Wieviel Prozent meiner Steuern geht an die Kirche

Also um mal die Sache ein wenig zu ordnen:

Ich hatte mich gegen Deine - meiner Meinung nach zu
eindimensionale Sichtweise - gewendet, es gäbe einen
eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen den
wirtschaftlichen Verhältnissen eines Menschen und seiner
Religiosität. Du hast Dich dabei zu der Aussage verstiegen,
die Religiosität sei ein klarer Indikator für Zufriedenheit,
wobei Du impliziert hast, dass es einen klaren Zusammenhang
zwischen den wirtschaftlichen Verhältnissen und der
subjektiven Zufriedenheit gibt.

Ja, ich denke, dass die Grafik die ich im letzten Beispiel verlinkt habe das auch gut belegt - zumindest jedoch einen Hinweis in diese Richtung gibt.

[…] Ich glaube sogar, dass
religiöse Normen gegen eine schwere Depression wenig
ausrichten und kaum dazu führen werden, dass jemand sich gegen
einen Selbstmord entscheidet.

Das ist eine Hypothese, die ich für unzutreffend halte. Ich bin sogar überzeugt, dass für den wahrhaft gläubigen Christen ein Selbstmord niemals in Frage käme, seien die Umstände auch noch so schlecht und das genau deswegen die Selbstmordrate aus Indikator nicht funktioniert (wobei ich das ja schon mehrfach geschrieben habe, ohne dass du dir die Mühe gemacht hättest darauf zu reagieren).

Was die Kirchen mit dem Geld, das sie einnehmen, so machen,
musst Du sie schon selbst fragen. Ich bin sicher, sie werden
Dir da freudig detailliert Auskunft geben.

Stimmt, tut sie - hier zum Beispiel: http://www.kircheundgeld.de

Gruß, Martinus

Wobei natürlich unstrittig ist, dass Religiosität umgekehrt
proportional zur Lebensqualität und dem Bildungsgrad ist. Aber
das weisst du ja sicher.

Oh, also ich wusste das bisher nicht. Kannst du diese Aussage bitte belegen?

Widerspruch Wissenschaft & Religion
Ich kann nicht im Geringsten nachvollziehen, wieso sich Wissenschaft und Glaube ausschließen sollte. Die Evolution bestreitet übrigens heutzutage keiner mehr :smile:

Und ohne kluge Argumente oder Studien (die du ja auch nicht anführen kannst), hier mal meine ganz persönliche Meinung:

Je mehr ich über Naturwissenschaften, über die Zusammenhänge der Welt usw. erfahre, umso erstaunlicher und bewunderswerter erscheint mir die Schöpfung.
Also kein Widerspruch, ich werde sogar in meinem Glauben bestätigt.

Pfarrerbesoldung

Gemeindepfarrer in Deutschland liegen da mit A13 / A14
irgendwo dazwischen - und sind damit die bestbesoldeten
Pfarrer weltweit.

Wer das Lohnniveau des Pfarrers international vergleicht, muß auch die andere Berufsgruppen dazustellen - und da dürften wir in ziemlich vielen Bereichen in der Spitze liegen.

Und dann lohnt es sich, auch mal nachzurechnen: Ein evangelischer Pfarrer bekommt knapp 4.200 brutto - versteuert werden dann ca. 4.700, wenn das Pfarrhaus, das er bewohnt, zur Besoldung gehört. Daß das ein alter Kasten sein kann, ein 12-Zimmer-Palast für einen Alleinstehenden oder ähnliches, daß er dort wohnen muß… spielt dabei keine Rolle.

Für diese 4.200 € werden ca. 50-54 Wochenstunden Arbeit erwartet. Das ergibt einen Stundenlohn von 21 € - brutto versteht sich. Das ist nicht unbedingt wenig, im Vergleich mit anderen Akademikerberufen aber sicher auch nicht überbezahlt - und dem Gehalt stehen entsprechende Anforderungen an den Dienst gegenüber, bei denen manch „normaler“ Arbeitnehmer schon längst dankend abgewunken hätte.

Gruß, Martinus

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Die Evolution
bestreitet übrigens heutzutage keiner mehr :smile:

/t/glauben–3/6148757/13

Gruß TL

Du hast Dich dabei zu der Aussage verstiegen,
die Religiosität sei ein klarer Indikator für Zufriedenheit,
wobei Du impliziert hast, dass es einen klaren Zusammenhang
zwischen den wirtschaftlichen Verhältnissen und der
subjektiven Zufriedenheit gibt.

Ja, ich denke, dass die Grafik die ich im letzten Beispiel
verlinkt habe das auch gut belegt - zumindest jedoch einen
Hinweis in diese Richtung gibt.

Nanana, Du hast eine Grafik verlinkt, die die Verbreitung des Atheismus angibt. Du hast nirgends eine Grafik angeführt, die die subjektive Zufriedenheit misst. Wie soll das also den oben genannten Zusammenhang „gut belegen“?

Deiner ganzen Argumentation liegen zwei unbewiesene Behauptungen zugrunde, nämlich (1) dass Menschen in wirtschaftlich schwierigen Situationen tendenziell unglücklicher sind und dass (2) unglückliche Menschen eher zur Religiosität neigen.

Ich gebe zu, dass die Selbstmordrate auch kein zuverlässiger Indikator für Glück und Zufriedenheit ist, aber es ist zumindest eine ungenauer. Du hast dafür keinen einzigen Indikator angeführt, weder einen guten noch einen schlechten. Deine Argumentation ist also unlogisch. Das - und nichts anderes - wollte ich aufdecken. Deshalb bin ich auf Deine Interpretation der Selbstmordrate gar nicht eingegangen, weil Deine Argumentation sich auch dann noch auf unbewiesenen Behauptungen stützen würde, wenn Du Kritik an der Selbstmordgrafik gerechtfertigt wäre.

Michael

PS: Ich sollte nicht versäumen, mich dafür zu entschuldigen, dass ich Dir vorgeworfen hatte, Du hättest behauptet, dass die Kirche keinen gesellschaftlichen Nutzen hätte. Da habe ich Dir irrtümlich ein Argument von Tychiades in den Mund gelegt. Dieser Thread ist einfach ein bisschen zu verästelt. Sorry dafür.

PPS: Aus meiner Sicht sind damit unsere Argumente ausgetauscht.

Mit „keiner“ meinte ich: Weder ich noch irgendein Christ den ich kenne noch sämtliche Geistliche, mit denen ich gesprochen hab (Priester, Mönch, Abt…)

Die Frage, die ich in den Raum gestellt hatte, war: Warum
übernehmen denn die Kirchen so viele soziale Aufgaben, die
eigentlich in gesetzlicher Hand sein müssten?

Weil die Kirchen das schon lange, bevor es entsprechende staatliche Organe gab, getan haben - und weil der Staat zum Teil gar kein Interesse daran hat, diese Aufgaben selber wahrzunehmen.

Warum gibt es denn bitte in den Schulen konfessionsgebundenen
Religionsunterricht. Warum gibt es dagegen keinen
religionskundlichen Unterricht, in dem beispielsweise das
Leben ohne Religion als ernstzunehmende Alternative
dargestellt wird…

Vielleicht, weil es letzten Endes gar nicht möglich ist, an dieser Stelle tatsächlich „neutral“ zu bleiben. Denn auch der religionskundliche Unterricht, der eine Religion wie die andere nebeneinander darstellt, vertritt damit unterm Strich eine eindeutige Position: Sie sind alle gleich. Das ist aber ebenso wenig neutral wie die Annahme der einen wie der anderen Religion, die einzig wahre zu sein.
Und wenn man sich schon zwischen die Stühle setzen muß, dann bietet der konfessions- oder religionsgebundene Unterricht immerhin noch einen Vorteil: Er vertrittt ein Wertesystem, für das er eine über-menschliche Autorität annehmen kann. Ethikunterricht kommt letzten Endes schon da an seine Grenzen, wo es keine allgemein anerkannten Werte und Normen mehr gibt und kann nur noch anbietend darstellen. Religion kann und darf hier noch auf „göttliche“ Satzungen verweisen.

Natürlich ist das in einer pluralistischen Gesellschaft eine schwierige Sache, und den Königsweg wird es, solange es unterschiedliche Weltanschauungen gibt, nicht geben. Aber es ist Augenwischerei, so zu tun, als wäre der neutrale Staat das Nonplusultra in dieser Frage.

Gruß, Martinus

Es tut mir leid, wenn Sie einen Hinweis auf Ihre Grenzen als Arroganz auslegen. Sie haben von Ihrem Bekanntenkreis auf die Allgemeinheit geschlossen, was eindeutig ein falscher Rückschluß war - vielleicht haben Sie auch nur eine mißverständliche Darstellung gewählt, aber auch das ist nicht mein Fehler.

Gruß, Martinus

Hallo Werner,
ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, in dieser Antwort noch einmal die wesentlichen Gesichtspunkte zusammenzufassen. Gefragt war von Susanne, welcher Anteil der von ihr als Nicht-Kirchenmitglied gezahlten Steuern an die Kirche geht. Unter ‚Steuern‘ ist hier generell NICHT die Kirchensteuer zu verstehen, diese wäre korrekter als Mitgliedsbeitrag zu bezeichnen.

Diese Frage ist alles andere als einfach zu beantworten, trotzdem habe ich mich an einer Antwort versucht. Diese Antwort beruht
a) auf den staatlichen Subventionen für die Kirchen sowie
b) auf den von Kirchen für öffentliche Aufgaben verwendeten Ausgaben, die ansonsten vom Steuerzahler getragen werden müssten und daher von den Subventionen abgezogen werden müssen.

Ich denke, wir können uns zumindest darauf einigen, dass ein solcher Ansatz korrekt ist. Bei der Bezifferung der beiden Posten a) und b) habe ich mich auf das mehrfach erwähnte Buch Carsten Frerks bezogen und so weit im Internet verfügbar die Zahlen verlinkt. Dies gilt insbesondere für die Aufstellung und Bezifferung der Subventionen hier: http://www.spart-euch-die-kirche.de/images/tabellesu…

Beschäftigen wir uns zunächst noch etwas mit den a) Subventionen.

1.) Subventionen sind nicht etwas grundsätzlich Schlechtes. Es gibt sinnvolle Subventionen (dass ich persönlich z.B. die Subventionierung der Erhaltung kulturhistorisch bedeutsamer Bauwerke für sinnvoll halte, habe ich durchblicken lassen) und nicht sinnvolle Subventionen. Welche Subventionen sinnvoll sind und welche nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Geteilter Meinung sind da vor allem in schöner Regelmäßigkeit die Empfänger von Subventionen und die, die sie über ihre Steuern aufbringen dürfen.

2.) Jedenfalls ist es nicht im Sinn einer sachgerechten Diskussion, einzelne sinnvolle Subventionen herauszugreifen, um die Subventionen insgesamt zu rechtfertigen wie auch das Gegenteil - einzelne sinnlose Subventionen anzuprangern, um damit die Subventionen insgesamt in Bausch und Bogen zu verdammen. Das sind nur polemische Ablenkungsmanöver (von denen ich auch mich selbst nicht ganz freisprechen will).

3.) Ob nun aber sinnvoll oder nicht - das ist eine andere Diskussion. Gefragt war nach der Höhe der Subventionierung, nicht danach, ob sie (in dieser Höhe) sinnvoll ist.

4.) Subventionen gibt es in direkter und in indirekter Form. Natürlich ist es richtig, dass indirekte Subventionen keine direkten Zahlungen an den Subventionsempfänger sind. Es sind aber Einnahmeausfälle, die vom Steuerzahler aufgebracht werden müssen.

Um ein aktuelles Beispiel zu nehmen: der vorgesehene Ökosteuerrabatt für Stromgroßverbraucher ist eine solche indirekte Subvention. Das bedeutet aber selbstverständlich nicht , dass der Fiskus nun auf diese Beträge schlicht verzichtet - der Einnahmeausfall muss gegenfinanziert werden. In diesem Fall durch eine Erhöhung der Tabaksteuer.

Auch die steuerliche Privilegierung der Kirchen ist eine indirekte Subvention; die entsprechenden Mindereinnahmen müssen selbstverständlich durch eine entsprechend höhere Steuerbelastung bei anderen Posten gedeckt werden. Insofern ist es absolut korrekt , auch die indirekten Subventionen für die Kirche bei der Belastung der Steuerzahler - also der Beantwortung von Susannes Frage - mit zu berücksichtigen.

5.) Schließlich kann man noch geteilter Ansicht sein, ob alle in dem oben nochmals genannten Link aufgelisteten Beträge tatsächlich als Subventionen anzusehen sind. Bestritten wurde dies hier so weit ich sehe eigentlich nur in Bezug auf die staatliche Finanzierung der theologischen Fakultäten - einen vergleichsweise marginalen Betrag von 0,62 Milliarden. Hier habe ich ebenfalls schon angedeutet, dass ich bereit bin einzuräumen, dass dies aus meiner Sicht zu Recht ein etwas zweifelhafter Punkt ist. Dann hätten wir statt im Jahr 2000 statt 13,7 immer noch 13,1 Milliarden Subventionen.

Offtopic: ‚Sauber‘ wäre mE die längst überfällige Auflösung und Reorganisation der theologischen Fakultäten - genauer die Eingliederung der wissenschaftlichen Bereiche in die Religionswissenschaft, während Exegese und praktische Theologie an kircheneigene Institutionen verwiesen gehört. Dort können die Kirchen dann meinetwegen auch nach Lust und Laune die Dozenten auskucken - und selbst besolden. Aber auch das ist eine (ziemlich hypothetische) Diskussion, die hier eigentlich nicht viel zur Sache beiträgt.

Kommen wir nun zu b) - den Ausgaben der Kirchen für öffentliche, nichtkirchliche Zwecke. Auch hier bin ich Frerk gefolgt und habe diese mit ca. 8% der Kirchensteuer angesetzt.

1.) Eine Generalisierung ist hier naturgemäß sehr schwierig, weil es natürlich zwischen den einzelnen Kirchen bzw. Bistümern Unterschiede gibt. Widerlegt wurde die Zahl nicht, es wurden nicht einmal andere Zahlen genannt - was auch sehr schwer möglich ist, da die Kirchen, wenn sie die Verwendung der Kirchensteuer überhaupt zur Einsichtnahme aufschlüsseln, bei den Posten ‚Caritas‘ und ‚Bildung‘ nicht zwischen den Ausgaben für rein innerkirchliche Projekten und der Trägerschaft von öffentlichen Aufgaben unterscheiden. Mir erscheint die Schätzung Frerks durchaus plausibel. Wem nicht, möge sich mit seinem Buch näher beschäftigen.

2.) Zur Plausibilität: der Anteil von 8% mag zunächst als überraschend niedrig angesetzt erscheinen. Wie wir jedoch hier in der Diskussion gesehen haben, werden die wirklich großen Ausgabeposten - Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen - weitestgehend refinanziert , und zwar durch Mittel der öffentlichen Hand, Sozialversicherungskassen und private Nutzerentgelte. Wir haben gesehen, dass in die Finanzierung der kirchlichen Krankenhäuser überhaupt keine Mittel aus Kirchensteuern fließen, wir haben an Hand eines bayerischen Gymnasiums als Beispiel gesehen, dass dieses trotz eines verhältnismäßig geringen von den Eltern zu tragenden Schulgeldes (27,50 €/Monat) sogar einen leichten Überschuss erwirtschaftet. Die Ausgaben der Kirchen dürften wohl in erster Linie in die Kindergärten fließen, die im Schnitt lediglich zu 80% von der öffentlichen Hand finanziert werden - für die restlichen ca. 20% reichen die Elternbeiträge in aller Regel nicht ganz aus.

Selbstverständlich - dies sei nochmals ausdrücklich betont - sind diese Refinanzierungen durch die öffentliche Hand keine Subventionen , da damit öffentliche Aufgaben erfüllt werden.

3.) Selbst wenn man den prozentualen Anteil deutlich höher als 8% ansetzt, ändert das nichts an dem eklatanten Mißverhältnis im Vergleich zu den Subventionen. Nehmen wir als Beispiel die Diözese Köln, die nach eigenen Angaben (http://www.erzbistum-koeln.de/erzbistum/bistumsverwa…) 11% der Kirchensteuer für Bildung und 9% für Caritas aufwendet. Wohlgemerkt, ohne dass da zwischen innerkirchlichen und öffentlichen Aufgaben in kirchlicher Trägerschaft unterschieden wird. Nehmen wir großzügig noch die Posten für Investitionen (3%) und Sonstige (1%) hinzu und runden auf ein glattes Viertel (25%) auf. Und nehmen wir an, dass die Verhältnisse dieser reichsten Diözese weltweit generell auf die Verwendung der Kirchensteuer in Deutschland angewendet werden können.

Unser Stichjahr ist 2000, da haben wir nach dieser Quelle: http://fowid.de/fileadmin/datenarchiv/Kirchensteuere… ein Netto-Kirchensteueraufkommen von insgesamt (kath. Kirche und EKD) 8,760.795 Milliarden €. Diese Quelle scheint mir deutlich zuverlässiger als meine vorherige, nach ihr ergeben sich bei 8% Ausgaben für nichtkirchliche Aufgaben 701 Millionen (statt der von mir genannten 433). Setzen wir stattdessen 25% an, haben wir knapp 2,2 Milliarden. Stellen wir nun diese 2,2 Milliarden an Ausgaben den 13,1 Milliarden Subventionen (also ohne die auf Deinen Wunsch unberücksichtigten theologischen Fakultäten) gegenüber, ergibt sich ein Plus von 10,9 Milliarden. Das ist immer noch ein verdammt gutes Geschäft , IMHO.

Konzedieren wir Dir jetzt noch Deinen Wunsch und streichen auch komplett die indirekten Subventionen, dann bleiben 7,9 Milliarden direkte Subventionen. Hoppla, nein, wir wollten ja die Theologenausbildung nicht anrechnen - also 7,28 Milliarden. Minus 2,2 Milliarden ergibt immer noch ein Plus von 5,08 Milliarden € allein im Jahr 2000. Das ist immer noch ein verdammt gutes Geschäft. Sorry, aber noch schöner kann ich’s Dir beim besten Willen nicht rechnen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Werner,

imposant, wie du dich beharrlich weigerst, auch nur im Ansatz
auf das einzugehen, was ich geschrieben habe.

Falsch.
Ich bin sehr deutlich auf deine unterstellten Beweggründe der Kirche eingegangen.

Mit dem pauschalen Argument „Die Kirche sind wir alle“ setzt du
jegliches übergeordnetes Handeln der Kirchenoberen und
Politiker mit denen gleich, die sich ganz unten mit Alten,
Kranken, Behinderten oder kleinen Kindern abgeben.

Du hattest Kindergärten als Beispiel gewählt. Genau das habe ich aufgegriffen und dir die tatsächichen Entscheidungswege aufgezeigt. Da sind mit wenigen Ausnahmen gar keine Kirchenoberen involviert. Ich setzte hier nichts gleich, sondern im Gegenteil tust du dies, indem du an der Basis getroffene Entscheidungen zur zentral gesteuerten Strategien umdeutest.

Die Frage, die ich in den Raum gestellt hatte, war: Warum
übernehmen denn die Kirchen so viele soziale Aufgaben, die
eigentlich in gesetzlicher Hand sein müssten?

Diese Frage hattest du tatsächlich so ähnlich gestellt und ich habe bisher nicht versucht sie zu beantworten. Ich habe erkennbar deine darauf selbst gegebene Antwort aufgegriffen.

zum Teil darin bestehen, dass sich verantwortungsbewusste
Personen in der Kirche dazu bereit erklärt haben, bestehende
Lücken auszufüllen. Nichtsdestotrotz bleibt zumindest zum Teil
ebenfalls ein Motiv, die Menschen an die Kirche zu binden.

Richtig, aber aus anderen Gründen als du es unterstellst.

Warum gibt es denn bitte in den Schulen konfessionsgebundenen
Religionsunterricht.

Willst du mir jetzt sagen, das habe „die Kirche“ beschlossen?
Da darf ich dich belehren: Das steht im Grundgesetz

Warum gibt es dagegen keinen
religionskundlichen Unterricht, in dem beispielsweise das
Leben ohne Religion als ernstzunehmende Alternative
dargestellt wird und auch mal die neagtiven Seiten (siehe
Kirchengeschichte) beleuchtet werden?

S. o.

Ein vorbildliches Leben spricht und wirbt für Christus.

Das ist deine persönliche Sichtweise, zeigt aber auch, warum
du so argumentierst.

Ja und Nein, das ist zumindest allgemeine christliche Ansicht und sogar biblisch begründet. Falls du mich da missverstanden hast ich sagte dies zur Erklärung eines christlichen Missionsverständnisses.

Ich sehe das mit „Christus“ anders,
Millionen andere Menschen auch.

Du selbst hast gar nicht die
Möglichkeit, zu überprüfen, ob das alles wirklich so stimmt.

Was sollte ich überprüfen?

Trotzdem erzählst du es anderen, als sei es unbestrittene
Wahrheit. Das, genau das, macht dich moralisch angreifbar.

Wovon sprichst du? Verwechselst du mich mit irgendjemandem?

Gruß
Werner

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Sorry, aber noch

schöner kann ich’s Dir beim besten Willen nicht rechnen.

Möglicher Weise liegt das Problem auch gar nicht so sehr in der „schönen“ Rechnerei, sondern vielmehr in den ausdrücklich oder zwischen den Zeilen herauszulesenden persönlichen Kritikpunkten, die Sie an der Kirche haben (natürlich auch haben dürfen), die aber nichts mit der Sache zu tun haben.

Gruß, Martinus

P.S. In wie weit sind eigentlich Pfarrgehälter für die Arbeit z.B. in der Diakonie, Kindergärten, Altenheimen und Krankenhäusern eingerechnet?

Hallo Martinus,

Möglicher Weise liegt das Problem auch gar nicht so sehr in
der „schönen“ Rechnerei, sondern vielmehr in den ausdrücklich
oder zwischen den Zeilen herauszulesenden persönlichen
Kritikpunkten, die Sie an der Kirche haben (natürlich auch
haben dürfen), die aber nichts mit der Sache zu tun haben.

das wesentliche Problem, das ich mit den Kirchen (und in dieser Beziehung auch mit unserer politischen Klasse) habe, ist nicht persönlich, sondern die in Deutschland bestenfalls halbherzig durchgeführte Trennung von Staat und Kirche. Wir haben zwar in Deutschland keine Staatskirche mehr, aber immer noch ein Staatskirchenrecht, das die christlichen Kirchen privilegiert und damit permanent den Verfassungsgrundsatz weltanschaulicher Neutralität des Staates verletzt. Genau das hat mit der Sache hier durchaus etwas zu tun.

P.S. In wie weit sind eigentlich Pfarrgehälter für die Arbeit
z.B. in der Diakonie, Kindergärten, Altenheimen und
Krankenhäusern eingerechnet?

In der von mir verlinkten Aufstellung der Erzdiözese Köln sind das die Posten ‚Territoriale Seelsorge‘ - dahinter stecken die Gemeindepfarrer - und ‚Kategoriale Seelsorge‘ - das sind Gehälter für in Telefonseelsorge,Krankenhausseelsorge, Gefängnisseelsorge usw. Tätige. Wobei die Gehälter der Gefängnisseelsorger in den meisten Bundesländern zu 50% vom Land getragen werden. Militärseelsorger werden zu 100% vom Bund besoldet.

Freundliche Grüße,
Ralf

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das wesentliche Problem, das ich mit den Kirchen (und in
dieser Beziehung auch mit unserer politischen Klasse) habe,
ist nicht persönlich, sondern die in Deutschland bestenfalls
halbherzig durchgeführte Trennung von Staat und Kirche.

Nun kann aber die Kirche nichts dafür, daß der Staat sich so verhält, wie er sich verhält - und es wäre wohl auch ein wenig viel verlangt, daß sie eine Interessensgruppe aktiv dafür einsetzen sollte, daß ihre Interessen vom Staat weniger wahrgenommen werden. Von daher ist es nicht ganz in Ordnung, wenn sich die Spitzen gegen die Kirche und nicht gegen die Politik richten. Naja, und davon abgesehen stellt sich natürlich auch die Frage, warum der Staat so weit gehen sollte, daß er sich nun auf die Seite derer schlägt, die den Religionen an sich neutral bis ablehnend gegenüber stehen (und die - zumindest im Westen - rein zahlenmäßig noch in der Minderheit sind). Aber das wäre ein anderes Thema.

Martinus

Hallo Martinus,

Nun kann aber die Kirche nichts dafür

also sorry, aber das ist mir zu albern, um es ernsthaft zu diskutieren.

Naja, und davon abgesehen stellt sich natürlich auch die Frage, warum der Staat so weit gehen sollte, daß er sich nun auf die Seite derer schlägt, die den Religionen an sich neutral bis ablehnend gegenüber stehen (und die - zumindest im Westen - rein zahlenmäßig noch in der Minderheit sind). Aber das wäre ein anderes Thema.

Du hast offensichtlich nicht verstanden, worum es geht - der Staat soll sich auf keine Seite schlagen und die Grundrechtsgarantie weltanschaulicher Neutralität endlich ernst nehmen.

Mal granz grundsätzlich: Demokratie bedeutet nicht zuletzt Minderheitenschutz - d.h. dass Mehrheiten nicht ihre Interessen auf Kosten von Minderheiten durchdrücken.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Aktuelle Meldung zum Thema
… betreffend Carsten Frerks neues Buch, das kommende Woche erscheint:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,727…

Freundliche Grüße,
Ralf

… betreffend Carsten Frerks neues Buch, das kommende Woche
erscheint:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,727…

Danke für den Link und ganz allgemein für dein Engagement in dieser Sache.
Wenn ich nicht ganz falsch liege, hat Reinhard Mey diese Zeilen gedichtet:

„Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
Halte du sie dumm, ich halte sie arm!“

Das gilt wohl leider weiterhin.

Gruß TL

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Hallo Tychiades,

vielen Dank für deine detaillierte Darstellung. Wie gesagt habe ich nicht die Zeit (und auch nicht die Lust) mich durch den zugrunde liegenden Zahlenwust hindurch zu arbeiten. Deine jetzigen Aussagen klingen für mich schon anders und nachvollziehbarer als die Ersten und das „Problem“ hat sich ein wenig relativiert.

Eine Frage der ich da wohl für mich noch mal nachgehen muss ist, wo das Geld bleibt. Ich habe in der Vergangenheit Haushaltspläne von Kirchengemeinden gesehen und kann mich nicht erinnern, dass dort für rein kirchliche Zwecke irgendwelche Fördermittel aufgetaucht wären. Auch wenn einige Bischöfe vom Staat finanziert werden, kann ich mir keinen Reim darauf machen, wo hier Milliardenbeträge versickern sollen, wenn in dieser Summe Beiträge zu caritativen Aufgaben oder Bildungseinrichtungen nicht enthalten sein sollen. Soviele Bischöfe gibts ja gar nicht um das alles zu verfrühstücken.

Nach wie vor kann ich aber letztlich deine despektierlich klingende Schlussfolgerung, das sei ein gutes Geschäft, im Grundansatz nicht verstehen.
Viele kulturelle Einrichtungen, Sportvereine und sogar Berufsgruppen erhalten Subventionen. Z.T. ohne dass überhaupt gemeinnützige Dienste vorhanden sind oder doch nur für winzige Bevölkerungsteile.
Selbst wenn ich annehme, dass die Subventionen tatsächlich volltändig für rein kirchliche Zwecke verwendet werden (wobei ich, wie gesagt, wirklich rätsele welche das sein sollen), kämen sie damit immer noch einer Gruppe von grob 50 Millionen Menschen zu Gute.
Keine andere Kultur-, Sport- oder Wirtschaftsförderung hat eine auch nur annähernd große Zielgruppe. Die Aufregung darüber konnte ich also schon bei „deinen“ alten Zahlen nicht teilen.

Gruß
Werner

Ergänzung
Auf der Webseite des Alibri-Verlages (http://www.alibri-buecher.de/product_info.php/info/p…) kann das Buch versandkostenfrei für 16,- € erworben werden.

Inhaltsverzeichnis hier: http://www.alibri-buecher.de/docs/inhalt039.pdf und hier: http://www.alibri-buecher.de/docs/probe039.pdf eine Leseprobe, wo sich Frerk mit der Subventionierung kirchlicher Missionstätigkeit durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beschäftigt.

Freundliche Grüße,
Ralf

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