Hallo,
nun sind wir recht weit vom Thema abgeschweift und im
großen und Ganzen auch durchaus analoger Meinung.
Ich sehe nur viele Dinge nicht mehr so absolut und unverrückbar,
weil die Erfahrung zeigt, daß man sich da oft irren kann
und das Leben nicht nur s/w ist.
Und ich muss sagen, ich finde es immer wieder erschütternd,
wie wenig die meisten Eltern gerade in solch trivialen
Alltagsdingen ihre Kinder miteinbeziehen.
Das ist sicher richtig. so wie es bei vielen Dingen eine
große Streuung gibt, ist es natürlich auch so bei der Erziehung.
Abgesehen davon behaupten natürlich die meisten Eltern von sich,
das sie es selbst recht gut wissen und natürlich auch fast
alles richtig machen in der Erziehung
können aber auch schon 3jährige durchaus in sehr vielen Dingen
selbst entscheiden, wenn man es ihnen denn nur zutraut.
Ja, habe auch so ein Exemplar. Mit etwas über 3J. hat sie sich
eines Tages dafür entschieden, daß sie nicht mehr mit Windel
herumlaufen will. Seit dem Tag hat es mit dem selbstständig
pullern geklappt.
Auch hat sie eines Tages festgelegt, daß sie den Schnuller
nicht mehr braucht. Ab dem Tag war keiner mehr da und wurde
auch nicht vermisst Meine Frau hat den im Beisein vom
Kind eingegraben und am nächsten Tag wuchs da ein Blümchen an
der Stelle
Und so ging das üblicherweise immer. Ihr erstes Schaukelpferd
hat sie nach kurzer Begutachtung aller Ausstellungsstücke
bei ToysAreUs ausgewählt, und niemand hatte ihr da noch ein
anderes Modell aufschwatzen können … (war gerade etwas über 1J.)
Und wenn in der Familie eine entsprechende Gesprächskultur
herrscht, wird man feststellen, dass diese Kinder auch in der
‚Weltbildentwicklung‘ deutlich weiter sind als Kinder, denen
das Denken abgenommen wird.
Hängt aber leider auch sehr stark vom Charakter ab.
Glaube nicht daß alle Kinder so sind. Unserer Großer hat erst
mit über 20 gemerkt, worum es im Leben geht. Vorher war da
absolut nur bunte Knete im Kopf.
Sei zufrieden, wenn du ein Kind hast, welches deinen Vorstellungen
entspricht und keine großen Probleme macht. Wenn’s volle
Gegenteil wäre, müßtest du auch damit zurechtkommen.
Nur weil ein Individuum noch nicht strafmündig ist, heißt das
doch noch lange nicht, dass es noch kein eigenes Weltbild
haben kann!
Es hängt schon irgendwie zusammen.
Obwohl es heute tatsächlich wohl so ist, daß Kinder früher
reif sind und durch die Medien weitaus größeren Einflüssen
unterliegen bzw. diese auch zum „Beschauen der Welt“ nutzen
können.
Ich bin aber nach wie vor der Meinung, daß für eine gefestigte
Weltanschauung ein gewisses Alter und Lebenserfahrung zwingend
notwendig ist. Vorher fehlen einfach die Voraussetzungen, soll
natürlich nicht heißen, daß deshalb keine Weltanschauung und
vor allem keine eigene Meinung da wäre (daran mangelt es ja nicht).
Ja, wenn ich erst die Autonome Volksrepublik Südbaden
ausgerufen habe, lass ich auch nicht mehr jeden Dummdussel mit
einem IQ knapp über Zimmertemperatur wählen… ;o)
Och, hör uff, vorher werdet ihr doch der
„Bayuvarischen Autonomen Republik“ einverleibt.
Was ich sagen wollte: Die meisten Eltern behandeln ihre
Kinder, als wären diese dumm - tja,
Es gibt solche Eltern, aber ob’s nun gleich die Mehrheit ist ?
Man sollte sich da nicht zu weit aus’m Fenster lehnen.
Solltest du tatsächlich der Meinung sein, daß Eltern nur in
geringen Umfang das Weltbild ihrer Kinder bestimmen, dann
diskutieren wir an der Stelle weiter !?
Nun, das ist eine Frage, von welcher Altersgruppe wir gerade
sprechen.
Es ging ursprünglich um besagtes Buch mit Ferkelchen und Igel.
Das ist wohl eher keine Lektüre mehr für Teenis, oder?
Also eher Kleinkinder.
Es gibt da hübsche Untersuchungen dazu - ab einem
gewissen Alter kommen die Eltern tatsächlich nicht mehr gegen
die Peer Group an. ;o)
Was ein deutliches Symptom für noch ungefestigten Charakter
und Weltanschaaung ist. Gleich nach dieser Phase (12-16)
kommt die Zeit, wo plötzlich die Individualität entdeckt wird.
Während die Teenis als 16-Jährige nur genau das machen und
anziehen, was die Clique vorgibt, sind sie plötzlich mit
17-18 bemüht, sich aus der Masse durch einen persönlichen
Style hervorzuheben. Dann kommt die Zeit, wo nicht mehr nur
die Clique die persönlichen Anschauungen diktiert, sondern der
eigene Kopf. Ist auch eine sehr interessante Entwicklung.
Der Sohn hat sich noch mit 17 darüber lustig gemacht, wie wir
„alten Leute“ herumlaufen - eben nicht mit heruntergelassnener
Borderhose, wo der Arsch hinten rausschaut. So würde er sich
nie anziehen …
Kaum ein Jahr später konnte er sich gar nicht mehr so richtig
vorstellen, so einen Quatsch abgelassen zu haben …
Nein, ich bin der Ansicht, dass Kinder in ihrem Leben
vielfältigen Einflüssen ausgesetzt sind, und aus diesem Mosaik
formt sich dann ihr Weltbild.
Ja, aber die frühkindliche Phase ist trotzdem sehr entscheidend
und in dem Alter sind nun mal die Eltern die Hauptbezugspersonen.
Was später bis zum Erwachsen werden passiert, scheint alles mehr
oder weniger temporär zu sein.
Tatsächlich glaube ich, daß Kinder ihre Grundprägung bezüglich
Religion schon sehr zeitig bekommen. Wer mit 7 nicht wirklich
an Gott glaubt, wird wahrscheinlich nie mehr ein echter Gläubiger.
Ich bin in dem Alter auch gerne zur Christenlehre gegangen und
das hat mir sehr gefallen. Aber die Geschichten, die der Pastor
da erzählt hat, waren für mich nur Märchen.
Das wiederspricht scheinbar meiner These von der deutlich späteren
Festigung der Weltanschauung, aber der feine Unterschied liegt
IMHO im Unterscheidng zwischen grundsätzlicher Prägung und
eben gefestigter Weltanschauung. Über die Welt an sich konnte
ich als 7-jähriger nicht viel wissen und das ist wohl heute auch
noch so.
Nun, mein 3jähriger Sohn ist, obwohl ich mich persönlich
höchstens aus kunsthistorischem Interesse in welche verirren
würde, ganz und gar begeistert von Kirchen und Gottesdiensten
Das ist durchaus verständlich. Kirchen haben schon etwas Erhabenes
und wenn dann noch Kindergottesdienst ist und der Pfarrer eine
gute Jugendarbeit leistet (z.B. Pfadfinder usw.), dann ist das
sehr attraktiv. Ob sich da aber ein echter Glaube entwickelt ?
Warte mal ab. Das kann nächstes Jahr auch schon wieder vorbei
sein. Wenn du keinerlei Religion vorlebst, ist der Junge auch
eher wenig gefährdet.
(so sehr, dass im Familienkreis bereits das Gerücht die Runde
macht, er würde der nächste deutsche Papst).
Solche Bemerkungen können natürlich auch regelrecht anstacheln .
Und ja - meine Tochter hat ein gefestigtes Weltbild, welches
auch in vielen Punkten deutlich von dem meinen abweicht,
jenseits aller pubertärer Gemütsschwankungen.
Ich glaube, in dem Punkt wirkt der Stolz der Eltern und
die Fähigkeiten der Kinder werden oft etwas überbewertet.
Gerade Jugendliche in der Pubertät habe noch lange keine
gefestigte Weltanschauung, was sich leicht daran merken läßt,
daß ihre Ansichten und Verhaltensweisen sich teilweise in
Zeiträumen von Monaten radikal ändern.
Das mag so sein bei Jugendlichen, die gerade erst lernen,
eigenständige Gedanken zu entwickeln - bei solchen, die das
von Kindheit an gewohnt sind, ist das anders.
Alle müssen sie durch die Pubertät, und glaube mir, die Art wie
sie da durchkommen ist leider sehr unabhängig von der bisherigen
Erziehung und der Intelligenz der Kinder.
Wenn du eine Tochter hast, die da recht harmlos agiert, sei froh.
Nicht alle Eltern haben so ein Glück.
Meiner Ansicht nach bildet sich die ‚Weltanschauung‘ das ganze
Leben lang weiter heraus - wenn man wach und offen durchs
Leben geht und nicht irgendwann in seiner kuschelig
eingerichteten Nische erstarrt.
Klar.
Oben genanntes Alter ist somit noch sehr
wohlgefällig angesetzt. Ich würde es eher noch einige Jahre
weiter hochschieben (16…20J).
Wenn man Kindern und Jugendlichen nichts zutraut, dann trauen
sie sich auch nichts zu - auch nicht, selbständig zu denken.
Unser Großer hat sich immer extrem viel zugetraut und sich sehr
zeitig vom Elternhaus abgenabelt. Leider stand das meist konträr
zu seinen wirklichen Fähigkeiten und dem Willen sich wirklich
selbstständig zu machen, so daß er immer paar Jahre länger
brauchte, um das zu erreichen, was andere schon längst hinter
sich hatten
Die Tochter ist das komplette Gegenteil. Eher sehr zurückhaltend
und teilweise ängstlich aber dann doch wieder verantwortungsbewußt
und eigenständig. Kinder könnten nicht unterschiedlicher sein.
Außer irgendwann, wenn der Druck zu groß wird, sich gegen
diese wenig zutrauensvollen Eltern aufzulehnen…
Vergiß es. Alles allg. Gerede, wie man es in Büchern lesen kann.
Natürlich gibt es auch schlechte Eltern aber denke nicht, bloß
weil du meinst alles richtig zu machen, deswegen muß alles
ohne große Probleme verlaufen. Die Praxis sieht oft deutlich
anders aus als jede schöne Lehre.
Du hast oben selbst von Studien und Gruppenzwang
geschrieben. Wenn du Glück hast, geht Pubertät recht reibungslos
über die Bühne, wenn du Pech hast kannst du vertrauensvoll sein
und unterstützen wie du willst. Dann wird die Pubertät trotzdem
eine extrem belastende Zeit und nix wird ausgelassen
(Unflätiges Benehmen, Alkohol, Drogen, Kriminalität,
Schulverweigerung, unkontroliertes Rumtreiben, Prügeleine usw.,
sicher nicht alles zusammen aber einiges davon und gerne auch
wechselnd).
Da hat Mutter absolut kein Stimme mehr und jegliche vertrauensvolle
Äußerung wird als persölicher Angriff ausgetragen.
In solchen Fällen kann man abwarten und hoffen, daß es bald
vorbei geht.
Wenn man es gewohnt ist, sich selbst kritisch zu hinterfragen,
sollte es eigentlich kein Problem sein, seine Kinder auch mit
anderen Weltanschauungen in Kontakt zu bringen, ohne gleich
das Schlimmste für sie zu befürchten.
Wie oben geschrieben, ist das eh kein großes Problem.
Behaupte bitte nicht, daß du in dem Zusammenhang völlig
neutral sein könntest.
Das behaupte ich nicht. Aber ich bin mir dessen bewusst und
mache meinen Kindern deshalb auch Dinge möglich, die meiner
Weltanschauung nicht entsprechen, so sie ihnen denn wichtig
sind (z.B. dem 3jährigen den Kirchenbesuch)
Siehe oben.
Es ist überhaupt nicht möglich, in diesem Zusammenhang gänzlch
neutral zu sein - aber wie gesagt, es gibt ja auch noch andere
Einflüsse, und so das Kind denn eben gelernt hat, selbsttätig
zu denken (das war der IMHO der entscheidende Punkt dabei!),
kann es sich ganz wunderbar aus all diesen Einflussen, seinen
eigenen Gedanken und seiner eigenen Persönlichkeit heraus ein
eigenes Weltbild zusammenfügen.
Eben, und selber denken lernen bringt eher keine religösen
Fundamentalisten hervor.
Beachte den Unterschied zwischen „Weltanschauung und Religion“!
Ich habe absichtlich nicht nur Wort Religion benutzt.
Du weichst meiner Frage aus… ;o)))
Nein, du hast meine Aussage uminterpretiert, so daß der Sinn
verloren gegangen ist.
Ansonsten wurde alles schon gesagt.
Gruß Uwi