Wo lebt es sich gut in der Metropolregion Rhein-Neckar?

Hallo zusammen. Leider finde ich keine passendere Rubrik als Reisen.

Aus familiären Gründen müssen wir vermutlich Luzern (CH) verlassen und in den Grossraum Mannheim zügeln (Radius bis ca. 35km). Ich recherchiere zwar, aber bekannter wird mir die neue Gegend dadurch nicht. Eine Stippvisite nach Heidelberg, Weinstrasse und Bergstrasse konnte mich nicht so recht überzeugen: Heidelberg war so überlaufen, von der Weinstrasse habe ich nicht viel gesehen und den Teil bei der Bergstrasse (sprich Odenwald) fand ich sehr düster. Darum meine Frage: Wo lebt es sich landschaftlich schön in dieser Region? Es muss ein Grundschule (oder Primar für 1Klässler?) in der Nähe haben, es sollte ruhig, grün und idyllisch sein, gerne ein beschauliches, gepflegtes Dorf mit Nähe zu Stadt/Städtchen oder sogar eine touristische Gegend. Danke für eure Tipps!

68623 Lampertheim
Hallo,

wohne in Worms, also nicht allzuweitweg von Lampertheim.

Kenne dort viele Leute und die sind recht begeistert. Schönes kleines Städtchen mit allem was es braucht ( Schule, Ärtze, einkaufen, KiTas, etc. ).

Zugverbindungen direkt nach Mannheim und Frankfurt.
Ca. 3-5 Minuten zur Autobahn A6 oder A5.

Zwar wegen großen Arbeitgebern in der Nähe etwas teurer ( Miete, Nebenkosten ), aber dafür auch etwas ruhiger als in einer Großstadt.

Schaus dir mal an.

Gruß

Hallo,

ich kann die nördliche Weinstraße sehr empfehlen. Rund um Grünstadt gibt es jede Menge süße Ortschaften mit teilweise eigenen Grundschulen (z.B. Kirchheim, Freinsheim). Von hier pendeln viele Leute nach Mannheim bzw. Ludwigshafen. In Grünstadt gibt es die nächsten Einkaufsmöglichkeiten. Die Autobahnanbindung (A6) ist super. Von hier braucht man ca. 25min nach Mannheim. Ich schätze diese Gegend (bin selbst hier groß geworden > Bissersheim) aufgrund der tollen Landschaft und der immer scheinenden Sonne (man nennt die Pfalz nicht umsonst die „Toskana Deutschlands“). Für Weinliebhaber (?) ideal hier: Es gibt jede Menge tolle, auch prominente Weingüter und die Restaurants übertrumphen sich mit immer wieder neuen Ideen gegenseitig. Hier fühlt sich „Zuhause“ ein bisschen wie Urlaub an :smile:

Moin auch,

nördliche Weinstraße ist gut. Die nicht ganz kleinen Dörfer haben eigentlich alle KiGa und Grundschule, über die A6 ist man schnell in Mannheim oder Ludwigshafen, überall gibt es jede Menge Wein :smile:, die Gegend ist ruhig, das Klima angenehm.

Bei weiteren Fragen --> PN

Ralph

Salü chusger,

kurz vorab: In D ist anders als in der CH der Eisenbahnverkehr auf wenige Achsen zurückgenommen und in großem Umfang stillgelegt, so dass man nicht mit dem Kriterium „Kilometer Radius“ planen kann, sondern sich an den noch nicht stillgelegten Eisenbahnlinien orientieren muss. Auch dort, wo noch Schienenverkehr betrieben wird, gibt es große Unterschiede, u.a. auf vielen Linien relativ schwerfälligen Betrieb mit Dieseltriebwagen und hier im „Delta“ einige verbliebene Überlandstraßenbahnen, die zwar charmant, aber langsam sind - man kommt von Mannheim aus leichter nach Stuttgart als nach Bad Dürkheim, und Orte wie Ketsch, Planckstadt und Altrip liegen zwar ganz in der Nähe, aber wenn man dort wohnen möchte, braucht man pro Familie zwei bis drei Autos, sonst ist kein Fortkommen.

Du fragst nach Landschaft als wichtigem Kriterium. In der Oberrheinebene zwischen der Haardt im Westen und der Bergstraße im Osten gibt es Landschaft im landläufigen Sinn bloß noch ganz punktuell, das meiste ist eine ausgeräumte Agrarsteppe, in der man zwar Auslauf finden kann, aber damit hat es sich schon. Der Rhein ist im 19. Jahrhundert groß angelegt begradigt worden, von seinen alten Flussauen sind nur mehr einzelne Altwasserschlingen übrig (bereits erwähnt wurde Lampertheim, dort ein schönes Rheinaltwasser).

Die Wälder auf Buntsandstein, Pfälzer Wald und Odenwald, sind nur in den Tallagen gerodet; sie mögen im Vergleich zu dem freundlichen Gehügel bei Luzern und im Aargau auf den ersten Eindruck finster wirken, aber insbesondere der Pfälzerwald ist in Landschaft, Flora und Fauna voll von Schätzen - die fünfzehn Jahre, die wir jetzt in Mannheim sind, kommen wir an rund zwanzig Sonntagen im Jahr in den Wald und entdecken ständig noch Neues.

Dass es Dir an der Bergstrasse nicht gefallen hat, verwundert mich ein bissle - ich vermute, es lag am Ausschnitt, den Du gesehen hast. Die Vorhügel der beiden Waldgebiete, Bergstrasse im Osten und Haardt im Westen, sind landschaftlich eigentlich die Vorzeigestücklein der Gegend.

Der schönste Abschnitt der Bergstrasse zwischen Weinheim und Heidelberg ist nur per Straßenbahn erreichbar - von dort kann man gut nach Heidelberg und nach Weinheim pendeln, aber nicht nach Mannheim.

Ab Weinheim gibt es eine Bahn nach Fürth im Odenwald, die zu Berufsverkehrszeiten ohne Umsteiger von und nach Mannheim unterwegs ist. Schaut Euch mal Rimbach und Fürth an.

Heidelberg selber ist etwas ganz Besonderes: Es gibt weit und breit keine Stadt dieser Größe, die wie Heidelberg so gut wie nicht bombardiert worden ist. Der in der Tat unangenehme Touristenrummel beschränkt sich auf einen kleinen Bereich, Hauptstrasse zwischen Bismackplatz und Karlstor. Wohnen in Heidelberg erfordert allerdings ein Budget, dass man eher mit einem Schweizer als mit einem deutschen Salär haben kann. Zu der schönen Bausubstanz kommt eine städtische Struktur, die in anderen hübschen Orten der Region, die eben deutlich kleiner sind und nicht den Einfluss der Universität haben, stärker beschränkt ist.

Wenn es bloß um „Alltagstechnik“ geht, ist das bereits empfohlene Freinsheim eine Option: Im Mittelalter lange Zeit freie Reichsstadt und einer der bedeutenden Orte der Region, später von der Zeit und der Industrialisierung an den Rheinhäfen links liegen gelassen, so dass im 19. Jahrhundert, als überall die alten Stadtmauern, Tore usw. abgebrochen wurden, kein Geld mehr für diese Modernisierung da war, ein sehr charmanter kleiner Flecken, sozusagen die kleine Cousine von Rothenburg ob der Tauber. Freinsheim und Grünstadt (auch dieses von früherer Bedeutung mit etwas städtischem Charakter, z.B. das Amtsgericht Grünstadt ist vergessen worden aufzulösen) landschaftlich schön in der Haardt gelegen, wo die Agrarsteppe des Oberrheintals durch ein mildes Gehügel mit Obst- und Weinbau abgelöst wird. Beide sind noch erträglich, aber wegen Dieselbetrieb schon relativ langsam zu erreichen; der Umsteiger in Frankenthal ist schon seit Jahrzehnten in der Diskussion, aber der Neubau von ungefähr 500 Meter Gleis und vier Weichen, der für einen durchgehenden Betrieb nach Mannheim notwendig wäre, liegt irgendwo in einer Schublade und wird wohl mittelfristig nicht realisiert werden.

An der Bergstraße werfe ich mal Weinheim, eventuell auch Hemsbach und Laudenbach in den Ring. Weinheim gut an Mannheim angebunden, mit städtischem Charakter und hübscher Lage zwischen Tal und Odenwald.

Sonst gibt es noch die Möglichkeit, östlich von Heidelberg das Neckartal entlang zu schauen - auf dem letzten Abschnitt eine der Wiegen der deutschen Romantik. Von den Fahrzeiten her kämen hier Neckargemünd und südlich davon Mauer und Bammental in Frage, die S-Bahn-Anbindung dieser Orte ist recht ordentlich.

Interessant auch Seckenheim (heute zu Mannheim gehörig und gut an Mannheim und Heidelberg angebunden), dessen Ortsbild von behäbigem Wohlstand und den großen Scheuern der Tabakbauern geprägt ist - der Seggener Duwagg wurde noch bis vor wenigen Jahren dort kultiviert. Auf der Höhe Seckenheim schöne Partien am alten Neckar (parallel dazu wurde ein schiffbarer Kanal gebaut). Ebenfalls ein hübscher Ort, allerdings halt in der Talebene gelegen, ist das einstmals bedeutende Ladenburg. Von Ladenburg aus kommt man etwa so leicht ins ganze „Delta“ wie von Mannheim, Heidelberg und Weinheim, aber man ist halt schon ein bissle „im Freien“, und das Ortsbild ist schon schöner als das der schwer bombengeschädigten Städte Mannheim, Ludwigshafen, Darmstadt.

Wir haben das Thema anders angegangen: Wir sitzen mitten im Netz in der bei der ersten Begegnung ziemlich verlebt und verwettert wirkenden Rock’n Roll - Mama Mannheim sieben Minuten vom Bahnsteig weg, sind in dreieinhalb Stunden in Paris, in eineinhalb Stunden im Elsass, in einer Stunde in vielen Teilen des Pfälzerwaldes und mit den Rädern in einem knappen Tag im goldenen Mainz, haben die ganze Infrastruktur der Großstadt und gleichzeitig leichten Zugang zu den schönen Gegenden, die hier unten im Delta tatsächlich nicht so ganz dicht gestreut liegen.

Schöne Grüße

MM

Guten Tag Chusger,

Aus familiären Gründen müssen wir vermutlich Luzern (CH)
verlassen und in den Grossraum …

Da seid Ihr aber wirklich und ernsthaft zu bedauern, meine Frau und ich empfinden den Raum Luzern als eine der schönsten Gegenden die wir kennen.

Also falls es denn sein muss, dann empfehle ich (im Rhein-Main-Gebiet ansässig), schau Dir unbedingt und intensiv Weinheim an: das wäre für mich eine Alternative. Eine schöne (kleine) Stadt mit mehreren Parks und insgesamt charmantem Flair. Gute Infrastruktur und Schnellstraße / Autobahn nach Mannheim.

Und nicht zu vergessen: die Bergstraße ist eine der wärmsten Gegenden Deutschlands, mir könnte evtl. auch noch Heppenheim gefallen. Schau Dich dort mal auf dem Marktplatz um!

Aber in jedem Fall hat „Aprilfisch“ mal wieder recht: von „Landschaft“ in ursprünglichem Sinne oder wir Ihr in der Schweiz es kennt, gibt es hier im Großraum Mannheim / Bergstraße / Haardt kaum noch etwas.

Falls Du Golfer sein solltest, dann blicke zum Bereich Weinstraße, da gibt es eine Golf-Organisation (in Mannheim ansässig mit insgesamt zehn Plätzen in der Region), die betreibt je einen Platz in Dackenheim und in Essingen / Landau.
Vielleicht ist ja auch das eine Entscheidungshilfe.
In diesem Fall würde ich das schöne Bad Dürkheim unter die Lupe nehmen!

Ich beneide Dich nicht um eine derartige schwierige Entscheidung – Aber ich wünsche Dir gutes Gelingen.

Gruß Walter VB

Herzlichen Dank, Walter für diese hilfreiche Antwort. In der Tat ist mir recht mulmig beim Gedanken. Aber letztendlich - was macht ein Zuhause zum Zuhause? Einfach, weil es „schön fürs Auge“ ist oder spielen andere Faktoren, wie Ähnlichkeit zu Orten in der Kindheit eine Rolle? Ich weiss es absolut nicht. Aber das führt jetzt etwas weit … eine Frage an dich als Insider: Wir spielen weder Golf, noch halten wir uns in der Stadt auf (auch hier nicht - nur notgedrungen). In der Freizeit sind wir praktisch „nur“ draussen in der Natur beim Wandern, Spazieren, in den Bergen, im Wald, am Wasser. Darum war unsere Idee, einen ländlichen Ort als neuen Wohnort zu wählen. Ist das abwägig? Ist es um Weinheim herum im dörflichen auch noch so „schön“ wie du schreibst? Herzlichen Dank! Ulrike

Lieber MM
Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Das ist uns eine grosse Hilfe! Besten Dank!
In der Tat, den ÖV und die längeren Wege habe ich bisher noch nicht so berücksichtigt. Allerdings ist mein Mann bereits jetzt aufs Auto angewiesen und pendelt derzeit D/CH. Ich selbst brauche eine Stadt in der Nähe nur für notwendige Dinge, wie einkaufen, Arzt etc. und würde wohl auch einen PKW haben. Aber natürlich braucht das Kind Zugang zu Schule und Freizeitmöglichkeiten. Ich sehe schon, es wird nicht einfach. W

Agrarsteppe klingt jetzt nicht überzeugend - so soll es eben nicht sein. Danke für den Hinweis. Im Odenwald hatten wir nur eine Wanderung am Neckar bei Dilsberg gemacht - und dort fand ich es jetzt arg finster und teils bedrohlich. Gibts denn offenere Gegenden im Odenwald? Was schön wäre, weil wir den Wald so lieben wir anscheinend ihr. Wir sind sehr naturverbunden, wollen wandern, Velo fahren und das Zuhause geniessen , uns als Gärtner versuchen.
Herzlichen Dank und beste Grüsse
Ulrike

Hallo,

eine generelle Überlegung: in vielen kleineren Orten in D gibt es Grundschulen, aber die gehen meist nur bis zur 4. Klasse (in Ba-Wü, und das ist Rhein-Neckar so weit ich weiß zum größten Teil, obwohl es an Hessen und am Rhein an die Pfalz angrenzt, d.h. sobald euer Kind 10 Jahre alt ist (und ihr dann noch in D wohnt), braucht ihr einen größeren Ort, der je nachdem Haupt- oder Realschule, bzw. ein Gymnasium hat. Kurz gesucht und Weinheim erfült das: es gibt ein Gymnasium, eine Gesamtschule und sogar eine bilinguale Privatschule. Im benachbarten Viernheim eine weitere englischsprachige Privatschule (das wäre dann schon Hessen).

Im Odenwald hatten wir nur
eine Wanderung am Neckar bei Dilsberg gemacht - und dort fand
ich es jetzt arg finster und teils bedrohlich.

Das kann ich, gerade von jemand der aus der Schweiz stammt, nun gar nicht nachvollziehen. Der Odenwald ist nicht so hoch und vor allen Dingen nie schroff, hat eher sanfte Hügel.

Was schön wäre, weil wir den
Wald so lieben wir anscheinend ihr.

Wald ist wiederum eher nicht offen, was mich noch mehr verwirrt. Das erwähnte Weinheim hat übrigens (auch hier hilft googeln o.ä.) viel Wald drumherum, da es auf der einen Seite an den Hängen des Odenwaldes liegt, hat aber auch Teile, die in die (flache) oberrheinische Tiefebene reichen. Was fürs Velofahren recht praktisch ist.

Siboniwe

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Guten Abend Ulrike,
da ist guter Rat aber wirklich schwierig: wir haben halt in unserer Gegend absolut nichts Vergleichbares zu Weggis und Vitznau (wo wir schon öfter zum Urlaub oder auch zu Stippvisiten waren) oder zum Bürgenstock oder gar zum Pilatus und dem allerschönsten See.

Hier ist halt ein Ort an den anderen gereiht und alles überlaufen.

Uns gefällt als „Lokalpatrioten“ die Bergstraße recht gut, die Orte sind aber nicht so schön herausgeputzt wie die an der Weinstraße (man merkt dort den Wohlstand durch den Weinbau).
Allerdings gibt es in der Ebene dort keinen Wald – nur Wein und nochmals Wein.

Dort würde ich nach wie vor Bad Dürkheim (20.000 Einwohner) bevorzugen.
Als Dorf (etwas abseits) könnte ich mir evtl. noch Sankt Martin denken.

Auf „unserer“ Seite nach wie vor Weinheim (42.000 Einwohner) oder die nächsten Orte nach Süden (Richtung Heidelberg), das wären Lützelsachsen und Großsachsen (Ortsteile von Hirschberg).
Nicht empfehlenswert ist Schriesheim – dort spielt sich alles an einer engen Straße ab, die aus dem Odenwald kommt (eine Ortsumfahrung ist im Bau).
Evtl. käme auch noch Birkenau (östlich von Weinheim – im Odenwald) in Frage.

Hier einige Fakten für Eure Überlegungen:
Orte an der Bergstraße liegen am Westhang des Odenwaldes, d. h. nachmittags und abends hat man Sonne (wenn sie scheint). Die Orte entlang der Weinstraße liegen am Osthang der Haardt, also mit Morgensonne.

Entfernungen:
Weinheim – Mannheim 20 km
Birkenau – Mannheim 25 km
Bad Dürkheim – Mannheim 25 km
St. Martin – Mannheim 45 km.

Abschließend noch ein Hinweis, aber nicht so wichtig: die genannten Orte liegen in drei verschiedenen Bundesländern: Weinheim und die beiden –sachsen in Baden-Württemberg (das soll ja lt. unseren Zürcher Freunden der nächste Kanton der Schweiz werden), Birkenau liegt in Hessen und die beiden anderen Orte in Rheinland-Pfalz.

Fahrt hin und schaut Euch genau um!

Gruß Walter VB

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Hallo,

ganz gut lebt es sich auch im südlichen Teil. Da fällt mit z.B. Schwetzingen ein, das ein nettes altes Städtchen ist und in Sachen Einkaufen und Schule alles Wichtige bietet. Auch Walldorf-Wiesloch profitiert nicht zuletzt von SAP Stammsitz und hat einen hohen Lebens- und Freizeitwert.

Gruß
hps

Hallo MM
Ich habe zwar bereits schon gedankt, merke jetzt aber, nach dem ich Stück für Stück deine Antwort via Google Bilder und Maps visualisiere, wie hilfreich selbige ist. Du hast recht - wir haben vom Odenwald nur einen winzig kleinen Ausschnitt gesehen, zumeist auf Talhöhe. Den Pfälzer Wald habe ich noch gar nicht in Betracht gezogen. So oder so haben wir jetzt durch dich Anhaltspunkte, die wir aufsuchen werden. DANKE!

Hallo Ulrike,

ja, die Begegnung mit der schroffen Talkante unter Dilsberg war eine Ausnahme - dort kommt noch dazu, dass die Versuche, den Fußweg am Hang ausgerechnet mit Teer zu befestigen, gründlich daneben gegangen sind. Zumal mit Kindern möchte ich da nicht gern unterwegs sein.

Der Odenwald ist anders als der Pfälzerwald auf dem Kamm (etwa eine Linie Michelstadt - Eberbach) und östlich davon gegendweise bis oben auf die Höhen gerodet und wirkt von daher bei wolkigem oder trübem Wetter lichter als der Pfälzerwald. Das bringt mit sich, dass er zum Radeln gut, aber zum Wandern weniger geeignet ist, weil man wegen der bis auf die Höhen bewirtschafteten Flächen die nicht betonierten, geteerten oder sonst befestigten Wege ziemlich suchen muss. Der Pfälzerwald ist ein ganz klassisches Wanderrevier, einer der größten zusammenhängenden Wälder in Deutschland (und einer der drei, die groß genug dafür sind, dass dort wieder Luchse leben), und es hat dort ein dichtes Netz von Wanderwegen, die nur ganz wenig auf Forststraßen verlaufen und daher viel besser für Knie und Knöchel sind (Kiefernnadelstreu und Sand). Außerdem steht dort etwa alle zehn Kilometer eine Hütte im Wald, wo man an Sonntagen für billiges Geld einen Schoppen und einen Teller Erbsensuppe einnehmen kann.

Vielleicht tu ich dem Odenwald unrecht, aber Deine konkretere Beschreibung (einschließlich dem Hinweis, dass fürs tägliche Pendeln auch mindestens ein Auto zur Verfügung steht) deutet schon stark in Richtung Freinsheim - Kirchheim - Grünstadt, mit weniger günstiger Bahnanbindung aber regelmäßigem Busverkehr auch Wachenheim - Ungstein. Freinsheim ist wegen der Lage im Eisenbahnnetz gut in alle Richtungen angebunden, auch wenn das alles Nebenstrecken sind.

Das heißt dann allerdings „wohnen, wo andere Ferien machen“ und äußert sich in den Preisen für Miete und Kauf. Speziell in Battenberg steht entlang der Tiefenthaler Straße eine Reihe von Eigenheimen, bei deren Anblick man bloß noch die Augen aufsperrt…

In dieser Gegend findet sich übrigens auch der Ort, wo Hagen den Nibelungenschatz vergraben hat (Niefernheimer Löcher bei Niefernheim im Zellertal) und der Ort, wo Siegfried den Drachen Fafner getötet und in seinem Blut gebadet hat (der Drachenfels nördlich Neidenfels / Lambrecht). Außerdem der Eiswoog, ein Badeweiher, der selbst im Juli, wenn in der Talebene unten 35 °C schon recht anstrengend werden können, wenn man es nicht gewöhnt ist, kaum einmal wärmer als 20 - 22 Grad wird, weil er von Quellen direkt aus dem Felsgrund gespeist wird.

Beide, Freinsheim und Grünstadt, haben noch eine gute eigene Struktur erhalten und sind nicht zu Schlafsiedlungen degradiert, auch Kirchheim „funktioniert“ noch - wo Weinbau ist, ist seit je ein gewisser Wohlstand. Ein Stück hinter Grünstadt auch Eisenberg, das aber von dem Niedergang der früheren dortigen Hüttenindustrie gezeichnet ist und optisch sehr trostlos wirkt.

Ach, und noch eines am Rand: Der zeitweilige Bassist der Mannheimer „Neckarstadt Blues GmbH & Co“ (das waren Lokalmatadore in den 1970er-80er Jahren) hat mir einmal verraten, dass für sein Häuslein in der Haardt mit ausschlaggebend war, dass er auf diese Weise immer nach Feierabend auf der A 650 Richtung Westen ins Abendlicht fahren kann. Vermutlich hört er dabei heimlich „Eagles“, aber das hat er nicht zugegeben.

Schöne Grüße

MM

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Auszug der Helvetier II
Salü Ulrike,

hier hab ich noch einige Schnappschüsse aus dem Pfälzerwald und Umgebung und vom Donnersberg, ohne Anspruch auf fotografische Kunst und/oder Repräsentativität, sozusagen um die „alte Lust am neuen Lande“ (frei nach Jeremias Gotthelf) ein wenig zu fördern:

http://www.directupload.net/file/d/3713/7mwwyv78_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/cjt384xb_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/xbty54k8_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/o39cr3bf_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/de8jomip_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/g2mlksay_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/7zkwefy8_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/qjo8h38c_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/bfk7ocr3_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/obu6bm6r_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/blrtmj8p_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/ey53pb46_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/tomds97o_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/ovojmpnx_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/9awazjbb_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/dlz72cpb_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/2sh5a8jz_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/3a27j9km_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/cybhy78q_jpg…
http://www.directupload.net/file/d/3713/yml69bmm_jpg…

Schöne Grüße!

MM

2 Like

Lieber Walter
Nochmals an dich ein riesengrosses Dankeschön an deine Mühe, die umfassende Beschreibung, Hilfestellungen und Tipps. Die mehr als das sind - wir werden uns anhand dieser durch die Gegend bewegen und suchen/schauen. Sehr gerne würde ich mich bei dir erkenntlich zeigen. In einer kleinen Form, als kleines Dankeschön. Lässt du mir deine Angaben zukommen? Es wäre mir eine Freude. Liebe Grüsse Ulrike

Lustig
Hallo MM,

dass für sein Häuslein in der Haardt mit
ausschlaggebend war, dass er auf diese Weise immer nach
Feierabend auf der A 650 Richtung Westen ins Abendlicht fahren
kann. Vermutlich hört er dabei heimlich „Eagles“, aber das hat
er nicht zugegeben.

Genau diese Überlegung hatte ich auch - allerdings umgekehrt. Ich habe einmal (ganz woanders) gewohnt, und mich hat es elend gestört, jeden Abend in die untergehende Sonne fahren zu müssen, vielleicht auch deshalb, weil ich kurz gewachsen bin und die Sonnenblende im Auto bei mir nicht viel nützt. Genau deshalb mag ich die Sonne morgens!

Übrigens, von einem Urlaub an der Bergstraße her, meine ich mich zu erinnern, dass es auch zwischen Weinheim und Heidelberg eine Bahnstrecke gibt, und dass die Autobahnanbindung rechtsrheinisch besser als auf der linksrheinischen Seite ist.

Siboniwe

Lieber MM
Alles Neuland für mich - ich wusste nicht, dass der Pfälzerwald zu den grössten Wanderrevieren gehört. Das klingt vielversprechend - deine Fotos tun das übrige. Auf einem (Nummer 4 oder 5 von oben) ist ein See/Fluss zu sehen. Was/wo ist das genau?

An dieser Stelle ein ganz grosses Dankeschön an dich. Deine Beschreibungen und Tipps sind mehr als hilfreich, wir werden alles ausdrucken und anhand diesem die Gegend „kennenlernen“. DANKE. Ich möchte mich für deine Mühen, den Aufwand in einer kleinen Form erkenntlich zeigen. Gibst du mir deine Angaben? Es wäre eine Freude für mich. Herzlichst Ulrike

Hallo Walter,

ich hatte das anders in Erinnerung:

Auf „unserer“ Seite nach wie vor Weinheim (42.000 Einwohner)
oder die nächsten Orte nach Süden (Richtung Heidelberg), das
wären Lützelsachsen und Großsachsen (Ortsteile von
Hirschberg).

Nachgeguckt und meine Erinnerung hat recht behalten: Lützelsachsen (und Hohensachsen) ist ein Ortsteil von Weinheim. Großsachsen bildet zusammen mit Leutershausen die Doppelgemeinde Hirschberg.
Mir gefällt Weinheim ausgesprochen gut, dort gibt es auch alles, was man braucht, und ist mit Heidelberg und Mannheim gut angebunden. Nach Frankfurt und in die andere Richtung Karlsruhe braucht man gerade ein Stunde. Die kleinen Ortschaften zwischen Weinheim und Heidelberg sind verkehrstechnisch besser an Weinheim angebunden, als die im Norden.

Siboniwe

Siboniwe

Herzlichen Dank für deine Tipps! Ich gebe dir recht, die Schule/n müssen wir berücksichtigen. Da wir vorerst zum Kennenlernen und heimisch werden einen Ort suchen und dann erst im zweiten Schritt uns physisch und psychisch richtig niederlassen, ist uns da ein kleiner Aufschub gegönnt. Liebe Grüsse und nochmals danke Ulrike

Hirschberg, Schriese, Dossene und die Ögg
Servus,

ab Weinheim führt die Main-Neckar-Bahn gradaus durch die Ebene über Ladenburg und MA-Friedrichsfeld nach Schwetzingen (nur noch Güterverkehr), mit einem Bogen auf die Verbindungsbahn MA-HD (Regionalverkehr und IC HD-DA-Ffm).

Das romantische Trio Hirschberg, Schriesheim, Dossenheim an der südlichen Bergstraße wird von der Überlandstraßenbahn OEG vulgo die Ögg (angeblich „Oberrheinische Eisenbahngesellschaft“, aber in Wirklichkeit Abkürzung für " O h, e wiges G ewackel") bedient, die auf den beiden Seiten ihres Dreiecks Weinheim-Mannheim und Heidelberg-Mannheim recht flott vorwärts kommt, aber an dieser Seite ziemlich gemütlich über die Dörfer hoppelt.

A 5 und A 6/67 sind halt als Hauptachsen im Rheintal ganz unberechenbar, während die A 6 westlich des Rheins und die A 61 selten richtig rappelvoll sind. Je nach Staulage ist übrigens die B9 eine schöne Ausweichstrecke, die kurioserweise bei vielen Navi-Systemen unbekannt scheint. Der Flaschenhals im Verkehr zwischen dem Delta und der Palz ist Mannheim selber, weil die Autobahntangente südlich MA nie fertiggebaut wurde - es fehlt die seit ungefähr vierzig Jahren geplante Brücke bei Altrip, und es spricht wenig dafür, dass sie irgendwann noch gebaut werden wird - auf diese Weise wälzt sich alles in MA durch die Stadt, und wenn die nördliche der unsäglich hässlichen, aber praktischen Ludwigshafener Hochstraßen demnächst zurückgebaut wird, wird an dieser Stelle nicht mehr viel gehen.

Das macht aber nichts, weil der RNV insgesamt flott und von den Verkehrsverbünden in deutschen Ballungsgebieten wahrscheinlich der preiswerteste ist - beiläufig wegen der langen Laufwege der S-Bahnen der erste in D war, bei dem die S-Bahn-Triebwagen mit Toiletten ausgestattet sind. Meines Wissens auch der erste Verkehrsverbund, in dem die mittlerweile in IC umgetauften Interregiozüge mit Zuschlagkarten für den Verbundtarif freigegeben wurden, so dass man grosso modo recht munter pendeln kann.

Ein bissel gewöhnungsbedürftig ist bloß, dass die S-Bahnen keinen sauberen Taktfahrplan haben, weil der Rumpfstrecke MA-HD, über die fast alle Linien führen, zwei Gleise fehlen. Die Planung der S-Bahn fiel noch in die Ära Mehdorn, die Bilanz musste mit allen Mitteln verkürzt werden, und pünktlich zur Eröffnung des S-Bahn-Verkehrs 2006 war das Stilllegungsverfahren für das dritte und vierte Gleis abgeschlossen - seither liegen diese Gleise unbenutzt da, und auf den andren beiden drängeln sich Fernverkehr, Nahverkehr und die letzten verbliebenen Güterzüge.

Schöne Grüße

MM