Wie mit überbehütender Mutter umgehen?

Ich mache mir Sorgen über einen vollkommen überbehüteten Klassenkameraden unseres Sohnes, und frage mich, wie man die Mutter mal sanft , aber doch deutlich genug, um eine Wirkung zu erzielen, zum Nachdenken bringen kann?

Der Junge ist übertrieben „gut erzogen“, äußert sich - obwohl kein Überflieger - wie ein gesetzter Professor (bei uns geht es auch nicht wie im Bergwerk zu, aber das ist traurig „filmreif“), traut sich so gar nichts zu, und darf/kann sich auch nicht ausprobieren. weil die Mutter ihn vor jeglichen „Gefahren“ behütet.

Der Bengel ist 12, geht in die 6. Klasse eines Gymnasiums, und soll z.B. „nicht im Wald spielen“, womit eine noch zweistellige Zahl von Bäumen bei uns vor dem Haus gemeint war (ich war schon zu Grundschulzeiten ständig tagelang im Bereich beiderseits der belgischen Grenze ohne Eltern in greifbarer Nähe mit meinen Freunden im Aachener Wald unterwegs). Die drei Kilometer gut mit Radwegen ausgebaute Strecke zu uns darf nur im Auto überbrückt werden. Mama weiß sich dann kaum zu verabschieden, will 1001 Dinge klären, und es darf natürlich „nicht zu anstrengend werden“.

Beim umgekehrten Spielbesuch wird vorher bei uns abgefragt, „ob die Kinder denn bei schlechtem Wetter auch einen Film sehen dürften - aber selbstverständlich nur einen Kinderfilm“, und als Sohnemann zum 12. Geburtstag einen Film mit FSK 12-Freigabe sehen wollte, wurde er schnell auf eine Alternative mit FSK 0 verwiesen, auf die er dann doch lieber verzichtete.

Heute sollten wir angesichts von zwei Freistunden in der Schule anrufen und mitteilen, dass sie unseren Sohnemann dann mit zum Essen zu sich mitnehmen würde, weil es doch „nicht geht, dass die Kinder dann zwei Stunden alleine rum hängen“. Wir haben dass dann einfach ignoriert, weil wir uns nicht lächerlich machen wollten. Die Schule hat mehrere weit verteilte Standorte in der Stadt, und die Kinder müssen ohnehin ständig das Gelände verlassen/wechseln (ja, ich weiß, versicherungstechnisch natürlich immer problematisch, aber wir haben die Freistunden auch immer in der Stadt genossen). Und dass man uns unsere Kinder persönlich vom Personal in die Hände übergeben hat, gab es zuletzt im Kindergarten. Schon in der Grundschule interessierte es niemand mehr, wer von wem vor dem Schultor in Empfang genommen wurde.

Teilweise verständlicher Hintergrund mag sein, dass die Mutter aufgrund der Schwangerschaft vom Vater verlassen wurde, und das Kind mit Oma alleine aufzieht, und nie wieder eine Partnerschaft eingegangen ist. Aber der „liebe Kleine“ ist jetzt in einem Alter, wo er dringend mal einen altersgerechten Umgang braucht, um nicht endgültig zum Gespött Gleichaltriger zu werden. Dummerweise heißt er auch noch wie ein depressiver Roboter aus einem bekannten Film, und wenn das die Runde macht, hat er verloren, weil der Vergleich leider aktuell perfekt passt.

Unser Kontakt zur Mutter ist bislang eher mäßig, wird jetzt aber mehr, da der beste Kumpel unseres Sohnes leider die Schule gewechselt hat, und daher dieser Kontakt mehr Bedeutung bekommen hat. Da das auch die einzige Beziehung ihres Sohnes in der Klasse ist, ist die Mutter jetzt sehr anhänglich. Aber wir wollen ihr Verhalten - zum Wohle ihres Sohnes - nicht „übersehen“. Nächste Woche geht es auf Klassenfahrt, und da geht es jetzt auch schon los, dass sich unser Sohn um den ihrigen kümmern soll, aber natürlich gemeinsam dann „nichts gefährliches“ unternommen werden darf. Da werden wir jetzt schon mal „klare Kante“ zeigen. Aber auch das will natürlich passend verpackt sein.

Das ist nicht so einfach:

Zum einen finde ich das Verhalten der Mutter nicht so schlimm. Für euch lästig, ja, unverständlich auch - aber letztlich für das Kind nicht so schlimm, wie ihr vielleicht glaubt. Zum anderen kann sowas sehr nach hinten losgehen, wenn sie das in den falschen Hals bekommt und das ist dann für keinen gut.

ich würde dir raten, den Kontakt mit der Mutter zu suchen. Ein gemeinsamer Grillabend oder sowas. Versuche sie besser zu verstehen, dann kannst du vorsichtig, sehr vorsichtig versuchen hier und da ein bisserl die Grenzen zu erweitern.

Inwiefern ist das ein verständlicher Hintergrund?
Ich denke eher, dass ihre Ängstlichkeit oder Kontrollsucht die Ursache für das alles ist.
Oder meinst du, es sei verständlich, dass sie den Sohn nun unbedingt festhalten will, da ihr schon der Mann davongelaufen ist? - Verständlich ist ihr Verhalten bestimmt für irgendwen, aber das spielt doch irgendwie keine Rolle.

Ist die Frau denn überhaupt ansprechbar? Hört sie zu, wenn man ihr was sagt? Oder kommt dann direkt das defensive Verhalten? - Wenn letzteres der Fall ist, hat es nicht allzu viel Sinn, mit ihr zu sprechen, befürchte ich.

Wenn sie jedoch auch nur ein bisschen ansprechbar wäre, könnte man ihr einige Beispiele sagen, wo Menschen, die dermaßen behütet aufgewachsen sind, sofort in schwere Unfälle verwickelt wurden, da ihnen jede Lebenserfahrung fehlt, während frei aufgewachsene Menschen mit dem Leben klar kommen. Vielleicht kennt ihr keine Beispiele, die gibt es aber. Wie man welche findet, weiß ich im Moment nicht. - Man gefährdet sein Kind ernstlich, wenn man verhindert, dass es eigene Erfahrungen sammeln kann. Je später das Kind mal auf eigene Füße gestellt ist oder sich freikämpft, desto schlimmer wird es. - Abgesehen davon ist es dann auch nicht ganz unwahrscheinlich, dass er mal komplett den Kontakt abbricht, um ihrer Kontrolle zu entfliehen. - Könnte man sie damit zum Nachdenken anregen?

Hallo,

ich finde Zerschmetterlings Vorschlag gut. Lasst sie sehen, dass ihr keine verantwortungslosen Eltern seid und erzählt vielleicht beim Zusammensein so nebenbei, was eure Kinder schon alles können und dass ihr darauf stolz seid, dass ihr und sie die möglichen Gefahren einschätzen könnt.

Mein bis heute bester Freund aus Schultagen ist mit so einer Mutter aufgewachsen. Sie hat ihn noch mit 15 an der Hand genommen, wenn es über die Straße ging. Als wir mit 18 (volljährig) eine Klassenfreizeit selbstständig organisierten, es war eine Skifreizeit, hat sie hysterisch bei allen Eltern angerufen und gefragt, wer denn haften würde, wenn „Ihr Kind meinem Jungen mit dem Skistock ein Auge aussticht“. Wir bedauerten den Jungen entsprechend, er war auch relativ naiv und ihm fehlt das Burschikose. Erst damals, mit 18, habe ich von ihm erfahren (er hat es mir als einzige anvertraut), dass seine Mutter Brustkrebs hatte (ungefähr zu dem Zeitpunkt, als er 13 war). Sie war schon vorher eine sehr behütende Mutter gewesen, aber dann wurde es nahezu pathologisch. Ihm wurde die Chance genommen, seine Pubertät auch nur irgendwie auszuleben, da er immer auf die Mutter Rücksicht genommen hat. Andererseits habe ich ihn danach auch bewundert, dass er das ohne Klag mitgemacht hat und es auch für sich behalten hat.

Dennoch hätte ich meinem Freund gewünscht, dass es ihm erlaubt gewesen wäre, sich mehr und früher von seiner Mutter abzunabeln. Von daher hoffe ich - dem Jungen zuliebe - dass ihr es schafft, seiner Mutter zu zeigen, dass es für Kinder besser ist, mit Freiheit umgehen zu lernen.

Grüße
Siboniwe

Hmmmm… Ich hab im Rahmen irgendeiner merkwürdigen Fortbildung mal gelernt, dass man immer davon ausgehen darf, dass jeder erstmal glaubt, immer das richtige zu tun. Und das passt ja auch zur eigenen Lebenserfahrung, selbst denkt man ja eher selten „So, jetzt treffe ich mal ganz bewusst ne Fehlentscheidung“. Und so geht’s bei der Mutter wohl auch: sie ist sich sicher, für ihren Sohn jederzeit das richtige zu tun. Dass Ihr das anders seht ist Deiner Schilderung nach verständlich.

Aber glaubst Du, dass die Mutter das von Euch annehmen könnte? Immerhin scheint Ihr - in ihren Augen - Euren Nachwuchs eher „wild“ zu erziehen. Und ich weiss nicht wie’s anderen geht, aber ich zum Beispiel tue mich schwer Kritik (auch wenn die berechtigt ist) von Leuten anzunehmen, die ich nicht besonders schätze :wink: Wäre ich also besagte überbehütende Mutter, dann würde ich Euren Rat - wie auch immer vorgebracht - nur dann annehmen können, wenn Ihr den Status „gute Freunde, von denen ich mir was sagen lasse“ hättet. Habt Ihr den? Seht Ihr eine Chance, so einen Status bei ihr zu bekommen? Wollt Ihr das überhaupt?

Und wenn nicht: könnt Ihr nicht „einfach“ dem Buben ein paar Stunden „Jungssein“ schenken? Dann darf er halt bei Euch Sachen, die er bei der Mama nicht darf und hängt das nicht an die große Glocke. Mit 12 muss man doch der Mama nicht mehr ganz genau erzählen, welchen Film man angeguckt hat und wie hoch man auf irgendwelche Bäume geklettert ist. Das ist der Mama gegenüber natürlich nicht besonders fein, und sicherlich kann man den Jungen das auch erklären, dass das Ausnahmen sind. Aber letzten Endes wollt Ihr doch dem Jungen helfen, oder?

Für die Klassenfahrt würde ich sagen, dass diese Verantwortung Dein Sohn überhaupt gar nicht übernehmen kann. Dafür kommt doch hoffentlich der eine oder andere Lehrer mit? Und der wird doch schon geplant haben, welche Aktivitäten in Frage kommen und welche vielleicht zu gefährlich sind. Und vermutlich hat er das auch mit Euch Eltern besprochen? Damit sollte die Mutter doch eigentlich wissen, was stattfinden wird (und auch: was nicht!) und den Knaben ganz beruhigt ziehen lassen. Das würde ich aber mit der

Vielleicht könnt Ihr auch auf die Macht der Pubertät vertrauen: Da wird er sich schon seinen Weg suchen - und braucht dann eventuell Deine Familie dringend zur Unterstützung.

Nur leider hat er nie gelernt, was eigentlich wirklich gefährlich ist. Er hat all die Jahre gesehen, dass andere Kinder Dinge machen, die er nicht darf.
Irgendwann hat er - so Gott will - die Nase voll, von seiner Mutter gegängelt zu werden, und trifft mal selbst eine Entscheidung. Mangels Erfahrung und Einschätzungsvermögen kann dieser Weg dann tatsächlich fatal sein.

Da wär’s schon besser, jetzt ein bißchen vorzubauen. Die Idee, ihn unter eigener Aufsicht „normale“ Dinge machen zu lassen, die er bei seiner Mutter nicht darf, würde ihm schon helfen, denke ich.
Kriegt sie davon Wind, gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder sie wird zur Furie und droht für den Wiederholungsfall mit Konsequenzen,
Oder die Freude, mit der ihr Kind erzählt, was er alles gemacht hat, bringt sie tatsächlich zum Nachdenken.
Schließlich liebt sie doch ihren Sohn, und was ist wichtiger, als ihn fröhlich zu sehen?

Gruß,

Kannitverstan

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Besten Dank für deine Antwort! Natürlich wäre es schlimmer, wenn sie ihn jeden Tag wund und blau schlagen würde. Aber ich erinnere mich an ähnlich überbehütete Kinder aus meinem damaligen Umfeld, die tatsächlich am und im Leben dann auf die ein oder andere Art verzweifelt und gescheitert sind. So ganz harmlos finde ich die Sache also nicht. So eine Kindheit kann einem wirklich das ganze Leben versauen. Und die ein oder andere Aussage: „Das kann/schaffe ich doch sowieso nicht!“, ist mir schon negativ aufgefallen. Ich ermuntere ihn natürlich, wenn er hier ist, und er taut hier auch langsam etwas auf. Aber es reicht natürlich nicht, wenn er alle paar Wochen mal beim Spielbesuch bei uns entsprechendes erfährt, wenn es im Rest der Zeit zuhause ganz anders aussieht.

In der Tat ist es schwierig, jetzt einen Ansatz zu finden, zumal der Kontakt erst vor wenigen Wochen so zugenommen hat. An den gemeinsamem Grillabend hatte ich auch schon gedacht. Zumal der beste Kumpel aus recht ähnlichen Umständen entstammt, aber „vollkommen normal“ erzogen wird und auch ist. Da würden wir den und dessen Mutter dann auch mit dazu holen wollen. Aber wenn der dann mit unserem Sohn wieder „wie die Erdferkel“ aus dem „Wald“ kommt, bekommt sie natürlich gleich einen Schock :wink:


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Einfluß ausüben könnt Ihr an den Stellen, wo Ihr (=Familie) betroffen seid, d.h. wenn er bei Euch bzw. mit Euch unterwegs ist. Man sollte zwar den Wunsch der Mutter bei der Filmauswahl schon berücksichtigen (wobei ich noch erwähnen möchte, daß die FSK-Freigaben keine Altersempfehlungen sind, d.h. nicht jeder FSK 12-Film für jedes Kind mit 12 geeignet ist; das dürfen die Eltern durchaus allein und auch für Dritte bindend entscheiden). aber ihr auch klarmachen, daß man den Jungen nicht in Watte verpackt in den Keller setzt.

Man darf ihr auch erklären, daß Euer Sohn während der Klassenfahrt gerne ab und an mal ein Auge auf den ihrigen werfen wird, aber er sich dennoch altersgerecht verhalten wird, d.h. wenn er woandershin möchte als ihr Sohn, dann eben nicht aufpassen kann.

Ich würde aber davon Abstand nehmen, der Mutter zu erklären, wie sie ihr Kind zu behandeln und zu erziehen hat. Entweder reflektiert sie ihr Verhalten und befindet es immer wieder für richtig oder sie reflektiert es nicht, wird es aber auch nicht ändern, nur weil ihr Dritte ungefragt Ratschläge erteilen.

Natürlich ist die dritte Variante (reflektiert nicht, freut sich aber über Ratschläge) denkbar, aber die dürfte wohl die Ausnahme sein. Natürlich kann man versuchen, ihr den eigenen Standpunkt unter Berücksichtigung der Feedback-Regeln (d.h. Frage, ob ein Ratschlag überhaupt erwünscht ist und dann auf ich-Botschaften ohne Urteile beschränken) näherzubringen. Zielführender dürfte es aber sein, wenn man ihr einfach vorlebt, wie es in anderen Familien bei anderen Kindern funktioniert.

Das funktioniert aber auch nur in Grenzen, weil Eltern in der Regel von ihren Erziehungsmethoden überzeugt sind (wie Ihr ja anscheinend auch) und sich im Zweifel (zu recht) fragen, woher Dritte besser wissen wollen und sollen, was gut für ihr Kind ist, was sie besser kennen als alle anderen.

Die beste Freundin unserer Großen hat Eltern, die ihr Kind alle paar Minuten ermahnen, dies und jenes nicht zu tun, weil man dabei auf den Hinterkopf fallen kann. Das Ergebnis ist, daß a) das Kind praktisch gar nicht mehr hört und b) total unsportlich und ungelenk ist. Wir hingegen lassen unsere Tochter (natürlich in gewissen Grenzen) machen, was sie für richtig hält und nehmen dabei auch in Kauf, das sie sich mal die Rübe oder ein Knie anhaut, was aber ausgesprochen selten vorkommt. Dafür ist sie schnell, geschickt und kräftig.

Genauso, wie wir halt denken, daß die Ermahnerei zu nichts führt (bzw. kontraproduktiv ist), denken die anderen Eltern wahrscheinlich, daß wir verantwortungslose, gleichgültige Rabeneltern sind, die auf ihr Kind nicht aufpassen wollen oder können. Wir sind aber der Ansicht, daß die dadurch, daß sie immer alles ausprobieren durfte und konnte, ihre Grenzen kennt und so geschickt und gelenkig geworden ist, wie sie es nun mal ist.

Wer hat am Ende recht? Wahrscheinlich würde eine Abstimmung unter einer hinreichend großen Gruppe zu unseren Gunsten ausfallen, aber ganz sicher bin ich mir da nicht. Und wenn sich unserer erst einmal beim Klettern oder beim Reiten mal einen Arm gebrochen hat, erst recht nicht.

Der langen Rede kurzer Sinn: wahrscheinlich seid Ihr mit Eurer Einstellung näher am Ideal als die Mutter des besagten Kindes, aber sicher bin ich mir da auch nicht, zumal ich das Wesen des Kindes nicht kenne und so gar nicht beurteilen kann, ob die Einstellung der Mutter sich nicht vielleicht doch (auch) am Wesen des Kindes orientiert. Wenn das Kind grundsätzlich ängstlich und unsicher ist, kann es durchaus sinnvoll sein, dem Kind auch enge Vorgaben zu machen, die bei fast jedem anderen Kind total für die Tonne wären.

Von sowas kann ich nur abraten. Der Junge ist doch vermutlich noch nie auf einen Baum geklettert und könnte sich da leicht übernehmen.

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Das hast Du jetzt gesagt :wink: Ich will nicht von der Hand weisen, dass auch bei uns so gelegentlich in den letzten Wochen (in Abwesenheit der Kinder) schon mehrfach der Spruch gefallen ist, dass die Sache in Wirklichkeit auch ganz anders gelaufen sein könnte, und der Vater vor so einer ängstlichen und kontrollsüchtigen Frau die Flucht ergriffen hat.

Bislang haben wir noch keinen großen Versuch gestartet, das Thema mal direkt anzusprechen, weil sich die Basis dafür ja erst jetzt so langsam entwickelt. Was ich aktuell mache ist, dass ich z.B. beim Abliefern zum Spielbesuch den Sohn immer direkt anspreche, wenn sie wieder 1001 Fragen und Bedenken hat, und ihn dabei altersgerecht behandle, und die Dinge dann mit großer Selbstverständlichkeit mit Blickrichtung auf unseren Sohn, der die Dinge ja alle in seinem Alter im Griff hat, erledige. Aber wenn dabei z.B. das Thema auf „draußen Spielen“ kommt, geht es gleich los mit, „Ich möchte aber nicht, dass er im „Wald“ spielt, sich dreckig macht, am Wasser spielt, …“ Dabei ist das hier ein 1A Gelände fürs Toben, Hütten und Dämme bauen, … Halt all die Sachen die Kinder in dem Alter normalerweise mit großer Begeisterung machen, sich dabei auch entsprechend einsauen, und auch mal den ein oder anderen Splitter in die Finger reißen, sich mal das Knie aufschürfen, …

Unser Sohnemann hat mit mir neulich den ganzen Innenausbau des DG abgerissen, so mit großem Nageleisen, Vorschlaghammer, …, und bekocht gerne mal die Familie (und nutzt dafür natürlich unsere superscharfen japanischen Messer und den Gasherd, … so sicher, dass wir uns dabei keinerlei Sorgen machen müssen), bedient den großen Gasgrill draußen perfekt. Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee mit dem Grillabend, und dann soll sie mal sehen, was ein Kerl in dem Alter schon so alles drauf haben kann, wenn man ihn nur lässt.

Die Erfahrungen mit solchen Kindern habe ich durchaus in der eigenen Jugend gemacht, und die haben sich alle nicht gut entwickelt. Daher eben auch meine Sorge. Ich weiß nur nicht, ob es so klug ist, die Mutter hiermit so direkt zu konfrontieren.

Ja, die Sache, die Mutter mal bei einem Grillabend sehen zu lassen, was unser Sohnemann in dem Alter alles schon so drauf hat, wird mir mehr und mehr sympathisch. Nicht um anzugeben, sondern um ihr mal die Augen diesbezüglich zu öffnen (ohne von unserer Seite hierzu etwas konkret ansprechen zu müssen). Vielleicht ergibt sich hieraus ja dann ein passendes Gespräch.

Da ich solche Kinder aus meiner eigenen Jugend kenne, und weiß, wie die im Leben dann gescheitert sind, ist mir die Sache ja so wichtig.

Ich weiß nicht, welche Kontakte der Sohn zu Grundschulzeiten und im Kindergarten hatte. Aber jetzt hat er außer zu unserem Sohn eben keine engeren Kontakte in der Klasse. Vielleicht fehlen der Mutter auch einfach solche Vergleiche.

Ich finde es gut (und unterstelle), dass ihr nicht recht haben wollt, sondern etwas erreichen.

Erreichen kann man immer nur einen Schritt nach dem anderen, nicht 2 auf einmal. Der Abstand zwischen Deinem Sohn und ihrem sind vermutlich 2 Schritte, so dass „zeigen, was man können sollte“ in zweierlei Arten schief gehen kann:
a) Für die Mutter ist der Abstand zu groß, dass sie ihn mitgeht
b) für den Sohn ist er zu groß, dass er sich sprichwörtlich den Daumen blau haut und genug hat.

Deine Beschreibung deutet auf Einzelkind. Das wäre ggf. abzufragen, weil dies ja nochmal wieder andere Implikationen nach sich zieht.

Mein Vorschlag wäre, in einer Art „Programm“ die Bedenken der Mutter im Direktkontakt ernst zu nehmen und in ganz kleinen Schritten diese nicht zu unterlaufen, aber zu entkräften:

  • Angst dass er sich dreckig macht? -> OK, wir haben ihm alte Kleidung von unserem gegeben und nachher durfte er duschen.
  • Angst dass er sich schneidet? -> OK, ich war dabei / Sparschäler / Reibe
  • nur mit Auto? -> OK, ich hole ihn zu fuß ab (im zweiten Schritt mit dem Fahrrad)
  • FSK-12? -> OK, schau mal, hier steht, dass dieser Film in Begleitung eines Erwachsenen auch mit 6 (oder so, habe ich nicht mehr im Kopf) gesehen werden kann. Ich schaue mit und beobachte die Reaktion.
  • Freistunde? -> OK, ich habe die Jungs angewiesen, sich in der Zeit in den XY-Raum zu setzen und Hausaufgaben zu machen. Und angedroht, es zu kontrollieren.

Die Mutter muss nicht nachdenken! Weil das sowieso nichts bringt. Die Mutter muss erleben, dass sie Stolz auf ihren Sohn sein kann, wie erwachsen (entwachsend) er wird.

Ich will der Mutter auf keinen Fall unterstellen, dass sie bewusst Dinge falsch machen würde. Ich denke, es wird für ihr Verhalten Gründe geben, die wir aktuell nur vermuten können. Insoweit kann und will ich das nicht bewerten.

Was den „Status“ angeht, so haben wir den aktuell nicht, wollen den auch nicht unbedingt haben, nehmen den aber an, wenn wir dem Kind so helfen können.

Heimlichtuereien werden wir ganz sicher nicht hinter ihrem Rücken begehen, weil das nach hinten los gehen dürfte. Natürlich sitze ich nicht die ganze Zeit mit im Zimmer, wenn er mit unserem Sohn spielt, und lasse sie ungestört spielen. Aber wenn mir etwas auffallen würde, das klar anders kommuniziert war, würde ich mich entsprechend verhalten, und einen geeigneten Kompromiss suchen. Sonst kann die Chance, hier etwas für den Jungen erreichen zu können, schneller vorbei sein, als das sie gekommen ist.

Zum Thema Klassenfahrt habe ich ja schon geschrieben, dass wir hier „klare Kante“ zeigen werden. Es wird Zeiten geben, in denen die Kinder sich frei beschäftigen und auch in Kleingruppen alleine vor Ort unterwegs sein dürfen. Und da war bislang der beste Freund meines Sohnes mit dabei. Da der jetzt wegfällt, kommt da ohnehin noch ein „großer Unbekannter“ dazu, und da wird dann demokratisch bestimmt, was im Rahmen des von den Lehrern erlauben gemacht wird. Wir werden unserem Sohn da ganz sicher nicht aufgeben, sich an die Vorgaben der anderen Mutter zu halten.

Was die Pubertät angeht, so sehe ich darin ehrlich gesagt die größte echte Gefahr für dieses Kind. Gerade in dieser Phase brauchen Kinder Eltern, die in der Lage sind, damit umzugehen. Sonst kann das furchtbar nach hinten los gehen. Solch klammernde und überbehütende Eltern verlieren schnell dann jeglichen Einfluss auf ihre Kinder, wenn die sich dann total drehen und auf volle Konfrontation gehen, weil es keine angemessenen Kompromisse gibt. Dann gibt es keinen Halt mehr, wenn die Sache schief geht. Ich habe im eigenen Umfeld selbst solche Fälle erlebt, die dann in Drogenabhängigkeit, schulischem und beruflichen Totalversagen und sogar Suizid geendet sind.

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Jedenfalls nicht „aktiv“ von eurer Seite aus und wenn es noch so sehr „in den Fingern juckt“, sonst lauft ihr massiv Gefahr, genau das Gegenteil von dem zu erreichen, was ihr eigentlich wollt.
Und dann mündet das mindestens in ein Kontaktverbot und der Junge ist wieder allein…

Das würde ich einfach als Vertrauensbeweis nehmen (auch wenn da natürlich Angst und Kontrollzwang mitschwingt).
Die Hoffnung wäre, dass die Übermutter mitbekommt, dass es ihren Sohn glücklich macht, wenn er mit eurem Sproß um die Häuser ziehen darf.

Das beste, was ihr imho tun könnt, ist dem armen Kerl als Familie vorzuleben, wie es auch laufen kann.
Dann muss er sich seine Freiheiten, Erfahrungen und alles weitere selber erkämpfen, sonst isses auch nix wert…
Wenn ihr eure Unterstützung dahingehend zu aktiv gestaltet bzw. die Übermutter irgendwie den Eindruck gewinnt, ihr wollt Einfluss auf die Erziehung ihres Sohnes nehmen, wird sie garantiert dichtmachen!
Bleibt passiv und lasst es sich entwickeln, soweit es sich eben entwickelt. Mehr könnt ihr nicht erreichen, denke ich.
Aber das, was dadurch erreicht werden kann, wäre wohl schon ein echter Segen für den Jungen.

Grüße,
Grünblatt

Das ist sicher eine angebrachte Überlegung. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Väter (die in traditionellen Familien einfach weniger Kontakt mit Kindern haben, die in etwas gleichaltrig zu ihren sind) oftmals ihre Kinder über- oder unterschätzten (gerade, wenn die Kinder noch klein sind, und diese Väter keine Vergleiche ziehen konnten, was so elementare Dinge wie Sprachfähigkeiten, kognitive Fähigkeiten etc. betrifft. Manchmal ist das auch auf einen engen Bereich beschränkt. Unser Sohn konnte zum Beispiel sehr früh Lieder singen, wenn ihm Wörter fehlten, fühlte er die nötigen Töne mit „sinnlosen“ Silben. Ich dachte, das sei ihn seinem Alter völlig normal bis ich mal in der Spielgruppe die anderen singen hörte.

Das Wichtigste ist - und da habe ich vollstes Vertrauen zu dir - dass es eben nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommt.

Von Unternehmungen an der Mutter vorbei, wie jemand vorschlug, möchte ich abraten. Das bringt den Jungen unter Umständen in Gewissenskonflikte. Was nicht heißt, dass er, wenn er bei euch ist, nicht für ihn neue Erfahrungen machen könnte.

Grüße
Siboniwe

Einspruch, Euer Ehren! :smiley: Meine Tochter (11) ist (leider) Einzelkind, ihr Freund, ca. 7 Monate älter, hat noch zwei ältere Geschwister. Beide allerdings schon volljährig, vielleicht ist da wiederum der Abstand schon zu groß (12-15 Jahre, glaube ich). Aber das, was Wiz von Sohnemann schreibt, passt ungefähr zu unserer Tochter, und das, was er vom anderen Jungen geschrieben hat, zum Freund unserer Tochter.

Zuletzt waren wir jetzt im Sommer zusammen im Urlaub (Freund nur mit der Mutter, weil sein Vater nicht fliegen darf, die Mutter aber wollte, dass der Sohn auch endlich mal fliegt - immerhin!). Die Kinder haben einen Windsurfkurs gemacht, es gab einen Bus-Shuttle dorthin. Man hätte die Strecke auch zu Fuß schaffen können, hätte aber schon ein Weilchen gedauert. Um zum Shuttle für die Rückfahrt zu kommen, musste man zu einem Hotel gehen, etwa 600-700 m vom Strand entfernt. Am ersten Tag ging ich alleine zum Shuttle, die Mutter des Freundes ging mit den Kindern am Strand entlang zurück. An einem Tag hat uns mein Mann abgeholt, weil wir am Nachmittag noch alle etwas unternehmen wollten, und an einem Tag wollte ich am Strand entlang, meine Tochter aber nicht. Also schickte ich sie zum Shuttle, gab ihr noch den Auftrag, den Shuttle für den nächsten Tag zu bestellen (etwas komische Organisation, aber nun gut), und ich hielt mich noch am Strand auf. Die andere Mutter war noch etwas mit ihrem Sohn beschäftigt und bekam nicht mit, dass meine Tochter schon weg ist. Als sie es mitbekam, wurden die Augen groß und größer. „Wie, du hast sie allein hingeschickt? Zum Bus???“
Ähhh, ja, wo ist das Problem? Sie kennt den Weg, sie kann sprechen …

Meine Tochter war noch vor uns in unserem Hotel, mein Mann hat sie dann reingelassen.

Der Freund ist das erste Mal in der 5. Klasse mit dem Bus gefahren, als er auf die weiterführende Schule kam, und da Gott sei Dank erstmal mit der älteren Nachbarstochter, die sich zum Glück schon auskannte. Nach einiger Zeit durfte er dann auch mal alleine fahren, wenn die Nachbarstochter früher Schluss hatte oder so.

Die Kinder machen öfter etwas zusammen, die Mutter des Freundes bekommt auch die ganzen „Freiheiten“ mit, aber das ändert leider nichts am Verhalten dem Sohn gegenüber. Vorletzten Winter war das, glaube ich, dass wir in der Nachbarstadt Schlittschuh laufen wollten. Wir fuhren mit zwei Autos hin, ich weiß gar nicht mehr, wieso, und als wir dort ankamen, war es ihr zu voll, und sie sind wieder weggefahren. Ihr Sohn hätte heulen können, ich glaube, im Auto hat er es auch gemacht, so enttäuscht war er. Dazu muss ich sagen, dass meine Tochter zwar länger Schlittschuh läuft, ihr Freund ist noch sehr unsicher, aber warum? Weil die Mutter es nicht zulässt, dass er seine Erfahrungen macht. :frowning:

Ich weiß nicht, wie die anderen beiden Geschwister aufgewachsen sind, ob das auch schon so schlimm war, oder ob es erst „mit dem Alter“ der Mutter/Eltern (der Vater soll noch „ängstlicher“ sein, aber meistens bekomme ich das von der Mutter mit, weil wir in der Regel mit den Kindern unterwegs sind) kam, aber mehr als das, was irgendwer schon schrieb, dass der Freund, wenn er mit uns zusammen ist, auch Sachen machen darf, die er zu Hause vielleicht nicht dürfte, kann ich leider nicht tun.

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Sorry Christa, Einzelkind zog ich nicht aus der Behütung oder Ängstlichkeit, sondern aus:

a) altklug ( „äußert sich […] wie ein gesetzter Professor“ )
b) „Schwangerschaft vom Vater verlassen […] nie wieder eine Partnerschaft“

Deshalb habe ich von möglichen Anregungen, die mit Geschwistern sinnvoll wären, Abstand genommen. Mehr wollte ich nicht sagen.

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Hi Wiz!
Ich finde es immer schwierig andere Leute und deren Kinder erziehen zu wollen.

Anhand deiner Schilderungen finde ich das alles nachvollziehbar und subjektiv richtig, bleibe aber skeptisch, wo da die Grenze zu ziehen ist. Wo es euch angeht und wo nicht.

Ich würde ganz klar machen, dass euer Kind nach euren Regeln spielt und erzogen wird. Kompromisse muss es wohl geben, aber die würde ich sehe eng abstecken. Weil ich auch der Ansicht bin, dass Kinder möglichst selbständig sein sollten und man ihnen mit überbehütung nicht hilft.
Evtl. kann man in Salamitaktik die Angst der Mutter scheibchenweise abbauen. Mir würde da die Geduld und die Diplomatie fehlen :slight_smile:

Gutes Gelingen
Bufo

Und damit lagst Du vollkommen richtig :wink:

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Na ja, „nicht aktiv“ funktioniert ja bei der Sache mit der Klassenfahrt nicht mehr so ganz.

Da muss jetzt schon zumindest deutlich werden, dass unser Sohnemann den ihrigen weder beaufsichtigen, noch dessen mütterliche Regeln durchsetzen wird. Und unser Sohn ist auch mit unserer Billigung frei darin, sich selbst im Rahmen der von den Lehrern gesteckten Grenzen für Dinge zu entscheiden, die er machen möchte, ohne dass er dabei Rücksichten nehmen muss. Auch wenn das dazu führt, dass besagter Junge dann entweder außen vor bleiben, oder gegen die von Mama gesetzten Regeln verstoßen muss, um dann trotzdem mitzumachen.

Und dazu muss ich dann auch deutlich machen, dass weder wir noch unser Sohnemann irgendwelche Beschwerden hinterher hören wollen, dass ihr Sohn dann eben entweder immer außen vor war, bzw. von unserem Sohn nicht daran gehindert wurde, gegen Mamas Regeln zu verstoßen.

Insoweit mag das ja ein „nett gemeinter“ Vertrauensbeweis sein, ist aber eigentlich als massiv übergriffig zu bezeichnen, wenn man sich die damit verbundenen Konsequenzen für unseren Sohn überlegt. Das ist jetzt sicherlich nicht übergriffig oder böse gemeint. Das würde ich nie unterstellen. Aber in der Konsequenz ist es eben doch übergriffig, wenn wir dem jetzt nicht klare Grenzen setzen.

Und wenn sie dann „dicht macht“, täte mir das für ihren Sohn zwar sehr leid. Aber ich halte viel von Nächstenliebe im Sinne: „wie sich selbst“. D.h. unser Sohn darf hier nicht plötzlich über das Maß eingeschränkt werden, was er von unserer Seite her kennt, nur um sich um einen „Sozialfall“ zu kümmern. Er zeigt hier und in anderen Fällen schon eine sehr soziale Ader, was ich toll finde. Aber da jetzt sein bester Kumpel aus der Klasse raus ist, muss er sich jetzt eben auch etwas in Richtung neuer Freundschaften engagieren, und darunter kann natürlich dann auch ein Kind sein, um dass man sich kümmern muss, aber eben nicht ausschließlich. Und da ist die Klassenfahrt ein recht entscheidendes Ereignis, bei dem sich entscheidet, wie man ihn wahrnimmt. Da sollte er ganz unverkrampft er selbst sein, und nicht Kindermädchen spielen müssen.

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