Hallo Christa,
kannst du eine Quelle verlinken für dieses sprachliche Monster?
Ich habe besonders viel mit Orthografie zu tun, seit ich als Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bin.
Deine beiden Korrekturvarianten führst du völlig zu Recht an. Wenn es sich bei dem Zitierten um denjenigen Co-Autor (Prof. Gallmann) dieses Buches handelt, der „den Lehrstuhl für Deutsche Sprache der Gegenwart in Jena“ hat (also damit dort auch Professor ist) und zudem auch noch dem „Rat für deutsche Rechtschreibung“ angehört, dann kräuseln sich einem die Fußnägel, und es ist vielleicht ganz amüsant, dieses Gebilde mal genauer unter die Lupe zu nehmen:
Zunächst der Nebensatz:
Lassen wir mal gelten, daß( * ) „… ist an der Uni“ ein gängiger elliptischer Sprachgebrauch ist (aber wirklich nur in salopper Umgangssprache!) für „… lehrt/studiert/arbeitet an der Uni“. So also, wie „… ist beim Aldi“ bedeutet „… arbeitet bei Aldi, und zwar als Kassiererin.“
So, wie der Nebensatz gebaut ist, ist dessen Hauptaussage nun, daß er an der Universität Jena „ist“. Denn „an der Uni …“ ist hier das Prädikativ, und zwar als lokales Adverbial. Weil dabei „Professor“ lediglich mit der Satzteilkonjunktion „als“ zugesetzt ist, gilt dies als eine - ggf. sogar überflüssige, nebensächliche - weitere Attribution.
Ok, könnte wurscht sein, wenn nicht der Haupsatz mit seiner Aussage „irgendwas mit Orthographie“ vorgeben würde, daß das Wesentliche seines Nebensatzes nicht das Faktum „an der Uni Jena“ ist, auch nicht das Faktum „an der Uni“ überhaupt, sondern vielmehr, daß er Professor ist (stimmt eigentlich ebenfalls nicht, aber dazu gleich mehr). Also: „… seit ich Professor bin …“
Daher ist (zunächst) eindeutig, daß die Satzkonjunktion „als“ hier völlig fehl am Platz ist. Es sei denn, das Prädikativ würde nicht lauten „an der Uni Jena“, sondern „tätig“: Also „seit ich als Professor tätig bin“, und „an der Uni Jena“ würde als zusätzliche, nur beiläufige Attribution mit „und zwar …“ angehängt.
Nun hat aber, daß er „was mit Orthographie zu tun“ hat, mit seiner Berufsbezeichnung „Professor“ als solcher so viel zu tun wie die Kuh mit Kuchenbacken. Es hat vielmehr was zu tun damit, daß er den Lehrstuhl für deutsche Sprache der Gegenwart inne hat. Und damit ist vorgegeben, daß Orthographie schlicht Teil seines definierten Arbeitsgebietes in Forschung und Lehre ist. Da das mutmaßlich eigentlich die Aussage seines Gesamtsatzes hätte sein sollen, hätte es somit lauten müssen:
„… seit sie (= die Orhographie) Teil meines Arbeitsgebietes als Professor für deutsche Sprache ist.“
Oder halt auch:
„… seit ich Professor für deutsche Sprache bin.“
bzw.
„… seit ich als Professor für deutsche Sprache tätig bin.“
Wesentlich wäre also die Apposition „für deutsche Sprache“, keineswegs aber „an der Uni Jena“. Denn das zu erwähnen ist absurd: Es würde ja heißen, an der Uni Bonn oder sonstwo würde das nicht Teil des Arbeitsgebietes eines Lehrstuhls für deutsche Sprache sein.
Nun aber zum Hauptsatz:
„Ich habe besonders viel mit Orthographie zu tun“
Man denke an Ähnliches:
„Frau Meier hat viel mit Heuschnupfen zu tun, seit sie aufs Land gezogen ist.“
„Frau Meier hat viel mit Rücken zu tun, seit sie den Job als Schreibkraft angenommen hat.“
„Prof. Meier hat viel mit dem Fachbereich zu tun, weil er sich seit Jahren weigert, die dringend anliegende Vorlesung über die Neue Deutsche Rechtschreibung zu halten.“
Soweit Beispiele für die komische nichtssagende Floskel „hat zu tun mit“.
Aber hier kommt eben noch dazu, daß es sich um einen definierten Teil des Arbeitsgebietes handelt, dem zu erwähnen folglich witzig obsolet ist:
„Seit Herr Meier die Autowerkstatt übernommen hat, hat er viel mit Getrieben und Motoren zu tun.“
Was für ein Unsinn. Wenn Herr Gallmann mit Orthographie vorher nie „etwas zu tun“ gehabt hätte, wie hätte er es wohl zu diesem Lehrstuhl gebracht haben können?
Da es sich bei dem zitierten Buch offenbar um eine Podiumsdiskussion über Probleme der Orthographie gehandelt hat, wohl insbesondere um Schludereien und Scheinlegalisierung falscher Orthographie, dürfte doch wohl in der programmatischen Aussage von Gallmann gemeint gewesen sein, daß er - seit das Gebiet zu seiner Lehr- und Forschungstätigkeit gehört - viel mit strittigen Fragen der Rechtschreibung konfrontiert sei, oder mit z.B. dem Problem der Häufung von Orthographie-Fehlern in den sozialen Netzen usw.
„Seine Sekretärin hat viel mit Orthographie-Korrekturen und Grammatikfehlern und stilistischen Fehlgriffen zu tun, wenn sie die Texte und Diktate von Prof. Gallmann abtippt.“ Aber doch nicht: „… hat viel mit Orthographie zu tun, wenn sie …“!
Also, bitte sehr, Herr Professor:
„Seit ich (als) Professor für deutsche Sprache (tätig) bin - übrigens an der Universität Jena - , bin ich (unter anderem auch) besonders viel mit strittigen Fragen der Orthographie und mit Häufungen von Orthographie-Fehlern konfrontiert.“
Schönen Gruß 
Metapher