Servus Christian,
Ahja, nun gut. Noch mal: es geht hier nicht um mich. Wo
außerhalb des Internets findet man Aufklärung? Wenn Du meinst,
Information wäre eine Holschuld, denkst Du auch an jene Bürger
und Bürgerinnen, die kein Internet haben?
man kann bei der EU auch anrufen…
Das probiere ich mal aus… Hast Du die Telefonnummer?
Es ist schon interessant, daß Du in Zeiten, in denen die
Informationsbeschaffung so leicht ist wie noch nie zuvor, ein
Informationsdefizit postulierst.
Ja, aber das ist doch nicht nur meine Meinung. Du hast vielleicht schon Erfahrung welche Seiten vertrauenswürdig sind. Ich (und die anderen Politdilettanten müssen suchen) Da spielt natürlich auch Faulheit und Ungeschicktheit (nenn es von mir aus Dummheit) mit. Aber wenn ich bei mehreren Versuchen immer noch 1500 Seiten erhalte, wende ich mich anderen Dingen zu.
Das erste Mistverständis: Du kannst mich vielleicht dazu
bringen mich im Internet zu informieren. Du kannst mir z. B.
gute Quellen nennen die mich über, was wäre denn ein gutes
Beispiel? Das vielleicht: Warum Krümmung bei Gurken oder
Bananen wichtig ist. (achja bitte bitte, zerstöre diesen
Mythos, ich hab sicher schon 47 Minuten gegoogelt ohne eine
vernünftige Antwort zu finden)
Das ist der Grund, warum ich in dieser Diskussion vor allem
Resignation empfinde: Das Thema Bananenkrümmung hatten wir
schon in der letzten Runde Anfang 2006 erldigt:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
Jetzt bin ich resigniert. Das alles soll ich lesen? Ok, werde ich am Wochenende tun.
Deine Abneigung gegen die EU - auch wenn Du anderes behauptest
- ist also - zumindest hinsichtlich Bürokratie -
offensichtlich so stark, daß Du nicht einmal die Falsifikation
Deiner Argumente zur Kenntnis nimmst.
Genau, ich befürworte ja die EU. Die ist ja für Europa, und hier vor allem für die kleineren Länder ein Segen. Nur dass das nicht falsch verstanden wird.
Was die Bürokratie betrifft: Natürlich müssen große Organisationen (das gilt auch für Firmen) bürokratisch verwaltet sein. Ich arbeite in einer großen Firma, und die Zeit die ich für bürokratische Arbeiten innerhalb der Firma hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Ich verwende jetzt beinahe ein Drittel meiner Arbeitszeit für Formulare oder Mailanträge innerhalb der Firma. Na gut, dafür werde ich auch bezahlt. Was mich jedoch ärgert: wir verlieren viele Kunden denen einiges bei uns zu lange dauert. Die meinen ich könnte ja ein Telefonat oder mein Mail an die betreffende Abteilung schicken… Ich muss dann immer sagen, das würde ich gerne tun, aber es geht nun mal den bürokratischen Weg. Daher kommt vielleicht meine Abneigung an (zu viel) Bürokratie. Ich weiß auch, dass das vielleicht ungerecht ist auf die EU zu übertragen.
der Mehrheit der halbwegs politisch interessierten. Jene die
zwar in den Zeitungen den Politikteil lesen, vielleicht das
eine oder andere Ö1Journal hören oder Diskussionen im
Fernsehen mitverfolgen, aber kaum Lust, Geduld oder Zeit haben
im Internet zu suchen. Die erhaschen vielleicht ein mal in der
Woche eine gute Information, wenn’s gut geht. In Österreich
ist der Informationsstand über Innenpolitik gar nicht so
schlecht.
Na, dann seid Ihr Österreicher besser als wir Deutschen. Bei
Umfragen stellt sich rgelmäßig heraus, daß die Deutschen
mehrheitlich keine Ahnung von Politik hat. Wenn Du ehrlich zu
Dir selbst sein willst, überrasche doch mal einen Kollegen,
Freund, Bekannten oder Verwandten mit Fragen nach Namen von
Ministern oder Parteivorsitzenden, nach der Zahl von
Abgeordneten oder dem Namen ihres Abgeordneten.
Naja, wahrscheinlich ist es in Österreich nicht besser als in Deutschland. Aber wir haben jetzt eine neue Regierung. Und schon bei der Alten wurde viel diskutiert und gestritten. Auch das ist lehrreich, so dringt es wenigstens an die Öffentlichkeit. Da wissen die Leute wenigstens wer für was steht. Außerdem hat sich in den Schulen die Ausbildung verbessert. Die wissen jetzt was National- und Bundesrat machen, wie viele Abgeordneten dort sitzen usw. auch wenn es viele von ihnen vergessen…
Ich möchte jedes mal schreien, wenn man Scheinvorteile der EU
verkauft. Für wie dumm halten uns die eigentlich? Aber wie
viele Arbeitsplätze gesichert werden, weil wir eben im großen
Markt leben sieht man nicht.
Aber deswegen sollte man nicht davon ausgehen, daß es sie
nicht gibt.
Hier hätten wir das zweite Mistverständnis. Ich weiß ja, dass
es da viele Arbeitsplätze gibt, die wir dem großen Markt
verdanken. Schade, dass darüber nicht geredet wird.
Stattdessen wurde unwahrscheinlich viel Geld für komische
Hochglanzwerbung ausgegeben. Stichwort Ederer-Tausender und
Umtauschvorteile.
Mir geht das alles zu sehr durcheinander. Die Propaganda, die
von der österreichischen Politik ausgegeben werden, kannst Du
kaum der EU anlasten und was die Zahl von Arbeitsplätzen
angeht, ist allein schon das Ausbleiben von derartigen Zahlen
positiv zu werten, weil jede Zahl dieser Art einfach nur
geraten sein kann.
Naja, wer für die patscherte EU-Werbung verantwortlich ist, ist mir letztendlich egal, die PR-Firma, unsere Bundesregierung oder die EU. (ich mache ja nicht die EU verantwortlich) Ich hab mich darüber geärgert, da wurden viele Chancen vertan. Was die Arbeitslosenziffern angeht, wir werden es nicht wissen. Aber die Mitgliedschaft bei der EU hat sicher die Situation etwas entschärft.
Dann erinnere ich mich an die wenig
informativen halblustigen TV-Spots. Wenn man all das Geld das
man dafür verwendet hat in kritische Informationssendungen
steckt wäre schon viel gewonnen. Ein mal im Monat
Europajournal (außer den Sommermonaten) ist nicht genug. Wenn
man jede zweite Sendung verpasst bleiben gerade vier Sendungen
im Jahr.
Auch hier: Die EU kann nichts für die Programmgestaltaung der
östereichischen Fernsehsender.
Bin ich nicht ganz Deiner Meinung. Schauen wir was da in Österreich passiert. Da werden Fernsehen und Radio förmlich eingeladen. Parlamentspräsident, Kanzler, Vizekanzler, Minister und Abgeordnete raufen sich um die Mikrofone… Nein, das ist natürlich übertrieben, aber wahr ist dass da sich schon bemüht wird öffentlich und transparent zu sein. An der Verwirklichung der Sendung ‚Hohes Haus’ war auch das Parlament beteiligt.
Die Armutsgrenze liegt also in Österreich bei € 785 im Monat.
Selbst inflationsbereinigt ist das erheblich mehr als das, was
ich als Student zur Verfügung hatte. Wer damals behauptet
hätte, daß ich arm sei, dem hätte ich - je nach Stimmungslage
- ein paar auf die Nase gehauen oder ich hätte ihn ausgelacht.
Wann hast Du studiert?
Spielt ja keine Rolle, schließlich schrieb ich
„inflationsbereinigt“.
Naja, hier haben wir ein kleines Problem. Zwar ist hier die offizielle Inflation gering, aber gerade die Preise für Produkte des täglichen Bedarfs steigen unverhältnismäßig schnell. Essen, Wohnen…
Also: Es geht hier um Leute die von 500
bis 700 € leben.
Nein, es geht um Menschen, die pro Kopf weniger als 785 Euro
zur Verfügung haben.
ja, und viele haben weniger. Es ist ja so, dass Du mit 785 € vielleicht noch ganz gut über die Runden kommst…
Da sind etwa 300 000 Menschen hierzulande,
die unter 630 € in prekären Arbeitsverhältnissen verdienen.
(Das sind die alten 8300 Schilling die vor 12? Jahren schon
als Armutsgrenze galten)
Die damals nicht mehr oder weniger aussagekräftig war. Ich
werde mich auf die Diskussion nicht schon wieder einlassen.
Das endet dann im Zweifel wieder damit, daß mir erkärt wird,
daß jeder, der nicht mindestens ein Mobiltelephon hat,
bettelarm ist, „weil der Lebensstandard nun einmal so ist“.
So traut sich ja nicht mal die ÖVP zu argumentieren.
Mein Essen heute:
Ein belegtes Brötchen (0,25 (Brötchen) + 0,15 (halbes Ei) +
0,05 (eine Scheibe Salami) = 0,45)
ein Hähnchendöner (1,85)
eine Handvoll Möhren (0,25)
voraussichtlich Nudeln mit einer selbstgemachten
Tomaten-Kräutersauce (0,75)
zwei Flaschen Wasser (0,38)
ein halber Liter Orangensaft (1,99)
Summe: 5,67,
da würdest Du schon um 77 Euro im Monat mehr ausgeben
davon mindestens 1,99 entbehrlich
immer noch 10 € mehr, als die Armen in Österreich durchschnittlich für Essen zur Verfügung haben. (Schätzung Caritas 100 € im Monat)
- Die dürfen auch nicht krank werden.
Gibts keine Krankenversicherung in Österreich?
Freie Dienstnehmer und Werkverträgler sind zwar krankenversichert, bekommen aber kein Tagegeld. Wenn Du also 1 Monat krank bist, erhältst Du kein Geld.
Dazu muss man bedenken, dass die Wohnungskosten in Städten wie
Wien, Salzburg und Graz stark gestiegen sind. Da bekommst du
kaum eine Substandardwohnung (WC und Wasser am Gang) unter 300
€, Betriebskosten nicht mitgerechnet. Und die werden gesucht.
Vernünftige Wohnungen kosten schon mal 500 € und mehr.
Du unterstellst, daß alle „armen“ Menschen in Großstädten
wohnen und das auch noch allein. Kommt mir zwar komisch vor,
aber bitte.
Auch wenn ich das so nicht gemeint habe, aber das stimmt schon. Nicht dass es am Land keine Armmut gibt, siehe Bergbauern usw. Aber Armmut ist in den Städten ein größeres Problem als auf dem Land. In der Stadt sind auch die Lebenserhaltungskosten höher.
Gemeindewohnungen sind schwer zu bekommen, man muss mindestens
ein Jahr warten. Und wenn man sie hat sind sie auch nicht
gerade billig. Nein, bitte nicht das Argument, die könnten
ausweichen. Wohin? Ins südliche Burgenland oder Oststeiermark?
(Absolut nichts gegen das Burgenland oder die Steiermark) Wo
zwar die Wohnungen billiger sind, aber noch schwerer Arbeit zu
finden ist?
Oh, jetzt verstehe ich: Die Menschen arbeiten in einer
Großstadt, wohnen alle dort und zwar allein und verdienen
trotzdem weniger als 785 Euro im Monat. Hm…
Witzigerweise lese ich gerade, daß z.B. in Wien jeder
alleinstehende Bedürftige 712 Euro Sozialhilfe im Monat
bekommen kann.
Hier gehen Theorie und Praxis auseinander. Es bekommt eben nicht jeder 712 € da sind bestimmte Bedingungen daran geknüpft. Ich werde das noch genauer recherchieren. Ich glaube es sieht so aus:
Man muss schon Arbeitslosengeld bezogen haben, und das geht nur, wenn Du vorher richtig angestellt warst. Das gilt aber nicht für freie Arbeitnehmer. Hier hat sich etwas getan, bzw. wird sich etwas tun. Wenn es mehr als kosmetische Änderungen zum Positiven gibt, dann werde ich das natürlich lobend erwähnen.
Daher scheint mir das die Untergrenze für alle
Diskussionen zu sein. Wohnungen gibt es in Wien für 300 Euro,
der Strom für so eine Butze kostet nicht mehr als 30 Euro im
Monat, meinetwegen 20 Euro für Telephon, damit bleiben 362
Euro für Lebensmittel. Wenn ich mir meine Rechnung für heute
so anschaue, sollte man damit auskommen können, wenn man auf
Alkohol, Zigaretten und McDonalds verzichtet.
Es ist jedenfalls Tatsache, dass in Wien Menschen auf der Straße (in Klos, auf U-Bahnbänken usw. leben). Ich sehe sie täglich. Die Obdachlosenheime sind überfüllt und die Caritas ist überfordert. Die Menschen auf der Straße werden mehr, nicht weniger. Ich such mal den Caritasbericht und werde ihn nachreichen.
Siehe hier: http://www.caritas-wien.at/188_1882.htm
Ist zwar schon älter trotzdem informativ.
Pendeln? – noch teurer. Bei Lebensmittel hast Du
Steigerungsraten von 7 % (und beim Fleisch mehr) während
Renten und Löhne Steigerungen von 1,bissiwas haben. Heizung
und Strom musst auch noch rechnen. Da kommst Du zu der Zahl:
100 € im Monat für Lebensmittel, für viele sogar weniger. Da
darf nichts passieren wie Reparaturen an Heizung udergl…
Bei uns ist für Reparaturen der Vermieter verantwortlich. Oder
sind die eine Million Menschen alle Hausbesitzer…? Dann müßte
man die Argumentation allerdings etwas umstricken.
Kommt auf den Mietvertrag an und was kaputt ist. Ich hab jedenfalls meine warten lassen müssen.
Das ist doch nur konsequent, wenn sich die Bürger auch nicht
um die Politik kümmern bzw. sich noch bestenfalls für die
Bundespolitik. Nach Landes-, Europa- oder Kommunalpolitik
braucht man den überwiegenden Teil der Bervölkerung gar nicht
erst zu fragen.
Ist zumindest hier nicht wahr. Die Leute wissen was sich in
den Ländern und im Bund tut. (Wenn auch immer noch bei den
meisten zu wenig.) Und es ist auch Diskussionsstoff. Aber wer
kennt schon seine EU-Abgeordneten? Wer weiß was in den letzten
Sitzungen im EU-Parlament besprochen bzw. beschlossen wird?
Wer weiß welche Fraktionen für was stehen?
Ich wäre beeindruckt, was für großartige Staatsbürger Ihr
Östereicher seid,
danke
wenn ich Dir glauben würde.
na ja, dass die Österreicher vielleicht ein ganz klein wenig informierter sind, als die Deutschen, liegt vielleicht nur daran, unsere Regierungsmitglieder nicht ganz so langweilig sind wie Eure* – siehe Andrea Kdolsky - die merkt man sich z. B. ganz leicht.
*ok naja, bis auf unseren Vizekanzler Pater Willi Molterer. Von dem habe ich noch nie eine Rede zu Ende gehört. Bin immer vorher eingeschlafen.
Ich bleibe dabei: Information ist auch eine Holschuld und noch
viel entscheidender ist, daß man nicht alles einfach glauben
sollte, was einem über die EU an negativen Dingen erzählt
wird.
Wenn sich nichts ändern soll, hast Du sicher recht. Ich will
es jetzt anders formulieren. Gute Information kann man finden,
aber die meisten tun sich schwer. Das Problem ist nicht mehr
Inflationsarmmut, sondern Informationsflut.
Ich glaube eher, daß Deine selektive Wahrnehmung und
Voreingenommenheit die wesentlichen Ursachen für Deine
Probleme mit der EU sind.
Du bist ganz schön voreingenommen – mir gegenüber… Ich glaube, dass Du da den falschen Hund anbellst. Ich stehe der EU positiv, wenn auch kritisch gegenüber. Das selbe gilt für Österreich und Wien bez. deren Institutionen. Und das ist selbstverständlich so. Man sollte jeder Institution kritisch gegenüberstehen. Zu sagen, juchu in der EU /Deutschland /Österreich/Wien wo auch immer läuft alles richtig ist genau so dumm wie zu sagen, es läuft alles falsch.
Ich schimpfe auch über die österreichische Bundesregierung, und über die Wiener Landesregierung. Das solltest Du mal hören, und stehe trotzdem zu Österreich bzw. Wien.
Mit der EU ist es nicht anders.
Ich glaube jetzt, das mit der Bürokratie bzw. Mythen haben wir ausreichend geklärt. Du hast für mich einigermaßen ausreichend entkräften können, dass die EU ZU bürokratisch ist. Hilfreich wäre für mich natürlich wenn Du mir vertrauenswürdige und informative (Bitte keine Propaganda) Seiten nennen könntest. Einen Mythos hätte ich noch: aber den bitte nicht aufklären. Das ist die Lautstärkenregelung in Oper udergl. Das ist mir ganz recht so. Wenn ich wieder mal in die Oper verschleppt werde, kann ich Banause dann ein wenig schlafen, ohne von Posaunen und ähnlichem aufgeweckt zu werden.
Natürlich bleibt für mich der Wunsch nach mehr Bürgernähe. (Ok wünschen kann ich mir viel, wie den Weltfrieden (wie naiv)) usw. Was mir noch fehlt: In Österreich und in anderen Ländern gibt es Armmut. (Auch wenn Du mir das im Fall von Wien nicht glaubst, geh wenn Du das nächste Mal in Wien bist ganz zeitig in der früh in einer beliebigen U-Bahnstation auf’s Klo und zähle die Leute die dort schlafen.)
Was ich gerne klären würde: Kann da die EU Deiner Meinung nach etwas unternehmen? Kann sie die Länder nur aufrufen etwas zu tun, wie 2000/Lissabon? Kann sie mehr tun?
Das sollte natürlich ein Anliegen für das Land, den Bund, die Eu und den ganzen Erdkreis* sein
*Wer verklickert IHM ganz vorsichtig, dass es Erdkugel (oder noch besser Geoid) heißen soll…
Servus
Herbert