Wie erklärt sich dieses Phänomen?

Hallo,

Kennen AfD-Wähler Ausländer?
Von BASTIAN BENRATH, Grafik: JENS GIESEL

21.08.2018 · Man könnte meinen, AfD-Wähler hätten Angst vor Ausländern. Weit gefehlt: Sie kennen gar keine. Eine Deutschlandkarte.

So fragt die FAZ. Es ist bereits in diesem Forum an anderer Stelle auf die Tatsache hingewiesen worden, dass die AfD in Gegenden mit niedrigem Ausländeranteil die größten Erfolge feiert. Nie wurde dies so überzeugend dokumentiert, wie in diesem Beitrag:

Es lohnt sich, den gesamten Beitrag in der FAZ zu lesen.

Mit einfacher Logik kommt man in diesern Frage nicht weiter. Was geht in den Köpfen dieser Wähler vor?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider


[Verschoben aus ‚Psychologie‘ - Mod Kreszentia]

Aber ist es nicht zunächst einmal extrem logisch, dass die Wähler, die in Gebieten leben, in denen viele „Ausländer“ (in Klammern, weil es der AfD-Klientel um bestimmte Gruppen geht und nicht spezifisch um "Ausländer) leben, sich schon deshalb nicht dagegen politisch positionieren,
a) weil sie das gut finden und sich gern in diesen Gebieten niedergelassen haben,
b) weil es bereits so ist und nicht erst zu werden „droht“ (aus AfD-Wähler-Sicht)?

Das Psycho-logische, dass man Angst hat, was man nicht kennt, oder dass man „Ausländer“ nur als Stereotypen wahrnimmt und nicht als Individuen wie du und ich, wenn man keinen näheren Kontakt zu ihnen hat, spielt natürlich auch eine große Rolle.
Aber darauf würde ich es nicht reduzieren.
Es hat doch keinen politischen Gewinn, AfD-Wähler als irrationaler zu verstehen als andere Wähler.

Gruß
F.

Ein Schwank aus meiner Jugend:

Schwärzestes Bayern, mitten in der Oberpfalz, 70er, 80er Jahre.
Jeder schimpft über Ausländer, auch und vor allem auch gern über Türken, das ist quasi Konsens.

Im Ort wohnt eine türkische Familie, betreiben einen Döner-Imbiss und einen Gemüseladen. Auf die lassen die Eingeborenen nix kommen: die wären so freundlich und so fleißig etc. Das ändert aber offensichtlich nicht ihre allgemeine Einstellung zu Ausländern allgemeine.

Analog einige Jahre später: eine Frau landet nach ihrer Flucht aus Afrika mit eigenen und verwandten Kindern im Ort. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist enorm, es wird nur Gutes von der Familie gesprochen (der eine Sohn vertritt sehr erfolgreich und klischeetreu die örtliche Schule im Bundesentscheid „Jugend trainiert für Olympia“). das hält aber niemanden davon ab, über Flüchtlinge, Poc usw weiterhin kräftig herzuziehen.

Ich fand das schon immer ziemlich schizophren. Andererseits war ich immer froh, dass die Leute so wenigstens hoffentlich ein ganz kleines bisschen ihre Vorurteile abbauen konnten.

Es ist ja psychologisch bei Ängsten eigentlich immer so, dass sie wachsen, wenn man sie nicht hin und wieder auf Realitätsnähe überprüft. So auch die Angst vor fremdartig aussehenden Menschen: wer keinen Umgang mit ihnen hat, kann seine Ängste ungestört pflegen und hegen und sie werden wachsen (und dass aus Angst gern mal Hass wird, ist ja nicht Neues).

Und Angst als Mittel der Politik ist nun auch nichts Neues. Wenn auch das Ausmaß und die Zahl von Angstkampagnen sehr zugenommen hat. Dazu passt übrigens auch die aktuelle Meldung, dass AfD-Wähler eher wohlhabend sind (finde den Link gerade nicht): die haben was zu verlieren, Angst etwas abgeben zu müssen.

Und in der AfD versammeln sich so viele Ängste: vor Fremden, vor sinkendem Wohlstand, vor Feminismus, vor Kriminalität, vor der Zukunft… und niemand fragt, wie realistisch diese Ängste wirklich sind und wie denn echte Lösungen für die dann als echt befundenen Probleme aussehen könnten. (Ja, andere Parteien spielen auch mit Ängsten, aber bei der genannten scheint das die ausschließliche Taktik zu sein).

Bufo

Ich glaube tatsächlich, dass die psychologische Erklärung sehr bedeutsam ist.
Was einem fremd und unbekannt ist, wird erst mal misstrauisch beäugt. Vorsichtiges Vorgehen bei ungekannten Dingen ist ja auch ein wichtiger Faktor in der Evolution. Da muss man erst herausfinden, ob etwas „gut“ oder „schlecht“ ist.
Hier habe ich einige interessante und nachvollziehbare Aspekte dazu gefunden:
https://gedankenwelt.de/angst-und-ignoranz-angst-vor-dem-unbekannten/

Wenn man sich mehr mit dem Unbekannten beschäftigen kann, Wissen erwerben kann, dann kann die Angst abnehmen…

Beatrix

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Ich lasse mir meine Meinung nicht durch Fakten wegnehmen

Alles richtig, und natürlich sind psychologische Erklärungsmuster immer bedeutsam, aber meistens eben so bedeutsam und allgemeingültig, dass ihre Erklärungskraft denkbar gering ist.

So eine Fremdenangst hat einfach jeder Mensch in sich (das ist ja sogar ein eigenes Entwicklungsstadium in der Kleinkindheit).
Politischer Ausländerhass mag fraglos darauf wurzeln, ist aber in seiner Spezifizität etwas gänzlich anderes. Und m.E. ist eben diese Spezifische zu analysieren, und nicht das Allgemeine.
Die Frage ist doch z.B., warum für einen brandenburgischen AfDler ein durchschnittlicher Türke in dritter Generation viel „fremder“ ist als z.B. ein durchschnittlicher Südtiroler, mit dem er sich sprachlich kaum austauschen kann, und der sich, aus Sicht des ersten, seltsam kleidet und unverständlichen Ritualen nachhängt :wink:
Das ist so allgemein-anthropologisch nicht erklärbar.

Gruß
F.

Klar, die AfD ist ein inhomogener Sauhaufen. Meinetwegen können die in Bayern ruhig (mit)regieren, damit sie sich mal ihrer Basis mit einem verbindlichen Programm offenbaren und an der Tagespolitik mitwirken müssen.
Bei uns in BaWü und in Thüringen ist der prophezeite Untergang des Abendlandes wegen der grünen bzw. linken Regierung auch ausgeblieben.

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Wie kommst du (oder deine Quelle) darauf, dass man Ausländer kennen muss, um Angst davor zu haben? Das Gegenteil ist doch mindestens so wahrscheinlich: die Angst vor dem unbekannten.

Was übrigens die Daten eindrucksvoll belegen.

Merke: wenn die Logik kaputt erscheint, ist es vielleicht in Wirklichkeit nur eine kaputte Schlussfolgerung.

Prima. Erst Server-error beim Speichern meines Postings, dann ist der Text einem vorhandene Posting zu ähnlich. Was für eine Bananen-Software…

So war doch die Frage gemeint, oder?

Gruß T

Ja eben, sie haben Angst vor Ausländern, weil sie keine „kennen“.

Ging mir genauso mit Hunden. Ich hatte immer Angst vor Hunden. Bis sich meine Eltern einen zulegten und ich Gelegenheit hatte, ihn kennenzulernen und mich damit zu beschäftigen und lernte, mit ihm umzugehen.
Nun habe ich keine solche Angst mehr vor Hunden…

Beatrix

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nun, das liegt daran, dass es dort weder grüne noch linke politik gibt.
oder siehst du da etwas davon?

pasquino

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nun, der schlichte widerstand gegen die eu-, sozial-, bildungs-, investititions- oder migrations- und einwanderungspolitik.
und sonstiger beschäftigungstherapien (datenschutz beispielsweise) für diejenigen (mittelschicht), die eigentlich die motoren für stabiles und sicheres wirtschaften, beschäftigung und qualität sind.
naja, waren.
jetzt sind sie zunehmend zahler und insbesondere risikoträger für allerlei wilde spekulationen und investitionen dieser regierung (einschließlich ihrer selbst) und eliten.

ausländerfeindlichkeit hatte schon bei der letzten btw relativ wenig bedeutung.
das wurde seinerzeit zwar sehr intensiv gepflegt, und reste wie der von dir verlinkte artikel tauchen immer wieder mal auf.
sie werden gottseidank seltener.
das denken hinsichtlich der sich stark verändernden politischen und gesellschaftlichen entwicklung beginnt endlich auch dort, wo die macht sitzt.

bei der btw, da waren doch schon zentrale themen wie enteigung durch die eu-finanzpolitik und staatenrettungen (mittlerweile 8 jahre griechenland) sehr große themen.
lehrermangel.
breitbandnetze.
wohnungsbau.
und all die andere sch…

es ist die summe, die vorwiegend diese mittelschicht an afd-wähler zu dieser entscheidung trieb. und weiter treiben wird. wegen weiter so.
was auch in den konservativen unionssplittergruppierungen seit langem heftig diskutiert wird.
sie hat halt keine führungspersönlichkeit.
die union.
keine alternative.

daher wurde und wird zunehmend die alternative gewählt.

pasquino

Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Die Hysterie, mit der Politik und Medien auf Pegida reagiert haben, dürfte zum Erfolg der AfD nicht unmaßgeblich beigetragen haben. Frei nach dem Motto: wenn ich eh schon in die rechte Ecke gestellt werde, dann kann ich auch rechts wählen.

Gruß
C.

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:unamused:
Ääähm, also hier in BaWü haben wir eine grünschwarze Landesregierung und die Thüringer werden von RotRotGrün regiert.
Oder habe ich einen Putsch verpasst?

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Aber die AfD hat eine??? Wen denn? Höcke? von Storch? Gauland?

Den Apfel mag ich nicht, die Birne schmeckt mir nicht, also tu ich mir einfach mal Hundescheiße auf den Teller. Is ja auch eine „Alternative“… :rage:

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führerpersönlichkeiten haben beide, führungspersönlichkeiten beide nicht.
da sind wir uns offensichtlich einig.

daher haben viele afd-wähler wegen der sache(n) gewählt.
die hatten weder mit führerpersönlichkeiten noch diffusen programmen etwas im sinn.

veränderung.
veränderung der entwickung.
einhalt der entwicklung.
überwiegend letzteres, weil sich alles um den konservativen kern bewegt.
sonst hätte man links gewählt.
hauptsache: irgendwas anderes.

mehr war und ist da offensichtlich nicht.

das problem ist, dass wähler zukünftig vermehrt das wählen, was irgendeine bewegung und veränderung bewirken kann und überhaupt könnte.
und das ist nun mal die afd in der derzeitigen deutschen politischen landschaft.

pasquino

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von grün ist da aber nichts zu sehen
schwarz war nicht thema

pasquino

PS:

was nun die negative bewertung betrifft:

der verlinkte artikel reitet ausschließlich auf einen statistischen zusammenhang zwischen a und b herum. übrigens sehr dürftig, wenn man ihn sorgfältig liest, mit selbst zugegebenen schwächen. und er dient lediglich dazu, die ursache der eigenen schwächen anderen zuzuschieben.

solche artikel haben die eigenschaft, das mögliche eigene selbstbetroffensein für geneigte leser erst gar nicht zuzulassen.

davon lebt die politische und mediale landschaft derzeit noch.
obgleich man durchaus gegensteuern könnte.
aber man ist bereits darauf getaktet, die schuld der veränderungen anderen anzulasten und dies zu manifestieren.

pasquino

So der Troll meldet sich hier auch mal zu Wort. :grin:

Jetzt kommt hier wieder die typische OST-WEST Debatte…

Ich bin selbst Ossi und weiß, dass es gerade in dem Bundesland indem ich momentan lebe, sehr viele AFD-Wähler gibt. Es ist wirklich so, dass viele Menschen hier was gegen Ausländer haben. In dem Ort indem ich lebe, gibt es genau 3 Ausländer. Sie arbeiten im Dönerladen.

Manche Menschen hier kamen noch nie oder kaum mit Ausländern in Kontakt. Ich hatte früher auch Angst und Vorurteile… als ich dann einige Jahre im Westen verbracht habe, lernte ich viele nette Ausländer kennen und änderte meine Meinung… es liegt wirklich an der Angst vor dem Unbekannten…

UND an den schlechteren Lebensbedingungen im Osten, die leider immernoch gegeben sind. Höhere Arbeitslosigkeit, keine Perspektive usw. Da werden die Leute unzufrieden und suchen schnell mal einen schuldigen, in diesem Fall sind es die Ausländer…

Lg norma

Wenn eine Partei allein regieren könnte, gäbe es Veränderung - ganz gleich, welche Partei die Möglichkeit hätte (wenn man vielleicht von einer CDU unter Merkel absieht). Insofern ist das kein Alleinstellungsmerkmal der AfD.

Der Erfolg der AfD kommt m.E. im wesentlichen daher, daß man Pegida und alles, was mit der Ablehnung des unkontrollierten Zuzuges von Flüchtlingen zu tun hat und hatte, reflexartig in die rechte Ecke gestellt hat, anstatt innerhalb der etablierten Parteien eine Lösung zu finden oder wenigstens anzuerkennen, daß die Lösung nicht darin bestehen kann, alle Menschen, die rein wollen, unkontrolliert ins Land zu lassen. Damit war die AfD die einzige Partei, die zumindest so eine Art Alternative zu den etablierten Parteien war.

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