Hallo,
eine interessante Frage, die natürlich jede Menge Interpretationen zuläßt.
Zunächst glaube ich, dass der Zusammenhang von Socrates und Gallileo durchaus klar ist.
In dieser Zeit wurde keinerlei andere Meinung akzeptiert, wäre ja auch noch schöner gewesen. Da war es wohl tatsächlich die Angst vor Machtverlust. Das hat sich ja auch weit später noch zigfach ereignet (siehe Inquisition).
Nun wird die Frage aber schwierig.
Denn damals war die Gesellschaft noch sehr eindimensional, heute ist sie vielschichtig.
Es gibt da eine ganze Menge Betrachtungsweisen, denn es gibt verschiedene Kulturkreise (gab es früher natürlich auch, sonst wären alle Wissenschaftler dieser Zeit masakriert worden).
Es ist schon die Frage, ob diese Frage auf Europa bezogen ist, oder weltweit.
Beide Betrachtungen sind natürlich für ein Forum zu umfangreich, aber kurz kann man das für Europa ja versuchen aus meiner Sicht.
Hier gibt es wohl eine durchaus spürbare Diskrepanz zwischen der Regierungsmeinung und dem Verhalten der Bevölkerung. Offiziell herrscht Meinungsfreiheit (natürlich auch nicht immer).
Auf was Du aber anspielst, das ist etwas ganz anderes.
Nein, ich glaube nicht, es ist die Angst vor Kontrollverlust, denn der „gemeine“ Bürger hat Kontrolle nur sehr begrenzt. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, vor etwas, was einem in seinem bequemen Leben womöglich unbequem werden könnte. Es stört ganz einfach.
Und dann kommt Sozialneid dazu, das ist aber natürlich ein anders Theme, spielt in diesem Zusammenhang aber eine wirklich bedeutende Rolle.
Und dann kommt der Effekt der Gruppendynamik dazu, wenn einige etwas sagen dann machen wir mit, dann trauen wir uns auch (das musste ja schon lange mal gesagt werden…). So entsteht der Shitstorm, egal um was es geht, hauptsache dabei sein.
Die Anonymität des Internets macht das natürlich auch leicht.
Unsere Gesellschaft ist vielfältig und das ist auch gut so. Sie ist von vielen verschiedenen Gedanken getragen, die allen gut tun. Im praktischen Leben genauso, wie in der Wissenschaft. Wir sollten lediglich ALLE darauf achten, dass das auch so bleibt.
Da kommen wir zum letzten Aspekt meiner kurzen Betrachtung.
Selbstverständlich führt eine Aktion zu einer Reaktion, das ist auch in der Wissenschaft so.
Der „Intellektuelle“, der „Wissenschaftler“, der „Andersdenkende“ führt eine Aktion aus und muss sich der Reaktion bewußt sein. Er wäre auch arm, wenn er das nicht wüsste.
Auf was Du aber anspielst, ist der Alltag. Und da läuft das doch sehr viel differenzierter.
Denn nicht jede Theorie, Parole oder Lebenseinstellung ist mit freiheitlichem Gedankengut vereinbar und nicht jeder will dieses freiheitliche Gedankengut. Wir haben noch viel zu tun…
Nur meine Meinung…
Gruß