Werden in Finnland die Wälder geharkt?

Donald Trump beim Besuch in Kalifornien machte die mangelnde Forstverwaltung für das verheerende Ausmaß der Brände verantwortlich. Das „Gestrüpp“ hätte frühzeitig „weggeharkt“ werden müssen erklärte DT und verwies auf Finnland. Dort werde der Waldboden regelmäßig geharkt, „Und sie haben keine Probleme.“ (Zitat aus General Anzeiger Bonn vom 19.11.18)
Diese Aussage hat mich verblüfft. Wer kann mir helfen?
Gruß volker39

Türlich! Hier siehst Du eine Finnin, wie sie ihre Waldkehrwoche ganz fortschrittlich mit dem Staubsauger erledigt!

Diese Aussage hat auch den finnischen Präsidenten verblüfft, von dem Trump angeblich diese „Information“ hat: https://www.huffingtonpost.com/entry/trump-camp-fire-finland-president_us_5bf1f53be4b0b84243e3608c

Dieser Präsidentendarsteller lebt in seiner eigenen Realität und labert in jedes Mikrofon, was ihm gerade einfällt…

Das ist das Schlechte.

Das Gute ist, dass man bei ihm sofort weiß, dass er Bullshit labert.

Nicht geharkt, aber vielleicht gekämmt :sunglasses:

Da in den finnischen Wäldern sehr viele Blau- und Preiselbeeren geerntet werden - vielleicht machen sie es dort auch so, wie ich es in Österreich gesehen habe, mit einer Raffel:
http://www.eichwaelder.de/Altes/altesgeraetnr99.htm

Da werden dann also die Wälder „gekämmt“.

Dass Skandinavien weniger Probleme mit Waldbränden hat, würde ich eher aufs kältere Klima schieben - Schweden hatte doch jetzt auch ein größeres Problem, als es mal überdurchschnittlich warm war…

Beatrix

Das scheint mir eher ein Übersetzungsproblem zu sein. Finnland hat eine sehr intensive Forstwirtschaft, bei der regelmäßig auch das Unterholz entfernt wird. Unterholz hat hinsichtlich Brandschutz zwei wichtige Funktionen. Es verhindert das Austrocknen des Bodens, im Gegenzug trocknet es aber selbst aus und bildet einen hervorragenden Brandbeschleuniger. In Finnland wird es durch die Bewirtschaftung der Flächen aber ohnehin regelmäig entfernt.

Ich habe leider keine sinnvolle deutsch- oder englischsprachige Quelle gefunden, da sich alle gerade lieber lustig machen. Aber hier wurde das auf finnisch ganz gut zusammengefasst (google translate übersetzt das ganz gut):

Auch Kalifornien besteht zu größtenteils (90% der Fläche) aus Wald, wird aber deutlich weniger forstwirtschaftlich bearbeitet. Daher sammelt sich dort mehr Unterholz, bzw. auch der vorherschende Vegetationstyp Chapparal trägt dazu bei. Dies wird häufig durch gezieltes Abbrennen (lassen) verringert, oder gezielt gemäht.
https://www.arb.ca.gov/smp/wfu/wfu.htm

Beide Maßnahmen haben nicht viel miteinander zu tun, aber den gleichen Effekt. Es ist also nicht so, dass da tatsächlich jemand mit dem Rechen durch den Wald geht, aber das entfernen mit welcher Methode auch immer ist garnicht mal so daneben und hätte helfen können.

Das Trump-Spott-Spiel ist a bissl langweilig geworden.
Gemeint hat er halt, dass sie in Kalifornien zu wenig Waldbrandschutzstreifen drin haben (was sein „raking und cleaning“ jetzt nicht so völlig falsch veranschaulicht, wenn man gedanklich den Handfeger weg- und das schwere Gerät herdenkt) und hat -warum auch immer- (vielleicht spontan, weil er vor kurzem ein entsprechendes Gespräch darüber geführt hatte, und weil er sonst grundsätzlich von der Thematik keine Ahnung hat) ausgerechnet Finnland als besseres Beispiel genommen.

Ob sie nun in Kalifornien zu wenig Waldbrandschutzstreifen und Finnland genug haben … keine Ahnung.

Die Kritik an Trump muss aber nicht an der Wortwahl „raking und cleaning“ ansetzen, sondern daran, dass er bei den Waldbränden in Kalifornien mal wieder für einen komplexen Zusammenhang eine einzige simple Ursache in die Diskussion wirft und gleich einen stupiden Schuldigen präsentiert.
Ganz typisch Trump halt, und das ist nicht zum Lachen, sondern zum Abwählen.

Gruß
F.

Nicht nötig, in Finnland treten die Elche das Zeug nieder.

Übersetzungsfehler eher weniger. Eher ein Verständisproblem bei Herrn Trump, vielleicht hat man es ihm auch so simpel erklärt. Im normalen Sprachgebrauch bedeutet „to rake“ (zusammen)rechen. „Clearing the underbrush“ oder etwas ähnliches entspricht dem, was du beschreibst und was wohl auch gemeint ist. Das dabei eventuell in der Fachsprache von „raking“ die Rede ist, womit dann aber eben größere Maschinen o.ä. gemeint sind, ging bereits im Englischen verloren. Präzise Sprache ist allerdings kein Problem des amerikanischen Präsidenten.

Grüße
Siboniwe

1 Like

Darf ich da schnell rein sprachlich nachfragen?:
Auch im Englisch gibt’s doch „to rake“ für große Maschinen. Hay rakes, oder raking attachements als Aufsätze für große Traktoren und Bau- und Forstmaschinen. Und damit ist tatsächlich einfach nur „zusammenrechen“ gemeint, und das ist ganz buchstäblich ein Teil der Aufräum-/Brandschutzmaßnahmen im Wald.

Oder verstehe ich euch nur falsch?

Und „cleaning“ ist sogar ein passender forstwirtschaftlicher Fachbegriff. Das einzig Falsche an Trumps „raking and cleaning“ ist eigentlich nur, dass die Arbeitsvorgänge die umgekehrte Reihenfolge haben dürften: cleaning and raking.

Und auch „(forest) floor“ ist der korrekte Begriff.
Wenn einer hier schreibt: „Trump: ‚You’ve got to take care of the floors. You know the floors of the forest, very important. You look at other countries where they do it differently and it’s a whole different story.‘
At this moment it’s unclear as to how one would actually ‚clean‘ a forest floor. Are there hoovers involved?“, dann zeigt er nur, dass er forstwirtschaftliche Begrifflichkeiten nicht kennt, wie all die auch mit ihren Twitter-Fotomontagen mit Gartenrechen&Besen usw.

Gruß
F.

Hi,

es geht nicht darum, was mit den Wäldern tatsächlich gemacht wird. Herrn Trumps Worten kann man sehr deutlich entnehmen, dass er (mal wieder) nicht versteht, wovon er redet. Hat nur irgendwas mit saubermachen gehört, und hat schon die Lösung parat, wie er es besser machen würde. Das ist das lustige daran. Oder auch das frustrierende - aber das kostet zu viel Lebenskraft.
Außerdem haben kalifornische Wälder zum einen ganz andere Ausmaße als finnische und sind außerdem viel, viel trockener. Persönlich bezweifle ich, dass da das Entfernen des Unterholzes einen messbaren Einfluss auf die Brandgefahr hat.

die Franzi

1 Like

Natürlich ist anzunehmen, der er persönlich nicht versteht, wie im Wald gearbeitet wird.
So what.
Das war seit hundert Jahren kein US-Präsident mehr verstanden haben.
Natürlich simplifiziert er (habe ich unten selbst geschrieben).
Wer bei diesem an sich korrekten Satz aber an Staubsauger und Gartenrechen denkt, macht sich doch eigentlich ungewollt über das eigene Missverständnis lustig, oder?

Klar kann man sich über Trump immer lustig machen.
Unbestritten.
„Trump“ - Haha
Naja.

Allgemein schon, weil dem Feuer damit viel Brennmaterial entzogen wird. Intuitiv einleuchtend eigentlich.
Diese firebreaks gibts in anderen US-Staaten auch (darum ganz seltsam, dass Trump ausgerechnet Finnland heranzieht), aber m.W. nicht in Kalifornien, wobei es da wohl auch gute Gründe gibt: zu hügelig, zu windig.

Gruß
F.

1 Like

IMG_20181119_182104

Oldie but goldie

1 Like

Ich habe mir das nochmal im Original angesehen.
Er redet von „rechen“ und kleine Büsche, er wiederholt: „Unkraut“ rechen.
Ich glaube, er hat das wirklich falsch verstanden, falsch wiedergegeben.


Das „raking“ ist halt so ein Wort für das man Kontext braucht.
Wenn ich als Fachmann über Forstwirtschaft rede, ist der Kontext ein anderer als wenn der Herr Trump dasteht und erzählt, dass er Feuerwehrmänner beobachtet hat, wie sie mit Rechen hantiert haben (er zeigt das ja pantomimisch).
Abgesehen davon, was auch andere hier erwähnten, dass es einfach eine einfache Erklärung für ein komplexes Problem ist, aber das brauch ich dir ja nicht zu erklären.

Grüße
Siboniwe

Danke für den Link!

Dass Trump davon kein Verständnis hat, und dass er krass simplifiziert oder gar kompletten Unsinn erzählt, ist klar.

Hat man doch eigentlich vollkommen.
Im ersten Interview Waldbrandbekämpfung, im zweiten Waldbrandvorbeugung.

Wobei man das hier vor allem CNN anlasten müsste, dass sie die beiden unterschiedlichen Interviews so bruchlos zusammenfügen. Im ersten gehts um Brandbekämpfung, da dürfte tatsächlich auch händisch gearbeitet worden sein, im zweiten um Forstwirtschaft, wo man halt einfach große Maschinen vor Augen haben müsste.

Gruß
F.

Sehe ich anders. So wie Trump das Wort „raking“ benutzt, hat es nichts mit Maschinen zu tun. Wenn ich nach „raking machines“ suche, finde ich auch kaum Geräte, die im Wald einzusetzen sind. Ich bleibe dabei, dass man bei „raking“ im Wald in erster Linie händische Arbeit versteht und meint.

Grüße
Siboniwe

1 Like

Ein letztes Wort:

Wenn du stattdessen nach „raking attachements“ suchst (also gewissermaßer nicht nach einer Maschine, sondern nach einem Maschinenbestandteil), dann findest du bei der google-Bildersuche sehr viele Großgeräte, die in der Land- und Fortwirtschaft zum Einsatz kommen.
https://www.google.de/search?q=raking+attachment&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjkxdSQmeHeAhUD_qQKHTWHDQYQ_AUIDygC&biw=1366&bih=659

Schönen Abend!
F,

Die sehen nicht anders aus, wie meine gefundenen „raking machines“. Ich bin kein Landwirtschaftler, aber für die Forstwirtschaft sieht das für mich nicht aus. Ich bleibe dabei, dass wenn man nur von „raking“ redet, es normal ist, dass man an einen Rechen denkt. Erst bei der genaueren Bestimmung wird daraus so ein Gerät. Die Tatsache, dass bis auf die extrem Trump-freundlichen Medien in der USA darunter eben nicht an die großen Maschinen gedacht haben, sondern an den Gartenrechen, zeigt, dass „raking“ in erster Linie eben so verstanden wird (und dir ging es ja um das Sprachliche).

Grüße
Siboniwe

In Kalifornien sprang das Feuer mit Funkenflug quer ueber eine Autobahn. Schutzstreifen muessten deutlich breiter sein und voellig ohne Bewuchs.

Klar gings mir um das Sprachliche.
Ist „raking“ denn semantisch deckungsgleich mit dem (süd)deutschen „Rechen“?
Für das „Harken“ des UP habe ich gar kein Sprachgefühl. Für mich als Bayer klingt das, wenn dann, ausschließlich nach Gemüsegarten.

Ich kann von mir sagen, dass ich ein „Rechen und Ausputzen“ (so übersetze ich das Zitat mal) nie lächerlich gefunden hätte, sondern bei großen Wäldern eben an große Maschinen, bei kleinen Wäldern an kleine Maschinen oder Handarbeit gedacht hätte.
Ich bin aber halt auch Landwirts-/Forstwirtssohn und betreibe die ererbte (kleine) Forstwirtschaft noch heute weiter. Da wird händisch und maschinell „gerecht“, seit ich denken kann.

Eine echte persönliche Geschichte: Ich war 6 Jahre, 1. Klasse in der Schule und musste bei der Erntearbeit immer das Gras unterm Zaum rund ums Feld ‚reinrechen‘, weil die Maschinen da nicht hinkamen. Das fand ich langweilig und hab mir deshalb eine Rechen-Maschine gewünscht. Bekommen habe ich dann ein Rechenmaschine für das Kopfrechnen in der Schule … dieses Erlebnis (da geht’s vom Thema ja um Ausgenutzt- und Missverstandenwerden) hat später viel Raum in meiner Lehrtherapie eingenommen.
Vielleicht auch ein Grund, warum mich dieser Thread interessiert :wink:

Gruß
F.

P.S.: