In Österreich haben wir eine Krankenkasse für das ganze Land und uns fehlen bis 2030 ca. 100.000 Pflegekräfte. Bei derzeit 127.000…
Als ungelernter Staplerfahrer musst Du ein paar Samstags- oder Spätschichtstunden extra schrubben dafür.
Als einer, der irgendwas Richtiges gelernt hat und im 24/7 - Wechselschichtbetrieb arbeitet, würdest Du mit Recht darüber nachdenken, ob es Dir das wert ist - zumal die Chancen gut stehen, dass Du mit Mitte Fünfzig mit kaputtem Kreuz nichts mehr in Deinem Beruf machen kannst.
Schöne Grüße
MM
dorthin, wo sich das ganze Elend in den 1980er Jahren schon mal bewegt hat. So ein Monstrum hätte keine Mühe damit, von 100 € Beiträgen 72 € für die eigene Verwaltung auszugeben.
Schau Dir einfach mal die Sécu und die 175 Rentenversicherungsträger in Frankreich an. Die kosten einen riesigen Sack voll Geld (von dem die Arbeitnehmer größtenteils nichts mitkriegen, weil es sich um reine charges patronales handelt - nur werden die Augen immer größer, wenn einer glaubt, er kostet 3.000 €, und in Gehaltsverhandlungen dann von seinem patron hört, dass er in Wirklichkeit 6.500 € kostet), und ihre Leistungen sind richtig miserabel. Aber - und damit wird bei Nachbars jede Idiotie gerechtfertigt: Mais c’est bien ça, ça fait travailler les gens…. Dass diese Arbeit überflüssig und einen Dreck wert ist, will dann keiner wissen. Macht ja nix, wir können ja noch weitere fünfzig Milliarden Staatsschulden aufnehmen, oder auch siebzig, oder vielleicht auch hundertzwanzig…
Schöne Grüße
MM
Falls ausgebildetes Pflegepersonal an einer Supermarktkasse sitzt, dann sicher nicht wegen der besseren Bezahlung dort, sondern wegen planbareren Arbeitszeiten. Aber Arbeitszeiten beim Einkaufen kann man steuern, im Krankenhaus, in der Pflege etc ist das einfach so nicht möglich.
Klar sagt immer irgendwann irgendwer irgendwas - aber zumindest in diesem Debattenbaum hat keiner ernsthaft vorgeschlagen, weniger Coronamaßnahmen durchzuführen und stattdessen von einem Tag auf den anderen massenweise Fachpersonal in den Kliniken aus dem Hut zu zaubern.
Du wirst es zwar trotzdem ablehnen aber wirst nicht bestreiten können, dass ein staatliches Gesundheitssystem die Probleme lösen könnte (zumindest wenn dieses nicht kaputtgespart wird).
In Großbritannien, Spanien, Kanada usw. funktioniert dies schon lange, ist also keine ganz abstrakte Idee.
Hallo,
gerade Großbritannien zeigt überdeutlich, dass es eben nicht klappt.
Ich bin zwar, obwohl ich 48 Jahre bei einer Krankenkasse gearbeitet habe, für die Bürgerversicherung, aber für die Verstaatlichung des gesamten Gesundheitssystems, bin auch auf keinen Fall. Es gibt seitens des Staates genügend Möglichkeiten, um bestimmte Qualitätsstandards
vorzugeben. Das schließt aber nicht aus, dass auch der Staat (Bund,Länder, Kommunen) als Träger fungieren können.
Gruss
Czauderna
Man könnte 6 Eurofighter weniger kaufen. Damit könnte man allen Intensivpflegekräften 1000€ Zulage bezahlen - für die nächsten 10 Jahre.
Weder in Spanien noch in Grossbritannien möchte ich Patient mit schwerer Krankheit sein.
Definitiv nicht.
Zu Kanada kann ich nichts sagen.
Auch wenn ich ein kommunales Gesundheitssystem für richtig halte: ich habe mal gehört, dass auch kommunale Träger nicht mit der gebotenen Flexibilität auf den Fachkräftemangel regieren …
Auch wenn der Ansatz passt so löst er nicht alle Probleme.
Das meinte ich mit kaputtgespart. Man kann jedes gute Konzept schlecht durchführen.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Länder mit staatlichen Gesundheitssystemen, die fallen mir gerade nur nicht ein und über die Qualität kann ich ohne Recherche nichts sagen.
Es liegt aber auf der Hand, dass unser Zweiklassengesundheitssystem mit zig KV, die alle ganz verschiedene Vergütungen bezahlen, massenweise bürokratischer Aufwand für Ärzte und Pfleger entsteht der schonmal nicht den Patienten zur Verfügung steht - und für Kosten sorgt, die besser auf dem Gehaltszettel der Fachkräfte aufgehoben werden.
Hallo,
na ja, ganz so ist es dann auch wieder nicht, da es ja nicht so ist, dass die Leistungserbringer, also Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser, Pflegedienstes, Krankentransportunternehmen einzeln mit jeder Krankenkasse Verträge haben. In der Regel werden Verträge mit den Verbänden (Dachorganisationen) flächendeckend abgeschlossen.
Allerdings gebe ich dir vollkommen recht, was den bürokratischen Aufwand betrifft, den vor allen Dingen die Leistungserbringer betreiben müssen um an ihr Geld zu kommen. Das nimmt oftmals schon fast schizophrene Formen an, vor allen Dingen, wenn man dann bedenkt, dass in diese
„Dokumente“ am Ende „zwei Löcher reingemacht werden“ und sich dann kein Mensch mehr darum kümmert, aber das eben typisch deutsch.
Gruss
Czauderna
Das könnte damit zusammenhängen, dass das mit dem Zaubern eigentlich bloß in Jahrmarktsbuden so richtig funktioniert.
Au weia! Hast Du Dir die britische staatliche Rudimentärversorgung jemals aus der Nähe angeschaut?
Ganz schlechtes Beispiel.
Das Problem ist nicht das private Gesundheitssystem, das Problem ist die staatliche Regulierung. Marktteilnehmer werden gezwungen, eine bestimmte Leistung zu erbringen, während gleichzeitig die zu erzielenden Erlöse begrenzt werden. Damit ist doch klar, daß an den Teilen der Leistung gespart wird, die nicht genau geregelt sind und daß die Kosten möglichst niedrig gehalten werden. Es ist ja nun auch nicht so, daß die Lage in den rein staatlichen Teilen des Gesundheitssystem besser wäre. Die Leistungen sind ähnlich schlecht, aber dafür sind die Kosten höher und das, was durch die Beiträge nicht reinkommt, kommt vom Träger bzw. fehlt für Investitionen usw.
Entweder, wir finden uns damit ab, daß es eine Grundversorgung für einen niedrigen, regulierten Beitrag gibt und alles andere durch private Zusatzversicherungen abgedeckt wird oder wir leben mit rasant steigenden Beiträgen, weil die Medizin nun einmal Fortschritte macht, so daß die Menschen länger leben und vor allem länger krank sein können und so durch mehr Medikamente, Pflege und Gerätemedizin immer mehr Kosten verursachen.
Wasch mich, aber mach mich nicht naß funktioniert nicht nicht, auch bzw. ganz besonders nicht im Gesundheitswesen.
Das Prinzip der Schlechtleistung bei sinkenden oder maximal gleichbleibenden Kosten funktioniert übrigens nicht nur in der Medizin nicht. Polizei, Infrastruktur, Bildung - bei allem, was der Staat unter Kostendruck regelt, kommt hinten Grütze=Schlechtleistung raus.
Beispiel 1: Polizisten kaufen sich mit eigenem Geld hochwertige Schutzwesten, weil der Staat nur das Basismodell mit geringerer Schutzwirkung zur Verfügung stellt.
Beispiel 2: Wegen geringen Personalbestandes laufen die Zustände in Innenstädten aus dem Ruder, organisierte Clankriminalität muß erst aus dem Ruder laufen, bevor öffentlichkeitswirksam etwas dagegen unternommen wird. Ebbt das Interesse der Öffentlichkeit nach den ersten Erfolgen ab, werden die Maßnahmen wieder reduziert.
Beispiel 3: Wir sitzen als Förderverein auf fünfstelligen, gespendeten Beträgen für Digitalisierung. Die Schule darf das Geld nicht einsetzen, weil andere Schulen Spenden in der Größenordnung nicht erhalten haben (oder die Stadt die Mittel nicht bereitstellen will oder kann) und die Stadt will nicht, daß die Schulen unterschiedlich gut ausgestattet sind.
Beispiel 4: Im Nachkriegsdeutschland bis in die 60er und 70er Jahre wurde viel in Infrastruktur investiert. In den 50 Jahren danach wurde nur das allernötigste in die Erhaltung gesteckt. Ergebnis: Von den fünf nächstgelegenen Autobahnbrücken über den Rhein werden vier seit Jahren mühselig geflickt und voraussichtlich neu gebaut. Die eine Ausnahme wurde erst 2002 eröffnet.
Der Staat kann wirtschaftlich nicht erfolgreich handeln und das schon gleich gar nicht auf lange Sicht. Es fehlen die kaufmännischen und rechtlichen Voraussetzungen, es fehlt das qualifizierte kaufmännische Personal und es fehlt an Verantwortlichkeiten. Außerdem wird halt gerade bei den öffentlichkeitswirksamen Themen nicht langfristig gedacht, sondern an die Wahlentscheidungen bei den nächsten Wahlen. Es geht nie um die Sache, um das Ergebnis, sondern nur darum, mit limitierten Mitteln das zu erreichen, was bis zu den nächsten Wahlen das bestmögliche Ergebnis verspricht.
Ob das Gesundheitssystem mit einer 5-Jahres-Planung nach russischem Vorbild am Ende besser läuft, bezweifle ich.
Anstatt die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes zu riskieren, könnte man auch a) weniger Geld verschwenden und den Leuten b) mal klipp und klar sagen, daß es ständig bessere Leistungen nicht für einen konstanten Vollkaskobeitrag gibt. Man könnte die Krankenversicherung wieder zu dem machen, was sie dem Sinne nach ist: zu einer Versicherung, die Kosten übernimmt, die existenzgefährdend sind und nicht Nasentropfen, Paracetamol und Zuckerkugeln.
Ein Ansatz von vielen möglichen. Gesundheit, die auf dem Prinzip eines monatlichen Pauschalbetrages basiert, wird jedenfalls genau so durchdacht, pfleglich und nachhaltig in Anspruch genommen wie ein all you can eat-Buffet oder eine all inclusive-Gastronomie im Urlaub. Wenn die Kosten deswegen explodieren, gleichzeitig die Preise nicht erhöht werden dürfen, wird am Waren- und Personaleinsatz gespart.
Ein punktuell gezahlter Zuschuss ist noch kein neues System. Es gibt tatsächlich mehr als schwarz und weiß.
Amen!
Was soll ich denn damit anfangen? Du zitierst ein Wort aus meinem Artikel und auf der Basis soll ich nun wissen, was Du mit Deiner Plattitüde meinst?
Natürlich kann man weder eine Analyse der Probleme des Gesundheitssystem inkl. aller Ursachen noch ein Konzept für seine Neuaufstellung in ein paar Zeilen zusammenschreiben. Völlig logisch. Leider ist das Umfeld hier nicht (mehr) so, daß man eine ergebnisoffene Diskussion eröffnen führen könnte, bei der es weniger um das Beharren auf (s)einem Standpunkt geht, sondern um eine zielorientierte, ideologiefreie Entwicklung eines Konzeptes. Zusammen mit dem Koordinator hatte ich vor 13 Jahren einen derartigen Versuch unternommen, der aber letztlich im Sande verlief.
Was soll ich denn damit anfangen?
Du könntest damit anfangen anzuerkennen, dass ein Vorschlag zur Lösung eines punktuellen Problems keine Systemänderung bedeutet. Ganz einfach.
Du könntest damit anfangen anzuerkennen, dass ein Vorschlag zur Lösung eines punktuellen Problems keine Systemänderung bedeutet.
Das brauche ich nicht anzuerkennen, weil das offensichtlich ist. Natürlich kann man Leuten, die nicht des Geldes wegen einen bestimmten Beruf ergriffen haben, mehr Geld zahlen und generell sollte man das auch, aber löst das Problem nicht.
Und ja: ich weiß, daß es der Politik und vielen Menschen nicht prinzipiell um Problemlösungen, sondern um das kurzfristige und vorübergehende Abstellen eines punktuellen Problems geht. Aber das ist ja, wie z.B. beim Gesundheitssystem, eine wesentliche Ursache vieler Probleme und gelegentlich auch Ursache eines neuen Problems.