Wie funktioniert unser Bankensystem?
Guten morgen,
„mehr…als…von der Zentralbank geliehen“ ist doch schon aus
dem Nichts, oder?
mir scheint, Du hast das ganze Prinzip nicht verstanden.
Eine Beispielrechnung:
Kreditinstitut A, B und C leihen sich von der Zentralbank 100 Geldeinheiten und heben dieses Guthaben bei der Zentralbank in bar ab. Darüber hinaus haben sie 20 Einheiten Eigenkapital, das ihnen auch in bar zur Verfügung gestellt wurde.
Die Bilanzen sehen (vereinfacht) also so aus:
Aktivseite Passivseite
Bargeld 120 Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank 100
Eigenkapital 20
Nun leiht KI A Kunde X 100 Geldeinheiten.
Die Bilanz sieht also so aus:
Aktivseite Passivseite
Bargeld 20 Verb. ggü. Zentralbank 100
Forderungen ggü. Kunden 100 Eigenkapital 20
Nun bezahlt Kunde X bei seinem Kunden Y eine Rechnung von 100; dies geschehe durch Bareinzahlung beim KI B (Überweisung würde nichts ändern, die Sache aber etwas verkomplizieren). Kunde Y unterhalte sein Konto bei Kreditinstitut B.
Die Bilanzen:
KI A
Aktivseite Passivseite
Bargeld 120 Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank 100
Eigenkapital 20
KI B
Aktivseite:
Aktivseite Passivseite
Bargeld 220 Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank 100
Verbindlichkeiten ggü. Kunden 100
Eigenkapital 20
Nach Abzug der Mindestreserve (2%) hat KI B nun also die Möglichkeit, an seine Kunden Kredite von 218 Geldeinheiten zu verleihen. Spielen wir das Spiel nun über Bank C weiter, kommen wir auf ein mögliches Kreditvolumen von rd. 315 Geldeinheiten.
Verliehen werden kann aber immer nur, was in Form von Eigenkapital und Verbindlichkeiten ggü. Kunden (=Guthaben) oder dem Kapitalmarkt finanziert wird und in Form von Bargeld oder Guthaben bei der Zentralbank zur Verfügung steht.
Für all das Zeug auf der Passivseite, also Eigenkapital, Spareinlagen, Kredite von anderen Kreditinstituten usw. sind Dividenden und Zinsen zu zahlen.
Insofern bleibt bei den Kreditinstituten immer nur die Differenz aus Haben- und Sollzins hängen - auch beim angeblich geschöpften Geld.
Vermutlich ist der Begriff Geldschöpfung Ursache aller Mißverständnisse. Bei dem Vorgang vergrößert sich zwar die Geldmenge, aber es entsteht kein Geld aus dem Nichts. Verliehen wird immer nur Geld, das vorhanden aber im Moment nicht gebraucht wird - also in Form von Guthaben irgendwo untätig herumliegt.
Damit es nicht untätig bleibt, wird es verliehen, was genau die Aufgabe von Kreditinstituten ist: Fristentransformation und Größentransformation. Aus 5000 kurzfristigen Guthaben von 2000 Euro werden bspw. zwei langfristige Unternehmenskredite von 2,5 Mio. Euro, 500 Konsumentenkredite von jeweils 2000 Euro und einige tausend geduldete Überziehungen von ein paar hundert Euro.
So funktioniert unser Bankensystem und letztlich unser Wirtschaftssystem. Mit wundersamer Geldvermehrung hat das ganze nichts zu tun.
Es wird ein…„Vollgeldsystem gefordert. Das bedeutet Die
Geldschöpfung von den Banken auf den Staat (die Zentralbank)
zurückzuführen.“
Wie ich sagte: ein einziger von denen, die das fordern, müßte mal verständlich erklären, warum eine zentrale Verwaltungswirtschaft ausgerechnet beim Geld besser funktionieren soll, als das bei allen bisherigen Experimenten in der Realwirtschaft der Fall war.
Heutiger Zustand
"Es ist ein Wahnsinn, dass der Staat den Privatbanken erlaubt,
Geld aus dem nichts zu schöpfen und es anschliessend gegen
Zinsen an den Staat zu verleihen. Diese Zinsen muss der Bürger
dann erarbeiten. "
Da schon die Grundlage nicht stimmt, lohnt es sich nicht, weiter über diesen Satz zu diskutieren.
Dirk Mueller, cashkurs.com
Wer ist Dieter Mueller?
Gruß
Christian
P.S.
Wäre schick, wenn Du mir auf den Artikel inhaltlich antworten würdest. Er hat mich einiges an Zeit gekostet.