Meine Tochter ist in der 11. Klasse und möchte später mal einen Beruf erlernen wo man Bücher übersetzt. Nun möchte sie in der Branche ein Schulpraktikum machen. Sie hat auch schon einige Übersetzer kontaktiert aber keiner konnte ihr weiterhelfen weil diese Leute nur Dokumente u.ä. übersetzen. Nun meine Frage. Gibt es dafür eine eigene Berufsbezeichnung und wenn ja, wie heißt sie? Nach welchen Firmen/Instituten müsste sie nachfragen? Vielen Dank schon mal.
Hi.
Also ich denke, das die Bezeichnung schon Übersetzer ist. Gerade wenn es um Dokumente, oder Bücher geht.
Dann gibt es noch simultan Übersetzer. Diese werden aber meist als Dolmetscher bezeichnet.
Hallo,
vielleicht auh Fremdsprachenkorrospondentin?
Grüße
Literaturübersetzer.
Die Auftraggeber von Literaturübersetzern sind Verlage.
Es gibt keine Berufsausbildung zum Übersetzer. Es gibt einschlägige Studiengänge „Dolmetschen und Übersetzen“, zwei bedeutende Schmieden für Übersetzer liegen im Südwesten: Germersheim (zu Uni Mainz) und Heidelberg. Wenn man über ein Sprachstudium oder auf anderem Weg sehr gute Kenntnisse der Sprache erworben hat, mit der man sich als Übersetzer beschäftigen möchte (mehr als ein Sprachpaar ist in den aller-allermeisten Fällen unseriös), gibt es auch andere Wege, sich die „handwerklichen“ Aspekte, Technik des Übersetzens, anzueignen - an einzelnen Orten gibt es dafür sogar recht gut geeignete VHS-Kurse, dann natürlich die Fernkurse zur Vorbereitung der Übersetzerprüfung bei IHK oder der Staatsprüfung (AKAD usw.).
Leider gibt es überhaupt keine geschützte Berufsbezeichnung für Übersetzer, jeder darf sich so nennen. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer BDÜ kämpft zwar darum, aber im Zeitalter der Hl. Liberalitas auf verlorenem Posten. Als kleinen Ersatz sorgt der BDÜ selber dafür, dass nicht jeder mal eben so in den Verband reinkommt: „Mitglied im BDÜ“ ist für Insider bereits so etwas Ähnliches wie eine Berufsbezeichnung.
Zuletzt noch hierzu:
Auch wenn es immer gut ist, wenn man sich als Schüler bei der Berufswahl in Richtung von etwas orientiert, was seinen Neigungen entspricht, was man gut kann und was einem Spaß macht: Bitte warne sie davor, einen Beruf zu ergreifen, der zwar interessanter und angenehmer ist als Aushilfspaketfahrer bei Hermes, aber eben auch deutlich schlechter bezahlt wird: Von den vielleicht 1,50 € Stundenlohn, die ein scheinselbständiger Hermes-Fahrer erzielen kann, wenn er ein gutes Revier hat, sehr flink ist und fährt wie eine gesengte Sau, kann ein Übersetzer (und erst recht ein Literaturübersetzer) nur träumen. Leben kann man von dieser Kunst nicht wirklich.
Schöne Grüße
MM
Hallo,
Übersetzer ist Übersetzer. Innerhalb der Sparte gibt es Spezialisten. Entweder sind das Quereinsteiger mit Zusatzausbildung (also besonders bei den technischen Sparten), oder es sind Spezialgebiete, die sich im Laufe des Berufslebens herausbilden.
Für Bücher gibt es literarische Übersetzer. An solche Aufträge zu kommen läuft über Glück oder Beziehungen (oder umgekehrt) und wenn man ein paar Bücher zu seinem Namen hat, dann hat man dadurch Beziehungen. Bezahlt wird grauslich, besonders - aber nicht nur - wenn es sich um Übersetzung von einer der großen Sprachen ins Deutsche handelt.
Noch etwas: ich bin Übersetzerin und bei allem Verständnis für die Notwendigkeit Schulpraktika zu machen - es ist ein einsamer Beruf und ich könnte mir auch nicht im Ansatz vorstellen, wie ich eine Woche einen Praktikanten ertragen könnte. Ich sitze zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten am Computer, in meinem Arbeitszimmer in meiner Wohnung und konzentriere mich auf den Bildschirm. Selbst neue Aufträgsersteilungen laufen über den Computer ab. Rechnung schreiben ebenfalls. Wenn mir da jemand dauernd über die Schulter blicken würde, würde ich wahnsinning werden. Und es gibt bei mir - und ich nehme an, bei nahezu jedem Übersetzer - keine Hilfsarbeiten außer eventuell ein bisschen Recherche, je nachdem, was gerade für ein Auftrag ansteht.
Simultanübersetzer oder Dolmetscher, die z.B. bei Konferenzen mündlich übersetzen, könnten ebenfalls lediglich einen Platz in einer Ecke anbieten, wo ein Praktikant Mäuschen spielen kann. Vorausgesetzt, dass die Auftraggeber das überhaupt zulassen.
Vielleicht sollte deine Tochter sich nach einer Praktikantenstelle in einem Verlag umsehen. Dort lernt sie einiges um das Drumherum von Büchern kennen, zwangsläufig auch etwas über Übersetzungsarbeit im Zusammenhang.
Grüße
Siboniwe
Ähm, das ist Blödsinn falsch.
Ein Übersetzer übersetzt schriftlich, ein Dolmetscher dolmetscht mündlich. Deswegen gibt es auch keine Simultanübersetzer, sondern nur Simultandolmetscher.
Das hilft aber vielleicht der Praktikantin, um festzustellen, dass sie das doch nicht (hauptberuflich) ihr Leben lang machen möchte.
Gruß
Christa
Ich bitte dich. Das ist jetzt aber mehr als Wortklauberei. Jeder, du auch, weiß wie es gemeint ist.
Dolmetschen und Übersetzen ist einfach nicht dasselbe, das eine kann man auch nicht durch das andere ersetzen, so einfach ist das.
Siboniwe schrieb, dass Übersetzer ein einsamer Beruf ist. Damit hat sie sicherlich in den meisten Fällen Recht, aber im Gegensatz zum Übersetzer kommt der Dolmetscher zwangsläufig ständig mit Menschen in Kontakt.
Hi,
da gibt es noch (sozusagen zum Trost für Lydia, als Bestätigung, dass es tatsächlich ganz paar einzelne Übersetzer gibt, die in ihrer beruflichen Existenz fest etabliert sind) die Episode am Rande, als einer Übersetzerin, die ab und zu für eine große Frankfurter Bank arbeitete und typischerweise die „Freitag - dreizehn - Uhr“-Jobs „Ach, können Sie nicht vielleicht doch noch… ?“ machte, mitgeteilt wurde, sie müsste sich jetzt eine Software für einen sichtbaren Betrag kaufen, die es ermöglichte, Auftragswesen, Lieferung, Fakturierung alles integriert in das System der Bank abzuwickeln. Anderenfalls könne man sie leider nicht weiter als Dienstleister etc. Nach kurzer überschlägiger Rechnung kam sie schnell zu dem Schluss, dass sie sich eigentlich genausogut auch selber verarschen könnte. Und schon zwei Wochen später kam Freitag dreizehn Uhr der Anruf „Ach, können Sie nicht vielleicht doch noch…?“ und sie sagte „Nein, kann ich nicht.“ - „Aber warum denn nicht, um Himmelswillen? Wir haben uns immer auf Sie verlassen!“ - „Weil Sie mich nicht bezahlen können.“ - „WIE? Wir sie nicht bezahlen???“ usw. - Es dauerte keine Stunde, bis das Fax da war, mit dem bestätigt wurde, dass sie natürlich fakturieren könnte wie bisher…
Schöne Grüße
MM
Es ist eine Unterscheidung zwischen zwei verschiedenen Techniken.
Innerhalb dieser beiden grundsätzlich verschiedenen Techniken gibt es weitere Unterscheidungen, z.B. Konsekutivdolmetscher - Simultandolmetscher - Konferenzdolmetscher und beim Übersetzer eben auch.
Aber Übersetzer und Dolmetscher über einen Kamm zu scheren, obwohl sie in mancher Hinsicht sogar entgegengesetzt zueinander arbeiten, das geht nicht.
Schöne Grüße
MM
Hab ich auch nicht gemacht. Ich habe lediglich den simultan Übersetzer (warum soll es eigentlich den Begriff nicht geben) mit dem Dolmetscher gleichgesetzt, nicht mit dem „normalen“ Übersetzer.
Weil niemand simultan übersetzt. Im Gegensatz zum Dolmetschen ist Übersetzen immer konsekutiv.
Schöne Grüße
MM
Habs eben Christa schon geschrieben: An welcher Stelle soll ich das gemacht haben?
Als du von Simultanübersetzen schriebst, obwohl es das per Definition nicht geben kann. Dass bei Wikipedia steht, dass Simultandolmetschen manchmal auch Simultanübersetzung genannt wird, macht’s nicht wirklich besser!
Ok, ok. Ich strecke ja schon meine Flügel. Wobei ich dabei bleibe: Jeder weiß, was gemeint ist.
Hi,
Übersetzen und Dolmetschen sind zwei verschiedene Jobs. Interessanterweise sind Dolmetscher nicht fürs Übersetzen ausgebildet, und Übersetzer nicht fürs Dolmetschen. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man sich auf den Weg ins Berufsleben macht und etwas in der Richtung vorhat. Wenn man „nur“ jemanden sucht, der einem das deutsche Zeugnis auf Englisch „abschreibt“ und sich an einen Dolmetscher wendet, wird man halt höflich an einen Übersetzer verwiesen. Träumt man von einem Dasein als Übersetzer und beginnt eine Ausbildung als Dolmetscher, wundert man sich lange, warum so viel WErt auf Mündlichkeit, Kurzzeitgedächtnins, bla gelegt wird, und hat ein bisschen Lebenszeit vergeudet, wenn es einem dämmert…
die Franzi
nö.
Hi E-Ponkt,
ich kannte eine Übersetzerin, die regelmäßig Praktikanten beschäftigte. Das waren dann „fertige“ Romanisten, die sich auf dem Weg von Sprachkenntnis zu Übersetzungstechnik befanden und von Anfang an selbständig Texte bearbeiten konnten. Gab aber ein Riesenproblem damit, das sie nicht zuvor bedacht hatte: Sinnvoll konnten die Praktikanten nur arbeiten, wenn sie Zugang zum selben Translation-Memory-Thesaurus hatten wie die Übersetzerin selber; weil das System aber nicht dafür ausgelegt ist, sich zu merken, woher etwas in den Thesaurus eingespeist wird, hat sie sich mit dieser Arbeitsweise den Thesaurus für einige Projekte völlig versaut und war dann später mit sehr mühseligen und zeitraubenden digitalen Aufräumarbeiten beschäftigt.
Am ehesten wird es Möglichkeiten für (unbezahlte) Praktika bei den großen „Umtüte-Agenturen“ wie Kern geben; allerdings nicht dafür geeignet, Kontakt mit der täglichen Arbeit eines Literaturübersetzers zu bekommen.
Schöne Grüße
MM
Ja, oder Hotlinegirl? Oder Nachtportier? Oder Außenhandelskaufmann? Sind alles Tätigkeiten, die irgendwas mit Fremdsprachen oder so zu tun haben.
Bissle perplex
MM