Moin Stefan,
Moin zurück!
Es gab
mal eine Zeit, da war dieser Konflikt regional begrenzt und
hat mich daher auch nicht im geringsten interessiert.
Spätestens seit dem 11.9. sollte aber jedem klar sein, dass
diese Zeiten vorbei sind.
Die einzige Änderung, die ich seit dem 11.9. feststellen konnte, war, dass Bush Scharon beiseite genommen hat und meinte, er würde es gut finden, wenn Israel sich mal langsam seinen Terroristen entledigen würde. Ich kann nicht nicht entsinnen, dass das vor ihm schon mal ein anderer US-Präsident so direkt gesagt hat. Dass Scharon aber nunmal der Typ dafür ist, das ernst zu nehmen, das wäre auch vorher schon absehbar gewesen…
Warum ist eigentlich immer der 11.9. an allem schuld?
Zudem erhält Isreal tatkräftige
finanzielle Unterstützung aus dem Ausland, unter anderem auch
aus Deutschland.
Dessen bin ich mir bewusst.
Ich finde es ebenso falsch, zu sagen, dass Israel die Schuld
an diesem Konflikt trägt, wie, dass die Palästinenser schuld
sind.Hab ich irgendwo von Schuld geredet ? Ich rede über Politik,
nicht über Religion.
- Ja.
- Ich auch.
Wenn du sagst, die Palästinenser werden unterdrückt, dann
musst du dich auch fragen lassen, warum sie dann Anschläge und
Attentate verüben anstatt über das Problem zu reden.Das ist jetzt als Scherz gemeint, ja?
Nein.
Der einzige stabile
Faktor im Nahen Osten war bislang Arafat. Jeden Vertrag, jede
Friedensverhandlung die er mit einer Israelischen Regierung
nach langem hin und her zustande gebracht hat, wurde dadurch
gekippt, dass entweder der Isrealische Staatschef, der diesen
Vertrag unterzeichnet hatte, ermordet wurde oder eine andere
Regierung gewählt wurde, die sich nicht mehr an diese Verträge
gebunden fühlte.
Abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher bin, ob Arafat als stabiler Faktor bezeichnet werden kann - es wurden noch nicht viele israelische Staatschefs ermordet. Und du wirst vielleicht schon festgestellt haben, dass die Mehrheitsverhältnisse in Israel nicht sehr stabil sind, die Spannweite der politischen Überzeugungen aber sehr groß. Ich habe neulich gelesen, dass Netanjahu damals mit 0,6 Prozentpunkten Vorsprung die Wahl gewonnen hat. Wer weiß, hätte er sie verlohren, wäre vielleicht vieles anders gelaufen nach Rabins Tod.
Andere Frage: Wurde Arafat eigentlich demokratisch gewählt? Und wiedergewählt?
Keine Seite ist mehr schuld in diesem Konflikt als die andere.
Auf beiden Seiten gibt es Fanatiker und auf beiden Seiten gibt
es Menschen, die Angst haben. Manchmal wohl auch beides in
einer Person.Ich red hier nicht von Fanatikern, sondern von Regierungen.
Momentan sind es aber die Extreme, die in der Region den Lauf der Dinge bestimmen. Jeder Gewalttat der einen Seite folgt eine der anderen. Wenn du das in (israelische) Regierung und (palästinensische) Fanatiker einteilen möchtest, bitte. Aber dann erkläre mir bitte, was die palästinensische „Regierung“ besser macht.
Israel verfügt über eine der modernsten Armeen der Welt,
um ihre Interessen den (steinewerfenden und sich manchmal
selbst in die Luft sprengenden) Palestinensern aufzuzwingen.
Ein etwas ungleiches Kräfteverhältnis, findest du nicht ?
Doch, das sehe ich genauso. Deshalb sage ich ja auch immer, dass Israel den ersten Schritt machen muss und auf die Forderung nach einer Waffenruhe vor Wiederaufnahme der Gespräche verzichten muss. Unter der jetzigen Regierung ist das aber genauso illusorisch wie die Waffenruhe selbst. Und die ist illusorisch, weil die palästinensischen Fanatiker in den Friedensverhandlungen keinen Vorteil sehen. Klar, worauf ich hinaus will?
Den Palästinensern werden seit jahrzehnten sämtlicher
Bürgerrechte vorenthalten. Weder genießen sie in Israel
Bürgerrechte, noch gesteht ihnen Israel einen eigenen Staat
zu.
Meinst du, die Palästinenser würden es anders machen, wenn sie einen eigenen Staat hätten? Das ist einfach das Problem. Beide Seiten benutzen die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen. Die Mittel der Palästinenser entsprechen denen eines unterdrückten Volkes - und sie nutzen sie. Die Mittel Israels entsprechen denen eines angegriffenen Staates - und sie nutzen sie.
Das macht keine der beiden Seiten besser als die andere.
Dieser Konflikt wird uns hier noch ein ganzes Weilchen
beschäftigen. Europa ist dabei zu lernen, dass es besser ist,
nicht die Augen zu schließen - und das ist gut so. Weil
nämlich das Ausland durch politischen Druck und
Gesprächsangebote für eine Verhandlungsbasis sorgen kann, die
die engstirnigen politischen Führer ihren Gefolgsleuten
gegenüber nicht von sich aus vertreten wollen.Das hat schon die letzten Jahrzehnte nichts gebracht und wird
auch in Zukunft nichts bringen.
Wie ist denn deiner Meinung nach das Abkommen in Camp David zustande gekommen? Das waren jedenfalls keine 4-Augen-Gespräche. Und jetzt sage mir nicht, dass das Abkommen nicht unter der damaligen Regierung etwas hätte bewirken können.
Ich denke nicht, dass das schon die endgültig letzte Chance zum Frieden war.
Hast du schonmal „Löwenzahn“ gesehen? Erinnerst du dich, wie
am Anfang die kleine Blume den Asphalt aufbricht? Der Asphalt
selbst hätte das nicht von sich aus getan…Niedlich
Danke. Ernst meinte ich es trotzdem.
Also für dich nochmal mit anderen Worten: Zwei Schulkinder kloppen sich auf dem Hof. Warum schreitet der Lehrer ein?
Nochmal schönen Abend,
Stefan