Wie Kind vom Religionsunterricht in der Grundschule in Bayern befreien?

Klar, warum auch daran erinnern, dass die ganze Weihnachtssause mit den Bergen von Geschenken eigentlich ihren Ursprung in Christi Geburt hat, und dass Karfreitag und Ostern sowie Pfingsten nicht einfach mal so mit einem Fingerschnipp zu netten Feiertagen wurden.

Taufe und Hochzeit sind ja auch einfach nur nette Familienfeste, bei denen der Besuch in der Kirche zwar etwas Erhebendes, aber sonst keinerlei Bedeutung hat. Erstkommunion, Firmung/Konfirmation sind auch nur dafür da, den kindlichen Haushalt aufzubessern. Und nur weil man Onkel Erwin ja nicht einfach auf den Kompost werfen kann, lässt man den Pastor kommen, der ein paar rührende Worte verliert, und bei geeigneter kirchlicher Trauermusik kommt dann auch das ein oder andere Tränchen.

Abgesehen vom Religionsunterricht kann man sich übrigens bei x Themen in der Schule fragen, was davon tatsächlich direkt und unmittelbar später von Relevanz ist, und „gebraucht“ wird. Warum mussten wir uns wochenlang mit Schnecken beschäftigen? Warum arbeiten wir uns gerade durch das alte Ägypten? Viel von dem sollte man einfach als exemplarisch dafür verstehen, dass hieran das Lernen an sich gelernt wird, und das man den Horizont der Kinder erweitert.

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Hi!

Und man lernt in Religion die biblischen Darstellungen der verschieden Epochen zu deuten? Vom gehörnten Moses lernt man meines Wissens in keinem Religionsunterricht …

Grüße,
Tomh, der einst sich selbst vom Religionsunterricht abgemeldet hat und auch seinen Sohn seit der 9. Schulstufe „befreit“ hat (was aber komplett andere Gründe gehabt hat)

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Hi!

Ausschlaggebend wird das hier sein: (aus

Schulordnung für die Grundschulen und Hauptschulen (Volksschulen) in Bayern
(Volksschulordnung - VSO), Vom 11. September 2008
Teil 4: Schulbetrieb, Abschnitt 3: Stunden und Fächer
§ 41 Religiöse Erziehung, Religionsunterricht
[…]

(2) Die Abmeldung vom Religionsunterricht muss schriftlich und
spätestens am letzten Unterrichtstag des Schuljahres mit Wirkung ab dem
folgenden Schuljahr erfolgen; eine spätere Abmeldung ist nur aus
wichtigem Grund zulässig. Die Abmeldung gilt für die Zeit des
Verbleibens an der betreffenden Schule, solange sie nicht widerrufen
wird.

Grüße,
Tomh

PS: Bei uns in Österreich haben wir wenigstens innerhalb der ersten Schulwoche Zeit.

Nein, aber bei Sachkunde hätte es nicht ausschließlich Noten für die gemalten Bilder gegeben. Das mag nicht repräsentativ sein, aber in meiner Generation haben das viele so erlebt und bei meinen Großnichten und -neffen erlebe ich es, was die Grundschule betrifft, nicht so viel anders. Deine Erfahrungen mit deinen Kindern mögen anders sein, du bist näher dran, gebe ich zu. Aber manchmal sehe ich schon, was da in der Grundschule im Religionsunterricht gemacht wird und mir graust. Das mag wirklich dem jeweiligen Lehrer geschuldet sein (und ein Pfarrer als Religionslehrer ist per se mehr der Kirche verpflichtet und weniger der Kulturbildung).

Grüße
Siboniwe
und genau dafür braucht es keinen Religionsunterricht, das kann in anderen Fächern ebenso erreicht werden.

Und auch die Beschäftigung mit Martin Luther sehe ich nicht als ein Primärziel von Unterricht an.

Grüße
Siboniwe

Was ist ein Primärziel von Unterricht? Wozu hat die Lektüre von „Effi Briest“ einen Nutzen, was bringt es zu wissen was ein Dominantseptakkord ist…

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Ja klar, immer schön ohne Rücksicht auf Verluste und wegen beliebiger Kleinigkeiten seine Rechte durchsetzen. Dafür hat man sie schließlich. Ist doch egal, was man um welch noch so geringer Relevanz an Schäden anrichtet, und sich selbst ggf. kaputt macht.

Zur Durchsetzung eigener Rechte gehört für einen gescheiten, erwachsenen Menschen immer auch die Einschätzung eines Für und Wider und die Abwägung der Vor- und Nachteile. Das hat nichts mit Duckmäusertum sondern einfach etwas mit praktischer Intelligenz zu tun. Wenn der Nachbar einmal zu unerlaubter Zeit den Rasenmäher nutzt, dann gibt es gleich eine Anzeige. Ich habe schließlich Recht! Was soll es, dass der mich nie wieder ansieht, und mir ganz sicher nie wieder bei irgendwelchen Dingen im Haus helfen, oder auch nur mal ein Werkzeug leihen wird. Recht muss schließlich Recht bleiben, und durchgesetzt werden.

Und ja, ich erinnere mich durchaus daran, dass wir uns an einem konfessionellen Traditionsgymnasium sehr intensiv auch mit den Kreuzzügen, Inquisition und Hexenverfolgung, der Kirche im Dritten Reich, … auseinander gesetzt haben, wobei die Kirche nicht so wirklich gut wegkam. Alles Teile des ja ach so schädlichen und indoktrinierenden Religionsunterrichts. Aber zu diesen Themen gehören nun mal auch die Geschichten derjenigen, die aus ihrem Glauben wahnsinnige Kraft geschöpft haben, Widerstand zu leisten, Verfolgte zu unterstützen und ihnen beizustehen, oder sich selbst für andere aufzuopfern.

BTW: Zumindest in den Schulen, mit denen ich gerade zu tun hat, werden und müssen keine „einwanderungsfreundlichen Aktionen“ von der Schulleitung verordnet werden. Da nehmen die Schüler und Eltern schon selbst ihre soziale Verantwortung angemessen war, und ich bin wirklich stolz, wie toll die Kleinen sich um die hinzugekommenen Flüchtlingskinder kümmern, diese integrieren, sie beim Spracherwerb unterstützen, …

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Auch dafür genügen ein paar Stunden in dem, was früher „Heimatkunde“ hieß und heute in verschiedenen Bundesländern anders genannt wird.
Taufe ist in unserer Familie nicht relevant - meine Kinder wurden aus ganz anderen Gründen getauft und sie wissen auch, warum das so war.
Die Bedeutung von Kommunion und Konfirmation kann gern die Kirche vermitteln, aber wieso sollen Kinder das in der Schule lernen müssen? Auch Weihnachten etc. - was ich mit dem Fest verbinde und wie ich es in unserer nicht-religiösen Familie begehe, das ist unsere Sache und darauf kann ich innerhalb der Familie eingehen.
Tut mir leid, aber sämtliche Beispiele, die du für den Religionsunterricht anführst, sind eben nicht die Information über Religionen, sondern die Missionierung einer Religion. Wenn ich will, dass meine Kinder sowas lernen, schicke ich sie in den Kindergottesdienst etc.

Grüße
Siboniwe

Wir können uns gerne über Lerninhalte streiten, aber religiöse / kirchliche Inhalte bekommen in dieser Diskussion von mir keine Sonderstellung eingeräumt.

Grüße
Siboniwe

Zumindest soweit daß man weiß um was es da geht, wenn auf einem Bild ein Blag in einer Krippe liegt, diverse Viecher drum herumstehen und so ein paar einfach gekleidete Burschen davor knien.

Hallo,

Lies dich ein: http://www.reli-adi.eu/?q=gesetze-BAYERN

hth
mk

Ersetze Religionsunterricht durch Deutschunterricht, und finde den Fehler!

Ich gehöre zu denjenigen, die ihre Schulzeit im Nachhinein nicht ansatzweise glorifizieren, weil es da einfach zu viele unglaubliche Dinge gegeben hat. Teilweise haben wir uns als Schüler sogar insoweit erfolgreich gegen unfähige Lehrer zur Wehr gesetzt, dass die dann von selbst gegangen sind. Auch das sehe nicht als Heldentaten an, sondern als verzweifelte Maßnahmen, ansonsten ohnmächtiger Schüler. Insoweit habe ich und werde ich niemals unfähige Lehrer in Schutz nehmen. Aber das ändert nichts daran, dass die Schule nun mal kein Wunschkonzert ist, und es mit zu den ersten Negativerfahrungen eines Kindes gehört, dass man einer Schulpflicht unterliegt, und man in deren Rahmen mit besseren und schlechteren Lehrern konfrontiert wird, denen man aber nur in einem sehr eng begrenzten Rahmen erfolgreich aus dem Weg gehen kann, und die man ansonsten irgendwie ertragen und überleben muss. Und auch wenn es eine Negativerfahrung ist, so bereitet sie doch mehr als viele anderer Erfahrungen auf das Leben vor.

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Hi!
Das Weihnachten und Ostern nicht zufällig an diesen ehemals heidnischen „Feiertagen“ liegen, ist aber schon bekannt?

Und Taufe, Erstkommunion, Hochzeit, etc. haben ihren Ursprung ebenfalls in der vorchristlichen Zeit.

Kurzum: Die Kirche hat ihre „Hochämter“ geschickt gelegt bzw. geklaut.

Nur was das alles mit der Ursprungsfrage mit der Abmeldung vom Religionsunterricht zu tun hat, erschließt sich mir noch immer nicht.

Grüße,
Tomh

Die Vermischung heidnischer und christlicher Bräuche ist nichts, was besonderen Neuigkeitswert hat, und die Bezüge werden durchaus auch im Religionsunterricht behandelt, genau wie die Parallelitäten von christlichen Bräuchen in anderen Religionen und Weltanschauungen (egal wer da nun Henne und wer Ei ist).

Genau darum geht es doch: Wissensvermittlung im Religionsunterricht, von der man sich/sein Kind durch Abmeldung ausschließt.

Das ist doch kein Argument. Es wird auch viel Unrecht z. B. im Namen der Politik oder im Namen der Wirtschaft begangen. Würde das gegen Politik-Unterricht oder gegen Wirtschaftskunde sprechen? - (Auch im Politik-Unterricht kann es passieren, dass der Lehrer für seine Ansichten oder die Ansichten seiner Partei wirbt, ebenso natürlich in Wirtschaftskunde).

Ich finde es an für sich wichtig, dass Kinder mitkriegen, dass Leute versuchen, einen von seinen Ansichten zu überzeugen, und dass es unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Ansichten gibt. Schlimm fände ich es, wenn sie die ganze Schulzeit hindurch immer nur eine Ansicht hören würden, oder überhaupt keine.

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Hallo,

die Diskussion ist ja teilweise ein bisschen dogmatisch geworden. Darum versuche ich mal einen Neuanfang.

  1. Du argumentierst mit der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit. Du hast insofern recht, als es auch die geschützte negative Religionsfreiheit gibt, das heißt, du (und genauso deine Tochter) darfst nicht zu einer Religion gezwungen werden. Was das allerdings nicht aussagt, ist, dass deine Tochter nicht gezwungen werden darf, mit Religion in Kontakt zu kommen. Im Gegenteil, das Grundgesetz sagt auch aus, dass Religion ein „ordentliches Unterrichtsfach“ ist.

  2. Wenn es aus bestimmten Gründen (hier könntest du ansetzen) nicht möglich ist, Ethikunterricht anzubieten, dann hat die Schule aber unverändert die Aufsichtspflicht für deine Tochter. Das heißt, deine Tochter muss durch einen Erwachsenen beaufsichtigt werden. Weiterhin besteht sicherlich (das ist aber Vermutung von mir) die Pflicht, dass deine Tochter eine gewisse Unterrichtsstundenzahl besuchen muss, insofern reicht es nicht, wenn deine Tochter so lange im Sekretariat spielt.

  3. Somit kann es sein, dass es schlicht nicht möglich ist, dass deine Tochter auf den Religionsunterricht verzichtet - aus organisatorischen wie aus rechtlichen Gründen. Das ist aus deiner Sicht doof. Und viele Antworten zielten darauf ab, dass ihr (du und deine Tochter) aus dieser Tatsache das bestmögliche machen sollt. Wenn man etwas nicht ändern kann, kann man versuchen, das beste daraus zu machen oder man kann deprimiert durchs Leben gehen. Ich persönlich bevorzuge ersteres.

  4. Meine Erfahrung nach ist der Religionsunterricht nicht sonderlich indoktinierend. Ja, der Religionslehrer sollte schon glauben, was er unterrichtet - aber in der Regel erwartet er nur, dass die Schüler den Stoff kennen, nicht, dass sie ihn glauben. Insofern kann deine Tochter ihn durchaus auch - wie schon angesprochen - als Erweiterung ihrer Allgemeinbildung nutzen.

  5. Es ist nunmal wirklich so, dass unsere Ethik, unsere Moral auch, wenn auch nicht ausschließlich, durch die christliche Religion geprägt ist. (Ja, ich weiß, auch in Ländern, in denen die 10 Gebote nicht religiös untermauert sind, gilt das Mordverbot - ich schrieb absichtlich „nicht ausschließlich“). Kunst, Geschichte (inklusive der Geschichte der Naturwissenschaften), sogar Politik - viele Themen sind leichter einordbar und verständlich, wenn es ein religiöses Mindestwissen gibt. Die Feiertage für Ostern, Weihnachten und Pfingsten sind ja schon genannt worden. Oder für Kinder relevanter: Wer war St. Martin, wer Nikolaus, wer ist das Christkind oder der Weihnachtsmann, was haben Eier, was der Hase mit Ostern zu tun?

  6. Schließlich kann sie auch lernen (okay, in der Grundschule ist es vielleicht ein bisschen zu viel verlangt), andere Standpunkte zu hören, zu verstehen, zu hinterfragen und zu kritisieren. Das kann sehr hilfreich sein. Aber das könntet ihr zuhause nachholen, indem ihr, hoffentlich genauso wenig indoktrinierend, mit eurer Tochter darüber redet, offen sagt, was ihr warum nicht glaubt, aber ihr auch die Wahl lasst, das Gehörte einzuordnen.

  7. Du sagst irgendwo (ich finde es gerade nicht - vielleicht verwechsele ich es auch mit jemanden anderes Aussage), dass du deiner Tochter die Freiheit lassen willst, später einmal Religion anzunehmen. Das kann sie aber nur, wenn sie es kennen lernen darf. Ich halte nichts davon, wenn Eltern ihre Kinder zwingen, eine Religion zu haben, aber genauso wenig davon, wenn Eltern Religion verteufeln. (Schwaches Wortspiel - ich weiß)

Warum ich das Ganze schreibe? Um noch einmal auf den Anfang einzugehen: Ich sehe wenig Chancen, dass ihr die Situation ändern könnt. Ihr sollt wenigstens nicht unglücklich damit sein.

Bombadil (der sogar in der evangelischen Kirche aktiv ist - und das in Bayern :smile:)