Wie Kind vom Religionsunterricht in der Grundschule in Bayern befreien?

Bei meinen beiden Kindern (in Ba-Wü) gab es die Bibel-Geschichten - und zwar in einem strammen Tempo, mit mindestens einer Geschichte pro Woche - in den ersten beiden Klassen (lustigerweise fanden das beide richtig toll, denn es war das einzige Fach, in dem sie etwas Neues lernten), in der dritten Klasse wurden dann aber sämtliche Kirchenfeste sowie die Lebensgeschichte Jesu von der Geburt bis zur Auferstehung - also echtes Grundlagenwissen - durchgenommen. Auch die Sakramente wurden behandelt, wenn ich mich recht entsinne. Gesungen wurde nur hin und wieder, und wenn, dann moderne Lieder. Und unterrichtet wurde das Fach von einer Religionslehrerin, nicht vom örtlichen Pfarrer.

Die gehen ja nicht in den katholischen Religionsunterricht.

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Brauchen aber mangels Erstkommunion auch nicht zwingend drei Stunden Indoktrinierung in der Woche.

Und - man möge mich einen Heiden schimpfen - aber weder das Leben Jesu noch die Sakramente halte ich für irgendein Grundlagenwissen, das gebraucht wird. Sollte das Kind später mal eine Studium anfangen, wie z.B. Germanistik oder Geschichte, wo dieses Wissen relevant würde, wäre die Möglichkeite gegeben, sowas dann zu lernen.

Grüße
Siboniwe

Hi,

wie ist das mit ehrlichen Antworten, die dich aus Versehen zum Umdenken bewegen?..

Englisch in der Grundschule ist fürn Arsch. Die Lehrkräfte, die das dort unterrichten, haben das in einer Fortbildung gelernt und können oft selbst kein Englisch. Was bitte soll Dein Kind da lernen?
Und im Religionsunterricht bringt man den Kindern eine Menge Weltwissen bei. Eure Religionslehrerin scheint mir, wenn ich alles richtig zusammenaddiere, ganz in Ordnung zu sein. Hör auf, Dein Kind in dem Glauben (sic!) zu unterstützen, Religionsunterricht sein doof. Du tust ihm, bzw. ihr, damit keinen Gefallen: wie oben schon gesagt, wir ihr im Leben noch viel schlimmeres passieren, als in einem Unterricht zu sitzen, der ihr keinen Spaß macht. Da warten noch Berge von Wäsche, unordentliche Zimmer und Wohnungen, zerbrochene Beziehungen, Krankheiten, Operationen und abgelehnte Bewerbungen sowie Kündigungen. Dass ihr der Unterricht grad keinen Spaß macht, ist aktuell so schwierig für sie wie all diese kommenden Probleme. Heute ist sie eben mit diesem Unterricht konfrontiert, und indem sie ihn durchzieht, lernt sie, anderes zu überstehen.

die Franzi
vollkommen konfessionslos

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Hi,

wenn es so im Lehrplan steht, bzw. in der Stundentafel, dann kann man da genau gar nichts machen. Wieso wir so wenig Naturwissenschaft in den höheren Klassen angeboten? Warum so viel Sprache? Warum kann man Fächer abwählen?

die Franzi

Hallo,

ich bin etwas anderer Ansicht, was den Religionsunterricht betrifft, aber hier:

möchte ich dir vollumfänglich zustimmen. Das sind nicht nur verlorene Schulstunden, das ist für die Kinder (und die Lehrer!) vollkommen verlorene Lebenszeit.

Grüße
Siboniwe

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Wie gesagt. es findet keine Indoktrinierung, sondern Wisensvermittlung statt.

Man möge mich eine (gescheiterte) Bildungsbürgerin schimpfen, aber meiner Ansicht nach ist das ein grundlegender Bestandteil einer auch nur halbwegs vernünftigen Allgemeinbildung. Ich halte es in dem Kulturraum, in dem wir nun einmal leben, für durchaus gut und sinnvoll, wenn man weiß, warum Katholiken sich eigentlich nicht scheiden lassen dürfen (Sakrament der Ehe und so), dass es am Himmelfahrtstag eigentlich nicht um ein Männerbesäufnis geht und woran man auf einen Blick erkennen kann, ob man sich in einer katholischen oder evangelischen Kirche befindet.

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Hallo,
ich habe mir die Eingangsfrage nochmals intensiv durchgelesen und nach meiner Meinung nach geht es doch darum, dass eine Schülerin aus der 3. Klasse den Religionsunterricht „nicht mag“ und die Eltern mit Religion auch nix am Hut haben - wenn wir nun mal annehmen, dass das Kind aus der 3. Klasse Mathe oder Deutsch oder Geschichte oder Sport nicht gemocht hätte - wäre die Diskussion wahrscheinlich etwas anders gelaufen, oder?
Gruss
Czauderna

Da denken wir grundverschieden. Ich habe nie gelernt, warum sich Katholiken nicht scheiden lassen dürfen und es scheint sich weit und breit in Deutschland (und auch anderswo, wenn auch nicht überall) niemand drum zu scheren. Und was die anderen Dinge betrifft - Umfragen (was die Bedeutung von Ostern betrifft, nichtmal so was Abgefahrenes wie Pfingsten oder Himmelfahrt) deuten daraufhin, dass auch in den Generationen, die Ethik als Ausweg noch nicht hatten, das Wissen darum so dürftig ist, dass es die Gefahr der Indoktrination (die ich durchaus sehe) nicht rechtfertigt.

Und was nützt es mir, wenn ich weiß, ob die Kirche katholisch oder evangelisch ist? Es gibt so viele Dinge, die Kinder lernen müssen oder müssten, die mir allesamt um einiges, vieles wichtiger erscheinen, als gerade dieses Wissen.

Das mit der Wissensvermittlung statt Indoktrinierung hängt leider weniger an den Lehrplänen als an den Lehrern.

Grüße
Siboniwe

Das finde ich auch immer wieder äußerst erschütternd, insbesondere dann, wenn dieses galoppierende und oftmals fast stolze Nichtwissen bei selbsternannten Verteidigern des Abendlandes und/oder militanten Atheisten anzutreffen ist. Aber dass viele vergessen haben, was sie einmal in der Schule gelernt haben, oder dieses Wissen tatsächlich niemals besaßen, kann kein Argument dafür sein, dass man heute den Schülern dieses Wissen vorenthält.

Das ist ein kleines Mosaiksteinchen, das es erlaubt, die Welt, in der man lebt, besser zu verstehen. Mit diesem Wissen findet man die Kirche, die man gerade besichtigt, nicht nur „schön“ oder „nüchtern“, sondern weiß auch, was man da gerade sieht.

Ich muss gestehen, dass es mich immer wieder mit fast schon kindlicher Freude erfüllt, wenn mir irgendein winziges, mir bislang unbekanntes Informationsfitzelchen zuläuft, das mir etwas erklärbar macht, von dem ich bis dahin gar nicht geahnt habe, dass es überhaupt einer Erklärung bedarf. Und ja, ich bin einer der Freaks, die in Museen alle Erklärungstafeln lesen.^^

Bildung ist doch so viel mehr, als nur die Dinge zu wissen, die irgendwann einmal „nützlich“ sein könnten!

Nun ja, an die Lehrpläne halten müssen sich Lehrer eigentlich schon.

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Ohne Frage: Ja.
Dennoch gehört für mich Religion mit Sicherheit nicht dazu.

Sie lassen gerade in den „weichen“ Fächern ziemlich viel Spielraum.

Viel persönliches Gelaber, wenige Antworten.

Das Recht ist ganz klar auf deiner Seite. Es ist das Problem der Schule, die Schüler zu betreuen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Die negative Religionsfreiheit ist ein Grundrecht, das man sich nicht erkämpfen, sondern das der Staat gewährleisten muss.

Mein Tipp: Schriftlich noch einmal die Abmeldung deutlich bekräftigen, sich dabei auf Art. 46 Abs. 4 Satz 1 BayEUG verweisen. Anschließend eine Frist zur Umsetzung setzen. Spätestens mit Beginn des nächsten Schuljahres sollte der Ethik-Unterricht bzw. die Beförderung dorthin organisiert sein.

Ja, klar. Sich immer nur unterordnen, auf Rechte verzichten, bloß nicht auffallen. Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass gerade @KamikazeKatze und du solche Ratschläge gebt.

Habt ihr euch mal damit auseinandergesetzt, wie viel Unrecht im Namen der Religionen schon begangen wurde und tagtäglich begangen wird? Ist euch bewusst, dass der Religionsunterricht in Deutschland immer noch missionarisch ausgerichtet ist und ein religionskundlicher Unterricht, in dem auch die negativen Seiten der Religion beleuchtet werden, absolute Mangelware ist (und gerade in Bayern wird das nicht anders sein).

Wer für christliche Werte ist, mag diese gerne im tagtäglichen Leben einbringen. Er möge aber bitte anderen nicht seinen Glauben aufdrücken. Was ich besonders schwach finde, ist euer „Bekenntnis“ zur Unterordnung. Hättet ihr so auch über die FDJ geschrieben? Wärt ihr dort auch der Meinung gewesen, man schade dem Kind, wenn alle dabei seien, nur das eigene Kind nicht? Würdet ihr das heute auch so sehen, wenn in den Schulen einwanderungsfreundliche Aktionen von oben herab angeordnet werden? Bloß mitmachen, nicht die Konsequenzen dieser einseitig ausgerichteten Politik hinterfragen? Kein Gedanke an die Opfer verschwenden, denn das könnten die anderen für ein „Labelling“ nutzen?

Gerade diejenigen, die hier immer scheinbar moralische und ethische Werte in den Vordergrund stellen, fordern in Wirklichkeit nichts anderes als Gehorsam und Unterordnung unter das vermeintlich vorherrschende Gedankenkonstrukt.

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Hallo Sengel.

der Ton macht die Musik… Wie ist der Religionsunterricht? Ist es ein/e fähige/r Lehrer/in?
Das sind für mich wichtige Eckpunkte. Ansonsten wirst du leider nicht viel ausrichten können.
Dein Kind wird schon die 1/2 1 Jahre aushalten müssen, danach fängt etwas Neues an.
Aber du könntest ja bei einem Lehrergespräch ein bissl auf den Busch klopfen und vermitteln, wie wichtig dir Toleranz vermitteln im Reliunterricht ist;-))

Gruss, Gabi, der als bekennende nichtgläubige der Religionsunterricht ein bissl ein Unterfutter gegeben hat.

Ich empfehle dir ganz dringend, meine Beiträge noch einmal sinnerfassend zu lesen.

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Auch wenn du primär von Wissensvermittlung sprichst, was nebenbei wohl dein Geheimnis ist, wie du darauf kommst, hast du dem Beitrag von @Wiz zugestimmt. Und damit auch seinen zweifelhaften Vorbehalten gegenüber einer freien, dem Recht klar inhärenten Entscheidung.

Bleibt aber in der 4. Klasse bei 3 Stunden.
Insgesamt 10 Wochenstunden Religion in der Grundschule ist schon ein schlechter Witz, zumal oft größtenteils von den örtlichen Pfarrern abgehalten, die didaktisch null drauf haben und an vielen Orten nicht mal der Landessprache wirklich mächtig sind.

Gruß
F.

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Tja, was machst Du wenn Du in irgendein Kunstmuseum gehst? Da hängen wändeweise Bilder mit Darstellungen aus der christlichen Religion, und es wäre schon hilfreich zu wissen was da überhaupt dargestellt ist…

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Ja, zum Teil. Das Wissen kann aber auch in einem anderen Umfeld erteilt werden und ohne Indoktrination (die nicht ausgeschaltet werden kann).
Es gibt aber auch haufenweise Bilder, die sich auf griechische Mythologie beziehen, die hat man auch nicht aus dem Religionsunterricht, sondern in anderen Fächern gelernt oder sich selbst aus Interesse angelesen. Überhaupt ist die Fixierung auf eurozentrische Kunst etwas, was man zumindest in Frage stellen kann. Ich persönlich kann nackten, dicken Babies oder Folteropfern wenig abgewinnen, und wenn sie noch so kunstvoll gemalt sind.

Grüße
Siboniwe

Auch wenn es oT ist: Aber ich stimme Dir in Bezug auf den Englischunterricht absolut zu!

Wobei ich die Grenze zur Nützlichkeit in gar nicht so weiter Ferne von dem sehen würde, was da unterrichtet wird. Einfach ein paar Vokabeln richtig lernen, und hierzu ein ganz normales Vokabelheft nach Lektionen mitliefern. Und insbesondere rechtzeitig ankündigen, dass in der 4. aus dem reinen Spaß Ernst wird, und es dann Arbeiten gibt (auf die man sich aber mangels Lerngrundlagen dann nicht anständig vorbereiten kann - die alphabetische Vokabelliste von 300 Wörtern zum Ende des 4. Schuljahres, ist da jedenfalls keine Hilfe).

Und wenn die Kamele in Sachkunde zu zeichnen gewesen wären, dann hätte dies einen ausreichenden Grund für eine Befreiung vom Sachkunde-Unterricht geliefert? Und das Auswendiglernen eines Gedichts bringt so konkret ja nun auch nichts fürs Leben. Also raus aus dem Deutschunterricht!

Grundschule hat viel damit zu tun, Kinder für Themen zu interessieren, sich hiermit mit einer gewissen Geduld und Ausdauer zu beschäftigen, das Lernen lernen, Fingerfertigkeiten und Techniken entwickeln, die Bereitschaft aufzubringen, sich auch mal mit Dingen zu beschäftigen, die nicht 100% der persönlichen Präferenz entsprechen, …

Ganz viel von den Dingen, mit denen sich die Kinder in der Grundschule beschäftigen sind Beispiele aus verschiedenen Themenwelten, an denen all dies geübt wird. Macht es da einen so großen Unterschied, ob das Kamel im Religions- oder Sachkunde-Unterricht gemalt wird?

BTW: Wir haben uns in der 3./4. (genaue Abgrenzung müsste ich nachsehen) von Sohnemann ganz intensiv mit Martin Luther und dem Islam beschäftigt. Themen die eine ganz erhebliche Aktualität und Bedeutung haben.

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