Auferstehung im frühen Judentum
Hallo,
- woher wussten die so grausam gemarterten und ermordeten Makkabäischen Brüder von der Auferstehung (2 Makk 7,14 EU)?
Um in dem Typus deiner Frageformulierung zu antworten. Von ihrer Mutter (wie aus dem Text erhellt).
Du meinst sicherlich eher die Frage, ob zur Zeit der Abfassung von 2 Makk (irgendwann zwischen 170 und 50 v.Chr) im damaligen Judentum die leibliche(und speziell die ist hier gemeint) Auferstehung zum allgemeinen Konsens gehörte.
Antwort: Nein, nicht allgemein, aber auch damals schon war das Judentum - wie ja heute immer noch - sehr variabel bzw. tolerant gegenüber unterschiedlichen Eschatologien. Auch wenn es theologische Auseinandersetzungen gab, wie zB. zwichen den späteren Sadduzim und Parishim.
Zuvor traten keinerlei Propheten auf, die davon berichtet hätten.
Das ist ein Irrtum. Es gibt unzählige(sic!) Belegstellen in der Literatur vor 2. Makk, sowohl in nichtkanonischen Texten (4. Esra, syr Bar, LibAnt, TestJud, TestBen, Jub, und natürlürlich sehr explizit in äthHen), sondern auch in vielen kanonischen Schriften des Tanach: Liber Sapientiae, die Propheten: Ezechiel, Jesaja und sogar bereits Hosea, zahlreiche Psalmen: z.B. 49, 73.
Aber zugleich wird in anderen Texten eine Auferstehen rigoros abgelehnt: Ebenso Jesaja (z.B. 38.18), Ps 88.5ff, Kohelet 3.19ff).
Und vor allem muß man bei dieser Fragestellung vielfache Unterscheidungen beachten, was mit Auferstehung jeweils gemeint ist: z.B. Die Rückkehr einer Leiche ins reguläre irdische Leben, oder eschatologisch die Auferstehung aller Toten in einem neuen Äon. Ferner, ob Auferstehung zu einem neuartigen Leben unmittelbar nach dem Tod, oder erst endzeitlich. Ferner, ob für alle Menschen oder nur für bestimmte Auserwählte, bzw. ob für Gläubige oder für alle. Ferner, ob der Körper lebendig wird so wie er gestorben ist (z.B. syr Bar 50.1ff), oder ob ein unkörperliches Leben aus dem Tode „erweckt“ wird. Dabei ist zu beachten, daß es in den jüdischen Traditionen keine Leib-Seele-Dualität gibt wie in den klassisch-griechischen, den hellenistischen, den ägyptischen und auch den zarathustrischen Seelenbegriffen.
Ohne diese detaillierten Unterscheidungen macht die Fragestellung gar keinen Sinn.
Dies nur zur Andeutung. Ja, es gibt mehrere sehr unterschiedliche Auffassungen einer Aufhebung des Totenzustands auch schon lange von dem 2. Jhdt v.u.Z. im Judentum - bis zu den ältesten Propheten. Aber ebenso strikte Ablehnung dieser Auffassung.
Also ebenso wie in den oben genannten Religionen zu unterschiedlichen Zeiten in den Nachbarschaften der jüdischen Religion. Und, ja, es gibt natürlich wechselseitige(!) Beeinflussungen und Synkretismen. Das aber im Einzelnen auseinanderzuklamüsern ist hier nicht der Ort (und mutmaßlich auch nicht das Interesse).
Gruß
Metapher