Ich meine die Angleichung der Tariflöhne und die tariflichen Arbeitszeiten. Etwas anderes kann man gar nicht angleichen, da das individuelle Gehalt (d.h. die Eingruppierung die die Tarifgruppen) zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ausgehandelt wird.
Gerade da, wo die Eingruppierung relativ unflexibel ist, hat die Angleichung der Tariflöhne zu Wettbewerbsnachteilen für Ostdeutschland geführt. Ähnlich die Sache mit den Arbeitszeiten, wo man in unendlicher Weisheit in der Metall- und Elektroindustrie 2001 oder 2002 die Arbeitszeiten angeglichen hat und der gerade frisch aufkommenden Konkurrenz durch junge bzw. sanierte alte Betriebe einen heftigen Schlag versetzte.
[quote=„Pierre, post:23, topic:9438443“][quote=„C_Punkt, post:9, topic:9438443“]
Allerdings bleibt die Frage, ob die Alternativen am Ende zu einem besseren Ergebnis geführt hätten.
[/quote]
Da man oft nicht nach Alternativen gesucht hat, bzw. sie schlichtweg ablehnte, kann man haute nur spekulieren, was wie anders heute in Deutschland wäre, wenn man einige Punkte des Beitritts komplett anders geregelt hätte. Leider hat man eine Aufrechterhaltung von Industrie und Dienstleistung der DDR nicht mal in Betracht gezogen - der Westen kann das liefern, kein Problem.
[/Quote]
Dabei übergehst Du, daß die Ostdeutschen am Anfang Westprodukte kauften, obwohl die Ostmarken noch produziert wurden. Insofern haben die Ostdeutschen insbesondere bei Konsumgütern ihre eigene Wirtschaft und
Das nehme ich bis heute anders wahr. Daß es bei gesellschaftlichen Dingen eine andere Sichtweise (der Begriff gefällt mir besser als „moralisch“) gibt, klingt ebenfalls bis heute nach. So ist die Erwartung nach staatlicher Regulierung, staatlichen Eingriffen und staatlicher Übernahme individueller Verantwortung bei Ostdeutschen (interessanterweise auch bei denen, die erst nach bzw. nahe der Wende geboren wurden) weitaus stärker ausgeprägt.
Zum Thema Alternativen: die Weiterführung von maroden, nicht mehr konkurrenzfähigen Betrieben durch den Staat (oder die Treuhand - läuft aufs gleiche hinaus) war sowohl finanziell als auch aus anderen Gründen kaum möglich. Das Problem war der Umgang mit den Unternehmen, die sich im großen Graubereich zwischen offensichtlich überlebensfähig und offensichtlich nicht überlebensfähig befanden. Das hätte man anders handhaben können, aber auch da stellte sich das Problem, daß eine Behörde mit der schieren Zahl von Fällen schlichtweg überfordert war. Die Unternehmen alleine weiterwirtschaften zu lassen, war auch nicht unproblematisch. Erstens waren die Leiter oftmals politisch nicht mehr tragbar und zum anderen gehörten die Unternehmen dem Bund. Bei zigtausenden Unternehmen auf Jahre hinweg Verluste mit Steuermitteln zu finanzieren, wäre so rein von der Gesetzeslage eher schwierig gewesen. Und immer wieder das Problem: wer hätte die Unternehmen leiten und sie als Gesellschafter kontrollieren sollen?
Wie gesagt: man kann im Nachhinein vieles kritisieren, aber eine komplett andere Formel lag damals nicht einmal auf dem Tisch und auch heute geht die Kritik nur wenig darüber hinaus, die offensichtlichen und vermeintlichen Fehler aufzuführen - realistische Alternativen hat bis heute niemand präsentiert. Ein großer Fehler, zu dem es Alternativen gab, war der Umtauschkurs - aber der war sowohl politisch als auch von den Ostdeutschen gewollt. Insofern war es auch hier das, was gewollt wurde, was zum eigenen Schaden war (ohne, daß ich damit jemandem einen Vorwurf machen will: sowohl hinsichtlich des Umtauschkurses als auch hinsichtlich des Konsums ist das Verhalten menschlich absolut nachvollziehbar).
Gruß
C.