Ich glaube ich verstehe jetzt dein Problem.
Nur hier ist es anders. Hier wird einfach alles abgestritten,
was man nicht beweisen kann bisher. Dabei kann man nur sagen,
man wisse es nicht.
Hier stellt sich die Frage: wenn man nicht weiß ob es existiert, welchen Grund hat man dann, daran zu glauben?
Meiner Meinung nach ist die einzig vertretbare Grundhaltung, alle Phänomene abzustreiten, bis ihre Existenz bewiesen wurde.
Wenn man auch an Dinge glaubt, die nicht bewiesen sind kriegt man ein Problem. Man hat dann nämlich kein Schema mehr, nach dem man beurteilen kann, ob etwas wahr oder falsch ist. Man könnte sagen: die Welt ist voller Einhörner, wenn es niemand beobachten kann. Glaubst du deswegen dann an Einhörner?
Schlimmer noch als das: du müsstest jeden Gedanken, der dir kommt - egal wie absurd er ist - erstmal für wahr halten, weil du ja kein Schema zur Unterscheidung mehr hast. Weil du ja sagst: es ist nicht nötig, dass es bewiesen ist.
Da das ein nicht haltbarer Zustand ist, braucht man eben so ein Schema. Da ist jetzt die nächste Frage, wie hoch denn die Hürde sein muss, dass etwas als ‚wahr‘ anerkannt wird. Meiner Meinung nach ist das eine individuelle Entscheidung. Ich kann beispielsweise nicht jedes einzelne Naturgesetz selbst nachprüfen, dafür reicht meine Zeit auf der Erde nicht aus. Daher akzeptiere ich das als wahr, was der Großteil an Wissenschaflern eines bestimmten Fachgebietes (=‚die Wissenschaft‘) für bewiesen hält. Durch die Vielzahl an beteiligten Wissenschaftlern werden subjektive Fehler dabei minimiert.
Du hast, vermute ich, eine niedrigere Hürde für ‚Wahrheit‘, das ist auch ok, aber es ist eben nur deine individuelle Hürde. Ein höherer Standard ist keine Wichtigtuerei.
Wer entscheidet ob etwas ‚gut genug‘ ist um von der Wissenschaft anerkannt zu werden… Naja ich kann dir mal ein Beispiel geben, wieviel Aufwand z.B. betrieben wird um die Gravitation an einem Ort zu messen.
Bevor das Messgerät ausgeliefert wird, wird es erstmal unter einer bestimmten Zeit um die halbe Welt geflogen, um es zu kalibrieren, dafür braucht man nämlich zwei verschiedene Gravitationswerte.
Die Gravitationswerte der beiden Messstationen wurden vielfach mit verschiedenen Geräten von unterschiedlichen Leuten etc. gemessen und sie sind damit quasi zertifiziert.
Dann packe ich mein Gravimeter aus und gehe damit in einem bestimmten, vorher festgelegten Netz über die Landschaft. Dabei ist wichtig das ich Punkte mehrmals messe, weil sie die Gravitationswerte nämlich über den Tag ändern (Anziehung von Mond, Sonne, Planeten) diese sog. Drift muss ich später abziehen.
Das Messgerät selbst ist dann, je nach Gerät geheizt/gekühlt/in Vakuum etc., um Einflüsse von außen gering zu halten. Wenn das Ding irgendwelche Magneten benutzt müssen auch alle Metallgegenstände abgelegt werden.
Habe ich dann meine Messwerte ziehe ich die Drift ab. Damit aber nicht genug, ich will meine Werte ja mit Werten von anderswo auf der Erde vergleichen, muss also alle lokalen Einflüsse abziehen. Vielleicht steht ein Berg nen paar Meter weiter der übt dann Anziehungskraft nach oben aus die ich auch abziehen muss, das Gelände ist generell unterschiedlich hoch, die Erde ist keine Kugel also hat der Breitengrad Einfluss etc…
Nachdem ich das alles gemacht, genau dokumentiert und veröffenlicht habe, und sich keine Fehler zeigen, dann werden Wissenschaftler sagen, das ich vielleicht die richtigen Werte habe. Vielleicht weil das Gerät ja kaputt sein könnte oder sonstwas. Wenn irgendwer anders dann mit nem anderen Gerät später nochmal das Gleiche Gebiet misst und dabei auf die gleichen Werte kommt, dann kann man schon mit einiger Sicherheit sagen, dass ‚bewiesen‘ ist, dass die Gravitation an diesem Ort xyz beträgt.
DAS ist der Aufwand der nötig ist, damit etwas als ‚bewiesen‘ betrachtet werden kann. Vielleicht klingt das alles erst einmal unnötig hoch, aber wenn man darüber nachdenkt, macht jeder einzige Schritt Sinn.
MfG