Wissenschaft und Spiritualität

Hi,

wie passen Wissenschaft und Spiritualität zusammen?

Gruß
C,

Warum sollten sie?
Erfind doch mal mit Sprititualität ein neues Antibiotikum. Oder bau mal mit Theologie eine Kathedrale. Das geht schlichtweg nicht. Du kannst auch mal mit Schamanismus ein Schiff bauen. 1. wird es nie fertig und 2. ist es dann auch egal.

Gruß

Stefan

Wegen dem Wissen

Erfind doch mal mit Sprititualität ein neues Antibiotikum.
Oder bau mal mit Theologie eine Kathedrale. Das geht
schlichtweg nicht. Du kannst auch mal mit Schamanismus ein
Schiff bauen. 1. wird es nie fertig und 2. ist es dann auch
egal.

Klar!

Aber ich bin weder Chemiker noch Architekt. Ich identifiziere mich damit nicht. Desweiteren gibt es aber auch Chemiker und Architekten, die das verbinden. Das tun sie gewiss in höchst seltensten Fällen mit ABSICHT, sondern ist irgendein Zufall oder Schicksal in ihrer Biografie.

Was mache ich, wenn ich weder Wissenschaftler noch Gottesgläubiger bin? Da kam mir die Human-Power-Bewegung aus den USA vor Jahrzehnten gelegen, sich selbstverantwortlich eine Identität mit bewusster Absicht zuzulegen. Was ich zuerst als WISSEN über die psychosozialen Zusammenhänge lernte, ist heute der Erkenntnis gewichen, dass es auch nur ein Glaube ist, und man ja an rein alles glauben kann, auch an den Nikolaus.

Deine „Einwürfe“ zu meiner Frage sind gut und machen nachdenklich, sind aber nicht lösungsorientiert zur Frage: Wie passen Wissenschaft und Spiritualität zusammen? Oder gibt es vielleicht gar keine Spiritualität „ohne“ Glauben??? Ich will aber nicht glauben, sondern wissen. Geht das???

Gruß
C.
e

Streng genommen gar nicht.

Wissenschaftliches Denken erfordert im Grundsatz, dass man nichts als wahr oder richtig akzeptiert, was nicht durch direkte oder indirekte Indizien belegbar ist. Der Wissenschaftler stellt auf Basis solcher Indizien oder Beobachtungen Hypothesen auf und versucht diese dann, durch verschiedene Methoden, zu testen. Das ist eine recht vereinfachte Darstellung gibt aber den Kern recht gut wieder, denke ich.

Das spirituelle Denken erfordert, dass man etwas als wahr bzw. richtig akzeptiert für das es keinerlei direkte oder indirekte Indizien gibt, wobei man bei den indirekten Beweisen eine gewisse Grauzone zulassen muss, je nach dem wie Esoterisch die Gegenpartei veranlagt ist. Die in der Spiritualität angewanden Hypothesen sind in der Regel per Definition nicht testbar. Sie sind in der Regel auch inkosistent. Ein weiteres Merkmal spiritueller System ist auch, dass es nicht erwünscht (bzw. verboten) ist sie zu kritisch hinterfragen.

Hier prallen also im Grunde zwei völlig unterschiedliche Welten zusammen. Wissenschaftliches Denken und Spirituelles Denken schliessen sich gegenseitig aus.

Die wenigsten Menschen leben allerdings völlig in einer von beiden Welten (wobei ich mich schon bei 98% wissenschaftlichem Denken sehe :wink: ). Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Betrachtung solcher Probleme ist Occhams Razor. So könnte man z.B. das menschliche Gefühl der ‚Liebe‘ einerseits spirituell, anderseits auch biologisch begründen. Occhams Razor wird uns aber unweigerlich zur biologischen Erklärung führen.

Hallo Claus,

die Frage ist sehr „offen“. In welcher Hinsicht sollen sie „passen“?
Was verstehst Du unter „Spiritualität“.

Erstaunlicherweise kennt das Grimm’sche Wörterbuch diesen Begriff nicht, er scheint also relativ „modern“ zu sein. Spiritus als das Grundwort kommt aus der Alchemie, somit ist auch klar, weshalb er eine negative Konnotation aufweist: i.S. eines Zauber- Hexenwerks. Natürlich muss es dann in Opposition zur „harten“ Wissenschaft stehen. Allein: die Wissenschaft ist Spiritualität mit anderen Mitteln :wink:

Beste Grüße

M.

die Frage ist sehr „offen“. In welcher Hinsicht sollen sie
„passen“?
Was verstehst Du unter „Spiritualität“.

Dass diese Definition „offen“ ist, aber auch ambivalent „geschlossen“ wird, durch eigene, äh, Lebens-, Persönlichkeits-, Lernentwicklungen, etwa. Man kann das nur festmachen an der eigene Lebenserkenntnis, die fließt. Vielleicht sollte ich meine „augenblickliche“ Überzeugung zur „Spititualität“ versuchen zu definieren. Vielleicht in dem Begriff „selbstreflektiernder Geist“ oder „Philiosophie of mind“, wobei ich im Augenblick sogar bereit bin, zunächst noch nicht gleich „Geist“ zu akzeptieren.

Aber in einer „Praxis“ (z. B. Meditation) müsste meiner Erfahrung nach das, was man „Geist“ oder „Seele“ nennt, erkannt werden. Ich füge aber hinzu, dass man sich darin auch generell und ewig täuschen kann!!! Täuschen zum Beispiel wie Sokrates, Descartes und Kant, um nur diese drei Philosophen als Beispiel zu nennen (natürlich waren es unzählige mehr!) die sich als annähernd „ganzer“ Mensch selbst verfehlten in ihrer Philosophie.

Ein Beispiel: Descartes war bekanntlich nicht nur Philosoph, sondern Mathematiker. Die Philosophie von Descartes geht den selben Schritt wie schon vor ihm Sokrates, der an rein allem als sicher geglaubtem Wissen zweifelte. Bekanntlich ist Descartes der Philosoph, von dem ab die moderne heutige Gesellschaft den kritischen Zweifel und das emanzipierte Selbstbewusstsein gelernt hat, mit dem unwiderlegbaren Schlüsselsatz:

„Ich denke, also bin ich.“

Der zur Zeit bedeutendste Hirnforscher der Welt, der Amerikaner Prof. Antonio Damasio hat aber jetzt diesen als sicher geglaubten Satz von Descartes überzeugend widerlegt, mit seinen Werken, wie zum Beispiel: 1) „Descartes Irrtum“ sowie 2) „Ich fühle, also bin ich.“ 3) „Der Spinoza-Effekt“ usw.

Erstaunlicherweise kennt das Grimm’sche Wörterbuch diesen
Begriff nicht, er scheint also relativ „modern“ zu sein.
Spiritus als das Grundwort kommt aus der Alchemie, somit ist
auch klar, weshalb er eine negative Konnotation aufweist: i.S.
eines Zauber- Hexenwerks. Natürlich muss es dann in Opposition
zur „harten“ Wissenschaft stehen.

Eben darum geht es! Aber anschließend an die wissenschaftlichen Erkenntnisse der neuesten Hirnforschung und modernen Psychologie zieht jetzt auch weltweit die Philosophie in die gleiche Richtung, um ihre bisherigen Sprachkonstrukte selbst zu analysieren durch die analytische Sprachphilosophie und die bislang 2500 Jahre lang vernachlässigten „Gefühle“ zu entdecken (vgl. Praktische Philosophie sowie Pragmatismus im Gegensatz zur dogmatisch, rein theoretischen Philosophie).

Allein: die Wissenschaft ist

Spiritualität mit anderen Mitteln :wink:

Eine schöne und gleichzeitig sehr wichtige Erkenntnis!

Wenn es jetzt nach der neuen deutschen Philosophie zum Beispiel eine Philosophie des Selbstbewusstseins gibt sowie eine Philosophie des Selbstgefühls, und man von dieser GEWISSHEIT sich selbst „erkennt“, im Sinne des Sokrates, Descartes und Kant, zum Beispiel, dann müssten doch meines Erachtens sowohl die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft als auch die einer Art „neuer“ und moderner, d. h. fortschrittlichen „Philosophie des Geistes“ doch irgenwie zusammen passen können. Es gab und gibt doch auch immer große Wissenschaftler, die von ihrer „privaten“ Weltanschauung Gottgläubige oder Mystiker waren (Einstein zum Beispiel, in einer Weise, die nichts mit dogmatischen Religionen zu tun hatte).

Meine Position ist klar zum Gottesglauben: Ich glaube nur an die menschliche VERNUNFT, und die ist sowohl mit Gott als auch ohne Gott möglich, wie man ja auch leicht nachweisen kann, wenn man die Menschheit soziologisch analysiert (die überwiegende Mehrheit besteht allerdings aus bekennenden Religionsanhängern!), etwas Gewisses weiß KEINER.

Es geht mir um persönliche Identitäts- und Bewusstseinsentwicklung.

Gruß
C.

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Hallo Claus,

ich glaube, dass ich Deine Ansatz verstanden habe: im Sinne einer integralen Theorie, die den Dualismus (welcher Provenienz auch immer) überwindet. Diese Denker gibt es: z.B. Jean Gebser, Sri Aurobindo, Ken Wilber und nicht zu vergessen (da relativ überraschend): Paul Feyerabend mit seinem Buch „Naturphilosophie“ (2009). Bei Ken Wilbers (Meta)Modell ist besonders charmant, dass er die verschiedenen (in dem Falle vier) Sichten als allesamt notwendig und richtig bezeichnet, die jeweils ihren (unvollständigen) Blick auf den Gegenstand richten. So wird klar, dass es nicht um Rechthaberei gehen kann, welche Sicht die „richtige“ ist, sondern alle zum Erkennen beitragen. Dies in Verbindung mit Entwicklungstheorien, wie sie von Kegan, Cook-Greuter und Piaget entworfen wurden, macht das sehr spannend.

Beste Grüße

Michael

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Wissenschaftler stellt auf Basis solcher Indizien oder
Beobachtungen Hypothesen auf und versucht diese dann, durch
verschiedene Methoden, zu testen. Das ist eine recht
vereinfachte Darstellung gibt aber den Kern recht gut wieder,
denke ich.

Ich habe in meiner eigenen und persönlich entwickelten Philosophie ein Manager-Training entwickelt auf der Grundlage eines ontologischen Selbst-Modells. Wenn ich die hypothetische Annahme, dass die Selbstidentität von mir selbst ein energetisches „ewiges Fließen“ (vgl. die Lehre von Heraklit sowie die heutiger Psychologie wie zum Beispiel „Flow“) VERWERFE, um sie praktisch wiederum zu überprüfen, dann MUSS ich sozusagen an meinem eigenen mir im normalen Alltagsbewusstsein NICHT bewussten Selbstbewusstsein ansetzen, um mit meinem ICH mich selbst reflektieren zu können. Dazu steht mir ein SICHERER (!) Bezug auf meinen eigenen Körper jederzeit zur Verfügung. Und durch bestimmte Methoden kann ich mich auch selber FÜHLEN, das ist so gewiss, wie der Schmerz für einen Menschen ohne Zweifel gewiss ist, und das ohne einen GLAUBEN.

Hier prallen also im Grunde zwei völlig unterschiedliche
Welten zusammen. Wissenschaftliches Denken und Spirituelles
Denken schliessen sich gegenseitig aus.

Das ist ja genau das PROBLEM.

Occhams Razor.

Das gilt vor allem für die SPRACHE, dass man sie vereinfacht und rmit dem „Rasiermesser“ reduziert, gilt aber natürlich auch für die Hypothese.

Meine Absicht ist: Ich will SELBSTVERANTWORTLICH fühlen, denken und handeln, möglichst als „ganzer“ Mensch, mir ist klar, allein das ist hypothetisch.

So könnte man z.B. das menschliche Gefühl der ‚Liebe‘ einerseits spirituell, anderseits auch biologisch begründen. Occhams Razor wird uns aber unweigerlich zur biologischen Erklärung führen.

Das genau ist meine augenblickliche Selbsterkenntnis, die sich von spirituellen Traditionen bewusst distanziert.

Gruß
C.

Genau das meinte ich m. E.
Man müsste aber meiner Meinung nach noch weiter gehen und sich selber fragen:

Setze ich immer schon einen Glauben voraus oder ist es wirklich echtes Wissen???

Danke für deinen Beitrag.

Gruß
C.

Hallo Claus,

hier habe mehr eine Intuition als ein klares Wissen darüber, was Du meinen könntest :wink:
Daher frage ich nach, was Du damit genau meinst?

Setze ich immer schon einen Glauben voraus oder ist es
wirklich echtes Wissen???

Zum Beispiel:

Der amerikanische Gegenwartsphilosoph Ken Wilber wurde meines Erachtens von einigen Philosophen und Psychologen kritisiert, er sei „ein utopischer Idealist“, der Wissenschaft und Religion verbinden wolle. Als ich das las, wollte ich es zuerst gar nicht wahrhaben und war sogar empört über diese Kritiken. Aber die große, alles umfassende Philosophie Wilbers hat mit Hilfe seiner Mitarbeiter sich inzwischen um 180 Grad gedreht, das heißt, sie ist jetzt gezielt auf den Einzelnen reduziert.

Jetzt geht es um die Praxis, die beim einzelnen Menschen ansetzt und nicht mehr allein um einen Systemglauben, wie bei Platon, Spinoza und Hegel.

Jetzt leuchtet mir auch die mich damals so empörende Kritik viel mehr ein.

Gruß
C.

Hallo,

wie passen Wissenschaft und Spiritualität zusammen?

Indem man Rationalität im Sinne von „richtig handeln“ dazwischen schaltet? Die Balance zwischen Vernunft und Empfinden?

Franz

Das ist der Kern, owT

Hi.

wie passen Wissenschaft und Spiritualität zusammen?

Wie Buddha das machte.

Gruß

Balázs

Was wusste Buddha…?
Was wusste Buddha über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft, bitte was??

Hallo
Da beide aus der menschlichen neugier entstanden sind passen sie sehr gut zusammen ich würde sogar soweit gehen zu sagen das es ohne das eine das andere nicht geben würde

Mit Freundlichem Gruss Vae

Hi.

Was wusste Buddha über die neuesten Erkenntnisse der
Wissenschaft, bitte was??

Aber gern:smile:

Nachzulesen (da das Material so umfangreich ist) empfehle ich dir das Buch von Fritjoff Capra der das im Das Thao der Physik zusammengetragen hat.

Da sind Aussagen (und davon eine erstaunlich große Menge) von ihm mit Aussagen von Niels Bohr, Einstein, Heisenberg &Co.deckungsgleich.

Gruß.

Balázs

Ps: vielleicht kennst du den Witz noch nicht:
Ener sagt er kennt einen der die 100 Meter Hürdenlauf unter neun sec, schafft. Auf die verblüffte Frage wie so was möglich sei antwortet er: tja anscheinend hat er einen Abkürzung gefunden.

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Mir fiel noch was ein.
Wenn Spiritualität und Vision irgendwie zusammenhängen.

Dann ist der Bericht Szilards über sein Erlebnis (handfester Vision)was ihm während er zu Teller eilte die brandneue Nachricht von Lislot Meitner zu diskutieren von einer Verkehrsampel widerfuhr.
Über Kekule wird ähnliches berichtet.

Neugierde hat damit zu tun, dass man etwas wissen will. Katzen sind auch neugierig. Menschen noch viel mehr. Im Gegensatz zu den Tieren verfügen Menschen auch noch über die Neugier, die Welt besser verstehen zu wollen und sie immer effektiver zu systematisieren und rationalisieren. Zudem wollen Menschen auch noch wissen, was der Sinn ihres Daseins ist. Da die Menschen das aber nicht wirklich wissen und auch nie wissen werden, glauben sie halt an eine „Philosophie des Als Ob“.

Das befriedigt die menschliche Neugier. Zumindest die der meisten Menschen.

Somit glaube ich auch, dass du recht hast, dass sich Wissenschaft und Spiritualität nicht unbedingt ausschließen müssen, sondern sich auch ergänzen.

Hallo Claus,

können 2 Milliarden Menschen irren? Natürlich können sie! Besonders wenn man weiß, dass es einst bis zu 15 verschiedene Evangelien gab und Kaiser Konstantin es war, der aus politischem Kalkül anlässlich des Konzils von Nicäa entschied, was die Christenheit bis heute glauben soll und was nicht. Was er übrig ließ, (oder korrekter ihm am besten in den Kram passte) waren und sind die bekannten 4 Evangelien, in welchen allein von Wundertaten Jesu berichtet wurden. Außer noch im Evangelium von Petrus, dessen Echtheit aber umstritten ist.

Die Wissenschaft kann es sich jedoch nicht leisten, nur glauben zu müssen. Zuerst kommt bei ihr der Glaube, dann wird der Beweis erbracht, das nennt man Theorie und deshalb kann ich auch keine Schnittstelle zwischen einer reinen Geistes- und realen Wissenschaften erkennen.

Es gibt jedoch vermehrt Theologen, die sich dem Zeitgeist anpassen wollen und das Gegenteil behaupten, weil ihnen in der heutigen, aufgeklärten Zeit doch arg die Schäfchen davonlaufen und sie somit moderner und weniger angestaubt wirken wollen. Doch da sie aus beruflichen Gründen nicht davon wegkommen können, dass die Erde eben nicht erst 4000 Jahre alt ist, haben sie nunmal einen schweren Stand.

Grüssle

Micha