Wie Kind vom Religionsunterricht in der Grundschule in Bayern befreien?

Meine Tochter geht in die 3. Klasse. Dort haben sie pro Woche 3 Stunden Religionsunterricht, was ich schon recht viel finde (im Gegensatz zu Musik o. Englisch nur 2 Stunden). Leider mag sie überhaupt kein Religion, noch sind wir als Eltern irgendwie religiös eingestellt. Ethik wird an der kleinen Grundschule nicht angeboten, Grund keine Lehrer. Man kann aber sein Kind an die 6 km weitere Grundschule zum Ethikunterricht schicken, allerdings müssen die Eltern selbst zusehen, wie ihr Kind hin und wieder zurück kommt. Also für arbeitende Eltern keine Option :frowning:

Wie kann ich sie also vom Unterricht befreien, da ja laut Grundgesetz kein Kind und kein Jugendlicher von der Schule zur Teilnahme am Religionsunterricht verpflichtet werden kann. D.H,. sie müsste an den besagten Stunden anderweitig betreut werden , evtl. in eine andere Klasse gehen oder and en Randstunden frei haben.

Schule weigert sich aber. Was kann ich sonst noch machen?

Vielen Dank für die Antworten.

Du könntest darüber nachdenken, ob Grundkenntnisse der hierzulande vorherrschenden Religion nicht doch ein sinnvoller Teil der Allgemeinbildung sein könnten, und dir selbst sowie deiner Tochter klar machen, dass es auch in Zukunft Fächer geben wird, die ihr nicht zusagen, vor denen sie sich aber nicht mit elterlicher Entschuldigung drücken kann.

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Es gibt im Prinzip für konfessionslose oder andere als rk keine andere Möglichkeit als den Ethikunterricht.
So gesehen hilft aus der Kirche austreten auch nicht weiter.

War ja klar, dass so eine Antwort kommt.
Teil der Allgemeinbildung schon aber nicht mit 3 Stunden pro Woche! 1 oder max. 2 Stunden ja aber nicht 3. Sie soll ja nicht Theologie studieren. Und solche wichtigen Fächer wie Englisch, die einem im Leben weiterbringen, werden nur mit mickrigen 2 Stunden pro Woche unterrichtet. Jeder kann entscheiden, ob er glauben will oder nicht. Frei nach dem Motto: Leben und leben lassen!

Wenn sie sich entscheidet und sich iwann für Religion interessiert, kann sie es gerne tun. Mom. wird nur gemeckert und die Religionslehrern ist nicht gerade die hellste Kerze am Kronleuchter. Also warum können wir dann nicht entscheiden, dass sie einfach nicht geht. Finde es in dem Punkt schon diskriminierend.

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Abgesehen davon, dass ich rein rechtlich zwar Möglichkeiten sehe, ggf. eine alternative Betreuung in einer Parallelklasse durchzusetzen, frage ich mich, ob man ernsthaft daran interessiert seine könnte, sein Kind einem solchen Labeling auszusetzen, als einziges Kind ständig aus der eigenen Klasse zu „müssen“ und statt dessen in einer anderen Klasse unterrichtet zu werden. Wenn man eine Steilvorlage für Außenseitertum und Mobbing geben will, ist dies sicherlich perfekt geeignet. Und ja, dann sind die anderen Kinder alle ganz, ganz böse, aber das ändert nun mal nichts daran, dass das eigene Kind hierunter leiden wird. Aber manch einer möchte ja auch unbedingt sein Kind zum Märtyrer machen (ups, das könnte man jetzt religiös verstehen).

Zudem ist der Religionsunterricht ja gerade keine Missionierung, sondern stellt zunächst einmal verschiedene Religionen und deren Modelle vor, und zeigt auf, wie sich Werte entwickelt haben. Dies finde ich als Teil der Allgemeinbildung wichtig. Vollkommen unabhängig davon, ob man sich selbst der ein oder anderen Religion zugeneigt fühlt. Man ist nun einmal von Menschen umgeben, die sich verschiedenen Religionen zugehörig fühlen, und es erleichtert einfach das Zusammenleben, wenn man weiß, was der andere denkt und fühlt, und woher der seine Wert bezieht.

Willst Du ehrliche Antworten, oder akzeptierst Du nur Antworten, die Dich bestätigen? In letzten Falle bist Du hier falsch!

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Ehrliche Antworten gern aber welche, die sich auf meine Frage beziehen. Und keine die mich zum umdenken bewegen sollen. Wir sind nun mal konfessionslos, das hat schon seinen Grund. Von daher finde ich es nicht richtig, dass Kinder konfessionsloser Familien zum Religionsunterricht müssen und welche die anderer Religionen angehören nicht. Es sind 4 aus der Klasse die das betrifft, die anderen Religion angehören, die müssen nicht. Also warum sollen Konfessionslose das einfach so hin nehmen.

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Plonk!!!

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Du scheinst etwas gegen Bayern zu haben.
Vielleicht ziehst du einfach wieder nach Hause.

Ich bin selbst Atheistin und halte es dennoch für außerordentlich wichtig, dass meine Kinder (bzw. inzwischen nur noch ein Kind) den Religionsunterricht besuchen. Weite Teile der Geschichte, Kunst und Kultur Europas im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen sind ohne Grundkenntnisse der christlichen Religion überhaupt nicht zu verstehen. Wer für seine Kinder die bestmögliche Bildung möchte, darf ihnen deshalb diesen Wissensbereich nicht vorenthalten, zumal im Religionsunterricht tatsächlich Wissen vermittelt und nicht etwa missioniert wird.

Ganz abgesehen davon möchte ich es meinen Kinder auch ganz unabhängig von meinen eigenen Überzeugungen ermöglichen, ihre eigenen Entscheidungen darüber zu treffen, ob und was sie glauben oder nicht. Und wie sollen sie eine informierte Entscheidung treffen, wenn sie keinerlei Informationen dazu haben?

Dass deine Tochter derzeit „nur meckert“ dürfte im Übrigen in direktem Zusammenhang mit deiner persönlichen Haltung zu der Sache stehen.

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Zum Judentum konvertieren?

Hallo!

Entspräche diese Aussage der Realität, würde ich als Atheist Religionsunterricht als wichtigen Beitrag zur Allgemeinbildung ansehen und einfordern. Tatsächlich gibt es m. W. an Grundschulen überhaupt keinen Religionsunterricht, statt dessen unter falscher Flagge segelnde Unterweisung genau einer Religion, dies auch noch nach Konfessionen getrennt.

Schön wär’s ja. Ginge es um vergleichende Religionswissenschaften, hätten Schüler davon einen Gewinn, würde der Unterricht zum Verständnis anderer Kulturen und Gesellschaften beitragen. Statt dessen neigen Religionen dazu, Menschen im Sinne der eigenen Lehre dumm zu halten. Diese Vorgehensweise hat in Deutschland Tradition und wird nur an Schulen mit Ethik-Unterricht wie in M-V aufgebrochen,

Wenn es Schulen mit Religionsunterricht der von Dir beschriebenen Art gibt, sind es Ausnahmen. Im Regelfall geht es um Werbeveranstaltungen für 2 mächtige Wirtschaftsunternehmen, deren Führungspersonal auf Staatskosten residiert.

Gruß
Wolfgang

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Hallo.

Die Eltern könnten einen professionellen Fahrdienst organisieren.

Die müssen aber auch Religionsunterricht besuchen, eben für ihre Konfession, oder eben die Alternative „Ethik“. Zu meiner Zeit in Bayern war das jedenfalls so. Kann mir kaum vorstellen, daß die Schüler dann einfach frei haben.

Gruß,

Kannitverstan

Als jemand, der die totale Druckbetankung zu diesem Thema in zwei Konfessionsschulen erhalten hat, die ich durchaus aus diversen Gründen höchst kritisch sehe, kann genau dies jedoch mit einer einzigen, allerdings mE im Sonderfall der Konfessionsschule gerechtfertigten Ausnahme, ganz und gar nicht bestätigen.

Was wäre es doch angenehm gewesen, sich einfach nur nette Bibelgeschichten anzuhören. Statt dessen haben wir alle Weltreligionen bis zum Exzess durchgeprügelt. Und zwar mit bücherweise Faktenwissen, das dann in hässlichen Klassenarbeiten und Abfragesessions geprüft wurde. Als besonderen „Spaß“ erinnere ich mich an ein Halbjahr, in dem wir uns mal mit Dingen jenseits der Weltreligionen beschäftigen durften/mussten. Den Gilgamesch Epos werde ich vermutlich nie wieder vergessen. Zu toppen war das nur noch mit mehreren Halbjahren über die Synoptiker und dem zeilenweisen Evangelienvergleich. Dabei blieb vom Glaubensinhalt ungefähr so viel übrig, wie beim Vergleich zweier Telefonbücher.

Und wenn ich mir das heute bei meinem Nachwuchs ansehe, sieht das auch nicht anders aus, und da gehen in der Grundschule auch Muslime durchaus problemlos mit in den Religionsunterricht, und die nicht religiös gebundene Schulleitung weist immer wieder darauf hin, dass es hier um die Vermittlung von Wissen geht, das alle Kinder unabhängig von eigenen religiösen Einstellungen mitnehmen sollten.

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Ich kann deine Vermutung bezüglich des Inhalts des Religionsunterrichts nicht bestätigen. Tatsächlich sah bzw. sieht es hier (Ba-Wü) so aus, wie von Wiz geschildert, und das, obwohl sowohl ich als auch meine Tochter eine katholische Privatschule besuchten - an welcher im Übrigen recht viele Musliminnen zu finden sind, die ganz selbstverständlich am Religionsunterricht teilnehmen.

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Tut mir leid aber auch in meinen Augen sind das hier keine ehrlichen sondern Antworten, insbesondere von Dir, die den Religionsunterricht befürworten.
Dazu, dass im hier geschiderten Beispiel ein krasses Mißverhältnis -3 Stunden Reli, 2 Stunden Englisch- besteht, äußert sich niemand, Du auch nicht!

Und dass das im geschilderten Beispiel einer ins 3. Schuljahr gehenden Schülerin wohl keinesfalls zutreffen dürfte ist wohl auch klar und geht damit an der gestellten Frage der TE glatt vorbei. ramses90

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Nun ja, wenn die Schülerin die drei Stunden Religionsunterricht „schwänzt“, hat sie ja in dieser Zeit trotzdem keinen Englisch-Unterricht.

Die Stundenzahl liegt vermutlich darin begründet, dass in das dritte Schuljahr die Erstkommunion fällt und deshalb gerade in dieser Klassenstufe Grundlagenwissen vermittelt wird.

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Ich weiß nicht, was daran unehrlich ist, wenn ich schreibe, dass es rechtlich wohl Möglichkeiten geben würde, dies aber für das betroffene Kind nach hinten los gehen könnte. Es wird doch so gerne von Juristen erwartet, dass sie nicht nur die Paragraphen, sondern das „wahre Leben“ im Auge haben sollten. Macht man es, ist es auch wieder nicht OK. Zumindest dann nicht, wenn man damit dann die Blick auf Aspekte lenkt, die einem Fragesteller offenbar nicht zu passen scheinen.

Die drei Stunden Religion wären dann übrigens mit „irgendetwas“ zu füllen. Damit ändert man aber nichts am Lehrplan. D.h. die Frage, des Stundenverhältnisses spielt hier überhaupt keine Rolle.

Abgesehen davon könnte man ja auch umgekehrt fragen, welche Diskriminierung die Schüler erfahren würden, die am Religionsunterricht teilnehmen, und damit keine Chance auf zusätzlichen Englischunterricht, … hätten.

Und doch: Die Sache mit den Weltreligionen fand sowohl bei mir als auch bei meinen Kindern durchaus sowohl in der Grundschule (noch eher bescheiden), als auch im Gymnasium (dort eben deutlich mehr in die Tiefe gehend) statt. Insoweit bewegen wir und hier absolut im Bereich der Fragestellung.

Aber ich werde hier bei einigen Postings den Verdacht nicht los, dass das Wissen um tatsächliche aktuelle Unterrichtsinhalte längst von postfaktischen Feststellungen uneinholbar abgehängt worden ist.

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Hallo,

aber das entspricht doch nicht wirklich der Wahrheit. In der dritten Klasse werden bestenfalls Geschichten aus dem alten Testament behandelt, aber meistens halt Kirchenlieder auswendig gelernt.

Ich kann mich an eine Schülerin erinnern, die im dritten Jahr an genau den Geschichten verzweifelt ist, weil darin viele Kamel vorkommen und sie immer Bilder zu den Geschichten malen mussten und sie absolut keine Kamele hingekriegt hat. Für diese Bilder gabe es Noten, das waren die einzigen Kriterien auf denen die Zeugnisnote basierte. Sie hat dann ihre ältere Schwester um Kamel-Unterstützung gebeten, übrigens nicht, wegen der Noten an sich, sondern weil sie an ihren eigenen Kamelen verzweifelt ist. Natürlich hat es die Religionslehrerin bemerkt, aber das hat dann dazu geführt, dass die Schülerin sich weigerte fürderhin Bilder im Religionsunterricht zu malen (Begründung: sie bekäme ja bereits ein Kunstnote) und sie musste dann immer einen Vers aus dem Gesangbuch auswendig lernen. Gebildet wurde sie durch beide nicht.

Außerdem: was nützt die Erstkommunion den evangelischen Kindern?

Zum UP: Es ist ungerecht (verstehe ich richtig, dass die Kinder in der Klasse, die z.B. muslimisch sind, den Unterricht einfach ausfallen lassen dürfen?), aber ich sehe kaum eine Möglichkeit da rauszukommen. Leider. Eine - allerdings drastische - Alternative wäre das Konvertieren zu einer anderen Religion.

Grüße
Siboniwe

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Hallo,

meine eigenen Erfahrungen liegen schon eine Weile zurück, die meiner Kinder weniger.
Aber aus beiden kann ich berichten, dass es einen großen Unterschied zwischen katholischem und evangelischen Unterricht gab. Evangelisch war wesentlich weichgespülter und besonders auf dem Gymnasium wurden da wenig Fakten vermittelt, wir packten Pakete für Strafgefangene (durfte man damals noch), wir lernten etwas Traumdeutung, über Graphologie, behandelten Rassendiskriminierung in Südafrika und Amerika usw. Es war ein Laberfach sondergleichen, aber der Lehrer war nett. Die Katholiken hingegen berichteten tatsächlich von Lernen und sogar Klassenarbeiten, die benotet wurden (wir hingegen wurden nach Mitarbeit benotet).

Ich glaube, dass die Realität heute irgendwo dazwischen liegt, zwischen anspruchsvollen Lehrplänen und tatsächlichem Unterricht. Ich finde, Religionsunterricht hat an öffentlichen Schulen absolut nichts verloren. Meine neusten Erfahrungen beziehen sich im übrigen auf die Handhabung in einer internationalen (staatlichen) Schule. Es war ein großes Unterfangen, die Forderungen des hessischen Kulturministeriums mit einem an das internationale Curriculum angepassten Lehrplan zu kombinieren. Es gelang schließlich, einen konfessionslosen Religionsunterricht zu kreieren, den man auch nicht-deutschen Eltern glaubhaft (sic!) verkaufen konnte. Letztes Hindernis war der katholische Pfarrer, der auf sein (ebenfalls dreistündiges) Recht pochte. Normalerweise gehen die Kinder ja in die örtliche Grundschule, der Religionslehrer der 3. Klasse ist dann der Pfarrer, der auch die Erstkommunion vornimmt. Die Kinder der internationalen Schule kamen aber aus einem Umkreis von etwa 20km, d.h. sie gehörten in ganz andere Gemeinden. Die Sturheit des Pfarrers lief darauf raus, dass die Kinder zusätzlich zu den 3 Schulstunden Religion noch 1-2 in der örtlichen Gemeinde bekamen. Lächerlich war dann, als er das durchgesetzt hatte, er nach der ersten Stunden weitere Beschulung der internationalen Kinder ablehnte, weil er feststellte, dass die ja „fast alle kaum Deusch sprechen“ (was ihm von Anfang an mitgeteilt wurde).

Grüße
Siboniwe