das Imitieren von Dialekten
Servus
und herzlich gelacht. Ja, ich kenne das von meinen Jugendjahren auch. Was war ich manchmal stolz, dass man nicht erkannte, woher ich kam (oder zumindest so tat…*lächel*)
Und was war ich enttäuscht, als man mir in Paris furztrocken sagte: „aahh…Mutterland Deutsch, gelernt in der Schweiz“…später hat sich dieses „so sprechen, als ob“-Verlangen, wie so manche pubertären Wünsche, wieder gelegt:smile:)
An meinem „Heimattheater“ wurde ja immer schon Deutsch in fast allen seinen Ursprungsklängen gesprochen und im Laufe der Jahre melierte das dann zu dem, was man einst „Burgtheaterdeutsch“ nannte (das Prager Deutsch fehlt noch immer sehrsehr).
Heutzutage ist das mit der Melange nicht mehr so üblich, da babbelt jedde Frangfudde sei Bernhard, wie ihm der Schnabel gewachsen ist - ist auch völlig in Ordnung so…ich persönlich halte das Auseinanderklamüsern der deutschen Dialekte und das Hinaufpolieren auf einen möglichst einheitlichen sterilen Klang für schädlich. Es schränkt die Vielfalt ein.
Selbstverständlich gibt es Situationen - auch abseits vom Nachrichtensprechen - wo ein möglichst verständliches Deutsch gesprochen werden sollte. Aber die Ursprungsfärbung muss man doch nicht wegrasieren! Warum zum Teufel sollte denn der Generaldirektor aus Wuppertal nicht hören können, dass sich jemand aus Wien bei ihm vorstellt? Oder umgekehrt: warum darf der Portier im Hotel Sacher nicht aus Unna kommt?
wie ein Schwabe, der seit sechs Wochen in Spandau wohnt und
glaubt, er müsse berlinern, oder der nach einem halben Jahr
Favoriten an Schmäh derzöhlan wü. Das geht dann schon ziemlich
stark in Richtung „Fremdschämen“.
Wir haben in den ersten Jahren der Direktion C.P. mal ein Cabaret mit bekannten „Wiener Nummern“ geplant, nur von Kollegen aus Deutschland gespielt, die versuchten, wenigstens einen Teilklang Wienerisch hinzubekommen.
Am Ende fehlte vielleicht der Mut, das aufzuführen - aber es war nicht zum „Fremdschämen“ sondern zum Totlachen. Vor allem auch deswegen, weil plötzlich nicht mehr klar war, wer dabei auf die Schippe genommen wurde: die lieben Nachbarn mit ihrem kläglichen Versuch oder wir mit unserem eigenen Idiom und Dialekt. Das war, neben dem gemeinsamen Lachen,
durchaus lehrreich!
BTW: Für einen Deutschen ist akzentfreies Deutsch bereits eine
sehr bedeutende, auffallende Leistung. Es gibt fast keine
Deutschen, die das können.
Warum erwähnst du die Österreicher nicht?? Soll ich jetzt beleidigt sein?..*g*
Aber auch hier gilt: ich spreche, wenn ich will, z.B. ein relativ dialektfreies Deutsch, das , ebenfalls wenn ich will, einen Hauch von deutsch-Deutsch (danke, Mutti!) bekommen kann - vor allem, wenn ich mit Deutschen spreche, aber ich würde mir nie anmaßen, mit Berlinern das Berlinerische zu versuchen, oder gar in Bayern das Bairische…oder so.
Selbst an den unzähligen Dialekten im eigenen Land versuche ich mich nur, wenn mir der Spaßfaktor halbwegs bewusst ist und nie zu „Integrationsversuchen“.
Lieben Gruß, J.