Wieso gibt es so viele LKW-Marken?

Guten Abend,

bei PKW entscheiden oft emotionale Gründe für den Kauf eines bestimmten Modells - deshalb gibt es Sinn verschiedene Marken und unterschiedlich designte Autos anzubieten.

Aber wieso gibt es so viele Anbieter von LKW? LKW-Käufer entscheiden in der Regel nach rationellen Gesichtspunkten - und da müsste es doch eine Marke geben bei der das Preis-Leistungs-Verhältnis am besten ist? Und da Großunternehmen meist viele LKW haben und auch über Reparaturen und Verbrauch eine Buchführung machen dürfte es schnell klar sein welche Marke langfristig am vorteilhaftesten ist.

Folgedessen müssten die anderen vom Markt verschwinden weil es sich nicht für jeden Hersteller lohnt bei kleinen Stückzahlen ständig neue Abgasreinigungssysteme zu entwickeln.

Wieso gibt es also zig Anbieter der gleichen LKW?

Gruß
Desperado

Hallo,

den Gedankengang, der zu dieser Frage führte kann ich nicht nachvollziehen. Die LKW-Hersteller blicken zum Teil auf eine hundertjährige Geschichte zurück. Warum sollten die jetzt ihre Arbeit einfach einstellen. Der weitaus größte Teil hat seine Aktivitäten sogar schon beendet.

Gerade die sehr großen Transportunternehmen binden sich aber nicht nur an einen Hersteller. Es ist gut, bei mehreren einen Fuß in der Tür zu haben. Sei es, dass die Qualität bei A plötzlich nicht mehr stimmt, oder dass bei B die Preise anziehen oder dass es bei C zu langen Wartezeiten kommt, weil die Produktionskapazität ausgelastet ist.

Zudem erlebt auch die LKW-Branche Innovationen. Und die beten natürlich nicht alle Hersteller zum gleichen Zeitpunkt.

Schau die mal bei Wikipedia an, wer alles schon nicht mehr existiert.

Naja, die drei umsatzstärksten Marken teilen sich 80% des deutschen Marktes. Die ersten 7 sogar schon 95%. So viele Marken gibt es also praktisch nicht mehr.

Aber nochmal die Frage: was erwartest Du? Dass zum Beispiel Scania, MAN, Iveco und Volvo sagen "ach was, wir stellen die Produktion ein, es reicht ja, wenn Mercedes LKWs baut? Was würden wohl die Aktionäre der 4 Firmen sagen? Was würden die Angestellten sagen? Würde es den Kunden gefallen, wenn es keinen Konkurrenz-, keinen Innovationsdruck mehr gibt?

Grüße

Hallo,
wenn Privatkunden rationell entscheiden würde würde sich wahrscheinlich Toyota am Markt durchsetzen weil die Qualität dieser Marke laut verschiedensten Tests besser ist als die der Konkurrenz. Renault oder PSA würden vom Markt verschwinden weil deren Qualität eben laut verschiedenster Quellen eben nicht gerade begeistert. Es liegt also nur am irrationellen Verhalten der Endverbraucher dass Autos gekauft werden die eben viel mehr Reparaturaufwand nach sich ziehen. Im LKW-Bereich ist dies aber nicht so…

LKW Hersteller stellen natürlich nicht von selbst die Produktion ein - aber wenn Marke X eben schlechter ist als Y müßte X doch pleite gehen. Und irgendwelche Qualitätsunterschiede muss es ja zwischen den Herstellern geben und nach einer Weile müssten diese auch bekannt sein.

Wieso sollte sich ein Unternehmen an einen oder mehrere LKW-Hersteller binden? Man kauft den LKW der das beste fürs Geld bietet - und wenn in Zukunft ein anderer Hersteller ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet kauft man eben dort.

Wenn sich 3 Marken 80% des deutschen Marktes (in anderen Märkten wird es ähnlich sein) teilen - wie kann sich die Produktion für kleine Hersteller noch lohnen?

Oder Dacia. Die sollen laut verschiedenen Umfragen die zufriedensten Kunden haben …

Oder Tata. Die haben echte Kleinwagen mit minimalem Verbrauch.

Wenn man rein rational entscheiden würde, hätte man den Individualverkehr im eigenen Auto vielleicht nie eingeführt.

Rational gesehen ist eine gewisse Konkurrenz stets besser als ein Monopol. Ein Monopol neigt dazu, völlig irrationale Handlungen zu begehen, falls es überhaupt mal handelt.

Habe ich doch oben geschrieben. Es kommt eben nicht nur auf das beste Preis-/ Leistungsverhältnis an. Was ich oben noch nicht erwähnte: wenn ein Logistikunternehmen mehrere Hersteller im Programm hat, kann man die auch sehr gut gegeneinander ausspielen. Jeder Kunde hat den Spruch bestimmt schon mal selbst in den Mund genommen „aber Firma XY bietet mir das zu einem günstigeren Preis/ mit besserer Ausstattung …“

äähhhh… es gibt noch Frankreich, Schweden, Ungarn, Großbritannien (reicht die Aufzählung.

Wieso gibt es überhaupt noch andere Lebensmittelhändler als Aldi? Warum gibt es andere Versender außer DHL? Warum ist Lufthansa nicht die einzige Fluggesellschaft auf der Welt? Warum kommen nicht alle Computer von Dell? Warum gibt es außer LG noch weitere Fernsehhersteller? Warum gibt es so viele Stromanbieter? Warum gibt es so viele Tankstellenverpächter? Warum gibt es weltweit mehr als eine Werft? Warum gibt es so viele Flugzeugbauer?

Ich höre mal mit dieser unsinnigen Aufzählung auf.

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Warum gibt es so viele Industrieprodukte? Alleine Anbieter von Sicherheitslichtschranken an Maschinen gibt es bestimmt 100-200…

Käufer entscheiden auch hier sehr rational.

Wie dämlich ist die Frage?

Wie kommst du zu der wirren Annahme das ein gutes PLV an die Marke gebunden sein? Das ändert sich von Modell zu Modell und sowieso jedes Jahr…

Eben nicht.
Toyota bietet zumindest in Deutschland manche Fahrzeugklasse ueberhaupt nicht an, die Palette hat Luecken. PKW um 4,3 Meter Aussenlaenge (wenig mehr als derzeitiger Golf 7 ohne Kombi) mit 5 Sitzen und 2600 bis 3000 Liter Kofferraum bei dachhoher Beladung. Gibt es seit 1998 bei PSA und Renault in mehreren Fahrzeuggenerationen, bei Toyota in der Zeit noch nie, in Zukunft nicht angekuendigt.
Oder noch groesser in der VW Bus Groesse kauft Toyota aus der PSA Produktion zu und vertickt es als eigenenes Modell Proace.

Mancher Hersteller liefert das eine, andere das andere. Gerade im Moment kommt ein neuer Hersteller aus dem Nichts auf den Markt und liefert (bisher nur Muster) eine Sattelzugmaschine batterieelektrisch mit bis zu 700 km Reichweite (etwa, mehrere Batteriegroessen avisiert). Der Hersteller wirbt mit geringeren Gesamtkosten in der Lebensdauer der Fahrzeuge, erste Bestellungen gehen ein. Bild.
Gruss Helmut

Hallo,
ein Herr Piech hat mal sinngemaess gesagt, es ist gut, wenn mindestens zwei Wettbewerber gegeneinander antreten und die besseren Loesungen vorantreiben, deshalb befuerwortet er getrennte Entwicklungen im eigenen Hause, zB Audi Motoren und VW Motoren, Reihen und V-Anordnung.

Hallo,
die Abgasreinigung ist recht einfach bei LKW. Euro6 Standard und ausserhalb der Diskussion weil ok.
Kraftstoff ist (heute noch) Diesel, Benzin einfach zu teuer, erdgas, LPG nicht praktikabel, Strom noch in der Zukunft. Diesel- Russ wird gefiltert. Und die aktuelle Stickoxid-Debatte haben die LKW Hersteller fuer sich geloest, das ist die Adblue-Einspritzung oder SCR Kat genannt. Zum Diesel werden volumenmaessig 5 Prozent Adblue gegeben.
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Der Eindruck „staendig etwas anderes“ entsteht wegen der PKW. Bei den PKW versucht man es derzeit teils noch ohne Adblue, teils mit 0,4 Prozent, oder sonstwelchen bedingungsabhaengigen (Temperatur, Geschwindigkeit) Einspritzmengen. So wird staendig neuer Murks entwickelt statt auf die Erfahrung im LKW Bereich (oder einfach wikipedia lesen) zu gehen und 5 Prozent einzuspritzen. Dann muss der Diesel-Fahrer eben beim Tanken erst an die eine Saeule Diesel fassen und dann ueber die Tankstellenflaeche rueberrangieren an die andere Saeule dort Adblue fassen. Irgendwann werden die Tanken spaeter auch mal beides paarweise anordnen, Intelligenz ist nicht verboten. Der Saft kostet bei 5 Prozent etwa 2 Prozent Aufpreis auf den Dieselpreis, das duerfte Standard werden. Die ersten PKW und Kleintransporter sollten in wenigen einzelnen Jahren erscheinen. Die PKW Hersteller werden den Adblue-Einfuellstutzen aus dem Kofferraum oder Motorraum ins Freie legen muessen, so wie heute auch Benzin, Diesel, Erdgas, LPG und bei manchen PKW schon Adblue von aussen nachgefuellt werden.
Die heutigen Kanister-Loesungen werden zurueckgehen.
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Bei den LKW sind Diesel und Adblue Zapfsaeulen nebeneinander, man kann aus beiden Schniedel gleichzeitig in ein Fahrzeug in zwei Tanks laufen lassen.
Gruss Helmut

Gibt es denn überhaupt kleine Anbieter von LKW ?
Und wenn, dann wären das Spezialfahrzeuge mit Eigenschaften oder Aufbauten die große Anbieter nicht im Programm haben.

Ich weiß überhaupt nicht wieso Du einen Unterschied zw. PKW Herstellern und LKW-Herstellern machst.
Bei beiden gibt es Angebot und Nachfrage. Warum soll es bei LKW anders sein.

Auch hier kauft jeder was er braucht, genau den LKW den er für seine Aufgabe braucht. Und den sucht er unter den Angeboten aller Anbieter und vergleicht Preis und Leistung.
Das ist doch bei PKW nicht anders. Mag sein da spielt Optik und Image noch eine Rolle neben den Faktoren Platz, Sparsamkeit, Umwelt usw.

Aber bei LKW ist das nicht wesentlich anders. Im Grunde ist es bei allen industriellen Produkten so, es gibt immer mehrere Anbieter für vergleichbare Produkte. Nur ganz selten hat ein Anbieter eine Art Monopol, besser einen hohen Marktanteil- weil er etwas fertigt was andere nicht anbieten können oder wollen.

MfG
duck313

Ganz einfach:

Das nennt sich Markt

Allein schon die Vielzahl der Arten von LKW hinsichtlich Aufbau, Nutzung, Größe bzw. Zuladung, Flexibilität in der Nutzung, Reichweite, technische Ausstattung usw. zeigt unmittelbar, daß es das beste Fahrzeug überhaupt nicht geben kann.

Gilt übrigens auch für PKW. Was nützt es mir, wenn Hersteller A die zuverlässigsten Fahrzeuge baut, die aber leider meine Anforderungen nicht erfüllen. Oder Hersteller B zwar in der Klasse am günstigsten ist, aber schlechte Verbrauchswerte hat oder keine geteilt umklappbare Rückbank anbietet, die ich unbedingt brauche.

Manchmal übertriffst Du Dich immer noch selbst.

Zunächst einmal wundert mich diese Frage - egal ob es um LKW oder Höschenwindeln geht - in einer Marktwirtschaft. Es ist doch niemand verboten LKW zu bauen, und auch niemand vorgeschrieben, wo er LKW zu kaufen hätte. Solange jemand heute anfängt LKW zu bauen, und dafür Kunden findet, ist das Thema erledigt. Entweder er hat es geschafft mit einem wirklich neuen Produkt einen neuen Markt zu schaffen, oder er verdrängt eben andere Marktteilnehmer durch bessere Qualität/niedrigere Preise, … zu einem gewissen Teil. Aber eben auch nur zu einem Teil, denn bei komplexen technischen Produkten ist so eine Bewertung eben gerade nicht an 1 oder 2 Kriterien fest zu machen, sondern geht es um eine Vielzahl von Faktoren, die jeder Kunde anders gewichten mag.

Zu Zeiten als ich mein Studium noch mit einer kleinen IT-Butze verdiente, hatte ich eine nette ältere Dame als Kundin, die markenunabhängig LKW umbaute und wartete, speziell Hydraulikanlagen. Die hatte eine sehr differenzierte Meinung dazu, welche LKW welcher Hersteller sich für welche Anforderungen am besten eigneten, und entsprechend groß war der Zoo, der da immer auf dem Hof stand.

Zudem ist jeder größere gewerbliche Kunde, der nicht auf eine dual/Multi Vendor Strategie in der Beschaffung setzt, mit dem Klammerbeutel gepudert. Schlechtestenfalls geht das dann so aus wie bei VW vor einiger Zeit. Man macht sich extrem abhängig und erpressbar. Zudem ist eine Beschaffungsentscheidung immer nur eine Momentaufnahme. Wenn ich heute 500 LKW von Volvo für x Euro kaufe, und Mercedes mit X+1 Euro Zweiter im Preisboxen geworden ist, dann spricht viel dafür, dass Mercedes bei der nächsten Tranche zusehen wird, mit X-1 Euro den Auftrag zu holen. Auch kann man Qualität immer nur im Vergleich sehen. D.h. wenn ich nicht mindestens zwei Hersteller am Start habe, dann kann ich gerade eben nicht vergleichen, ob die beiden aktuellen Modelle beider Hersteller in den Betriebszeiten und -kosten tatsächlich gleich aufliegen, und ob sich dies ggf. bei der nächsten Modellreihe schon wieder geändert hat. Jeder Hersteller hat mal bessere und schlechtere Modelle, und da ist es gut jederzeit selbst die aktuellsten Vergleiche ziehen zu können. Denn wenn die heute für x Euro eingekauften Volvo entgegen der vor drei Jahren gekauften Modellen diesbezüglich schlechter abschneiden, wird man ggf. morgen bei Mercedes sogar den einen Euro mehr beim Kaufpreis akzeptieren. Und in zwei Jahren, kann das schon wieder anders aussehen.

Genau das ist der Punkt: Im PKW Bereich gibt es zahlreiche verschiedene Kundenwünsche (Markenimage, Design, Ausstattung…) - aber Du wirst mir doch nicht erzählen dass eine Sattelzugmaschine von DAF völlig anders ist als eine von Scania oder Volvo - und auch nicht dass der professionelle Großeinkäufer von LKW Fan einer bestimmten Marke ist.

Aha, nach Deiner Logik kann ich bei einer Neuanschaffung eines LKW die Hersteller also nur im Preis drücken wenn ich bereits LKW von verschiedenen Herstellern besitze. D.h. der MAN-Händler gibt mir nur Rabatt wenn ich bereits MAN aber auch Mercedes LKW habe… Mir erschließt sich das nicht.

Das gibt durchaus Sinn - aber Käufer von LKW sind ja nicht von der Außenwelt abgeschnitten sondern kommunizieren untereinander, d.h. wenn ein Kollege von schlechten Erfahrungen mit Volvo berichtet wird keiner dieses Modell kaufen. Gerade im Internetzeitalter bleiben Schwachstellen bei einem Modell selten verborgen weil jeder seinen Ärger Luft machen will indem er der Welt mitteilt wie schlecht Hersteller X ist. Keiner muss also selbst jedes Modell testen.

Daß bzw. welche Unterschiede es bei LKW gibt, schrieb ich doch. Bei Zugmaschinen ist das nicht anders, nur daß die Unterschiede nicht so vielfältig sind. Dennoch sind die Unterschiede erheblich: drei Achsen oder zwei, Zahl der Lenkachsen, Motorisierung, Reichweite, Verbrauch usw.

Überschätze das mal nicht mit der Kommunikation. Die Erfahrungen mit bestimmten Betriebsmitteln sind in der Industrie - solange es nicht um die ganz großen Katastrophen geht - gut gehütete Geheimnisse, weil sich hieraus selbstverständlich ein Wettbewerbsvorteil ergibt. Denke - gerade bei LKW - nicht an den selbständigen Fahrer mit seinem eigenen, selbst angeschafften LKW, der auf dem Parkplatz mit den Kollegen spricht, sondern an die Unternehmen, die große Flotten unterhalten. Und die halten sich auch nicht mit Internet-Gewäsch auf. Wenn es danach ginge, könnte man ja ohnehin eigentlich gar nichts mehr kaufen.

Gerade jetzt, wo durch Industrie 4.0 bei den early adaptors große Mengen interessanter Daten anfallen, die man mit intelligenten Logiken verknüpfen und auswerten kann, wäre man ja schön doof, die so gewonnenen Erkenntnisse öffentlich zu machen, und dem Wettbewerber die Kosten der Investitionen in dieses ganze Thema zu ersparen, und ihm dann auch noch den Hinweis zu geben, besser nicht die neuen Volvo, sondern eher die Mercedes zu kaufen, weil man sich selbst dadurch eine erhebliche Kostensteigerung eingefangen hat. Dann würde nämlich der nette Wettbewerber morgen Mercedes kaufen, und mich übermorgen in der nächsten Kundenausschreibung problemlos unterbieten können, weil er in seine Preise nicht die Kosten für die Wartung der anfälligen Volvos einkalkulieren muss.

Die Firma für die ich arbeite macht IT im industriellen Umfeld, und da wird umfassend ausgewertet, welche Komponenten welcher Hersteller wie gut und zu welchem Preis betrieben werden. Das bleibt aber alles schön unter Verschluss und unterliegt der Geheimhaltung. Nur wenn der Einkäufer morgen mit Lenovo und Dell, … spricht, wird er mal die ein oder andere Tabelle mitnehmen, um dem ein oder anderen Hersteller klar zu machen, dass sein Preis für 10.000 Notebooks zwar im direkten Vergleich gut, jedoch angesichts höherer Betriebskosten nicht gut genug ist.

Du willst jetzt nicht ernsthaft behaupten dass es moderne Sattelzugmaschinen für den Fernverkehr (also so etwas: https://de.wikipedia.org/wiki/Zugmaschine) mit völlig verschiedenen Motorisierungen, Verbrauchswerten, Reichweiten, Achsanzahlen, Lenkachsen usw. gibt…

Brauch ich nicht; das kannst Du auch selber nachlesen.