Das System ist verdorben
Hallo!
In Bayern gehen zwar statistisch gesehen die wenigsten Schüler
aufs Gymnasium - dafür sind aber die tatsächlichen Leistungen
der bayrischen Gymnasiasten die besten aller Gymnasiasten in
Deutschland.
Das halte ich für ein Gerücht. Ich hätte dazu gern mal einen stichhaltigen Beweis. Ich habe mein Abitur nicht in Bayern gemacht, aber dort studiert und Praktika an Schulen (Gymnasien) gemacht. Es ließ sich bei weitem kein Unterschied zwischen bayerischen Abiturienten und denen feststellen, die in einem angeblich „leichteren“ Land ihr Abitur gemacht haben. Ich bin sogar versucht zu sagen: Im Gegenteil… Über den Tellerrand hatten dort leider nur wenige geschaut. Ich will das bayerische Gymnasium und das Abitur dort nicht leichter reden, als es ist. Schwerer als anderswo ist es aber mit Sicherheit auch nicht.
Vor 50 Jahren gingen vielleicht 10-20 Prozent der Schüler auf
ein Gymnasium - heute sind es über 40…
Nein, es sind nicht über 40. Du solltest mit realistischen Zahlen arbeiten.
Und überhaupt: Wer sagt denn, dass es richtig ist, dass nur 10-20 % der Schüler eines Jahrgangs aufs Gymnasium gehen?!
Sind innerhalb von 50 Jahren ein Viertel der Bevölkerung
schlauer geworden?
Kann es nicht auch sein, dass man in 50 Jahren ein bisschen was gelernt und ein paar zeitgemäße Änderungen im System vorgenommen hat?!
Das Gymnasium hat seine Anforderungen so weit gesenkt, dass
der eigentliche Gedanke nicht mehr funktioniert.
Was ist denn der „eigentliche Gedanke“?
Nur ist das Gymnasium nunmal als Schule der Hochbegabten
gedacht.
Das ist doch Unsinn! Weißt du überhaupt, was Hochbegabung ist? Dann wäre wohl sogar deine 10-20%-Diagnose viel zu hoch gegriffen.
Und genau hier liegt der Fehler im System! Eine Schule für Hochbegabte ist eine Schule für Hochbegabte. Ein Gymnasium ist eine allgemeinbildende Schule, die die allgemeine Hochschulreife als Ziel hat. Nicht mehr und nicht weniger. Das Gymnasium war ursprünglich als Schule der Eliten gedacht. Von diesem Gedanken sollten sich auch die letzten endlich dringend verabschieden. Allein schon deshalb, weil die Eliten gar nicht mehr genügend Kinder bekommen, um sich problemlos zu reproduzieren.
Wir können es uns gar nicht mehr lange leisten, eine so selektive Schulpolitik zu praktizieren. Ständig wird von den älteren Kollegen gejammert, wie weit das Niveau runter ist und wie wenig die Schüler heute können. Völliger Nonsens! Es kommt nicht darauf an, Lateinvokabeln in des Kindes Kopf zu hämmern oder sie brillante Gedichtinterpretationen schreiben zu lassen. Mit mir wurde all das gemacht und ein besserer Mensch ist aus mir nicht geworden. Dieser Formalismus verbaut den Blick auf das wesentliche. Und das wesentliche ist, jeden bestmöglich zu fördern. Und nur weil einer im Alter von 10 Jahren drei Rechtschreibfehler zu viel im Diktat hatte, ihm den Lebensweg zu erschweren?! Absolut abartig!
Aber es ist so.
Basta.
Frohes Fest!
Sonne