Was ich so bemerkenswert in dieser Zeit finde, daß es nicht nur hingenommen, sondern zum Teil auch begrüßt und gefordert wird, daß Leute, die von einer Fachrichtung nicht den blassesten Dunst haben, Fachleuten aus den jeweiligen Disziplinen die Welt erklären wollen. Sänger, Köche, und Wirtschaftsprofessoren erklären den Virologen, Epidemiologen und dem medizinischen Personal, daß es Viren gar nicht gibt, diese mit anerkannten Methoden gar nicht gefunden werden können oder Millionen Menschen an einer Erkältung sterben.
Warum ich das erzähle? Weil ich 1997 meine Diplomarbeit zu einem Teilaspekt der Geldtheorie geschrieben habe, in der ich u.a. die Kriterien für ein rein internetbasiertes Zahlungsmittel entwickelt habe bzw. welche Voraussetzungen es erfüllen muß, um Akzeptanz zu finden. Ich habe auch dargelegt, was seinerzeit noch das rapide Wachstum dessen behindert, was man heute B2C- und B2B-Geschäfte bzw. -Zahlungen nennt.
Ohne es übermäßig auszuwalzen: es waren Kriterien, die Bitcoin erfüllt bzw. Hemmnisse, die Bitcoin beseitigen kann.
Insofern ist es erstens eine Fehlannahme, daß ich mich mit der Materie nicht auskenne. Zumal ich ja in der entsprechenden Branche nun auch schon seit 20 Jahren arbeite und besten Zugang zu allen verfügbaren Informationen habe.
Zweitens, und der Punkt ist eigentlich noch wichtiger, hat es Bitcoin trotz bester Voraussetzungen in den elf Jahren seiner Existenz nicht geschafft, mehr zu sein als ein Spekulationsobjekt, Zahlungsinstrument für Kriminelle in jeder Hinsicht und ein Spielzeug für ein paar Nerds.
Und es ist immer wieder das gleiche: steigt der Preis, springen wieder ein paar Leute drauf und ein paar andere Leute hypen das Ding hier und natürlich auch woanders. Dann bricht der Preis wieder mal um 75% ein und schon ist wieder Ruhe. Kommt der nächste Preissprung, kommen die Experten wieder und ignorieren alle bisherigen Abstürze, Diebstähle und systemimmanenten Risiken. Und es werden natürlich alle, die Gegenargumente liefern, als ahnungslos, ewig gestrig oder voreingenommen bezeichnet. Das geht nun schon seit drei Jahren so, was insgesamt überaus langweilig und nervtötend ist. Immer wieder werden irgendwelche Zahlen bemüht, die vordergründig zwar dramatische Wachstumsraten, aber letztlich nur die völlige Bedeutungslosigkeit belegen. Immer wieder werden irgendwelche Pressemitteilungen und Gerüchte über große Käufer präsentiert, die aber nicht anderes sind als ein Furz im Wasserglas und letztlich auch nichts anderes als Belege dafür, daß ein Großteil der Bitcoin von wenigen Personen gehalten wird, die den Markt und den Preis nach Herzenslust manipulieren.
Verstehe mich nicht falsch: das Zeug darf jeder kaufen, aber wer hier den Bauerfänger macht, dem weht Gegenwind entgegen und das wird auch so bleiben.