Wie kann ich mit meiner starken Introversion besser in dieser Welt klarkommen?

Introvertie/Introvertiertheit = Energie tanken wenn man alleine ist

Extravertie/Extrovertiertheit = Energie tanken wenn man unter Menschen ist

Introvertie ist genau der Punkt der mein Leben bestimmt. Ich bin sowieso ein sehr ruhige und stille Person wobei meine ja sogar starke Introversion immer wieder in meine Persönlichkeit eingreift.
An sich sollte ich diesen Post nicht machen, denn auch Intros haben Vorteile und sie können damit ebenfalls gut leben.
Leider komme ich mit der Extrovertie (umgangssprachlich) oder Extravertie (Fachlicher Begriff) aber nicht zurecht. Sie wird mir von meinem Umfeld teilweise auch der Gesellschaft auf die Schultern gelegt und ich bin handlungsunfähig.
Ständig darf ich mir Sprüche die mich von der Introvertie abhalten sollen anhören, Klischeebehaptunge über Intros erzählen lassen oder werde sogar aufgefordert extravertiert zu sein.
Besonders auf der Arbeit (Ausbildung) kommen Sprüche wie „Sag doch mal was“ „Komm doch näher“ oder „Komm aus dir raus“ obwohl ich mich in der Rolle des Beobachters und Hintergrundmensch gerade total wohl fühle.

Frage steht oben

An manchen Tagen glaube ich sogar hochsensible zu sein, aber das kann ich nicht ganz objektiv bestätigen.

LG und DS

Liebe® LG und DS
Ich habe an dem gleichen Phänomen „gelitten“. Gelitten nur und ausschließlich deshalb, weil meine Umwelt mir suggeriert hat, dass es nicht normal sei, sich so wenig zu Wort zu melden. Solange, bis ich es irgendwann auch glaubte. Inzwischen sehe ich das nicht mehr so.
Da ich mich gern mit Sachen beschäftige, die andere nicht so prickelnd finden (Lesen, Philosophie, Mathematik) findet man auch nicht so leicht Gesprächspartner. Mittlerweile bin ich jenseits der 50 und mir ist es fast egal, was andere von mir denken.
Ich kann dir nur raten, dich nicht anzupassen. Und auf keinen Fall zum extrovertierten Menschen auf Abruf zu mutieren. Seltsamerweise meinten andere, sie müssten für mich sprechen, weil ich mich nicht trauen würde. Ich habe in mich hineingehorcht und fand, dass es Situationen gab, in denen man besser die Klappe hielt. Klar. Galt aber für die Extrovertierten auch. Gilt für alle. Bis heute. Wichtig war aber, den generellen Hinweis ernst zu nehmen. Da introvertierte Menschen eher zur Reflexion fähig sind, kam ich zu der Ansicht, dass man situationsabhängig entscheiden sollte, ob man sich nicht meldet, weil man Angst hat (nicht gut, da muss man was machen) oder aus anderen mannigfaltigenGründen. Die früher vorhandene Angst, vor der Gruppe zu sprechen, habe ich mir in Seminaren abtrainiert. Inzwischen leite ich ein Unternehmensteil mit 130 Mitarbeitern. Angst vor deutlichen Worten (Geben und Nehmen) kann ich mir nicht leisten. Als ich diesen äußeren Prozess der Konfrontation erfolgreich bewältigt hatte, konnte ich die Überlegenheit meiner Einstellung fühlen. In bestimmten Situationen ist es hilfreich, ein Nach-Außen-Mensch zu sein. Aber längst nicht in allen.
Sobald die Einsicht bei einem introvertierten Menschen reift, dass Nachdenklichkeit kein Nachteil ist, beginnt die starke Seite zu erwachen.
Bin leider kein Schriftsteller oder Philosoph, hoffe aber, eine Anregung gegeben zu haben.
Alles Gute
TopKapitalist

LG = Liebe Grüße
DS = Dankeschön
:joy:

Hi,

bleib so wie du bist.

Ich bin genauso. Mich stört es auch nicht - meistens jedenfalls - andere Leute machen es wirklich schlimmer, indem sie einen nötigen wie sie zu sein…

Was bei mir komisch ist, ich kann introvertiert und extrovertiert sein, zumindestens wenn ich Leute länger kenne…dann blüh ich richtig auf.

Zum Problem wird es erst, wenn du im Alltag nicht mehr klar kommst, oder du darunter leidest. Das ist bei mir der Fall, dann wird es brenzlig.

Tips habe ich leider nicht auf Lager. Nur: jeder ist gut so wie er ist, es sei denn man leidet. :wink:

Glg norma

Wenn du dich wohlfühlen würdest, würde dir die Meinung anderer dazu völlig egal sein.
Und ich denke, deine Zurückgezogenheit ist nicht unbedingt ein Charakterzug, sondern eher eine Flucht vor anderen Menschen, weil dein Selbstbewusstsein so schwach ausgeprägt ist. (Folgerung angesichts deiner Postings)

Und da hilft es dir auch nicht, dir ein paar Fachausdrücke und google-Diagnosen anzulesen, egal ob sie stimmen oder nicht.

Du musst es irgendwie schaffen, mit deinen Eigenschaften in Leben klar zu kommen. Und es gibt immer zwei Möglichkeiten: entweder du passt dich an oder lebst dich aus. Dann solltest du aber mit den Reaktionen deiner Umwelt klar kommen.

Ich erzähle dir mal was von mir: ich werde oft für einen Mann gehalten, mal häufiger, mal seltener. Das geht manchmal mehr, manchmal weniger an mein Selbstbewusstsein. Ich könnte das leicht umgehen: längere Haare, Makeup, ein Training für hilflosere Bewegungen, andere Schuhe, andere Kleidung, leiser und höher sprechen, kann man alles einüben, ist gar nicht so schwer.

Aber:

  1. Will ich mich wirklich derart verbiegen? Eher nicht. Da nehme ich halt die Verwechslung ab und an in Kauf, auch wenn sie mir manchmal wehtut.
  2. Warum sollte mit die Verwechslung peinlich sein? Sollten sich nicht die Leute schämen, die glauben, mich ungefragt beurteilen zu müssen? Sich für die Toiletten-Polizei halten, die jemandem das Recht zu- oder abspricht, sich in der Damentoilette aufzuhalten? (Habe auch schon mein Shirt gelupft mit den Worten:„reicht 85 b für die Damentoilette oder möchten sie einen Gen Test?“"

Und da habe ich es vergleichsweise leicht, weil mein Anders sein ja weitgehend veränderbar ist, anders z.b bei Hautfarbe oder Behinderungen.
Ich bin einiges älter als du, so klar war mir das in deinem Alter und lange darüber hinaus auch nicht. Deshalb hoffe ich, dass dir meine Erfahrung ein wenig weiter hilft.

Schlussendlich sind viele Erwartungen der Umgebung nämlich deren Problem und nicht deins. Und wenn du es dem einen Recht machst, findet der nächste was zu meckern und du bist mit dem Erfüllen der Wünsche anderer so beschäftigt, dass du am Ende auf der Strecke bleibst.

Je nach Wohnort ist die Gesellschaft sehr konservativ, das war Teil meiner Lösung: ich habe viele Jahre in weniger spießigen Orten verbracht. Und bin nun als bunter Hund in einem oberkonservativen Dorf gelandet :wink: . Aber das ist jetzt okay für mich, auch wenn das immer wieder zu Reibungen führt.

Viele Grüße
Bufo

Ich stimme dir zu, bei dem zitierten Satz bin ich skeptisch. Kannst du das allgemeingültig belegen?

Bufo

Habe ein Fazit vergessen.

Finde heraus, wie du wirklich bist, was du änd ern willst oder kannst. Es schade.t nicht, sich da einen Anlass oder Gesprächspartner zu suchen. Mir würde ein langer Einzel- Urlaub per pedes oder Rad helfen, andere gehen zum Pfarrer oder zu einem anderen schlauen und einfühlsamen Menschen und sprechen mit dem.

Alles Gute!

Meinst du damit, dass du willst, aber nicht kannst? Das ist eine enorme Belastung, und dagegen musst du aktiv was tun, was nicht heißt, dass du zum Partyclown mutieren musst.

Allerdings, wenn es so ist, widerspricht das ein bisschen dem

Wie wohl fühlst du dich wirklich in dieser Rolle?

Gruß,

Kannitverstan

Das ich introvertiert bin habe ich rausgefunden und die Beispielsituation von mir die du eher als schüchtern bezeichnet hast statt introvertiert ist aber wirklich so wie ich gesagt habe

Ich meine damit, dass meine Introversion besch… ist, aber einmal intro immer intro. Ich will extro geht aber halt nicht…

Ich wohle mich wohler wenn ich etwas abseitz stehe und beobachte, dass war schon immer so. Klar gibt es genug Menschen die mir das ausreden wollen, aber die haben dann von Introversion keine Ahnung!

Lieber Bufo_bufo
Allgemeingültig belegen kann ich nichts. Nicht nur meine Auffassung der Realität, sondern generell nichts.
Mir fällt spontan ausschließlich die Mathematik ein. Zwingend aufeineinanderfolgende Schritte, die in 1000 Jahren noch Gültigkeit haben. Und über die Existenz der Menschheit hinaus…
Eine Beweisführung für meine Aussage ist nicht möglich (Empirie ist im strengeren Sinne, so meine ich mich aus der Schule zu erinnern, keine Beweisführung).
Ich will versuchen, meine Aussage zu präzisieren:
„Da introvertierte Menschen eher zur Selbstreflexion fähig sind“
Das ist das, was ich meinte. Menschen, die über ihr eigenes Verhältnis zur Umwelt intensiv nachdenken, weil es Mutter Natur ihnen mit auf den Weg gegeben hat.
Solche Menschen sind trainiert, ihre Beziehung zur Welt infrage zu stellen.
Extgrovertierte Menschen, das liegt anscheinend in ihrem Wesen, neigen weniger zur Selbstreflexion, da sie potenzielle Grenzüberschreiter/Tabubrecher sind. Sie betreten permanent Neuland, während introvertierte die bekannte Landschaft analysieren.
Ist das besser, verständlicher ausgedrückt?
Viele Grüße
TopKapitalist

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Verstanden habe ich deine Aussage. Aber ich stimme nicht zu, bzw wüsste gern, wie du auf diese Idee kommst.

Warum sollte ein extrovertierter Mensch nicht so gut zur Selbstreflexion fähig sein wie ein introvertierter?

das dürfte auch nicht so sein. seltsamerweise werden dem sozialen verhalten ex/in jeweils besondere persönliche eigenschaften zugeschrieben, die m.e. nicht gerechtfertigt und begründbar sind. ein extravertierter ist in vielen situationen ebenso unsicher oder sicher wie der gegenteilige part, er präsentiert es nur anders. und selbstverständlich kann ein ex ebenso gut reflektieren oder die welt in frage stellen wie ein in.

es scheint mir ein großer trugschluss, dass ex oder in unterschiedliche qualitäten oder fähigkeiten besitzen. der äußere schein trügt. man benötigt offensichtlich schubladen zur einordnung seiner selbst und des anderen. und das machen beide so!!!

pasquino

Neee, so schwarzweiß ist das Leben nicht.
Ich mutmaße einfach mal: Es gibt viele Dinge, du dich einfach nicht traust, und schiebst das dann auf „bin halt so“.
Aber Angst und Unsicherheit hat nichts mit Introversion zu tun.
Letzteres ist in der Tat eine Charaktereigenschaft, die du eben hast. Alles andere läßt sich „wegtrainieren“.
Verlass deine Komfortzone. Geh auf Menschen zu. Sprich mit ihnen. Und wenn’s nur blöder Smalltalk ist, von dem ein ach so introvertierter Mensch gar nix hält.
Das kostet Überwindung und braucht Zeit. Und damit wirst du kein anderer Typ. Aber mit jedem bisschen Routine wirst du merken, dass du kannst, wenn du willst. Und das wird dann doch einiges ändern.

Gruß,

Kannitverstan

Smalltalk ist schon mal nicht das was ich will :laughing:

Lieber Bufo_bufo

Zuerst einmal danke für deine Antwort.

Natürlich hast du recht, wenn du sagst, dass prinzipiell
ein extrovertierter Mensch genauso gut Selbstreflexion betreiben kann wie ein
introvertierter.
Meine Äußerung ist mehr als Tendenz zu verstehen.
Introvertierte Menschen neigen dazu, zumindest ist das
meine Lebenserfahrung, sich häufig durch Grübelei selbst im Wege zu stehen.
Retrospektivische Nabelschau als Dauerzustand hat aber nicht nur negative
Konsequenzen. Man lernt auch, sich selbst zu beobachten, weil man häufiger über
sich und sein Verhältnis zur Umwelt nachdenkt. Wer „Hamlet“ mag, mag erahnen,
was ich meine.
Beweisen kann ich natürlich nicht, dass extrovertierte
Menschen das weniger machen; ich glaub‘ es halt nur. Solche Menschen trauen
sich tendenziell mehr; sie neigen eben nicht zur ständigen Positionsüberprüfung
und riskieren lieber Fehler zu machen als ein Vorhaben durch „künstliches
Hürden bauen“ schon im Ansatz scheitern zu lassen.
Das heißt nicht, dass extrovertierte Menschen nicht fähig
zur gedanklichen Selbstüberprüfung eigenen Verhaltens fähig sind. Ich meine
diesen empfundenen Unterschied nicht als Wertung! Vielleicht habe ich es da
nicht präzise genug ausgedrückt.
Generell ist es aber meine authentische Empfindung, dass
Menschen, die sich Gedanken, vielleicht sogar zuviele Gedanken, über ihr
eigenes Selbst und ihre inneren Einstellungen machen, davon profitieren, wenn
sie diesen Gedanken den selbstzerstörerischen (nicht den selbstkritischen)
Aspekt nehmen. Man gewinnt an Souveränität, wenn man diese Eigenschaft
sozusagen kanalisiert. Weil diese Form des inneren Dialogs oft - natürlich nicht nur - bei introvertierten Menschen stattfindet, sind diese Menschen für ein selbstreflektierendes Verhalten prädestiniert.
So begründe ich meine Auffassung.

Viele Grüße

TopKapitalist

Vielleicht rückst du mal damit raus, was genau dich an deiner geliebten Introvertiertheit so stört?
Woanders meinst du, du wärst nicht mutig genug für deine YouTube-Sendung… ja meinst du, das wird was, wenn du nicht mal Smalltalk zustandebringst?
Dazu gehört einfach ein Stück weit, dich auf die Welt einzulassen, die du eigentlich nicht magst.
Oder unterhältst du dich dann nur mit deinesgleichen? Na das wird ein Spaß! Da wird das
Klappstuhlgespräch zum Haltdieklappe“Gespräch“
Aber was weiß ich schon, nicht wahr?

Gruß,

Kannitverstan

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Ich kann dazu nur sagen: ich bin das lebende Gegenbeispiel deiner Auffassung. :slight_smile:

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Also:

Ich bin ein Mensch der den Smalltalk gerne selbst in die Hand nimmt und auch führt. Dann kann ich ihn so gestallten, dass ich mich nicht intovertiert und verschüchtert in die Ecke setzen „muss“ und wirke dann halt obwohl ich nicht so bin extrovertiert. Aufgrund meiner Introvertie weiß ich nämlich nie was ich sagen soll. Wenn ich das Gespräch aber beginne und führe muss ich mir keine großen Fragen stelle lassen und evtl. Contra geben. Das gibt mir halt ein sicheres und positives Gefühl. Weil wenn jemand auf mich zu kommt und ganz selbstbewusst und besonders extrovertiert mit mir redet werde ich schnell falsch interpretiert, dabei weiß ich einfach nicht was ich sagen soll. Das ist halt eine Schwäche von Intros…
So was haben Extros ja auch: Die fühlen sich unwohl wenn während eines Gespröches eine gewisse Zeitspanne der Stille eintritt und plappern daher weiter. Deswegen gibt es so viele stumpfe Aussagen und Alltagsfragen. Das zeigt sich indem sie einfach laut reden obwohl der Gegenüber kein wirklicher Gesprächspartner war/ist wie z.B. „Mist mein Nagel ist abgebrochen…“, „Was hat die denn geschrieben?“ oder einfach nur „Ach ja(…)“ Ich dagegen tanke in der Stille Energie und kann dann überlegen was ich gleich sagen könnte ohne „dumm“ oder schlichtweg unwissend zu wirken.

Was mich also stört: Das ich nicht extrovertiert bin und dadurch sehr oft nicht weiß was ich sagen soll und wieder dadurch teilweise sogar „unbrauchbar“ wirke nach den Motto „Der will ja nicht reden“, wobei ich ja schon mag…

Ich danke dir für deine originelle Antwort und bleibe bei meiner Gesamtauffassung.
Viele Grüße
TopKapitalist