Neulich habe ich in meinem Buch gelesen, dass das schlimmste an der Krise die Austrocknung des Geldmarktes ist und die Banken sich gegenseitig und anderen Firmen kein Geld mehr leihen. Aber die Nationalbank kann doch Geld reinpumpen wie viel sie will oder nicht? Sie kann ja auch Geld drucken. Warum klappt das nicht? Ich meine die Firmen können doch einfach bei der Nationalbank Geld leihen oder nicht?
Wenn sie eine Banklizenz haben, ja
Es gab eine Phase auf dem Höhepunkt der Krise, in der die Kreditinstitut zusahen, daß sie Liquidität für sich behielten, was die Kreditvergabe beeinflußte. Seit wenigstens sechs Jahren haben wir aber die Situation, daß die Kreditnachfrage hinter den Erwartungen der EZB zurückbleibt, was sie ja auch zu abenteuerlichen Maßnahmen verleitet hat. Die Kreditvergabe der Kreditinstitute ist allerdings inzwischen so locker wie vor der Krise. Nur: wenn keiner Geld will, dann kann man auch nur schlecht welches verleihen.
Ja aber wenn der Geldmarkt trocken gelegt ist dann wollen doch alle Geld und wenn man dafür eine Banklizenz braucht so könnte man das ja ganz einfach per Notverordnung aufheben während der Krise so dass die Nati-Bank jeder Firma die halbwegs vernünftig tönt Geld leihen kann oder ?
Das sind Keynesianistische Ansichten. Eine Zentralbank, die nach Keynes handelt (die BoE würde ich traditionell dazu zählen, die ECB unter Draghi auch) wird das sicher in Etwägung ziehen und, vielleicht anders ausgestaltet (siehe Anleihekaufprogramm der ECB), umsetzen.
Das Hauptproblem ist, wenn man nicht gerade Hayek folgt, ist Timing. Beim kleinsten Anzeichen eines Regimewechsels (z.B. in die Rezession) sofort zu handeln, ist schon ein wesentlicher Eingriff in den Markt.
Andersherum haben wir bereits Erfahrung: Was passiert, wenn man viel viel zu spät, aber Keynes’sch handelt, erleben wir gerade aktuell. Der Markt läßt sich natürlich mit Kußhand darauf ein, die Wirtschaft und letztlich der einzelne Konsument aber nicht unbedingt.
Hallo,
eine wertvolle Vase weniger, macht alle anderen dieses Modells etwas wertvoller, das abgebrannte Haus bringt einem Baubetrieb Arbeit und Gewinn, das preiswertere Häuschen wg. Müll freut ev. den nächsten Käufer und seine Bank.
Irgendjemand profitiert irgendwie immer.
Selbstmord ist auch keine Lösung, da sparen die Renten- und Krankenversicherung.
Gruß, Paran
Manchmal habe ich das Gefühl, das hier ist so eine Art „Verstehen Sie Spaß“ und irgendwo sind Kameras versteckt. Bin ich T-Punkt?
Man kann doch nichts ernsthaft glauben, daß bei einem Verlust - gleich welcher Art - von Person A eine andere Person oder eine andere Personengruppe profitiert. Nimm doch mal einen größeren Geldschein, schneide ihn in ganz kleine Stückchen und spüle die dann im Klo runter. OK, Du wirst sagen, daß damit alle anderen Geldscheine ein bißchen mehr wert geworden sind. Dann stelle Dich vor Dein Auto, tritt kräftig vor eine Tür und fahre nicht zu einer Werkstatt, um die Macke reparieren zu lassen. Wer profitiert?
Gehen wir wieder zurück zu den Aktien. Der Kurs einer Aktie, gegen die niemand gewettet hat, fällt. Wer profitiert?
Die Vase war doch gut. Die braucht nur ein Unikat und unversichert zu sein.
Und ja, die Vase muß man aus dem Volksvermögen und dem Bruttonationalglück herausrechnen, und dann merkantilistisch schlußfolgern, daß es uns Deutschen nun relativ viel schlechter geht, oder andersherum allen anderen viel besser (sogar den polynesischen Ureinwohnern). Die werden ihr Glück kaum fassen können.
Was ist so schlimm wenn man in den Markt eingreift, fürchtet man Kommunistische Verhältnisse?
Naja, mal laienhaft ausgedrückt, sind die Gesetze am Markt wie die Gesetze der Physik. Man kann also einen Markt wie ein Pendel beobachten und eine Gleichung (ein Modell) aufstellen. Wenn jedoch ständig jemand das Pendel für unbestimmte Zeit festhält oder immer mal wieder zufällig wild anschubst, dann sieht es immer noch wie eine Pendelbewegung aus, aber eigentlich kann man es sein lassen, eine Gleichung dafür aufzustellen. Es wäre der Versuch, Willkür mathematisch erfassen zu wollen.
In den Wirtschaftswissenschaften kümmert sich die Ökonometrie um die Überprüfung von mathematischen Modellen anhand empirischer Daten. Wie beim festgehaltenen Pendel sorgen Markteingriffe dafür, daß Modelle reihenweise versagen, weil Willkür eben nicht modellierbar ist.
Eine kleine Anektdote: Bis vor kurzem (ca. 2012) gab es nicht einmal anerkannte Modelle, die mit Negativzinsen umgehen konnten. Das wird mehr und mehr zum Problem, weil bestimmte wichtige Märkte (Optionen und Swaps) auf exakte Bepreisungen angewiesen sind, sie bilden z.B. das Fundament für die in Deutschland beliebten Zertifikate oder Index-ETFs.
Ein sich selbst überlassener Markt würde niemals nicht-positive Zinsen aufrufen, auf der anderen Seite ist es zur Zeit (zumindest mir) unbekannt, ob ein Markt, der im negativen Zinsumfeld startet von sich aus jemals zu positiven Zinsen zurückkehrt. Ich würde sagen nein. Von daher kann es auch sein, daß ein Markteingriff unbedingt einen weiteren erfordert, damit die Märkte wieder funktionieren. In der Pendelanalogie hat jemand das Pendel einfach mal ausgehängt.
Nee, Deine Forderung gegenüber der Bank und die Forderung der Bank gegenüber dem Immobilienkäufer sind nicht insgesamt 10.000$. Die Forderung wird ja nicht mehr „wert“, weil sie über einen „Zwischenhändler“ läuft. Die Bank hat 5.000$ Schulden bei Dir und 5.000$ Forderungen beim Käufer, macht also 0$ für die Bank.
Lassen wir die Bank mal weg und nehmen an, Du hättest das Geld dem Käufer direkt geliehen. Du hättest 5.000$ Forderungen und der Käufer hätte 5.000$ Schulden. Irgendwie in Summe auch wieder Null. Also wird es doch so sein, dass die 5.000$ irgendwer anderes hat.
Ich tippe ganz stark auf den, den der Immobilienkäufer die von Dir geliehenen 30.000$ gegeben hat.
Nicht …den, den… sondern …den, dem…
Der hat 5.000$ mehr, als wenn er die Immobilie behalten hätte, die jetzt nur noch 25.000$ wert ist.
Danke für die Antwort. Sehr einleuchtend.
Ich habe bei einem Philosophen gelesen, dass Negativzinsen die einzige Möglichkeit ist das heute doch recht kranke System wieder etwas Menschenwürdiger zu gestalten. Für mich macht das auch Sinn, die Leute würden viel mehr investieren und man könnte im Schlaf auch nicht so gut Geld verdienen. Aber es geht nur wenn man die Bezahlung von der Arbeit trennt, also wenn man ein Bedingungsloses Einkommen oder ähnliches einführt. Man müsste aber auch den Staat, Bildung / Justiz, und die Wirtschaft trennen so das diese 3 Glieder wie Staaten untereinander verhandeln.
Es profitieren all jene, die diese Aktien jetzt nicht mehr haben, sondern schon vorher verkauft haben. Die haben dadurch einen Verlust in der entsprechenden Höhe vermieden. Auch für den derzeitigen Besitzer muss es ja erstmal keinen Verlust, sondern nur ein weniger an sicher geglaubten Buchgewinn darstellen. Verlust ist es ja ohnehin erst, wenn er realisiert wird.
Und auch wenn da ein enttäuschter Anleger jetzt verkauft, kann ein hoffnungsvoller Anleger nun günstiger „einsteigen“. An der Börse geht da also insgesamt gesehen nix verloren. Dem Einzelnen schon. So wie ein Einzelner etwas gewonnen hat.
Natürlich kann man ein Thema so lange verbiegen, bis sich die Enden wieder zusammenfügen, aber daran habe ich eigentlich kein großes Interesse. Einen entgangenen Verlust einer Person A als den Gewinn zu bezeichnen, der dem Verlust einer davon völlig unabhängigen Person B, die mit der Person noch nicht einmal ein Geschäft abgeschlossen haben muß, stellt ein so heftiges Verbiegen der ursprünglichen Aussage dar, daß es mehr einem Knoten ähnelt. Für solche Zauberkunststücke bin ich nicht zu haben.
Um bei der Vasenanalogie zu bleiben: der Verkäufer macht also einen Gewinn, wenn die Vase runterfällt, weil er die Vase an die Person verkauft hat, die sie später fallen ließ. Das heißt entsprechend: hätte er an eine Person verkauft, die die Vase nicht fallen ließ (bzw. fallen gelassen hätte haben werden), hätte er diesen Gewinn nicht gemacht.
Es ging um die These, dass bei einem Verlust an der Börse irgendein anderer gewonnen hat, in der Summe also kein Wert vernichtet, sondern „lediglich“ verlagert wurde. Denn irgendwer hat ja immer das Wertpapier verkauft, dass der aktuelle Inhaber gerade hat. Und nun hat diese Verlust eben der aktuelle Inhaber erlitten und nicht der Verkäufer.
Das mus dem aktuellen Inhaber nicht gefallen.
Die Vasenanalogie war nicht von mir. Ich würde mich hier auf Wertpapiere bzw. die These beschränken, dass die Finanzkrise Werte vernichtet habe. Für einzelne Betroffene ist das zweifellos war. Die haben eingesetztes Geld verloren. Aber nicht weil es verbrannt oder irgendwie kaputt ist, sondern weil es jetzt andere haben.
Also um das richtig zu verstehen: V verkauft Aktie A an K. Fällt die Aktie, ist K der Verlierer und V der Gewinner. Steigt der Kurs hingegen, ist V der Verlierer und K der Gewinner.
Was ist denn, wenn V die Aktie zuvor billiger gekauft hat als er sie verkauft hat und die Aktie dann weiter steigt? Ist er gleichzeitig Gewinner und Verlierer? Was ist, wenn er sie später zu einem höheren Kurs wieder kauft und dann wieder mit Gewinn verkauft und der Aktienkurs dann weitersteigt? Ist er dann gleichzeitig zweimal Gewinner und zweimal Verlierer? Und wie genau erklärt er dem Finanzamt, daß die Gewinne aus dem ersten Verkauf gar keine sind, sondern daß er tatsächlich Verlierer ist?
Um mal einen großen Künstler zu zitieren: Ich bin ein Regenwurm mit toupierten Haaren und trinke ein großes Stück Holz!