Wird bei einer Beerdigung der Pfarrer von der Kirche bestellt oder haben Angehörige auch ein Mitspracherecht?

Ein schockiertes Hallo allerseits!
Warum schockiert?
Letzte Woche war ich auf der Beerdigung einer sehr guten Freundin, die leider an einem Keim in der Blutbahn gestorben ist.
Der Pfarrer war ein Inder und man hat ihn kaum verstanden, weil er sehr schlechtes Deutsch sprach.
Alle waren natürlich sehr enttäuscht darüber, da das ja nicht irgendeine Spaßveranstaltung ist und ein geeigneter Pfarrer schon angemessen wäre.

Meine Frage deswegen: Werden die Pfarrer von der Kirche geschickt oder kann man als Angehöriger auch ein Veto einlegen und sich gar einen Pfarrer für die Messe aussuchen? …

Servus,

wenn es den Angehörigen egal ist, kann eben so eine Veranstaltung dabei herauskommen.

Dass es ihnen egal war, haben sie gezeigt, indem sie vor der Beerdigung keinerlei Kontakt mit dem Pfarrer suchten.

Erstaunlich übrigens, dass sie gar nicht wussten, wer ihre Gemeinde als Geistlicher betreut.

Schöne Grüße

MM

Servus,

noch eine Frage zum Ablauf der Chose: Da Du von „Messe“ sprichst, geht es vermutlich um einen Priester der römisch-katholischen Kirche. Ist die Bestattete denn an einem anderen Ort (Klinik?) verstorben? Sonst wäre doch der indische Priester bereits zur Krankensalbung bestellt worden und damit kein überraschend auftretender Unbekannter mehr?

Beiläufig: Für die Wirksamkeit der Wandlung bei der Totenmesse ist die Sprache nicht von Belang - der „character indelebilis“ eines Priesters ist nicht auslöschbar.

Schöne Grüße

MM

Zunächst mein Beileid zum Tod der guten Bekannten!

Daß die katholische Kirche schon seit langem an Priestermangel leidet ist bekannt - und es ist ein regionales Problem (z.B. in Deutschland). In Indien, Polen (und anderen Ländern) gibt’s hingegen zu viele Priester. Je nach Überzeugung des Bischofs finden sich in manchen Diözesen daher entweder viele hauptamtliche Laien (wie z.B. Pastoralreferenten) mit entsprechenden Beauftragungen - oder eben ausländische Priester, die die Dienste an den Gemeindegliedern versehen. Das hat also unter Umständen gar nicht mal etwas mit Urlaubszeit o.ä. zu tun, sondern kann durchaus ein Dauerzustand sein. Und solange die Gemeindeglieder dazu stehen, daß ihnen die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche wichtiger als die Verständlichkeit der Verkündigung ist, wird es immer wieder solche Fälle geben.

Grundsätzlich ist es natürlich möglich, auf einen anderen Geistlichen auszuweichen. Doch wenn man bedenkt, daß eine kath. Pfarrei heute locker 10.000-20.000 Gemeindeglieder pro Priester haben kann, und daß in manchen Diözesen jede dritte Pfarrei mit einem ausländischen Geistlichen besetzt ist, dann muß man auch die „einheimischen“ Pfarrer verstehen, die weniger „nicht Willens“ als vielmehr gar nicht in der Lage sind, da auszuhelfen, wo sprachliche Barrieren zum echten Hindernis werden (und gerade für Inder ist Deutsch auf Grund der völlig unterschiedlichen Betonung und Lautbildung wirklich eine fiese Sprache).

Daß das gerade bei Anlässen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen zu Konflikten führt, liegt in der Natur der Sache. Da sind einfach auch viele Angehörige (Freunde…) im Gottesdienst, die die Einstellung „mir ist ein ordentlicher Priester wichtig“ nicht teilen. Ändern wird sich das aber auf absehbare Zeit eher nicht, da der Priesternachwuchs meines Wissens zur Zeit nicht im Wachsen begriffen ist. Es bleibt dann nur, zu respektieren, daß es - in diesem Fall - dem Verstorbenen wichtig war, zu dieser Kirche zu gehören und nach ihren Bräuchen beigesetzt zu werden, auch wenn das mit weniger schönen Begleiterscheinungen wie der Unverständlichkeit des Predigers verbunden war.

Martinus

Man nennt solche „Bezirke“ "Gemeinde. :slight_smile:

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Als vor wenigen Monaten meine Tante verstarb, war die Beerdigung sehr, sehr persönlich gestaltet. Allerdings kannte der Pfarrer sie bereits zu Lebzeiten, sondern ihre Geschwister haben sich selbstverständlich auch vor der Beerdigung mit ihm zusammengesetzt.

:paw_prints:

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Hallo,

nichts verstanden bei einer Beerdigung macht nichts. Ist eh immer der gleiche Sermon, der mit dem Verstorbenen absolut nichts zu tun hat.
Ein bißchen allgemeines Hochloben, ein bißchen Tränendrüsen drücken und dann die Auferstehungshoffnung (= Kirchenwerbung).

Schrecklich, weil absolut unpersönlich. Ich habe mich bei den Beerdigungen meiner Eltern nur geärgert über den Quatsch, der da erzählt wurde von Leuten, die meine Eltern schlicht nicht kannten und sich etwas aus den Fingern sogen. Ich hätte meinen Eltern etwas sehr viel persönlicheres gewünscht.

Als mein Mann starb, habe ich Freunde gebeten, ein paar Worte zu sagen, ganz ohne Kirchenvertreter. Das war weit besser. Eine gute, sehr persönliche Beerdigung und ein echter Abschied.

Gruß, Paran

Mal abgesehen davon, daß Pauschalisierungen wie „eh immer der gleiche Sermon“ so gut wie immer falsch sind :wink: (ich habe auch schon einige platte gehört, kann aber aus eigener Erfahrung - leider - locker 10 ziemlich persönliche Predigten zu Beerdigungen dagegenhalten), frage ich mich ja, wie es dazu:

kam.

Normaler Weise gibt’s vorab ein Gespräch mit dem Pfarrer (Redner…), und da sind Ehepartner und Kinder in der Regel die ersten Ansprechpersonen. Wie persönlich die Predigt dann wird, hängt meiner Erfahrung nach wenigstens zur Hälfte davon ab, wie persönlich dieses Gespräch wurde. Bevor also über den Redner/Prediger hergezogen wird, müßte man wissen, was diesem Menschen als Redematerial zur Verfügung gestellt wurde.

Martinus

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Hallo,

in der katholischen Kirche sind Priester Mangelware. Besonders in der Urlaubszeit, z.T. aber auch für andere Vertretungen, kommen oft ausländische Pfarrer - die dann mehr oder weniger gut deutsch sprechen. Und die eben auch Beerdigungsdienste übernehmen.
Insofern vermute ich, dass das eine katholsiche Beerdigung war?

Über die Zuständigkeiten wurde ja schon geschrieben. Nach der Anzahl der Leute, für die ein Pfarrer zuständig ist, werden die Pfarrstellen zugeteilt. „Veto einlegen“ und „aussuchen“ geht so direkt nicht. Erstmal ist derjenige zuständig, der vor Ort ist bzw. eben die Vertretung hat. Wenn man selbst jemanden hat, der die Beerdigung übernimmt, muss man das zwar absprechen, es dürfte meist aber kein Problem sein.

Ein einfaches „Schicken Sie jemand anderen“ geht normalerweise nicht.

Aber dass es traurig ist, wenn so ein Abschied nicht gut gestaltet ist oder wegen der Sprachschwierigkeiten kaum verständlich, ja, das ist so. Dann hat die Gemeinde offensichtlich keine richtig gute Vertretung gefunden.

Viele Grüße,

Jule

Hallo Ann,

nein, der Zuständigkeitsbereich eines Pfarrers ist nicht unbedingt identisch mit einer Gemeinde. In einer Seelsorgeeinheit sind mehrere Gemeinden, für die ein Pfarrer zuständig ist.
Andererseits kann es in größeren Gemeinden mehrere Pfarrer mit je eigenem Seelsorgebezirk geben (eher im evangelischen Bereich).

Viele Grüße,

Jule

Das kann man sich aussuchen und muss vorher entschieden werden, vor der Beerdigung, was man haben will, entweder einen Pfarrer, wobei es keine Rolle spielt, ob der-/diejenige gläubig war oder nicht, oder dass es nur dann zusteht, wie es hier geschrieben wurde, das hat damit gar nichts zu tun, auch für einen Atheisten spricht ein Pfarrer das letzte Gebet, wenn es gewünscht wird.

Oder einen Trauerredner/eine Trauerrednerin, auch das ist vom Glauben unabhängig, dann kann man entscheiden, ob zur Trauerfeier, meist in einer Kapelle, die Rede gehalten wird, oder am Grab selbst.

Auch trifft man sich vorher mit dem Redner/der Rednerin, um etwas über die verstorbene Person aufzuschreiben, also über das Leben und bestimmte Dinge die er/sie erlebt hat, daraus verfasst der Redner/die Rednerin dann die Trauerrede.

Bei einem Pfarrer ist es auch nicht viel anders, bis auf dass dann auch noch Dinge über Gott und Glaube zur Sprache kommen, auch ein Gebet wird noch verlesen/gepredigt.

Dann geht es abwärts und das war es dann … ein Leben geht dahin.

Da fehlt etwas: … kannte sie nicht nur bereits zu Lebzeiten, sondern…

:paw_prints:

also normalerweise kann man sich den Pfarrer schon aussuchen, man muss sich halt selbst darum kümmern und zB einen kennen der das dann machen würde. Wenn man sonst einfach zur Gemeinde geht und sich nicht dafür interessiert bekommt man natürlich einfach den der gerade frei ist.

Ein schockierenderes Hallo zurück!

Vor zehn Jahren ging’s ab 50 € aufwärts, dass man, egal ob oder welcher Konfession, sich für Beerdigungen einen Geistlichen ausleihen konnte, entweder nur für eine bloße Präsenz (dass die Nachbarschaft im Dorf nicht wieder lästert) oder für kürzere oder längere Texte. Der Geldbetrag ging in die Spendenkasse, z.B. für kurzfristig mittellose Menschen mit oder ohne festen Wohnsitz.

Gruß
Semsi

Was wenig Trost bietet…
Der gläubige Pfarrer- er müsste es ja wissen- könnte z.B. selbes sagen wie Jesus damaligen Trauernden sagte:
Markus 5,39 Und er geht hinein und spricht zu ihnen: Was lärmt ihr so und weint? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft!..so auch Lazarus…Klar kann der Pfarrer niemand erwecken, aber guten Trost spenden- 1.Kor.15, 16 Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden.22 denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden…1000 Jahre wie ein Tag- ist ja schnell vorbei für den der „schläft“-alles braucht Zeit … 23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus; danach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft;… 26 Als letzter Feind wird der Tod beseitigt…Schlachter Bibel 2000 wäre die beste Lösung Hinterbliebene wirkungsvoll zu trösten… speedytwo

@Aprilfisch: :+1: :+1: :+1:

Jeder Pfarrer hat einen Bezirk. Wenn aus diesem Bezirk jemand stirbt, macht der entsprechende Pfarrer die Beerdigung. Unter Umständen ist die Kirche auf Wunsch jedoch bereit, einen anderen Pfarrer zu stellen - was ja sowieso geschieht, wenn der Gemeindepfarrer zum Beispiel in Urlaub ist. Mein Vater hat zum Beispiel noch alte Leute aus seiner ehemaligen Gemeinde unter die Erde gebracht, nachdem er schon umgezogen und an einem neuen Ort tätig war.

Hallo MM,

eine kirchliche Bestattung steht ja nicht nur den eng kirchlich gebundenen zu, die ggf. um eine Krankensalbung bitten würden, sondern jedem Kirchenmitglied.

Und wir wissen gar nicht, ob „alle“, die so schockiert waren, auch die Familie umfasst oder nicht eher den Freundeskreis und die restlichen Teilnehmer der Beerdigung. Wir wissen nichts darüber, ob die Familie vorher Kontakt mit dem Pfarrer hatte. Im Normalfall meldet sich der Pfarrer bei der Familie. Und wir wissen nicht, wie es zu dem indischen Pfarrer kam. Möglicherweise gab es so einfach keine Alternativen. Falls er zur Vertretung in eine unbesetzte Gemeinde geschickt wurde, werden die Kollegen aus der Umgebung seine Bestattungen normalerweise nicht übernehmen.

Wenn er in der Gemeinde zuständig war, dann mag das nicht sehr geschickt sein (und deutet auf eine Notlösung hin), für die Familie waren das aber erstmal Tatsachen. Deswegen der Familie zu unterstellen, es sei ihnen egal, finde ich wirklich unnötig.

Mir kommt es nicht so verwunderlich vor, dass eine vielleicht weniger eng kirchlich gebundene Familie in der Trauersituation das erst mal so hinnimmt, wie es ist. (Oder aber sie kennen die Situation in der Gemeinde und wissen, warum dieser Pfarrer zuständig ist. Wer weiß, vielleicht schätzen sie sogar seine herzliche Art, auch wenn sein Deutsch noch nicht so toll ist - nur mal, um die Bandbreite der möglichen Hintergründe anzudeuten.)

Schon - aber aus dem UP sprach meines Erachtens weniger die Sorge um die Gültigkeit der Bestattung als die Enttäuschung, dass die Beerdigung keinen guten seelsorglichen Raum bot. Dafür ist die Sprache schon von Belang!

Viele Grüße,

Jule

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Es soll Gemeinden geben, in denen mehrere Priester arbeiten.
Da kommt zur Krankensalbung der, der gerade Zeit hat.
Falls nur ein Priester in der Gemeinde, wird der „Krankensalbungsnotdienst“ auf Dekanatsebene geregelt.

Normalerweise meldet sich der Pfarrer bei der Familie?
DIE Zeiten sind leider vorbei - ein Priester für 20.000 Schäfchen ist durchaus normal - da muss man sich schon mal selber zum Pfarramt bemühen.