Es gibt ja verschiedene Arten zu sterben…
(ich bin jetzt weder depressiv noch sonst irgendwas, aber mich interressierts halt)
Also ich für meinen Teil will für jemanden sterben. Ich stelle mir vor, dass wenn ich alt bin , wenn ich merke,dass es eh bald vorbei ist, dann will ich irgendein Leben retten oder jemanden das Leben verbessern. Dann weiß ich,dass ich alles richtig gemacht habe und kann beruhigt in Frieden ruhen.
Wie siehts mit euch aus?
Hallo,
ich traf die letzten 12 Monate beim Gassiegehen regelmäßig ein altes Ehepaar mit deren Hund. Nie gemeinsam! Entweder sie oder ihn. Irgendwann traf ich nur noch Sie, weil Er nicht mehr aus dem Haus kam.
Und eines Tages vor etwa 4 Wochen traf ich Sie und Sie erzählte, dass Er kurz vor Weihnachten über Nacht gestorben sei. Sie sind abends zu Bett gegangen. Hand in Hand noch ein wenig gesprochen, dann weggeschnarcht. Morgens wundert sie sich, dass seine Hand so kalt ist, dass er nicht aufwacht, aber was soll’s, man hat ja nichts vor. Dann wird es ihr doch komisch und sie rüttelt ihn.
Tja, er ist absolut friedlich und ohne Schmerz und Krampf im Schlaf verstorben. Wie Er es sich immer gewünscht hat. UndSie ist bei aller Trauer glücklich, dass Er einen schönen Tod hatte.
Falls wichtig: Beide waren deutlich über 80 Jahre alt.
Klar, für jemanden Sterben um ihm das Leben zu retten ist eine tolle Sache. Vor allem, wenn’s mein Kind ist, dem ich das Leben rette. Aber sollte ich alt genug werden, dann wäre ein friedliches Sterben über Nacht, wo ich einfach nicht mehr aufwache, meine zweitliebste Todesursache. Wenn das nicht geht, dann bitte schmerzfrei. Danach selbsbestimmt. Dann bitte möglichst nicht zu bald. Am allerliebsten gar nicht. …
Eigentlich bin ich sehr verhalten gespannt, wie er=der Tod kommt. Denn auch wenn ich nicht drüber nachdenken mag, es gehört auf jeden Fall zu meinem Leben dazu.
Barbara
besser hätte ich meine eigenen Wünsche nicht ausdrücken können.
Danke, Barbara.
Also ich für meinen Teil will für jemanden sterben. Ich stelle
mir vor, dass wenn ich alt bin , wenn ich merke,dass es eh
bald vorbei ist, dann will ich irgendein Leben retten oder
jemanden das Leben verbessern.
Das ist leider ein ziemlich unrealistisches Szenario. Am ehesten lässt sich sowas im Krieg verwirklichen, aber da braucht man keine alten Leute.
Auch in anderen potentiell aufopfernden Berufen sieht es nicht besser aus. Wenn du dich als 80jähriger Feuerwehrmann in ein brennendes Haus stürzt, um ein Kind zu retten, ist das sicher ein ehrenvoller Tod, bloss gibt es keine 80Jährigen bei der Feuerwehr.
Gruss Reinhard
…ruhig im Schlaf wie mein Großvater…
…und nicht kreischend und schreiend, wie die Mitfahrer…
Hallo,
mir ist es egal wie ich sterbe, ich möchte nur nicht allein sterben.
Klar, das Sterben ist immer ein Alleingang, aber wenn es soweit ist und
niemand ist da, auch wenn man einfach über Nacht einschläft und der Partner
liegt neben einem und bemerkt es nicht, so war man beim Sterben dennoch nicht allein.
Gruss
pue
grüß’ dich,
was meinst du mit „für jemanden sterben“ - „irgendein Leben retten“ - „jemandem das Leben verbessern“?
Du hast alles richtig gemacht, wenn du jeden Abend sagen kannst: Ich habe heute meinen Nächsten geliebt wie mich selbst" und nichts erst, wenn es ans Sterben geht.
Mein Mann und ich sind zwischen 70 und 80. Wir sind gerade dabei, unsere „sieben Sachen“ zu ordnen. Wir sind beide nicht krank, nur „alt“, aber wir wissen nicht, wie lange es uns noch „gut“ geht. Sein und mein Vater sind beide Anfang der 40er Jahre „gestorben“ (Krieg). Seine Mutter wurde fast 95, meine 82. Ist es ein Anhaltspunkt, wie alt Eltern und deren Geschwister geworden sind, um daran die eigene Lebenszeit festzumachen? Dementsprechend würde ich vor meinem Mann gehen. Das ist für ihn eine Horror-Vorstellung. In meinem Bekanntenkreis ist ein altes Ehepaar. Der Mann hält nur noch an seinem Leben fest, damit seine Frau nicht alleine zurück bleibt. Ich bin froh, dass ich nicht weiss, was uns erwartet. Unser Wunsch: friedlich und schmerzlos hinüberschlafen und vorher alles „geordnet“ zu haben, also nicht „nach mir die Sintflut“.
Hannelore
Hallo,
schnell, aber nicht zu überraschend. Ich möchte zumindest eine Ahnung haben um vorher letzte Angelegenheiten regeln und die Kinder etwas vorbereiten zu können.
Schmerzlos, meinetwegen auch per Morphin, gern im Schlaf, auf keinen Fall im Krankenhaus oder Heim, sondern Zuhause und nicht dement.
Ob man das so geliefert kriegt, ist leider eine andere Frage.
Gruß, Paran
Unser Wunsch: friedlich und schmerzlos hinüberschlafen und
vorher alles „geordnet“ zu haben, also nicht „nach mir die
Sintflut“.Hannelore
Hallo Hannelore,
darf ich dich dazu was fragen?
Kann man denn je das Gefühl haben, alles geordnet zu haben?
Ich selber bin ja noch jung (Anfang 30) und hab kleine Kinder. Vielleicht kommt dieses Gefühl auch erst mit der Lebenserfahrung? Aber bei mir ist noch irgendwie gar nichts geordnet, obwohl ich natürlich ein „geordnetes“ Leben führe…
Weiß du was ich meine?
Liebe Grüße
Jenny
Also wenn ich es mir wünschen darf, dann in meinem Ehebett und mit dem Gefühl, dass mich niemand mehr braucht.
Das soll aber nicht heißen, dass ich nutzlos geworden bin. Nur, dass mich eben niemand mehr braucht um selber glücklich zu leben.
Und ich möchte mich von meinem Mann verabschieden können. Vielleicht stirbt er ja mal vor mir, vielleicht auch ich. Aber ich möchte mich von ihm verabschieden können. Wir haben ja so lange zusammen gelebt…
Hallo masterelfe,
an die Ewigkeit glaube ich nicht und Frieden kann ich nur in meinem Leben und nicht durch meinen Tod mit mir und anderen (wenn sie mir denn wichtig sind) schließen.
Mein erster Stiefopa und mein Onkel sind kurz und schmerzlos durch Herzversagen mit Anfang 60 Jahren gestorben. Beide hatten in meinen Augen einen schönen Tod, denn die Minuten zuvor waren sie noch glückliche Menschen, die ihr Leben genossen haben, aber auch sehr viel Gutes getan haben.
Wenn mir dies bevorstünde, wäre ich sehr glücklich - da wäre mir das Alter auch egal. Es könnte auch morgen sein - ich verließe die Welt jedenfalls nicht mit dem Gefühl, zu wenig für meine Mitmenschen getan oder etwas „verpasst“ zu haben.
Ich weiß, wie keiner sterben will - nämlich durch eine Krankheit dahinsiechen zu müssen. Das habe ich leider bei meinem Vater und bei meinem Mann (beide Krebs mit Lungen- und Hirnmetastasen)) erlebt. Mein Mann wollte definitiv anders sterben, da er den Sterbensverlauf meines Vater miterlebt hat - und trotzdem ist es ihm so ergangen - aber wenigstens durch Morphium schmerzfrei, zu Hause und in meiner Gegenwart.
Meine Erfahrung mit Sterbenden ist eher die, dass es für sie wichtig ist, in Ruhe gehen zu dürfen - sprich, dass sie sich keine Sorgen um die Angehörigen machen müssen.
Daher finde ich es um einiges wichtiger, im Leben frühzeitig wesentliche Dinge (die „Angelegenheiten“) zu regeln. Das rettet zwar kein Leben - erleichtert aber das Leben (und damit auch die Trauer) der Hinterbliebenen. Und erleichtert einem selbst das „Loslassen“.
Damit der Tod meines Mannes nicht „sinnlos“ war, unterstütze ich den krebsspezifischen Verein - veilleicht rettet meine Erfahrung somit ein Leben. Ich versuche auch an vielen Stellen zu helfen, an denen ich weiß, dass mein Mann es getan hätte. Somit macht sein Leben und sein Tod etwas mehr „Sinn“.
Meine Idee war immer, dass ich meinen toten Körper der Wissenschaft zur Verfügung stelle. Mein Mann fand diese Idee nicht so berauschend.
Ich habe es zwar testamentarisch verfügt, überlasse es aber meinen Angehörigen, ob sie mit dem Gedanken leben können. Ich bekomme es ja ohnehn nicht mehr mit.
Ich nutze jedenfalls meine verbleibende Zeit, um im Hier und Jetzt noch etwas „Gutes“ tun zu können, meine „Angelegenheiten“ aktuell zu halten, damit niemand Stress mit meinem Tod hat - und wünsche mir ganz egoistisch einen schnellen Herztod.
Viele Sonntagsgrüße
Kathleen
Hallo,
glücklich. Der Rest ist mir ziemlich egal. Wann immer es sein wird, es wird der richtige Zeitpunkt sein, und die richtige Art. Wenn ich mir also was wünschen dürfte, würde ich mir lediglich wünschen, dass ich glücklich bin.
An dieser Stelle möchte ich noch Werbung einschieben: Wenn Du für jemanden sterben willst, hast Du bestimmt dran gedacht, einen Organspendeausweis auszufüllen? Weil, man weiß ja nie, wann es soweit ist und Organspende rettet Leben!
Viele Grüße
hallo Jenny,
ich denke dabei an die, die zurück bleiben und vor allem an die, die für die Formalitäten zuständig sind. Z.B.: Sind alle notwendigen Papiere greifbar? Außerdem möchte ich nicht, dass sie einen riesigen Müllcontainer bestellen müssen, nachdem sie sich durch einen Berg von Sachen gekämpft haben, die keiner mehr braucht. Diesbezüglich haben wir in der Familie schon entsprechende Erfahrungen machen müssen. Und zum anderen die Gefühlsebene: Habe ich gesagt und gefragt und geklärt, was ich unbedingt gesagt oder gefragt oder geklärt haben möchte? Alles ist nicht machbar, aber was machbar ist, möchte ich gemacht haben.
Grüsse, Hannelore
Hallo Barbara,
beinahe hättest Du ein Sternchen für einen schönen Beitrag gekriegt.
Dann aber kam dieses:
Aber sollte ich alt genug werden, dann wäre ein
friedliches Sterben über Nacht, wo ich einfach nicht mehr
aufwache, meine zweitliebste Todesursache. Wenn das nicht
geht, dann bitte schmerzfrei. Danach selbsbestimmt. Dann bitte
möglichst nicht zu bald. Am allerliebsten gar nicht.…
Diesem letzten Satz mag ich so nicht zustimmen. Ich habe noch keinen Menschen bisher getroffen, für den nicht irgendwann, selbst bei altersgemäßer (sic!) Gesundheit, das Gehen dürfen nicht angenehmer gewesen wäre. Und wenn es angenehmer für die Nachfahren war, dass die nicht mehr mit einem altersstarrsinnigen Menschen zu kämpfen hatten, dann war es bei sonst passenden Umständen, wie Du sie beschreibst, auch besser so.
Deshalb halte ich es für unsinnig, sich ein „gar nicht“ für das Ende des eigenen Lebens zu wünschen.
Gruß, Karin
Hallo Jenny,
auch wenn ich nicht gefragt war:
Kann man denn je das Gefühl haben, alles geordnet zu haben?
alles geht sicher nicht, aber wie schon Hannelore schrieb, man kann mehr oder weniger Unordnung hinterlassen.
Ich selber bin ja noch jung (Anfang 30) und hab kleine Kinder.
Dann kannst Du derzeit nie das Gefühl haben, Du würdest geordnete Verhältnisse hinterlassen. Immerhin wäre da immer die Verantwortung, die für andere bliebe, wenn Du sie nicht mehr tragen kannst.
Vielleicht kommt dieses Gefühl auch erst mit der
Lebenserfahrung? Aber bei mir ist noch irgendwie gar nichts
geordnet, obwohl ich natürlich ein „geordnetes“ Leben
führe…
Als Gegenbeispiel bei mir: Tochter erwachsen, in gutem Beruf, steigt jetzt nach der Elternzeit wieder ein.
Ich werde natürlich noch als Omi gebraucht und freue mich auch an meiner Enkelin. Aber emotional ist doch das meiste geordnet. Ich würde auch gerne noch ca. 20 Jahre leben, aber danach könnte ich mir einen friedlichen Abgang gut vorstellen. Lieber friedlich ein wenig früher, als mit medizinischer Macht noch ein paar ungemütliche Jahre hintendran hängen.
Weiß du was ich meine?
Konnte ich rüberbringen, was ich meine?
Lieben Gruß,
Karin
Liebe Karin,
da bin ich voll bei Dir:
Mein Mann (45 Jahre und wirklich ein „Kämpfer“) meinte einen Tag vor seinem Tod: „Kathleen, ich kann nicht mehr, mach etwas!“
Kathleen
An dieser Stelle möchte ich noch Werbung einschieben: Wenn Du
für jemanden sterben willst, hast Du bestimmt dran gedacht,
einen Organspendeausweis auszufüllen? Weil, man weiß ja nie,
wann es soweit ist und Organspende rettet Leben!
Hallo,
das ist sicher richtig, wenn du unter 30 bist und einen Motorradführerschein hast, aber in einem Alter, in dem man ans Sterben denkt, will niemand mehr den Schrott haben. Sonst hätte ich auch einen, aber mir fällt nichts Verwertbares mehr ein, ich bräuchte ja eher selber Ersatzteile.
Gruss Reinhard
Organspende - was uns verschwiegen wird
(…) Der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. zitiert den Transplantations-Medizin-Professor Rudolf Pichlmayr in seiner Schrift „Organspende – Die verschwiegene Seite“: „Wenn wir die Gesellschaft über die Organspende aufklären, bekommen wir keine Organe mehr.“ Aufklärung erfolgt daher hauptsächlich einseitig „pro Organspende“.
(…)
Quelle (sehr umfassender Artikel zum Thema):
http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/was-es-w…
LG
sine
Eine subjektive Wahrheit
Liebe Sine,
ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, sich umfassend zu informieren.
Allerdings möchte ich dazu sagen, dass einem, wenn man sich mit „Anti-Organspende“ Argumentationen auseinandersetzt, immer wieder die gleichen Namen begegnen.
Als Familie mussten wir vor einigen Jahren die Entscheidung treffen - Organe spenden oder nicht?
Auch viele Jahre später steht für mich fest, es war die richtige Entscheidung (wir haben zugestimmt) und die Betreuung durch das Krankenhaus und die DSO war extrem gut. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie traumatisch so etwas sein kann, wenn die Betreuung eben nicht gut ist, wie es offensichtlich leider bei den Familien, die heute so vehement dagegen sind, war.
Ich kann nur sagen, dass, so furchtbar diese Situation war, nicht nur einwandfrei feststand, dass die Person nicht mehr „da“ war. Ich kann mich sogar genau an den Moment erinnern, als er „ging“. Wir wurden nicht unter Druck gesetzt. Es war eine sehr neutrale Situation, in der wir zu jedem Zeitpunkt das Gefühl hatten, alle sind auf „unserer“ Seite. Der Umgang mit dem Körper war ausnehmend respektvoll, wir haben uns nach der Explantation noch einmal verabschieden können, er sah völlig normal aus.
Und dann, ja dann muss ich ehrlich sagen, ich denke oft an die Empfänger, daran, dass dieser Tag, der für uns so schlimm war, so unerträglich, dass dieser Tag für einige Leute so einen guten Ausgang nahm. Jeden Tag denke ich an meinen Familienangehörigen und vermisse ihn. Und oft muss ich dann an die mir unbekannten Empfänger denken, und dann wünsche ich ihnen aus vollstem Herzen ein glückliches, langes Leben. Ich bin froh, dass ihnen geholfen werden konnte, weil ich ganz genau weiß, dass ich ALLES getan hätte, hätte es auch nur eine winzige Chance gegeben, das Leben dieser von mir geliebten Person zu retten.
Ganz persönlich bin ich der Meinung dass man, wenn man konsequent gegen Organspende ist, dann eben auch für sich und Angehörige ein Spenderorgan ablehnen muss, und ich weiß, nie im Leben hätte ich das getan.
Auch das ist Wahrheit über Organspende. Und wie es mit der Wahrheit so ist, jeder muss seine eigene finden. So unerfreulich das Thema sein mag, es sollte endlich mal breiter thematisiert werden.
Viele Grüße