Wissenschaft und Spiritualität

Na. Da muss ich doch mal eben einschreiten.

FAKT ist doch, dass die Spiritualität, in Gestalt der Religion, die Entwicklung der Wissenschaft massiv gehemmt hat.

Spiritualität ist eben NICHT aus der Neugier geboren, sondern sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.

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Wissenschaft und Spiritualität passen optimal zusammen und machen beide Sinn??

So ist es! Aber es scheint eine dialektische Entwicklung´zu geben in der Menschheitsgeschichte. Ich denke an den Philosophen Auguste Comte, der von Nietzsche über alle typisch deutschen Schulphilosophen gestellt wurde an VERNUNFT. Aus der Sicht des französischen Philosophen, der am Polytechnikum in Paris Ingenieure ausbildete, verlief die Geschichte Folgendermaßen:

  1. Zuerst war die Religion, die den Menschen die Welt erklärte und darüber wachte, dass alle Mitglieder derselben Kultur das gleiche denken „mussten“. 2) Der Absolutheitsanspruch auf die einzige „Wahrheit“ der Religion wurde dann durch die VERNUNFT von der griechischen Philosophie Vor etwa 2500 Jahren überwunden. 3) Ab der Erkenntnis des französischen Philosophen Auguste Comte soll die Philosophie dann auch noch durch die noch höhere VERNUNFT der modernen Wissenschaft überwunden werden…

Die höchste VERNUNFT wäre nach dem französischen Philosophen Auguste Comte: „Man darf sich dann… nur noch eine einzige Wissenschaft denken, die Wissenschaft vom Menschen…“

Dagegen hat sich die VERNUNFT noch weiter entwickelt, seit im Jahre 1844 Auguste Comte diese Vision niederschrieb. Aber wir sehen auch, dass die Vision des Philosophen bis heute keinesfalls Realität wurde, denn noch immer beherrschen die Religionen wie auch die erzkonservativen Philosophien mit ihren Ansprüchen auf die einzige und absolute „Wahrheit“ das Weltgeschehen (vgl. „Kampf der Kulturen“ von Professor Samuel Huntington, Politologe an der Elite-Universität Harvard).

Hi.

Wissenschaft und Spiritualität passen optimal zusammen und
machen beide Sinn??

Ich kann das so nicht beantworten. Es sind aber Indizien die eine mögliche und außerordentlich gut funktionierende unbewusste Problemlösungsmechanismus vermuten lassen.
Tatsache dabei ist, dass dadurch nur solche Probleme befriedigend gelöst werden worüber die Person umfassende Kenntnisse schon hat.

Mann muss sich erst vorstellen man wartet vor einem Ampel und ist im Gedanken versunken. Zeit zu Zeit guckt man ob noch rot ist. Dabei wird plötzlich aus dem Ampel ein bohrsches Atommodell vom U235 und von rechst oben nähert sich ein langsamer Neutron. Die Folgen kennen wir.

Erlebt jemand etwas ähnliches in einer Zeit wo Kognitionsforschung noch unbekannt ist wie sollte er das anders bezeichnen als tiefe, wahre Spirituelle Erfahrung?

Gruß

Balázs

  1. Der Absolutheitsanspruch auf die

einzige „Wahrheit“ der Religion wurde dann durch die VERNUNFT
von der griechischen Philosophie Vor etwa 2500 Jahren
überwunden.

Veto! Das ist vielleicht die Lesart der Moderne, die(?) griechische Philosophie war mitnichten „vernünftig“, sondern im höchsten Maße „spekulativ“ = mythisch. Also „andersvernünftig“.

Die höchste VERNUNFT wäre nach dem französischen Philosophen
Auguste Comte: „Man darf sich dann… nur noch eine einzige
Wissenschaft denken, die Wissenschaft vom Menschen…“

Ich bin nicht sicher, weshalb Comte als Gewährsmann für VERNUNFT (warum in Majuskeln?) herangezogen wird, weil er eine positivistische Wissenschaft forderte, somit Empirist war?

Dagegen hat sich die VERNUNFT noch weiter entwickelt, seit im
Jahre 1844 Auguste Comte diese Vision niederschrieb. Aber wir
sehen auch, dass die Vision des Philosophen bis heute
keinesfalls Realität wurde, denn noch immer beherrschen die
Religionen wie auch die erzkonservativen Philosophien mit
ihren Ansprüchen auf die einzige und absolute „Wahrheit“ das
Weltgeschehen (vgl. „Kampf der Kulturen“ von Professor Samuel
Huntington, Politologe an der Elite-Universität Harvard).

Ich sehe nicht, worauf die Argumentation zielen will.

Beste Grüße

Michael

Ich sehe nicht, worauf die Argumentation zielen will.

Dass es das ALLES gleichzeitig gibt und jede Gruppe ihre Absolutheitsansprüche auf die menschliche VERNUNFT erhebt, dass also nichts wirklich einzig und allein „wahr“ sein kann, außer vielleicht man selbst??

dass also nichts wirklich einzig und allein „wahr“ :sein kann, außer vielleicht man selbst??

Da wäre das Selbst sehr vermessen :wink:

Warum?
Wissenschaft wie Spiritualität können doch nur dem Menschen nützen, wem sonst?

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Der große Unterschied
… „können“, sich ergänzen „können“, als eine individuelle Möglichkeit, nicht aber als ein allgemeiner Wahrheitsanspruch, das ist der große Unterschied.

Veto! Das ist vielleicht die Lesart der Moderne, die(?)
griechische Philosophie war mitnichten „vernünftig“, sondern
im höchsten Maße „spekulativ“ = mythisch. Also
„andersvernünftig“.

Nein, war sie nicht. Sie versuchten das Beobachtete im Einklang mit den ihnen bekannten Gesetzmäßigkeiten zu bringen. Heute wissen wir, dass es weder nur 4 Elemente noch Äther gibt. Dennoch haben die alten Griechen sich bemüht ein Weltbild zu schaffen, dass nicht von den Göttern regiert wird. Das entscheidenden ist dabei, dass sich sich nach Kräften bemührt haben ihre Hypothesen auch zu beweisen - und das ist nunmal der Weg der Wissenschaft.

Vergessen wir dabei nicht, dass sie in den Bereichen, wo man ohne die heutige Technik auskommt allein mit Geisteskraft viel erreicht haben, wenn ich an die Geometrie, die wahre Gestalt der Erde usw. denke.

Danke an alle
Hallo,

danke an alle für ihre Kommentare zu diesem Thema, ich habe viele neue Erkenntnisse gewonnen. Die verschiedenen Perspektiven der User auf dieses zentrale Thema haben meine Sichtweise wesentlich bereichert. Interessant ist die „harte“ Position vor allem des Zerschmetterichs. Ich glaube nicht, soviel ich begreife, dass er die Absicht begrüßt, Religion und Wissenschaft miteinander zu verbinden. Die harte Abgrenzung der Naturwissenschaft vom Mind ist meines Erachtens eine Herausforderung der heutigen Geisteswissenschaft, insbesondere der Philosophie.

Gruß
C.

Wissenschaft wie Spiritualität können doch nur dem Menschen
nützen, wem sonst?

Ja, das mag sein. Aber Du schriebst: dass also nichts wirklich einzig und allein „wahr“ sein kann, außer vielleicht man selbst??

Was bedeuten würde, dass sich das Selbst selbst wahr setzt. Welches Kriterium muss dabei „wahr“ erfüllen?

Beste Grüße

Michael

Welches Kriterium muss dabei „wahr“ erfüllen?

Durch ein Selbst, das als Modell konzipiert werden muss (es gibt ja schon unzählige!), also nach einer ontologischen Philosophie, denn der Körper ist in seiner Existenz gewiss wahr, zumindest subjektiv, aber auch objektiv (wissenschaftlich) von außen. Das wäre ein Konzept, das über das Empfinden zum Geist evolviert, als eine „immanente Transzendenz“.

Kant hat bekanntlich ja auf die Metaphysik einen allgemeinen „wissenschaftlichen“ Anspruch erhoben und Wilbers Vertreter gehen jetzt konkret vom großen Entwurf Wilbers zur Lebenspraxis für den Einzelnen über (ILP).

Ich denke, man kann jetzt die großen spirituellen Traditionen in ein Selbstkonzept integrieren, wo die Spiritualität ebenso berücksichtigt werden kann, wie die Wissenschaft, die BEIDE der Entwicklung des Selbst nützen, im Sinne des US-Pragmatismus sowie der europäischen praktischen Philosophie.

Gruß
C

Hallo
Da bin ich nich deiner meinung geh in der zeit zurück wo es darum ging ne nuss mit oder ohne stein zu knacken während der Schamane wohlwollend darüber gewacht hatt das die nuss überhaupt geknackt wird.

mit Freundlichem Gruss Vae :smile:

lol.

Sorry, das wäre eher ein Argument für meine Position und nicht dagegen. Davon mal abgesehen, würde mich schon interessieren, woher du das hast - ich bezweifle nämlich ganz stark, dass es den von dir beschriebenen Fall jemals gab. Wenn überhaupt hat so ein Schamane die Unterstützung der ‚Geister‘ für das Knacken der Nuss herabbeschworen - also unterm Strich genau das getan, was ich der ‚Spiritualität‘ im Bezug auf Wissenschaft vorwerfe.

Durch ein Selbst, das als Modell konzipiert werden muss (es
gibt ja schon unzählige!), also nach einer ontologischen
Philosophie,

Da würde ich nicht unbedingt (nur) die ontologische Philosophie bemühen. Aber macht Sinn, wenn Du sagst:

denn der Körper ist in seiner Existenz gewiss
wahr, zumindest subjektiv, aber auch objektiv
(wissenschaftlich) von außen. Das wäre ein Konzept, das über
das Empfinden zum Geist evolviert, als eine „immanente
Transzendenz“.

Hier sehe ich eine Kategorienproblematik, wenn Du von einem „wahren“ Körper ausgehst. Ist dies im Sinne des OR-Quadranten gemeint? Andernfalls wüsste ich dies nicht zu interpretieren.

Das erinnert mich an Belscher (http://www.psychologie.uni-oldenburg.de/21615.html), der bei einer Tagung darüber referierte, dass es physikalisch unmöglich sei, einen „festen“ (d.h. abgrenzbaren) Körper zu definieren, sondern dass alles mit allem „verschränkt“ sei. Also eine Vorwegnahme einer Feldtheorie (topischer Raum), die ich sehr spannend finde (http://www.wadoku.de/wiki/display/BA/Die+vier+Raumvo…)

Kant hat bekanntlich ja auf die Metaphysik einen allgemeinen
„wissenschaftlichen“ Anspruch erhoben und Wilbers Vertreter
gehen jetzt konkret vom großen Entwurf Wilbers zur
Lebenspraxis für den Einzelnen über (ILP).

Sagst Du damit, dass das ILP einen ontologischen/metaphysischen Ansatz hat? [Ich denke, dies wäre eine Verkürzung des ILP, das ja gerade alle Quadranten (und daher auch alle Zugangswege) berücksichtigt.]

Ich denke, man kann jetzt die großen spirituellen Traditionen
in ein Selbstkonzept integrieren, wo die Spiritualität ebenso
berücksichtigt werden kann, wie die Wissenschaft, die BEIDE
der Entwicklung des Selbst nützen, im Sinne des
US-Pragmatismus sowie der europäischen praktischen
Philosophie.

Mindestens! Das ist ja auch zu erwarten (Beck & Cowan Spiral Dynamics). Ich würde allerdings ebenfalls erwarten, dass dies auf alle Zugangsformen der Philosophie zutrifft und nicht nur auf die praktische Philosophie.

Schönen Sonntag noch.

Beste Grüße

Michael

FAKT ist doch, dass die Spiritualität, in Gestalt der
Religion, die Entwicklung der Wissenschaft massiv gehemmt hat.

Sehr eng gesteckter Rahmen für den Begriff Spiritualität. Insofern hättest du teilweise sogar recht.

Wissenschaft ist die Methodik, sich Krücken (für das eigene Leben und die Gesell- oder Gemeinschaft) zu bauen. Spiritualität ist die Fähigkeit, die Methodik überhaupt erst zu entwickeln und die Krücken auch zu benutzen.

Spiritualität … lehrt uns, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.

Im Gegenteil. Sie treibt uns an, Unverstandenes zu erforschen.

Franz

Spiritualität … lehrt uns, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.

Im Gegenteil. Sie treibt uns an, Unverstandenes zu erforschen.

Spiritualität wäre in ihrer ersten Deutung eine „äußere“ Beschränkung aufgrund politischer Verhältnisse, in der zweiten Deutung eine „innere“ Dynamik. Beide Auslegungen müssten sich eigentlich nicht unbedingt widersprechen. Aber Tatsache ist, es gibt „die zwei Kulturen“, das heißt Weltsichten. Wenn die Naturwissenschaft mit der Fokussierung auf die körperlichen Bedürfnisse aber immer mehr Umweltprobleme hervorruft, braucht man da nicht auch zusätzlich zum materiellen Erfolg der Wissenschaft eine ethische Vernunft, die von „innen“ her ein WISSEN hat?

Gruß
C.

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
o.w.T

Begriffe mit Beliebigkeit
Hallo,

Sehr eng gesteckter Rahmen für den Begriff Spiritualität.

Tja, das istmal wieder das Problem.
Manche definieren den Begriff eben ganz klar in Verbindung mit
religösem Denken, andere meinem damit noch irgend was anderes.
Je nachdem kann man da sonst was rein interpretieren.

Insofern hättest du teilweise sogar recht.

Im Kontext von Wissenschaften ist der Begriff allerdings
überhaupt nicht gebräuchlich, selbst wenn man annerkennt,
das Mensch einen Geist hat und wir hier im Brett
Geisteswissenschaften diskutieren.

Wissenschaft ist die Methodik, sich Krücken (für das eigene
Leben und die Gesell- oder Gemeinschaft) zu bauen.

Seltsame Definition von Wissenschaft.
Wenn man solche Definition als gültig anerkennen wollte,
dann braucht man nicht mehr weiter diskutieren.

Spiritualität ist die Fähigkeit, die Methodik überhaupt erst
zu entwickeln und die Krücken auch zu benutzen.

Nein, das ist Spiritualität garantiert nicht.
Spiritualität verlangt überhaupt keine spezielle Methodik.

Spiritualität … lehrt uns, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.

Im Gegenteil. Sie treibt uns an, Unverstandenes zu erforschen.

Du verwechselst hier allg. die allg. Bedürfnisse menschlichen
Denkens (des menschl.Geistes) mit einer eher belibigen
religiösen Praxis.
Gruß Uwi