Willen aufzwingen

Hallo,

ich kümmere mich zur Zeit um meine Oma, 88 Jahre alt. Vorher lebte sie mit meiner Mutter zusamen, aber diese wurde jetzt selbst pflegebedürftig. Nun haben wir es so aufgeteilt, dass sich mein Bruder um meine Mutter kümmert, ich habe unsere Oma zu mir geholt, denn in ein Heim soll sie definitiv nicht.

Mittlerweile hat Oma aber das Regiment bei uns übernommen, wenn ich es mal so nennen darf. Sie versucht allen ihren Willen aufzuzwingen. Meine Tochter (16 Jahre alt) nimmt das ganz locker und sagt „Ja, ja, Oma, passt schon.“ und sucht dann schnell das Weite und zieht sich so aus der Affäre. Ich dagegen werde schnell genervt und so kommt es fast täglich zu Machtspielchen. Hier mal ein paar Beispiele:

Meine Oma hat sich ein Wurstbrot gemacht und fordert mich auf auch eines zu essen, weil Wurst so gesund ist (sagt meine Oma). Ich sage „Nein, du weißt doch, dass ich Vegetarierin bin“ und Oma wiederholt im Laufe des Vormittags 6x ihre Aufforderung ich solle doch auch ein Wurstbrot essen, weil soviel Wurst im Kühlschrank ist und sie sonst schlecht wird. Beim sechsten Mal reichts mir und ich werde sauer und laut, sage ihr, sie soll gefälligst respektieren, wenn ich „nein“ sage. Daraufhin ist sie beleidigt, fängt an zu weinen und sagt: „Ich meine es doch nur gut.“

Oft geht es bei solchen Streitereien ums Essen oder drumherum. Zum Beispiel will sie immer das Geschirr spülen, obwohl sie wegen Osteoporose Schmerzen in den Armen hat und eigentlich körperlich gar nichts mehr machen sollte. Ihr ist langweilig und sie will gebraucht werden. Das verstehe ich natürlich. Also darf sie jetzt abspülen, wenn es nicht viel zu spülen gibt. Aber viele der Sachen sind nach dem Abspülen noch schmutzig und ich muss alles nochmal spülen. Wenigstens haben wir Oma schon soweit gebracht, dass sie das noch dreckige Geschirr nach dem Abspülen nicht in die Schränke einräumt, sondern auf dem Tisch stapelt, so dass ich es nochmal nachspülen kann.

Auch regt sie sich immer schrecklich auf, wenn ich Reste wegwerfe. Wenn ich nicht schnell genug reagieren kann, sammelt sie die Reste von den Tellern in ihrem Teller und ißt alles auf, selbt wenn sie schon satt ist. Deshalb ist es mittlerweile schon 2x vorgekommen, dass ihr am Abend total schlecht war und sie sich in der Nacht übergeben musste. Besonders schlimm ist es, wenn wir in einem Restaurant essen. Dort kann ich die Portionen nicht vorher abschätzen und für sie ist es ein Unding das „schöne Essen“ zurückgehen zu lassen und bekundet das auch lautstark, bzw. schimpft dann minutenlang vor sich hin, so dass wir zur Belustigung der anderen Gäste beitragen.

Eine andere „Unart“ von ihr ist, dass sie überall „rumkramen“ muss. Sie schaut in alle Schränke und wühlt herum. Weiß der Kuckuck was sie zu finden hofft.
Zur Zeit ist sie auch auf dem Frisörtripp. Täglich nervt sie mich, ich solle mir die Haare schneiden lassen. Dabei gefallen mir meine Haare so, wie sie sind. Aber jeden Tag die selbe Leier: „Komm, gehen wir zum Frisör. Du musst dir deine Haare mal wieder schneiden lassen.“.

Ich komme mir mittlerweile von meiner 88 jährigen Großmutter bevormundet vor. Ich tue alles, damit sich meine Oma bei uns wohlfühlt und vermeide alles meine Oma zu bevormunden. Sie wird in alle Entscheidungen mit einbezogen, darf ihre Wünsche bei der Speisenzusammenstellung, bei Unternehmungen und Ausflügen usw. äußern. Aber sie glaubt mir (und meiner Tochter) andauernd sagen zu müssen, was ich zu tun und zu lassen habe, wie wir unser Leben zu gestalten haben, wann wir ins Bett gehen sollen, was wir anziehen sollen, wie wir unsere Haare zu tragen haben usw. usf. und das frustriert mich jetzt nach kurzer Zeit schon total.

Hat jemand Tipps für mich, wie man mit solchen Senioren umgeht? Ich weiß, groß ändern werden wir Oma nicht mehr können, aber vielleicht hat jemand Tipps, wie ich am besten reagieren könnte, um Konflikte zu vermeiden, aber dennoch nicht das Gefühl zu haben, dass ich in solchen Situationen machtlos bin. Mit meiner Oma vernünftig reden bringt überhaupt nichts, sie ist für Kritik völlig unempfänglich, „sie meint es ja nur gut“ und fühlt sich unverstanden, ist dann oft stundenlang beleidigt, packt ihre Koffer und packt sie erst wieder aus, wenn ich mich bei ihr entschuldige. So kann das nicht auf Dauer weitergehen und bin deshalb für jeden Input, jede Erfahrung und jeden Tipp dankbar.

Tanja

P.S. Sorry für das lange Posting

Hallo!

Erst einmal muss ich sagen, dass ich es toll finde, dass ihr eure Mutter und Großmutter zuhause pflegt, das ist wirklich eine große, respektwürdige Aufgabe.

Nun zu deiner Situation:

Wenn man in sehr gefordert ist verliert man manchmal die Distanz, sich das Ganze von außen betrachten zu können.

Was ich hier sehe ist, dass auf beiden Seiten noch etwas Verständnis fehlt für den anderen.

Du hast ja erkannt, dass es schwierig für deine Oma ist, alles aufzugeben und sich nur noch helfen zu lassen. Sie will immer noch nützlich sein, gebraucht werden, kann es aber nicht mehr und befindet sich in eurer Abhängigkeit.
Viele alte Leute wählen dann als Kompensationsverhalten die Dominanz, d.h. wenn sie schon nicht mehr mit anpacken können, können sie immer noch die Kommandos geben. In dieser Dominanz-Rolle fällt auch nicht so schnell auf, dass sie eigentlich nichts mehr können. Das ist sozusagen ein verzweifelter Versuch, Oberwasser zu behalten, wenn man nichts mehr kann, und jemand der kommandiert spürt nicht mehr so stark, dass er eigentlich abhängig und unterlegen ist.

Ein anderer Hintergrund ist oft die Langeweile. Glaub mir, deine Frisur ist ihr eigentlich egal, aber sie merkt, dass sie von dir Zuwendung (wenn auch negative) bekommt, wenn sie deine Haare kritisiert und die Vorstellung, zum Friseur zu fahren wäre doch eine willkommene Abwechslung für sie.
Und diese Abwechslung hat einen anderen Charakter als wenn sie dich bitten müsste, sie selbst zum Friseur zu fahren.

Deine Oma macht das nicht bewusst, um dich zu ärgern. Es sind verzweifelte Versuche, mit der Unselbständigkeit klarzukommen.

Immer dann, wenn du auf kritische Verhaltensweisen deiner Oma reagierst, merkt sie ihre Wirksamkeit und wird weitermachen.
Probier doch mal, einfach mit einer humorvollen Bemerkung darüberhinwegzugehen: Wenn sie deine Frisur kritisiert lächelst du und sagst „das trägt man jetzt so in Peine und Paris!“ und gehst nicht weiter darauf ein.

Und wenn sie die Teller nicht ordentlich spült: Mit ein paar Dingen, die einfach nicht funktionieren werden, musst du dich einfach abfinden.
Was meinst du, wie das ist, wenn man eine Angehörige pflegt, die Alzheimer hat? Die macht noch mehr Unsinn und du kannst es ihr nicht vorwerfen (kenn ich aus eigener Erfahrung). Da hilft wirklich nur Geduld, Langmut und Toleranz.

Du kannst deine Oma nicht ändern, nur dich selbst. Guck mal, in welchen typischen Situationen du ein anderes Verhalten bräuchtest und überlege dir, was du in Zukunft anders machen willst. Das geht nur Schritt für Schritt.

Nimm es mit mehr Humor und versuche dabei immer, deine Oma mit liebenden Augen zu sehen.

Du schaffst das!

Sorry, mein Posting ist auch lang geworden.

Alles Gute
wünscht
Fo

Hallo Tanja,
erst einmal meine allergrösste Hochachtung.
Ich denke, dass Deine Oma unbedingt einen geregelten festen Tagesablauf braucht - mit Aufgaben. Auch wenn es jetzt blöd klingt, aber zum Zusammenleben müssen sich alle an Regeln halten, sonst ist irgendwann das Zusammenleben so angespannt, dass es für Deine Familie zur gesundheitlichen Belastung kommt.
Und damit ist niemanden geholfen.
Bei uns gibt es wöchentliche Senioentreffs, wo immer etwas los ist.
Es gibt auch in größeren Städten Seniorenberatungsstellen, die Dir behilflich sind, wo was los ist und Oma mitmachen kann.
Sollte das alles nicht auf Dauer helfen, sehe ich noch folgende Möglichkeit im betreuten Wohnen. Je nach dem, wie Ihe Einschränkungen sind, könnte sie noch in ihen eigenen vier Wänden wohnen und erhält Hilfe , die im Haus vorhanden ist. Ihr könnt sie dann so oft besuchen, wie Ihr wollt und das Verhältnis entkarmpft sich.
Sabine

Hallo

Uff, das klingt anstrengend - toll, wenn ihr das durchhält!

ich möchte nur zu einem Punkt was sagen (ich kenne die Geschichte deiner Oma nicht): Die meisten Menschen Mitteleuropas dieses Alters haben Notzeiten, vielleicht sogar Hunger erlebt und zwar als Heranwachsende und junge Erwachsene.
Für Menschen, die diese extrem prägende Erfahrung gemacht haben wird es ein Leben lang ein absolutes Unding, eine Todsünde, ein Verbrechen sein, Lebensmittel weg zu werfen - in diesem Punkt solltest du versuchen, ihr zu ersparen, dass sie das mit ansehen muss. Sie wird sich nicht mehr dran gewöhnen können. Deshalb auch die Angst, die Wurst im Kühlschrank könnte schlecht werden.

Im Restaurant ist - natürlich nur, wenn die Reste gross genug sind - ein Doggibag durchaus möglich (man kann in einem stillen Moment, dem Kellner ja die Situation erklären, Grosseltern, die nichts wegwerfen können, haben viele.

Gruss, Sama

Hallo,

Meine Tochter (16 Jahre alt) nimmt das
ganz locker und sagt „Ja, ja, Oma, passt schon.“ und sucht
dann schnell das Weite und zieht sich so aus der Affäre.

Mach es ihr nach.

Ich
dagegen werde schnell genervt

Das liegt doch an dir.

Ich sage „Nein, du weißt doch, dass ich Vegetarierin
bin“

Belehrungen sind grundsätzlich nicht zielführend, also laß es sein. Sag doch einfach, ich habe heute keinen Appetit darauf.

weil
soviel Wurst im Kühlschrank ist und sie sonst schlecht wird.

Kauf weniger ein

Beim sechsten Mal reichts mir und ich werde sauer und laut,

Liegt auch an dir

sage ihr, sie soll gefälligst respektieren, wenn ich „nein“
sage.

Nochmals, Belehrungen führen nie zum Ziel

und
sagt: „Ich meine es doch nur gut.“

Das meint sie auch ehrlich.

obwohl sie
wegen Osteoporose Schmerzen in den Armen hat und eigentlich
körperlich gar nichts mehr machen sollte.

Warum mußt du ihr sagen, was für sie gut sei? Sie läßt es mit Sicherheit sein, wenn es ihr nicht gut tut. Außerdem, Bewegung ist gesünder als Nichtbewegung.

Auch regt sie sich immer schrecklich auf, wenn ich Reste
wegwerfe.

Geht mir auch so - sicher vielen, die Mangeljahre erlebt haben.

Wenn ich nicht schnell genug reagieren kann, sammelt
sie die Reste von den Tellern in ihrem Teller

Mach doch die Teller nicht so voll, du kannst doch bei Bedarf nachschöpfen. Der Rest bleibt im Topf. Koche kleinere Portionen. Wenn es dann nicht reicht, ißt man halt noch ne Scheibe Brot.

Besonders schlimm ist es, wenn wir in einem Restaurant essen.
Dort kann ich die Portionen nicht vorher abschätzen und für
sie ist es ein Unding das „schöne Essen“ zurückgehen zu lassen

Nimm doch Plastiktüten mit, in die du die Reste einfüllst und mitnimmst.

so dass wir zur Belustigung der
anderen Gäste beitragen.

Doch nur sie. Es sei denn, du beteiligst dich an einem Streitgespräch.

Weiß der
Kuckuck was sie zu finden hofft.

Welche Antwort erhälst du auf eine liebevolle Frage?

Aber jeden Tag die selbe
Leier: „Komm, gehen wir zum Frisör. Du musst dir deine Haare
mal wieder schneiden lassen.“.

Nicht widersprechen, sondern: ja Oma, morgen

und vermeide alles meine Oma zu bevormunden.

Das glaube ich dir nicht.

Ich weiß, groß ändern werden wir Oma nicht mehr
können,

Gut erkannt. Du kannst nur dich ändern.

aber vielleicht hat jemand Tipps, wie ich am besten
reagieren könnte, um Konflikte zu vermeiden,

Das kommt immer auf die jeweilige Situation an.

Mit meiner Oma vernünftig reden bringt überhaupt
nichts, sie ist für Kritik völlig unempfänglich,

Gut erkannt. Also laß es sein.

„sie meint es
ja nur gut“

Das meint sie auch ehrlich

und fühlt sich unverstanden,

verständlich

packt ihre Koffer und packt sie erst
wieder aus, wenn ich mich bei ihr entschuldige.

Laß das. Passiert etwas Gefährliches, wenn du dich nicht entschuldigst? Wenn ja, was?

bin deshalb für jeden Input,
jede Erfahrung und jeden Tipp dankbar.

Du kannst die Lebenserfahrungen, die deine Oma machte, niemals nach deinem Gusto zurechtrücken. Nochmals: kein Widersprechen, kein Belehrenwollen.

Gruß
Otto

(man kann in einem
stillen Moment, dem Kellner ja die Situation erklären,

muß man nicht, ich habe es doch bezahlt, also gehört es auch mir und nicht dem Wirt

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(man kann in einem
stillen Moment, dem Kellner ja die Situation erklären,

muß man nicht, ich habe es doch bezahlt, also gehört es auch
mir und nicht dem Wirt

Huhu

nein, muss man nicht - aber ich hatte den Eindruck, der UP ist die Situation sehr unangenehm und ein Doggybag zu verlangen ist wohl tatsächlich nicht jedermanns Sache, weil manche glauben, es wirke geizig (so die moderne Variante von „lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt was geschenkt“…)

Gruss, Sama

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Jetzt sag ich Dir mal was: Ich bin die Pflegeperson einer 88 Jährigen mit Pflegestufe 2, die bei jeder Bewegung Schmerzen hat, dank eines anscheinend nicht gut verheilten Kniebruchs vor 5 Jahren und einer künstlichen Hüfte, und die wegen einer Augenkrankheit auf einem Auge blind, auf dem anderen Auge ebenfalls stark sehbehindert ist.

Ich bin außerdem alleinerziehende Mutter, Studentin und finanziere mein Leben und das meiner Tochter ohne die Hilfe von Behörden allein durch meine Einkünfte als als Nachhilfelehrkraft.

Was ich brauchen kann sind Ermutigung, Aufmunterung und Zuspruch um diese Mehrfachbelastung zu schaffen, nicht jedoch auch noch Vorwürfe oder gar Unterstellungen, wie Du sie von Dir gibst. Aber es gibt anscheinend Leute, denen es Spaß macht auch noch nachzutreten, wenn es Leuten ohnehin schon schlecht geht und sie mit den Nerven am Ende sind wie ich.

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Hallo Sama,

vielen Dank für Deine Anregungen. Ja ich denke auch, dass das mit dem Essen daran liegt, dass es während des Krieges wenig Nahrung gab und deshalb noch heute jeder kleinste Bissen wertvoll ist.
Vor allem am Wochenende bekomme ich es gut hin, dass ich die Portionen passend koche, so dass es nicht zuviel ist und nichts übrig bleibt. Aus Zeitgründen muss ich unter der Woche allerdings oft auf Fertiggerichte zurückgreifen und kann nicht frisch kochen und da klappt es nicht so gut. Kleine Packungen reichen oft nicht für 3 Personen, bei Großpackungen bleibt was übrig und genau dieses Zuviel ist für meine Oma schlimm. Vielleicht sollte ich dann doch lieber nur noch kleine Packungen bei Fertiggerichten nehmen und wenn noch wer Hunger hat, gibt’s einfach noch was aus dem Kühlschrank.

Manche Restaurants haben Gott sei Dank schon Seniorenangebote (spezielle Seniorenportionen) oder Menüs für Kinder, auf die wir zurückgreifen können. Leider haben wir auch schon erlebt, dass man meiner Oma kein Kinermenü (kleinere Portion) bringen wollte, weil das Angebot nur für Kinder bis 10 Jahren galt.

Wir werden beim nächsten Mal die Reste für später einpacken lassen. Wenn noch viel vom Essen übrig geblieben ist, lohnt sich das auf jeden Fall. Ehrlich gesagt ist mir das offizielle Einpacken lassen lieber, als selber eine Dose mitzubringen und das Restessen heimlich und verschämt einzupacken. Das sieht irgendwie nach „arme Leute“ aus, jedenfalls fühlt sich das für mich so an.

Liebe Grüße
Tanja

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Hallo Sabine,

unsere jetztige Wohnsituation ist nur vorübergehend. Wie in meinem ersten Posting schon erwähnt, hat meine Oma bisher bei meiner Mutter gelebt. Die Situation war auch nicht optimal, da meine Oma und meine Mutter nicht sehr gut miteinander auskamen, was aber nicht nur an meiner Oma lag. Eigentlich war gedacht, dass mein Bruder mit Oma zusammenzieht und er sich um sie kümmert. Leider ist zwischenzeitlich auch meine Mutter pflegebedürftig geworden und so haben wir die Pflege unter uns aufgeteilt. Mein Bruder ist zu meiner Mutter gezogen (hat praktisch das Zimmer meiner Oma übernommen) und meine Oma ist zu uns gezogen.
Da meine Whg. für 3 Leute nicht ideal ist, habe ich nach einer neuen Whg. gesucht und es sieht so aus, dass Oma, meine Tochter und ich Ende August/Anfang September in eine größere Wohnung umziehen. Ich hoffe nächste Woche den Mietvertrag unterschreiben zu können.
In der neuen Wohngegend gibt es tatsächlich - habe mich heute nach Deinem Posting im Internet informiert - einen Seniorentreff vom Roten Kreuz. Ich werde sobald ich die Zeit finde mal bei denen vorbeischauen, vielleicht gleich mit Oma, und schon mal ein wenig auskundschaften, was der Seniorentreff so für Aktivitäten anbietet.
Ich habe bemerkt, dass meiner Oma oft langweilig ist, aber ich kann mich nicht den ganzen Tag um sie kümmern. Sie benötigt auch keine 24-Std.-Pflege, sondern einfach eine sinnvolle, nicht anstrengende Beschäftigung. Dazu kommen im Moment noch die hohen Temperaturen und das schwüle Wetter, wo man mit alten Leuten besser nicht rausgehen sollte. Also sitzt sie oft untätig rum und kommt dann halt auf so Ideen wie mich dazu zu überreden zum Frisör zu gehen usw.

Auch habe ich irgendwie das Gefühl sie denkt, sie wäre bei uns, um uns zu helfen und zu unterstützen, obwohl es ja eigentlich andersrum ist. Und wenn ich ihre „Hilfe“ abblocke, bin ich natürlich undankbar und sie fühlt sich unnütz. Ich kann mir echt gut vorstellen, dass sie in einem Seniorentagestreff nicht mehr gelangweilt wäre und vielleicht konzentriert sie sich dann auf andere Dinge - vielleicht findet sie bei den anderen Senioren sogar ein neues Hobby? - und ich bin dann nicht mehr so sehr ihr Objekt des Interesses.

Liebe Grüße
Tanja

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Hallo Fo,

vielen Dank für Deine Kritik und Anregungen.
Ja es stimmt, ich muss versuchen alles gelassener zu sehen, hat mir übrigens meine Tochter auch schon gesagt :smile: Vielleicht sollte ich selbst mal eine Angehörigenberatung in Anspruch nehmen. Ich bin froh, dass meine Oma kein Alzheimer hat, stelle ich mir echt stressig vor. Ich glaube für mich ist ab und zu auch „Abwechslung“ nötig, besser gesagt ein Ausgleich, etwas das ich nur für mich mache, ohne meine Oma. Zur Zeit erlebe ich nur Stress, Stress, Stress und da ist es schwer auf Anmerkungen meiner Oma „lustig“ oder gelassen zu reagieren. Ich möchte aber alles mir Mögliche tun, um die Situation zu verbessern, so dass sich weder meine Oma noch ich uns übereinander ärgern müssen.

Liebe Grüße
Tanja

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Hallo,

der einzige Tip, den man Dir geben kann, ist, doch mal ernsthaft über ein Heim oder zumindest eine Tagespflege für Deine Oma nachzudenken.
Deine Oma zeigt ganz klare Merkmale einer dementiellen Erkrankung und damit „umzugehen“ wirst Du als offensichtliche Laiin (wie schon Deine Überschrift zeigt) nicht lernen können.
Und es wird immer schlimmer werden - schleichend. Deine Oma ist wahrscheinlich jetzt schon teilweise in einer ganz anderen Realitätsebene, in der ihre Erinnerungen und Prägungen langsam beginnen, die Wirklichkeit zu überlagern.

So sehr es Dich ehrt, was Du für deine Oma versuchst zu tun - Du wirst es höchstwahrscheinlich nicht angemessen schaffen. Deine eigene eh’ schon schwierige Situation hast Du ja bei einigen Deiner Antworten anklingen lassen.

Es gibt eine durchaus unschöne aber leider realistische Verlaufsperspektive, die Du Dir auch mal überlegen solltest:
Die meisten Mißhandlungen älterer und/oder dementer Menschen finden in der eigenen Familie statt, sehr oft begangen von Angehörigen, die mit den besten Vorsätzen angetreten waren, ihrer Mutter, ihrem Vater oder anderen Verwandten „das Heim zu ersparen“ und deren hoffnungslose Überforderung sich irgendwann mal in Gewalt äußerte.

Überlasse die Betreuung deiner Oma - zumindest zeitweise - lieber geschulten Profis.

&Tschüß
Wolfgang

Hallo, Tanja!

Erst einmal - es ist großartig, daß Du und Dein Bruder so um Mutter und Oma bemühen und sie betreuen! Das Glück haben nicht viele alte Menschen heutzutage!

Du hast ja schon viele hilfreiche Antworten erhalten - das Problem mit dem Essen kenne ich auch:Kriegs-Nachkriegsgeneration! Aber daß jetzt zu viele Lebensmittel einfach vernichtet werden, ist auch klar - Brot vom Vortag,etc. Essensreste im Restaurant einpacken zu lassen und mit zu nehmen ist keinesfalls „armselig“ - ich habe Bekannte, die bewußt eine normale Portion bestellen und schon die Reste eingeplant haben " da brauche ich morgen nicht kochen"! Na, und auch das Restaurant hat weniger Müll zu entsorgen!

Hoffentlich klappt es mit den Seniorentreffs! Es wäre ein doppelter Vorteil - neue Menschen zum Plaudern, vielleicht ein Hobby? Auch im Alter kann man Neues lernen - Kartenspiele, Socken stricken, was immer!

Und für die anderen Probleme, die Du mit Deiner Oma hast, so aktiviere Deine beiden Ohren - bei einem hinein, beim anderen hinaus!

Wie gesagt - Hochachtung für Deine Fürsorge und Geduld!

Alles Gute und viele Grüße

Mannema

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Hi,

ich finde es immer wieder erbauend, wenn Leute wie du derart pampig reagieren. Können wir hier wissen, dass du Fachkraft im Pflegebereich bist und schon über langjährige Erfahrung verfügst? Nein! Hättest du dieses vorher erwähnt, hättest du dir deine ziemlich unpassende Antwort ersparen können, denn dann wäre der Beitrag von konzepi in eine andere Richtung verlaufen, die dir vielleicht mehr geholfen hätte.

Kopfschüttelnd
Barbara

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Nun, für den oder die Pfelgenden ist so ein Zustand immer schwierig und guter Rat ist teuer. Offensichtlich sind die Meistend er Meinung, diese Person ins Altenheim abzuschieben. Da aber so etwas für dich wohl ein „No Go“ ist, musst dDu mit der Situation klarkommen. Dafür gibt es keinen Rat, sondern einfach die Nerven behalten.

Grüßle
Bernd Stepahnny

Hi,

noch ein ganz xotischer Vorschlag zum Therma Essen und REste: Reste von heute kann man morgen aufwärmen bzw. zu eiunem neuen Gericht weiterverarbeiten. Müßte mit so ziemlich jedem Essen möglich sein.

die Franzi

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Hallo Wolfgang,

eigentlich wollte ich hier in diesem Forum nicht soviel von meiner Familiengeschichte preisgeben, aber es dient denke ich dem Verständnis.

Ich fühle mich meiner Oma sehr verpflichtet, weil ich teilweise bei ihr aufgewachsen bin, während meine Mutter mit irgendwelchen Kerlen in der Welt rumgetingelt ist. Hätte es meine Oma nicht gegeben wäre ich damals als uneheliches Kind wohl ins Heim gekommen. Mein ganzes Leben hat nur meine Oma zu mir gehalten. Als ich mein Abi nachgeholt habe, trotz kleinem Kind, war es meine Oma, die mich emotional und finanziell unterstützte, von meiner Mutter kamen nur dumme Sprüche. Auch als ich schwer erkrankte und in einem Jahr mehrmals ins Krankenhaus musste, hat meine Oma alles stehen und liegen lassen und hat sich um mein damals kleines Kind gekümmert, damit es in der Zeit nicht in eine fremde Pflegestelle musste.

Aus diesen Gründen ist es für mich selbstverständlich mich um meine Oma zu kümmern, jetzt wo sie pflegebedürftig ist und selbst Hilfe braucht. Und weil Du Misshandlung von alten Menschen angesprochen hast, bei meiner Mutter könnte ich da wirklich für nichts garantieren so schlecht wie unser Verhältnis ist. Deshalb ist das auch die Sache meines Bruders.

Wie ich auf das Posting von Sabine (glaub ich war’s) schon sagte, habe ich mittlereile recherchiert, dass es in unserer hoffentlich baldigen neuen Wohngegen einen Seniorentreff gibt. Dort werden Beratungen für betreuende Angehörige angeboten, sogar kostenlose Pflegekurse für angehörige Pflegepersonen. Auch eine Seniorentagesstätte gibt es und das werden wir auch in Anspruch nehmen.

An beginnende Demenz hatte ich übrigens noch gar nicht gedacht. Ich werde beim nächten Arztbesuch mit meiner Oma das auf jeden Fall ansprechen.

Liebe Grüße
Tanja

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ich gebe hier meine Erfahrungen wieder - pflege schon einige Jahre meine demente Ehepartnerin - alleine. Mit den Tipps, die ich nannte, ist unser Zusammenleben sehr harmonisch und für mich weniger belastend.

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Guten Tag,

dass du Fachkraft im
Pflegebereich bist und schon über langjährige Erfahrung
verfügst?

Wo steht das?

MfG
GWS

Vorsicht Ferndiagnose!!!
Moin!

Ich weiß nicht, woher du deine Diagnose nimmst, aber aus dem Ursprungsposting geht nirgendwo auch nur ansatzweise hervor, dass die Oma dement wird.

Was deutlich wird ist, dass sie sich langweilt.

So, wie es beschrieben wurde, muss die Oma eben noch nicht von Profis gepflegt werden und imhO sollte man dann der Enkelin nicht einreden, sie solle diese Fürsorge aufgeben. Es ist schlimm genug, dass soviele alte Menschen keine pflegenden Angehörigen haben.

Dass ein Mensch, der sich nicht mehr nützlich machen kann, nervig sein kann, ist uns doch wohl allen klar. Er sollte deshalb nicht in die Demenzecke abgeschoben werden und auch nicht in die unpersönliche professionelle Pflege. Dann fangen die Probleme nämlich wirklich an!

Die Ursprungsposterin hat die Probleme bereits sehr gut analysiert, nur der Stress macht es ihr schwer, Dinge leichter zu nehmen. Sie wird aber ganz sicher einen Weg finden, diese Aufgaben zu meistern.

Gruß, Fo

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