Hallo Aprilfisch
:Elektroschocks werden nicht und wurden niemals in der
Psychiatrie therapeutisch eingesetzt.
Wie bitte?
Bei der
Elektrokrampftherapie geht es nicht um Elektroschocks, sondern
um die Auslösung eines epileptischen Anfalls durch eine Folge
elektrischer Reize - von dem epileptischen Geschehen kann man
dabei übrigens äußerlich nichts sehen, weil es unter
Kurznarkose und Muskelrelaxierung stattfindet.
Das ist ja wohl reine Wortkosmetik. Wenn ich meine Putzfrau als Parkettkosmetikerin tituliere ändert das nichts daran, das sie meinen Dreck wegmachen muß.
Und weil von außen betrachtet der Vorgang ja viel harmloser aussieht als früher, als Knochenbrüche/Wirbelbrüche dabei an der Tagesordnung waren, ist das alles gar nicht schlimm.
Einen sehr pro psychiatrischen Artikel darüber kann man in der Süddeutsche.de vom 22.3.12 lesen.
Die andere Seite schildert sehr eindrucksvoll Alfred Deisenhofer von den Münchner Psychiatrieerfahrenen.
Die Erkrankungen, bei denen sie (ja, Du hast Recht - immer
noch; ich hätte aber gerne eine Quelle für die Zahl 4.000, die
mir extrem hoch vorkommt) eingesetzt werden, sind schwere,
sonst nicht therapierbare Depressionen und Katatonie - beide
sind von der im UP beschriebenen Symptomatik meilenweit
entfernt.
Die Zahl von 4000 Elektroschocks findet sich bei H.W. Folkerts: Elektroschock - Indikation, Durchführung und Behandlungsergebnisse in Der Nervenarzt 1/2011, Springer Verl. Heidelberg, angeben bei Wikipedia
Es ist übrigens kein Zufall, dass die Wirksamkeit der
E-Krampftherapie vor allem von Nichtmedizinern so heftig
angezweifelt wird, während Ärzte das ein bissle anders sehen:
Es sieht halt nicht sehr schön aus, wenn ein Patien „an
elektrischen Strom angeschlossen“ wird.
Wahrscheinlich muß man 6 Jahre studiert und noch 4 Jahre Facharztausbildung haben, um endlich das allgemein menschliche Empfinden loszuwerden, daß da etwas furchtbares geschieht.
Wenn ein schwer
Depressiver noch die Energie aufbringt, vor den Zug zu gehen,
und seine Leiche dann entsprechend verformt vorne an der Lok
hängt, ist der Anblick allerdings auch nicht besonders schön -
das wird bei solchen Diskussionen gerne mal ausgeblendet.
Ich vermute, daß das genau die beabsichtigte Wirkung ist. Wer einer solchen „Therapie“ unterzogen wurde, hat dermaßen mit den Folgen zu kämpfen, daß für störendes Verhalten und selbst für Selbstmord keine Kraft mehr da ist.
Ganz ehrlich, ich würde meinen Angehörigen lieber als blutigen Klumpen von der Lok kratzen, als ihn als vegetierenden Fleischklumpen mit toten Augen in der Psychiatrie zu besuchen. Und glaub mir, ich weiß wovon ich rede.
Die meisten Selbstmorde geschehen nach der Entlassung aus der Psychiatrie, wen rein technisch wieder die Möglichkeit dazu besteht und die Erkenntnis kommt: Wohnung weg, Mann/Frau weg, Kinder weg, Arbeitsplatz weg, einige hirnabhängigen Fähigkeiten weg, „normales“ bürgerliches Leben weg oder auch nur die Chance darauf.
Darüber gibt es soweit ich weiß (wohlweislich) keine Zahlen. Diese Selbstmorde gehen in die allgemeine Selbstmordstatistik mit ein. Näheres wissen Organisationen von Betroffenen.
Ach übrigens: Wann ist endlich Schluss mit den barbarischen
Methoden in der Chirurgie, wo Patienten mit scharfen Klingen
Schnitte in der Bauchdecke beigebracht werden, wo die Haut am
empfindlichsten auf Schmerzen ist?
Auf diese kindische Polemik erwartest du jetzt nicht wirklich eine Antwort?!
Schöne Grüße
MM
Gruß
MissSophie