Geschichtsklitterung bzgl. „Gnosis“ schon einmal zurechtzurücken versucht: /t/johannes-prolog/6549403/65

Aber da du dich ja gerade in dieser Epoche in deiner Art „besonders gut“ auskennst, ist da - auch in diesem Fall - jede Liebesmüh umsonst.

Metapher

Hallo Manni,

Diese „Götter“ hatten natürlich auch Söhne (und Töchter).
Diese Söhne der „Götter“ nahmen Menschentöchter zur Frau.
Das ist der Kern der Geschichte.

laut Bibel gab es also mehrere Götter, diese paarten sich mit Menschen, woraus wiederum Halbgötter entstanden. Laut Bibel ist demnach der Polytheismus das Richtige. Die christlichen Kirchen halten sich somit NICHT an die Bibel.

gehen wir zurück zu den Sumerern. Wie stellte man sich dort die Paarung von Gott und Mensch vor? Hast du weitere Beispiele aus der mesopotamischen Mythologie parat?

Gruß Fralang

Hallo Chan,

interessante Ausführungen. Heißt es hier wirklich „sprachen“

  1. Und es sprachen die Götter, Licht sei, Licht wurde."

in der Mehrzahl oder auch „und es sprach die Götter, …“?

Gruß Fralang

Die Bedeutung der Gnosis
Sorry, deinen verlinkten Antwort-Artikel hatte ich damals leider übersehen. Kommt nicht mehr vor :smile: Ich hole eine Antwort hier aber gerne nach.

Es gibt keine einzige wörtliche Rede Jesu in sämtlichen Evangelien, von der eine Authentizität beweisbar ist.

Danke, genau das sage ich in diesem Brett doch auch schon seit anno dazumal.

In das Joh-Ev sind auch frühgnostische Einflüsse eingegangen. Das ist in der Forschung allgemein anerkannt.

Es ist nicht anerkannt, sondern es ist immer wieder wiederholtes Geschwurbel.

Ich nehme das „allgemein“ zurück, nicht aber das „anerkannt“. Bultmann z.B. leitet vieles im Joh direkt aus der Gnosis ab.

Diese (die gnostischen Mytheme, Ch.) wurden von christlichen Autoren angefeindet, weil sie mit den sich allmählich formierenden christlichen Grundanschauungen im Widerspruch waren, vor allem mit der johanneischen Theologie.

Jein. Manches in Joh harmoniert mit der Gnosis, anderes widerspricht ihr. Die Joh-Stellen „Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden“ und „um die Gerechtigkeit aber, dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet; um das Gericht, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist“ sind jedenfalls gnostisch, denn sie spielen direkt auf den gnostischen Demiurgen an.

Was du übersiehst: Diese Mytheme verbreiteten sich erst im 2. Jhdt.! Und damit steht das Joh.-Ev. bestenfalls im Anfang dieser „gnostischen“ Mythologie. Von einer Beeinflussung zu reden ist also höchstens in umgekehrter Richtung einer Frage wert.

Nein, ich habe das nicht übersehen. Die konventionelle Datierung des Joh liegt bei 100 bis 120, was reicht, um gnostische Einflüsse anzunehmen – bei späterer Datierung erst recht. Die Anfänge der Gnosis liegen im 1. Jhd., darüber besteht Konsens. Manche Forscher sprechen hier von einer „gnosis in statu nascendi“. z.B. Gerd Lüdemann, der mir das gerade erst persönlich in einer E-mail von seinem Urlaubsort USA mitgeteilt hat. In dieser Korrespondenz ging es um die Frage des Gnosis-Einflusses auf Paulus.

Was die Gnosis betrifft, schreibt Prof. Kurt Rudolph, einer der führenden Gnosis-Experten unserer Tage, in „Die Gnosis“, S. 163:

„Auch das Neue Testament gibt uns dafür Beispiele an die Hand, die zu den frühesten Belegen für diesen bemerkenswerten zweiseitigen Vorgang gehören, nämlich einerseits der Christianisierung gnostischer Vorstellungen, andererseits der Gnostisierung christlicher Auffassungen. Für die Lehre von der Uroffenbarung sei an den Eingang des Johannesevangeliums erinnert, ( Joh. 1,1-5,9-12) wo der «Logos» einen gnostischen Hintergrund zeigt und wohl auch aus einem gnostischen Lied stammt.“

Daß es eine kohärente Denkrichtung (oder wie man das immer bezeichnen mag) namens Gnosis (oder Gnostizismus, der Streit um die Bezeichnung wird nie ein Ende nehmen) gab, ist eine Erfindung des 19. Jhdts.

Und:

Eine Richtung, Schule, gar Religion oder kompakte Weltanschuung namens „Gnosis“ gab es nicht. Das ist vielmehr ein Begriff, mit dem wir heute diese Mythemsammlungen zusammenfassen.

Das sind alles schöne kontroverse Thesen, aber in der Fachwelt auch des 20. und 21. Jahrhunderts sieht man das anders. Leider hat die Vernichtung vieler gnostischer Texte die Wahrnehmung des geschichtlichen Hintergrundes der Gnosis sehr erschwert.
Dennoch weiß man, dass die gnostischen Systeme einigermaßen kohärent sind, d.h. es gibt mehrere wichtige Prinzipien, die den einzelnen Schulen gemeinsam sind. Man kann Gnosis also wissenschaftlich fundiert definieren. Dir scheint die entsprechende Literatur nicht bekannt zu sein, mir ist sie bekannt. Dass es vielleicht keinen zusammenfassenden Oberbegriff gab, sagt nicht aus, dass die ganze Strömung ein unsystematisches und chaotisches Phänomen war. Es sagt nur aus, dass es keine übergeordnete Autorität gab wie z.B. einen Bischof oder gar Papst.

Ohne diese von den Orthodoxen etablierten Ämter gäbe es auch kein systematisches Christentum. Gerade diese Ämter aber stehen in einem extrem schlechten Ruf, u.a. in dem, dass sie die „wahre Lehre“ korrumpiert haben.

Beruhend auf einem Mißverständnis antiker Literaturen. „gnosis“, „Erkenntnis“ war eine Allerweltsvokabel im Sprachgebrauch.

Gemeint war damit im gnostischen Zusammenhang eine Art von Erkenntnis, die vergleichbar sein dürfte mit dem Gegenstand mysterienkultischer Praktiken (Erleuchtung). Wie in jenen Mysterien gab es auch in gnostischen Systemen eine „Arkanpflicht“, also Verpflichtung zur Geheimhaltung der eigentlichen Erleuchtungspraxis. Mit „Allerwelt“ hat der Gnosis-Begriff in diesem Fall also gar nichts zu tun, was dir eigentlich doch auch klar sein dürfte.

es gab noch vielmehr Autoren, die gegen deren „Erkennisse“ zynisch polemisierten. Und diese Autoren haben Schriften „gegen die Gnostiker“ verfaßt, und meinten damit eben diese Leute.

Ja ja, „diese Autoren“. Nehmen wir doch Epiphanius, den Verfasser des „Panarion“. In Ägypten begeisterte er sich zunächst für die Gnosis und war Mitglied einer gnostischen Schule, bis er sich´s anders überlegte und ausstieg, dabei namentlich 80 Mitglieder der Schule an den orthodoxen Bischof verpfeifend, der daraufhin diese Leute exkommunizierte. Im „Panarion“ dichtete Epiphanius den Gnostikern lasterhafte Praktiken an, was ein pure Verleumdung war. Sehr seriös kommen mir solche „Kritiker“ nicht vor.

Was du übersiehst: Diese Mytheme verbreiteten sich erst im 2. Jhdt.! Und damit steht das Joh.-Ev. bestenfalls im Anfang dieser „gnostischen“ Mythologie. Von einer Beeinflussung zu reden ist also höchstens in umgekehrter Richtung einer Frage wert.

Wie gesagt: die Gnosis soll – hier gibt es Konsens – Mitte des 1. Jhds. Entstanden sein. Das lässt einen Einfluss auf Joh zu.

Tatsächlich aber kann man, mit ein wenig Gewalt, den erwähnten und weitverbreiteten Philo Alexandrinus als einen der Ausgangspunkte bestimmter Mytheme interpretieren.

Gewiss. Andere Quellen sind z.B. der Zoroastrismus, die Weisheitstheologie, der mittlere Platonismus und diverse Mysterienkulte.

Chan

Die Elohim und Ashera
Hi FraLang.

Heißt es hier wirklich „sprachen“

An dieser Stelle auf hebräisch nur „sprach“. Manchmal steht „elohim“ mit einem Singularverb, manchmal mit einem Pluralverb verbunden. Das macht die korrekte Übersetzung der Genesis so kompliziert. Ich kann mich als Nichthebräischkundiger nur auf Ausführungen kundiger Experten beziehen. Und die laufen darauf hinaus, dass „elohim“

  1. manchmal mit Singularverben verbunden wird (in der Schöpfungsgeschichte)

  2. mit Pluralverben verbunden wird (wenn es um „falsche Götter“ geht)

  3. aber auch mit Pluralverben verbunden wird, wenn vom „richtigen“ Gott die Rede ist, z.B.

l Mose 35,7: … denn dort hatte Gott (Elohim) sich ihm offenbart… (wörtlich: sie offenbarten sich)
2 Samuel 7,23: … für die Gott (Elohim) hingegangen ist… (wörtlich: sie gingen)
Psalm 58,12: …es gibt doch einen Gott (Elohim), der auf Erden richtet (wörtlich: sie richten)

Es spricht also viel dafür, dass es sich bei den Elohim um eine Göttervielzahl handelt.

Der hebräische Genesis-Anfang lautet:

„Bereshit bara jah elohim eth ha schamajim ve eth ha eretz.“

  1. „Am Anfang schuf Gott…“ (normale, aber fragwürdige Übersetzung)

  2. „Am Anfang schuf Götter…“ (wörtlichere Übersetzung)

  3. „Der Erste schuf Götter zusammen mit den Himmeln (auch Plural)…“ (das ist eine dritte Variante seitens kabbalistischer Denker, die behaupten, dass „bereshit“ auch für „das Erste“ (also der Urvater) stehen kann, welches Untergötter hervorbringt (z.B. den Jahwe).

Vielleicht kann Metapher, sofern er Hebräisch kann (bin mir gerade nicht sicher), das Problem klären.

Noch ein Wort zu Jahwe:

In einer früheren Version der hebräischen Religion hatte er eine Partnerin namens Ashera, die später verdrängt wurde. Das erinnert an die vorausgehende Mythologie der Sumerer, bei denen Apsu und Tiamat das göttliche Schöpferpaar darstellten. Tiamat, die Göttin, repräsentierte den eigentlich schöpferischen Part, sie war die Schöpferkraft des Apsu. Eine ähnliche Konstellation findet sich viel später in der Gnosis, wo Barbelo die göttliche weibliche Schöpferkraft des Urvaters ist.

Chan