Sie machen es sich nicht einfach und sprechen von
Widersprüchen, sondern suchen nach Erklärungen.
Ich wollte keineswegs andeuten, man würde es sich einfach (oder auch schwer) machen, wenn man Widersprüche findet.
So kann man
bspw. die angeblichen Widersprüche bei den Schöpfungsberichten
recht schnell und einfach auflösen, wenn man ein wenig genauer
den Text liest.
Vielleicht magst du mir das erläutern. Ich verlinke vorab mal
http://de.wikipedia.org/wiki/1._Buch_Mose#Sch.C3.B6p…
wo die Unterschiede im Wortlaut - die ja vielleicht keine sind - recht deutlich werden. Noch mal zur Klarstellung: Es geht mir um den Widerspruch im Wortlaut, der für mich dann problematisch ist, wenn der Wortlaut als richtig und nicht als Sinnbild verstanden wird.
Für etwaige Widersprüche im Neuen Testament bist du als Jude vermutlich nicht der richtige Ansprechpartner. Ich würde mich aber freuen, wenn du mir neben der Schöpfungsgeschichte noch ein anderes Erklärungsmodel bietest, nämlich für diese Beispiele:
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a. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, …
b. Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.
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a. … und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen
b. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert
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a. Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham
b. Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.
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a. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch
b. Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein
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a. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? … Aber Jesus schrie abermals laut und verschied
b. Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
c. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied
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a. Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue.
b. Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.
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a. Der [Judas] hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit.
b. Und er [Judas] warf die Silberlinge in den Tempel
Einiges hiervon würde ich selbst auflösen können, doch mich interessiert ja gerade die Vorgehensweise derjenigen, welche dem Wortlaut der Bibel uneingeschränkte Bedeutung beimessen. Ich bin gespannt, ob alle Erlärungen einsichtig sind oder eher bemüht.
- Weitere Beispiele nach http://www.gotteswort.info/index.php?seite=themen&mo…
a. Bei den Synoptikern beruft Jesus seine ersten Jünger nach der Verhaftung des Täufers, bei Johannes vorher.
b. Bei den Synoptikern beruft Jesus seine ersten Jünger nach der Verhaftung des Täufers, bei Johannes vorher. Bei den Synoptikern beruft er sie in Galiläa, bei Johannes in Judäa. Bei Matthäus, Markus und Lukas trifft er sie am See Genezareth beim Fischfang, bei Johannes als Jünger von Johannes dem Täufer.
In bin sicher, es gibt noch unzählige Beispiele. Oft würde vermutlich auch mir selbst eine Möglichkeit einfallen, das eine mit dem anderen zu versöhnen. Aber: Der häufigste Versöhnungsgrund wäre für mich vielleicht, die Bibel nicht wörtlich zu nehmen.
Mevius
Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen
sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein?
In allen Fällen welche ich kennen, wird von einer
Gleichzeitigkeit ausgegangen. Meistens ist hier auch gerade
nicht das Problem, dass Geschriebenes sich widerspricht,
sondern dass etwas nicht geschrieben steht.
Wenn ja, gilt
dies dann automatisch nur für die Stellen, deren Widerspruch
sich aus der Bibel selbst ergibt, und wenn ja, warum nur hier
und nicht z.B. beim Widerspruch zu anderen Erkenntnisquellen?
Der ganze Umgang ist ein anderer. Allerdings gibt es hier
meistens eine Rangfolge und die Bibel wird meistens als erste
Quelle angesehen, welche sich alle anderen Quellen unter
ordnen müssen.
Gruss,
Eli