Ja, das stimmt. Schon seit langem gibt es - ob wissenschaftlich fundiert oder nicht - die Vermutung, dass jedenfalls die Gastarbeiter stark zur SPD (traditionelle Arbeiterpartei) oder zur Union (starke konservative oder religiöse Denkweisen) tendierten. Das hat dazu geführt, dass die Einbürgerungsregeln im Laufe der Zeit stark erleichtert wurden und auf Rückkehrbemühungen verzichtet wurde. Vermutlich hat es auch Einfluss auf das aktuelle Gerede, man müsse die vielen Flüchtlinge schnell integrieren. Das ist nicht möglich, man scheint das aussichtslose aber dennoch zu versuchen, schließlich könnten ein paar mehr Wählerstimmen abfallen. Und es reduziert natürlich den Anteil der AfD, der man angesichts der großen Erfolge rechtsdemokratischer Parteien wie der FN oder der Dänischen Volkspartei wohl auch zunehmende Erfolge zutraut.
Letztendlich repräsentiert das eine höchst bedenkliche Einstellung: Um sich neue Wählerstimmen zu sichern und ein Erstarken autochthoner Parteien zu verhindern, wechselt man sozusagen einen Teil des Wahlvolkes aus. Ortswechsel: In Berlin hat die Identitäre Bewegung eine Protestaktion am Brandenburger Tor durchgeführt. Diese Organisation wird seit kurzem vom Verfassungsschutz beobachtet. Als Grund wird genau das Gegenteil angegeben, die Organisation will nämlich die zunehmende Einwanderung von Menschen aus anderem Kulturkreis begrenzen. Ist schon interessant, dass das verfassungsfeindlich sein soll, während der gewollte Austausch der Wahlbevölkerung kritiklos hingenommen wird.
Das Thema zu platzieren ist etwas unglücklich. Eine vorangegangene Diskussion war aus dem Ruder gelaufen. Dumme und Schlaue gibt es bei allen politischen Strömungen.
Das ist aber typisch menschlich. Man geht zu leicht von der heutigen Situation aus (mir geht es doch relativ gut und den armen Menschen muss doch geholfen werden) und verdrängt dabei sich abzeichnende Probleme, selbst wenn diese klar erkennbar sind. Vereinfacht ausgedrückt verdrängt die Ideologie die Vernunft, so wie wir es in der Vergangenheit leider schon oft erlebt haben. Das ist eine menschliche Schwäche, weil wir alle nach Anerkennung streben. Aktuell glaubt man, durch undifferenzierte Willkommenskultur, gepaart mit einem angeblichen „Kampf gegen rechts“, könne man sich moralisch profilieren, während man die Risiken, die wir teilweise unmittelbar präsentiert kriegen (Köln), relativiert und ausblendet.
Aktuell schreibt Bassam Tibi: Ich habe in den vergangenen vierzig Jahren in 22 islamischen Ländern gearbeitet. Daher weiß ich, dass in all diesen Staaten in der Verfassung steht: «Der Islam ist die Staatsreligion.» Keiner darf ungestraft davon abweichen. Wer das tut, gilt als Ketzer und riskiert alles, einschließlich des eigenen Lebens. Deutschland ist formal ein säkulares Land, das keine Staatsreligion in seiner Verfassung trägt. Außerrechtlich gibt es jedoch ein Mantra namens «Willkommenskultur», verbunden mit dem Glaubenssatz «Wir schaffen das!». Wer dem nicht zustimmt, wird zwar nicht als Ketzer, dafür aber als «Populist» und «islamophob» ausgegrenzt. Armutsflüchtlinge sowie ihre veredelten vormodernen Kulturen sind in Deutschland uneingeschränkt willkommen, nicht aber «unbequeme Gedanken» (Adorno).