Widersprüche im Bibelwortlaut

Hallo!

Zunächst zur Klarstellung: Es geht mir im Folgenden nicht um die Unfehlbarkeit der Bibel. Es geht mir um deren wörtliche Auslegung, wie sie ja teilweise noch geübt wird. Dabei wiederum geht es mir ausdrücklich nicht um eine kritische Hinterfragung der Zulässigkeit, sondern ich will wirklich das wissen, was ich hier frage:

Teilweise widersprechen Bibelstellen sich. Das beginnt schon in der Schöpfungsgeschichte, wird aber besonders in den Evangelien deutlich, die für jeden erkennbar Unterschiedliches berichten. Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen, damit um? Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein? Wenn Letzteres der Fall ist, welcher Stelle ist der Vorzug zu geben, und folgt dann daraus, dass die Bibel an einigen Stellen eben doch nicht wörtlich zu nehmen ist? Wenn ja, gilt dies dann automatisch nur für die Stellen, deren Widerspruch sich aus der Bibel selbst ergibt, und wenn ja, warum nur hier und nicht z.B. beim Widerspruch zu anderen Erkenntnisquellen?

Vielen Dank im Voraus!

Mevius

Hallo,

Wenn Letzteres der Fall ist, welcher Stelle ist der Vorzug zu
geben, und folgt dann daraus, dass die Bibel an einigen
Stellen eben doch nicht wörtlich zu nehmen ist?

Sie nehmen die Bibel schon wörtlich. Man sucht sich halt nur heraus, was man wörtlich nehmen will und was in das eigene Weltbild passt oder im Moment gerade opportun ist. Auch bleibt dir an vielen Stellen - selbst wenn du es wörtlich nimmst - oft ein Interpretationsspielraum, so dass es selbst dann Auslegungssache sein kann, selbst wenn es keinen Widerspruch an anderer Stelle gibt.

Außerdem ist die Bibel an verschiedenen Stellen schlicht falsch, z.B. dass der Hase oder der Klippdachs Wiederkäuer wären. Wenn du das wörtlich nimmst, dann widerspricht es zwar keiner anderen Bibelstelle, aber es widerspricht der Wirklichkeit.

vg,
d.

Hallo.

Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen,
damit um?

Sie machen es sich nicht einfach und sprechen von Widersprüchen, sondern suchen nach Erklärungen. So kann man bspw. die angeblichen Widersprüche bei den Schöpfungsberichten recht schnell und einfach auflösen, wenn man ein wenig genauer den Text liest.

Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen
sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein?

In allen Fällen welche ich kennen, wird von einer Gleichzeitigkeit ausgegangen. Meistens ist hier auch gerade nicht das Problem, dass Geschriebenes sich widerspricht, sondern dass etwas nicht geschrieben steht.

Wenn ja, gilt
dies dann automatisch nur für die Stellen, deren Widerspruch
sich aus der Bibel selbst ergibt, und wenn ja, warum nur hier
und nicht z.B. beim Widerspruch zu anderen Erkenntnisquellen?

Der ganze Umgang ist ein anderer. Allerdings gibt es hier meistens eine Rangfolge und die Bibel wird meistens als erste Quelle angesehen, welche sich alle anderen Quellen unter ordnen müssen.

Gruss,
Eli

Hallo.

Außerdem ist die Bibel an verschiedenen Stellen schlicht
falsch, z.B. dass der Hase oder der Klippdachs Wiederkäuer
wären. Wenn du das wörtlich nimmst, dann widerspricht es zwar
keiner anderen Bibelstelle, aber es widerspricht der
Wirklichkeit.

Genau solche Ungenauigkeiten liegen der Frage schon zugrunde, so ist Wiederkäuer kein feststehender Begriff, sondern dieses wird gebildet und was die Bibel darunter versteht, scheint offensichtlich etwas anderes zu sein, als wir heute definiert haben. Falsch wird es dadurch erst einmal nicht.

Und so verhält es sich mit vielen anderen Fehlern und Widersprüchen in der Bibel, welche eben meistens auf subjektiven Annahmen bzw. anderen Begrifflichkeiten beruhen.

Gruss,
Eli

Hallo D.,

Außerdem ist die Bibel an verschiedenen Stellen schlicht
falsch, z.B. dass der Hase oder der Klippdachs Wiederkäuer
wären. Wenn du das wörtlich nimmst, dann widerspricht es zwar
keiner anderen Bibelstelle, aber es widerspricht der
Wirklichkeit.

http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=dis…

Gruß
Carlos

Hallo.

Teilweise widersprechen Bibelstellen sich.

Ist ein unterschiedlicher Bericht schon ein Widerspruch?
Wenn du verschiedene Beschreibungen eines Geschehens liest, z.B. Zeugenaussagen, Berichte oder Nachrichten, so ist es normal, dass es scheinbar zu Widersprüchen kommt. Falls die Aussagen identisch oder widerspruchsfrei sind, sind sie abgesprochen oder extrem kurz.
Wie auch sonst im Leben geht man also hin und versucht ein Gesamtbild aus allen Aussagen zu errichten.

Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen,
damit um? Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen
sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein?

Ersteres.

Gruß
Carlos

Hallo,

Teilweise widersprechen Bibelstellen sich.

Widerspruch erkennt nur der, der die „Bibel“ wie ein Sachbuch
betrachtet.
Wer die Bibel wie eine unfehlbare Offenbarung betrachtet oder
gar wie eine „inspirierte“ Aufzeichnung (verbal oder sonstwie)
ignoriert die Widersprüche einfach - zwangsläufig.
Wer die Bibel(AT) als das sieht was sie ist,eine Sammlung von
Mythen,von Aufzeichnungen von Autoren über die Beziehung des
jüdischen Volkes zu seinem Gott und der Suche nach einem rechten
Verständnis seines Willen und die überlieferte Geschichte (ob
erdacht oder real) des jüd. Volkes wird mit „Widersprüchen“
keine Probleme haben.
Das NT hat da wegen der zeitlichen Dichte der berichteten
Ereignisse und auch wegen seines Inhaltes ( Botschaft Jesu) weniger
Widersprüche, sondern eher mehrere Sichtweisen und Zielrichtungen
bzw.Adressaten.

Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen, damit um? Halten
sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen sie einer bestimmten
Textstelle dann doch den Vorang ein?

Solche und ähnliche Fragen sind eigentlich für die Katz.
Da es Unzählige gibt, welche die Bibel wörtlich, teils wörtlich,
oder inspiriert ansehen, gibt es auch ebenso viele Auswahlverfahren.
Du kannst Dir also alles was möglich ist erdenken - es wird immer
irgendwie treffen.Es ist völlig daneben hier irgendeine Sichtweise forcieren zu wollen.

Gruß VIKTOR

Genau solche Ungenauigkeiten liegen der Frage schon zugrunde

Nun ja, zumindest das angeführte Wiederkäuer-Beispiel hat mit meiner Frage nichts zu tun, denn es ging mir ja ausdrücklich um etwaige innere Widersprüche und nicht um Widersprüche zur Realität. Auch ging es mir nicht um inhaltliche Widersprüche sondern allein um Widersprüche im Wortlaut. Aus einem etwaigen Widerspruch im Wortlaut wird ja nur dann zwingend ein inhaltlicher Widerspruch, wenn der Wortlaut in jedem Fall als richtig unterstellt wird.

Wer die Bibel wie eine unfehlbare Offenbarung betrachtet oder
gar wie eine „inspirierte“ Aufzeichnung (verbal oder sonstwie)
ignoriert die Widersprüche einfach - zwangsläufig.

Das mag schon sein, beantwortet aber ja nicht wirklich meine Frage. Nun ja, streng genommen doch: Ein Ignorieren ist ja auch eine Art des Umgangs mit dem Phänomen (mag es nun existieren oder auch nicht).

Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen, damit um? Halten
sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen sie einer bestimmten
Textstelle dann doch den Vorang ein?

Solche und ähnliche Fragen sind eigentlich für die Katz.
Da es Unzählige gibt, welche die Bibel wörtlich, teils
wörtlich,
oder inspiriert ansehen, gibt es auch ebenso viele
Auswahlverfahren.

Das leuchtet mir durchaus ein. Meiner Frage lag aber die Annahme zugrunde, dass man hier gewisse Tendenzen erkennen kann. So ganz will ich auch nicht glauben, dass das nicht stimmt.

Hi.

Genau solche Ungenauigkeiten liegen der Frage schon zugrunde,
so ist Wiederkäuer kein feststehender Begriff, sondern dieses
wird gebildet und was die Bibel darunter versteht, scheint
offensichtlich etwas anderes zu sein, als wir heute definiert
haben.

Klar, mann muss halt hin biegen können.

Falsch wird es dadurch erst einmal nicht.

Gut hingebogen.

Gruß.

Balázs

Hallo,
den von dir verlinkten Artikel finde ich schlecht.
In dem Bemühen die Weisheit der Schrift hervorzuheben werden die einfachen Fakten verbrämt.
Hasen sind keine Wiederkäuer wie der Artikel behauptet. Was ein Widerkäuer ist ist klar definiert und das nicht erst seit hundert Jahren. Trotzdem liegt hier kein Wiederspruch vor.

Die ganz einfache Auflösung des Rätsels, die in dem Artikel nebenbei auch verschwurbelt drin steht, ist dass man zu Zeiten der Bibel den Begriff Wiederkäuer einfach anders besetzt hatte. Die Zuordnung der Tiere in Gruppen erfolgte nach anderen Kriterien.

Mehr muss dazu nicht gesagt werden.
Da steckt auch keine bewunderungswürdige höhere Weisheit der Schrift dahinter. Die Verschiebung der Bedeutungsgalte von Begriffen ist massenhaft und alltäglich.

Gruß
Werner

1 Like

Hallo,

Für die Annahme einer Verbalinspiration, kann ich leider auch nicht weiterhelfen. Trotz allen Einfühlungsvermögens kann ich die Leistung die hinter der Auffassung steht jedes einzelne Wort sei (wie) von Gott selbst gesprochen aufgezeichnet worden, nicht nachvollziehen.

Ganz allgemein bin ich der Meinung dass Christen auf jeden Fall eine Hierarchie in den biblischen Aussagen haben.
Mindestens geht die Botschaft jesu vor.

Aussagen etwa zur Rechtspraxis im Alten Testament, wie etwa Steinigungen oder Verstümmelungen werden unter Hinweis auf die jesuanische Botschaft nicht mehr als verbindlich angesehen.

Außerdem kann eine Priorisierung darüber geschehen, dass scheinbar widersprüchliche Aussagen jeweils in einem anderen Kontext gemacht wurden und darum in der Auslegung für heute auch für unterschiedliche Situationen relevant sind. Das kann dann heißen, dass eine Aussage für hier und jetzt unwichtig angesehen wird und der Anderen der Vorrang eingeräumt wird. In anderen Situationen könnte sich das vielleicht andersherum darstellen.
Das geht aber auch soweit, dass z. B. die Anweisungen zum Opferkult für völlig hinfällig angesehen werden. Es ist keine Situation mehr vorstellbar in denen Sie relevant wären (außer vielleicht als Lehr-Beispiel darüber, wie Gott mit den Menschen umgeht und umgekehrt).

Gruß
Werner

Sie machen es sich nicht einfach und sprechen von
Widersprüchen, sondern suchen nach Erklärungen.

Ich wollte keineswegs andeuten, man würde es sich einfach (oder auch schwer) machen, wenn man Widersprüche findet.

So kann man
bspw. die angeblichen Widersprüche bei den Schöpfungsberichten
recht schnell und einfach auflösen, wenn man ein wenig genauer
den Text liest.

Vielleicht magst du mir das erläutern. Ich verlinke vorab mal

http://de.wikipedia.org/wiki/1._Buch_Mose#Sch.C3.B6p…

wo die Unterschiede im Wortlaut - die ja vielleicht keine sind - recht deutlich werden. Noch mal zur Klarstellung: Es geht mir um den Widerspruch im Wortlaut, der für mich dann problematisch ist, wenn der Wortlaut als richtig und nicht als Sinnbild verstanden wird.

Für etwaige Widersprüche im Neuen Testament bist du als Jude vermutlich nicht der richtige Ansprechpartner. Ich würde mich aber freuen, wenn du mir neben der Schöpfungsgeschichte noch ein anderes Erklärungsmodel bietest, nämlich für diese Beispiele:

a. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, …

b. Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.

a. … und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen

b. Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert

a. Nach diesen Geschichten versuchte Gott Abraham

b. Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

a. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch

b. Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein

a. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? … Aber Jesus schrie abermals laut und verschied

b. Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

c. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied

a. Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue.

b. Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.

a. Der [Judas] hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit.

b. Und er [Judas] warf die Silberlinge in den Tempel

Einiges hiervon würde ich selbst auflösen können, doch mich interessiert ja gerade die Vorgehensweise derjenigen, welche dem Wortlaut der Bibel uneingeschränkte Bedeutung beimessen. Ich bin gespannt, ob alle Erlärungen einsichtig sind oder eher bemüht.

  1. Weitere Beispiele nach http://www.gotteswort.info/index.php?seite=themen&mo…

a. Bei den Synoptikern beruft Jesus seine ersten Jünger nach der Verhaftung des Täufers, bei Johannes vorher.

b. Bei den Synoptikern beruft Jesus seine ersten Jünger nach der Verhaftung des Täufers, bei Johannes vorher. Bei den Synoptikern beruft er sie in Galiläa, bei Johannes in Judäa. Bei Matthäus, Markus und Lukas trifft er sie am See Genezareth beim Fischfang, bei Johannes als Jünger von Johannes dem Täufer.

In bin sicher, es gibt noch unzählige Beispiele. Oft würde vermutlich auch mir selbst eine Möglichkeit einfallen, das eine mit dem anderen zu versöhnen. Aber: Der häufigste Versöhnungsgrund wäre für mich vielleicht, die Bibel nicht wörtlich zu nehmen.

Mevius

Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen
sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein?

In allen Fällen welche ich kennen, wird von einer
Gleichzeitigkeit ausgegangen. Meistens ist hier auch gerade
nicht das Problem, dass Geschriebenes sich widerspricht,
sondern dass etwas nicht geschrieben steht.

Wenn ja, gilt
dies dann automatisch nur für die Stellen, deren Widerspruch
sich aus der Bibel selbst ergibt, und wenn ja, warum nur hier
und nicht z.B. beim Widerspruch zu anderen Erkenntnisquellen?

Der ganze Umgang ist ein anderer. Allerdings gibt es hier
meistens eine Rangfolge und die Bibel wird meistens als erste
Quelle angesehen, welche sich alle anderen Quellen unter
ordnen müssen.

Gruss,
Eli

2 Like

Hallo,

Teilweise widersprechen Bibelstellen sich.

Ist ein unterschiedlicher Bericht schon ein Widerspruch?

Nein.

Aber im Zweiten Buch der Könige heißt es z.B. dass Elia in den Himmel aufgefahren sei. Im Johannes-Evangelium steht dagegen, dass noch nie jemand in den Himmel aufgefahren sei, außer dem Menschensohn (also Jesus) selbst.

Beides zugleich kann nicht stimmen.
Entweder ist das eine richtig oder das andere.

Wie auch sonst im Leben geht man also hin und versucht ein
Gesamtbild aus allen Aussagen zu errichten.

Eben, und genau wie bei einer Zeugenbefragung im Gericht ist dabei vieles Auslegungs- und Interpretationssache. Und das ist subjektiv. Aus der Bibel kannst du praktisch fast alles irgendwie herauslesen was du willst. Das siehst du ja schon daran, dass man einfach das Wiederkäuen anders definiert. Was nicht passt, wird eben passend gemacht. Sicher fällt dir auch irgendeine Begründung ein, wie obiger Widerspruch aufgelöst werden kann. Aber das ist halt alles subjektives Hineininterpretieren und kann daher dann kaum noch den Anspruch einer „absoluten Wahrheit“ haben, den viele Menschen der Bibel zusprechen.

vg,
d.

Da steckt auch keine bewunderungswürdige höhere Weisheit der
Schrift dahinter. Die Verschiebung der Bedeutungsgalte von
Begriffen ist massenhaft und alltäglich.

Nein, es wäre aber ja auch grotesk, wenn Christen, die am Bibelwortlaut hängen, dergleichen behaupten würden. Gerade weil die Begriffe wohl unterschiedlich gemeint sind. Damit steht dann allerdings auch fest, dass der vermeintliche Widerspruch zwischen Bibel und Realität an dieser Stelle nicht zwingend ist. Hat jeder etwas anderes mit dem Begriff gemeint, können auch beide richtig liegen.

Das ist aber ein Nebenskriegsschauplatz, der mit meiner eigentlichen Frage nichts zu tun hat.

Ist ein unterschiedlicher Bericht schon ein Widerspruch?

Ja, wenn ein und derselbe Umstand verschiedentlich formuliert wird.

Wie gehen die, welche die Bibel wörtlich nehmen,
damit um? Halten sie alles für gleichzeitig wahr, oder räumen
sie einer bestimmten Textstelle dann doch den Vorang ein?

Ersteres.

Vielleicht magst du ja auf die an anderer Stelle hier von mir gebrachten Beispiele eingehen und mir das verdeutlichen. Was z.B. die beiden Schöpfungsgeschichten angeht, so ging ich bisher davon aus, dass sie zwar widersrpüchlich seien, dass man daraus aber nur ablesen könne, dass es auf die Wiedergabe des real Geschehenen nicht ankommt. Das ist dann nur eben kein Wortlautverständnis der Bibel, und um diese Art von Bibellesen geht es mir ja: Der Wortlaut hat immer Recht.

Aber das ist halt alles subjektives
Hineininterpretieren und kann daher dann kaum noch den
Anspruch einer „absoluten Wahrheit“ haben, den viele Menschen
der Bibel zusprechen.

Das ist ja sozusagen die große Preisfrage. Vielleicht gelingt es ja auch wirklich, alle wörtlichen Widersprüche als nur Scheinwidersprüche im Wortlaut zu entlarven. Um das herauszufinden, habe ich diesen Thread hier ja gestartet.

Außerdem kann eine Priorisierung darüber geschehen, dass
scheinbar widersprüchliche Aussagen jeweils in einem anderen
Kontext gemacht wurden und darum in der Auslegung für heute
auch für unterschiedliche Situationen relevant sind.

Das ist absolut nachvollziehbar, und meine Vermutung geht auch in die Richtung, dass vielfach so argumentiert wird. Es gibt aber Beispiele, die ich mir so eben nicht erklären kann, z.B:

  1. die zwei unterschiedlichen Schöpfungsmythen (hier kann ich die Abweichung im WORTLAUT nicht erklären, ohne sie widersprüchlich und damit falsch zu finden; dass es auf wörtliche Auslegung vielleicht gar nicht ankommt, akzeptiere ich als Möglichkeit zwar, aber das gehört ja nicht zum Thema des Threads;

  2. wenn Gott einmal beschienen wird, er empfinde niemals Reue, er es aber z.B. nach der Sintflut eben doch tut.

Hallo,

Aber im Zweiten Buch der Könige heißt es z.B. dass Elia in den
Himmel aufgefahren sei. Im Johannes-Evangelium steht dagegen,
dass noch nie jemand in den Himmel aufgefahren sei, außer dem
Menschensohn (also Jesus) selbst.

Sicher fällt dir auch
irgendeine Begründung ein, wie obiger Widerspruch aufgelöst
werden kann.

Mir nicht, aber Anderen. Hier ein Zitat aus dem Buch Einsichten in die Heilige Schrift, Band 1 Seite 629-630 Elia:
Elisa wird Nachfolger. In Übereinstimmung mit der einige Jahre zuvor von Elia vorgenommenen Ernennung Elisas kommt die Zeit herbei, in der Elia seinen Prophetenmantel Elisa übergeben muß, den er bis dahin gut geschult hat. Dies geschieht während der Herrschaft des Nachfolgers Ahasjas, seines Bruders Joram von Israel. Zu jener Zeit geht Elia nach Bethel, von dort nach Jericho und dann an den Jordan hinab. Dort wird Elisa, der sich ständig eng an Elia gehalten hat, für seine Treue belohnt, indem er einen feurigen Kriegswagen und feurige Pferde sieht und beobachtet, wie Elia in einem Windsturm zum Himmel auffährt. Elisa nimmt Elias Amtsgewand auf, das von ihm herabgefallen ist, und „zwei Anteile“ (gleich dem Erbteil eines Erstgeborenen) des Geistes Elias, eines Geistes des Mutes und des ‘starken Eiferns für Jehova, den Gott der Heerscharen’, kommen auf ihn (2Kö 2:1-13; 1Kö 19:10, 14; vgl. 5Mo 21:17).
Elia stirbt bei diesem Ereignis nicht, er fährt auch nicht in den unsichtbaren, geistigen Bereich auf, sondern wird mit einem neuen prophetischen Auftrag in ein anderes Gebiet gesandt (Joh 3:13). Das geht aus der Tatsache hervor, daß Elisa für seinen Herrn keine Trauer hält. Einige Jahre nach der Auffahrt im Windsturm ist Elia immer noch am Leben und als Prophet tätig, diesmal beim König von Juda. Wegen der bösen Handlungsweise König Jorams von Juda schreibt ihm Elia in einem Brief, daß Jehova ihn verurteilt hat, was sich kurz darauf bewahrheitet (2Ch 21:12-15; siehe HIMMEL [Himmelfahrt]).

Aus der Bibel kannst du praktisch fast alles
irgendwie herauslesen was du willst. Das siehst du ja schon
daran, dass man einfach das Wiederkäuen anders definiert.

Das erstere ist Blödsinn, was nicht heißt, dass es nicht immer wieder versucht wird. Und weil dies immer wieder versucht wird, glauben die Menschen es auch.

Das mit dem Wiederkäuen ist ein ziemlich krampfiges Beispiel.
Wir sprechen von einem Buch welches 3000 Jahre von Linné verfasst wurde. Es ist kompletter Unsinn zu erwarten, dass die damaligen Begriffe und Einteilungen des Tierreichs mit unseres heutigen Naturwissenschaften identisch wären.
Selbst heute klappt dass nicht, z.B. werden in jedem Supermarkt Erdbeeren falsch einsortiert.

… Hineininterpretieren und kann daher dann kaum noch den
Anspruch einer „absoluten Wahrheit“ haben, den viele Menschen
der Bibel zusprechen.

Ich begnüge mich mit dem Anspruch der Wahrheit.

Gruß
Carlos

Hallo,

Vielleicht magst du ja auf die an anderer Stelle hier von mir
gebrachten Beispiele eingehen und mir das verdeutlichen. Was
z.B. die beiden Schöpfungsgeschichten angeht, so ging ich
bisher davon aus, dass sie zwar widersrpüchlich seien, dass
man daraus aber nur ablesen könne, dass es auf die Wiedergabe
des real Geschehenen nicht ankommt.

Wo bitte solls es zwei Schöpfungsgeschichten geben?
In Mose 1:27-29 wird die Erschaffung des Menschen im Kontext der Schaffung der Welt benannt. Ab Mose 2:4 wird nun näher auf die Schaffung des Menschen eingegangen.
Der Autor erwähnt einen Punkt und geht im nächsten Kapitel näher drauf ein. Das ist so was von üblich, dass ich selber nie auf die Idee kommen würde, dass man hier zwei unabhängigen und widersprechenden Erzählungen haben könnte. Ich finde das nur hirnkrampfig.

Der Wortlaut hat immer Recht.

Wie soll das funktionieren. Wir haben eine Übersetzung aus einer uralten Sprache und einem uns ziemlich fremden Kulturraum. Ohne gute Hintergrundinformationen besteht keine Chance und selbst dann besteht immer die Gefahr von Mißverständnissen.

Gruß
Carlos

1 Like