Woran erkennt ihr einen Antisemiten?

Moin
So ganz offen geben sich ja die wenigsten als Antisemiten zu erkennen, aber es gibt ja viele Möglichkeiten, sie trotzdem auszumachen.
Ich werde z.B. immer ganz hellhörig, wenn mir jemand sagt, dsas wären ja gar nicht 6 Millionen Juden gewesen, die unter Hitler ermordet wurden, sondern nur drei oder gar nur ne halbe Mio.
Ach soooooo, sage ich, na dann!
Habt ihr auch Beispiele, wie man Antisemiten entdeckt?
Gruß,
Branden

Hallo,

ich würde sagen am Aussehen:
https://www.titanic-magazin.de/shop/images/default_s…

mal im Ernst: Oft versteckt sich ja Antisemitismus in kleinen Äußerungen alá „Naja, arm waren die (Juden) ja noch nie“ oder „du wucherst wie ein Jude“. So ganz offen Antisemitismus findet man heute doch eher selten oder? (Zumindest außerhalb gewisser Viertel und Gebiete in Dunkeldeutschland)
Interessanter denke ich, ist der Umgang mit der Israelkritik: Viele sehen ja in dieser auch schon latenten Antisemitismus. Hier muss man aufpassen, dass diese (zumindest zu teil legitime) Kritik nicht pauschal als Antisemitismus abgetan wird.
Bye
Leo
PS: Vor dem Gebäude des Bayrischen Rundfunks trifft Levi auf Kohn. Levi: „Na Kohn, hast du des Job als Nachrichtensprecher bekommen?“ Kohn darauf: „Nnnnnneinnn, aaaales Aaaaaaantisssssemiten!“

Hallo Branden,

So ganz offen geben sich ja die wenigsten als Antisemiten zu
erkennen,

Das tun Paedophile ja auch nicht :smile: Man erkennt sie wohl erst an ihren Taten.

aber es gibt ja viele Möglichkeiten, sie trotzdem
auszumachen.

Wozu musst du das denn wissen? Hast du Angst oder fürchtest du Ansteckungsgefahr?

Ich werde z.B. immer ganz hellhörig, wenn mir jemand sagt,
dsas wären ja gar nicht 6 Millionen Juden gewesen, die unter
Hitler ermordet wurden, sondern nur drei oder gar nur ne halbe
Mio.

Und ich werde immer ganz hellhörig, wenn es unter Androhung von Freiheitsstrafe verboten wird, „historische Fakten“ anzuzweifeln und nochmal einer gründlichen Nachforschung zu unterziehen. Ist das nicht eine der zentralen Aufgaben investigativer Geschichtsforscher? Werden auf diese Weise nicht immer mal wieder „historische Fakten“ auf den neuesten Stand gebracht? Lässt es auf Feindlichkeit gegenüber Tätern oder Opfern schließen, wenn man eine geschichtliche Episode nochmal eingehender erforschen möchte? Ich glaube kaum!

Wenn es in Bezug auf die jüdischen Opfer des NS-Regimes seit einigen Jahren hier in D strafrechtlich verboten ist, sachliche Nachforschungen anzustellen, dann darf es doch auch gar nicht verwundern, wenn insoweit die abenteuerlichsten Zahlen kursieren.

Ach soooooo, sage ich, na dann!

Das klingt für mich nicht nach dem Auftakt zu einem sachlichen Diskurs.

LG
sine

Gruß,
Branden

Moin!

Wie genau ist ein Antisemit definiert?

Gruß,
M.

andekdudel
Hallo,

mal im Ernst: Oft versteckt sich ja Antisemitismus in kleinen
Äußerungen alá „Naja, arm waren die (Juden) ja noch nie“ oder
„du wucherst wie ein Jude“.

Ist allerdings schon einiges her, dennoch:
In der 12. Klasse. Eine Deutscharbeit war von der ganzen Klasse so schlecht geschrieben worden, dass der Deutschlehrer sie nochmal schreiben ließ.
Ich und eine andere Klassenkameradin hatten aber in der ersten Arbeit eine bessere Note.
Nachfragen kostet nicht, dachte ich, und fragte also, ob es möglich sei, einfach von jedem die bessere Note zu behalten.
Des Deutschlehrers Stimme dröhnte durch das Klassenzimmer: „Elke!!! Du bist ja ein JUDE!“
Ehja.
Mir wird dieser Spruch bei jedem Klassentreffen entgegengeschmettert (was mich nur dann stört, wenn es Außenstehende hören, weil sie den Zusammenhang nicht kennen und meine alten Schulfreunde für Antisemiten halten).

Gruß
Elke

Hallo,

Ich werde z.B. immer ganz hellhörig, wenn mir jemand sagt,
dsas wären ja gar nicht 6 Millionen Juden gewesen, die unter
Hitler ermordet wurden, sondern nur drei oder gar nur ne halbe
Mio.
Ach soooooo, sage ich, na dann!
Habt ihr auch Beispiele, wie man Antisemiten entdeckt?

Auch meine Frage: was machst du dann mit der Information?

Im Übrigen: hat man ähnliche Gedanken, was die Vorurteile gegenüber dunkelhäutigen Menschen betrifft, kriegt man ganz schnell: „Du mit einer blöden political correctness!“ an den Kopf geworfen (auch hier im Forum - es wird derjenige bejubelt, der sagt: Ich hab schon immer Neger gesagt und werd auch weiterhin Neger sagen."

Gruß
Elke

Interessanter denke ich, ist der Umgang mit der Israelkritik:
Viele sehen ja in dieser auch schon latenten Antisemitismus.
Hier muss man aufpassen, dass diese (zumindest zu teil
legitime) Kritik nicht pauschal als Antisemitismus abgetan
wird.

Im ersten Moment klingt diese Ansicht plausibel. Da Israel sich in dem Konflikt tatsächlich nicht immer durchgängig korrekt verhält, muss Kritik an Israel erlaubt sein.

Bei näherer Überlegung kommen mir persönlich aber Bedenken. Wo ist eigentlich die Kritik an Spanien, die den Basken keine Autonomie gewähren? Warum stürzen sich einige immer sofort auf den Nahost-Konflikt, und zwar genau dann, wenn möglicherweise ein Fehler von Israel ausgegangen sein könnte? Wenn in Deutschland Islamisten für die Hamas auf die Straße gehen, gegen Israel hetzen („Kindermörder“) und am Ende erzwingen, dass ein Student seine Israelflagge aus seiner eigenen Wohnung entfernen muss, wo bleibt da ein vergleichbarer Aufschrei seitens dieser Leute?

Wenn ich weiß, dass jemend eine neutrale, vernünftige Grundeinstellung und politischen Sachverstand besitzt, ihn zum Nahost-Konflikt befrage, und er antwortet, dass auch von Israel Fehler ausgingen, so darf diese Person allein deswegen keinesfalls als Antisemit betrachtet werden. Wenn aber jemand ohne Not immer wieder anführt, welche Schuld doch Israel an allen möglichen Problemen trägt, dann steckt da eben doch meist mehr dahinter. Und dann darf sich derjenige auch nicht beschweren, wenn er in ähnlich undifferenzierter Weise in die Nähe des Antisemitismus gerückt wird.

Gruß
Ultra

Hallo,

Ich hab schon immer Neger gesagt und werd
auch weiterhin Neger sagen."

das scheint u.U. erblich zu sein
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Neger

Gruß
T.

Hi Ultra

Im ersten Moment klingt diese Ansicht plausibel. Da Israel
sich in dem Konflikt tatsächlich nicht immer durchgängig
korrekt verhält, muss Kritik an Israel erlaubt sein.

Die Frage ist ja dann wohl eher ob man Antisemit oder Antizionist ist und weiter, ob man eines von beiden getrennt sein kann. Ich glaube, dass Du recht hast, man muss bei Israelkritik immer auch auf die Zwischentöne hören. Die Trennung zwischen, berechtigter, Kritik an z.B. der israelischen Siedlungspolitik sowie der, nicht berechtigeten, Verallgemeinerung auf „die Juden“ ist ein schmaler Grad. Nur wenige Menschen finden die Balance.
Ob man nun gleich Antisemit ist, weil man den Umgang Spaniens mit den Basken oder der Türkei mit den Kurden argumentativ nicht genug würdigt sei aber mal dahingestellt. Man muss ja schliesslich ohne Relativierung über die aktuelle Sicherheitspolitik Israels diskutieren dürfen. Was mir unglaublich auf die Nerven geht, ist, dass man als eingefleischter Pro-Semit, mit israelkritischen Äusserungen immer aus der falschen Ecke Beifall erntet. Alleine dies ist schon ein Grund die Klappe zu halten :smile:

Das Thema ist aber heikel und es ist schwierig hier israelkritische Standpunkte so zu vermitteln, dass sie beim Adressaten nicht als Antisemitismus ankommen. Aber natürlich muss man Kritik an den Israelis äussern dürfen. Natürlich muss man sagen dürfen, dass der Einfluss religiöser Fanatiker auf die Politik in einer westlichen Demokratie nichts verloren hat, zum Beispiel.
Aber so leicht ist das eben nicht. Als aussenstehender, noch dazu Deutscher, wird mir von Israelis praktisch a priori das Recht abgesprochen mich zu diesen Fragen überhaupt äussern zu dürfen.

Gruss
Tom

Du meinst, wenn jemand sich mit Israels Verfehlungen in Politik, Konflikten oder bei Menschenrechten beschäftigt und das nicht mit gleicher Intensität im gleichen Atemzug mit allen anderen Ungerechtigkeiten dieser Welt tut, dann ist er schon dem Antisemitismus nahe? Diese Art der Argumentation empfinde ich als…(s.o.)
Gruß

Hermann

Hallo,

Bei näherer Überlegung kommen mir persönlich aber Bedenken. Wo
ist eigentlich die Kritik an Spanien, die den Basken keine
Autonomie gewähren?

da solltest du aber auch die Franzosen nicht vergessen.
Erwartest du jetzt im Nahostbrett immer einen entsprechenden Disclaimer vor dem eigentlichen Posting, damit die Leute nicht auf deiner Antisemitismus-Liste landen?

Gruß
T.

Hallo,

aber doch bitte die Aussprache beachten:
Der Ernst Neger ist ja Nääscher. :wink:

Gruß
Elke

Hallo Sine
kannst du mir eventuell ein einziges Beispiel eines ernsthaften Historikers nennen, der wegen Forschungsarbeiten über den Holocaust und die Opferzahlen strafrechtlich verfolgt wurde?
Die Betonung liegt auf „ERNSTHAFT“

Mike

Du meinst, wenn jemand sich mit Israels Verfehlungen in
Politik, Konflikten oder bei Menschenrechten beschäftigt und
das nicht mit gleicher Intensität im gleichen Atemzug mit
allen anderen Ungerechtigkeiten dieser Welt tut,

Du meinst also, alles, was in der Welt so geschieht, kann einem vollkommen egal sein und gleichzeitig kann man sich ausnahmslos mit den vermeintlichen Fehlern Israels auseinandersetzen? Dann frage ich mich, aus welchem Grund gerade Israel? Steckt da vielleicht nicht doch der Wunsch dahinter, speziell einer bestimmten Nation etwas negatives anlasten zu können?

dann ist er
schon dem Antisemitismus nahe? Diese Art der Argumentation
empfinde ich als…(s.o.)

Merkwürdig finde ich es, wenn man einseitige Kritik äußert, wo man nur irgendetwas vermutet, und gleichzeitg die Hintergründe ausblendet. Bestes Beispiel ist die Ship-to-Gaza-Aktion, die personell und institutionell zu einem gewissen Teil islamistisch geprägt war.

Am Ende hatte Israel dann vollkommen grundlos friedliche Pazifisten auf Friedensmission angegriffen. Wer so etwas behauptet, etwa schwedische Gewerkschafter oder auch viele Deutsche, tut selbst genug dafür, dass die politisch nicht so einseitig geprägten sich ihre Gedanken machen.

Gruß
Ultra

Aber so leicht ist das eben nicht. Als aussenstehender, noch
dazu Deutscher, wird mir von Israelis praktisch a priori das
Recht abgesprochen mich zu diesen Fragen überhaupt äussern zu
dürfen.

Wer hat dir dieses Recht abgesprochen? Wann war das, und in welchem Zusammenhang?

Ist mir noch nie passiert. Genauso wenig bin ich jemals persönlich für Naziverbrechen verantwortlich gemacht worden, noch wurde versucht, mir Schuldgefühle einzureden.

Hallo Ultra,

erstmal vorweg: mir wurde noch nie von irgendjemandem Schuld an Naziverbrechen gegeben. (Übrigens wird dieser Vorwurf ja auch gerne von Antisemiten angeführt).

Was den anderen Punkt betrifft: Von israelischen Freunden von mir. Sie hören zwar geduldig zu, aber irgendwann kommt halt doch „Lebe erst mal dort, dann können wir weiter reden“, oder „Hast Du überhaupt eine Ahnung was in meiner Heimat abgeht?“.

Ebenfalls auf dieser argumentativen Ebene bewegen sich auch ganz illustre Persönlichkeiten, wie Donatella Richtman. Zu sehen gewesen in: http://www.sendungen.sf.tv/club/Sendungen/zischtigsc…

Gruss
Tom

Du meinst also, alles, was in der Welt so geschieht, kann
einem vollkommen egal sein und gleichzeitig kann man sich
ausnahmslos mit den vermeintlichen Fehlern Israels
auseinandersetzen?

Wo steht das?

Dann frage ich mich, aus welchem Grund
gerade Israel? Steckt da vielleicht nicht doch der Wunsch
dahinter, speziell einer bestimmten Nation etwas negatives
anlasten zu können?

Israel und der Nahe Osten wird immer dann zum Thema, wenn dort etwas vorfällt. Da dies eine recht unruhige Region ist, gibt es eben des öfteren etwas zu berichten und auch zu diskutieren. Aus der Tatsache, dass dies kontrovers geschieht lässt sich wohl kein Antisemitismus ableiten. Erst recht nicht mit oder ohne Bezug auf das Leid der restlichen Welt.
Gruß

Hermann

Moin Elke

Auch meine Frage: was machst du dann mit der Information?

Ich gleiche sie unterirdisch mit meinen Gefühlen und Erfahrungen ab und fühle mich dann entsprechend wohler oder nicht so wohl. :wink:
Zufrieden?
Gruß,
Branden

Moin

Wie genau ist ein Antisemit definiert?

Die Definition gehört zum Allgemeinwissen. Aber wenn du da Lücken hast, google doch ein bißchen. :wink:
Gruß,
Branden

Hi

Du meinst also, alles, was in der Welt so geschieht, kann
einem vollkommen egal sein und gleichzeitig kann man sich
ausnahmslos mit den vermeintlichen Fehlern Israels
auseinandersetzen? Dann frage ich mich, aus welchem Grund
gerade Israel? Steckt da vielleicht nicht doch der Wunsch
dahinter, speziell einer bestimmten Nation etwas negatives
anlasten zu können?

Einige kritisieren Israel sicherlich auch mit dem Hintergedanken das jüdische Volk direkt anzugreifen. Andere nicht. Ich habe aber aufgrund der Diskussion in diesem Brett bereits das Gefühl, dass jeder der sich gegen Israel äussert bei Dir direkt unter dem Generalverdacht steht Antisemitisch zu argumentieren. Das ist natürlich Blödsinn und ich hoffe ich irre mich in meiner Einschätzung - denn sonst können wir die Diskussion gleich abbrechen.

Wenn ich über den Nahostkonflikt diskutiere, dann diskutiere ich über den Nahostkonflikt und nicht über die Kurden, nicht über Nordossetien, nicht über das ölverseuchte Nigerdelta und nicht über was weiss ich was. Und wenn ich über die Führung Irans diskutiere, dann eben über die Führung Irans und ihre unsägliche Politik. Das heisst nicht, dass mir irgendwas mehr oder weniger wichtig wäre.

Merkwürdig finde ich es, wenn man einseitige Kritik äußert, wo
man nur irgendetwas vermutet, und gleichzeitg die Hintergründe
ausblendet. Bestes Beispiel ist die Ship-to-Gaza-Aktion, die
personell und institutionell zu einem gewissen Teil
islamistisch geprägt war.

Naja, es ist halt auch das Ergebnis das zählt. Und dieses deutet schon auf eine, sagen wir es mal vorsichtig, etwas unverhältnismäßige Wahl der Eskalationsstufe israelischer Sicherheitskräfte hin. Dafür wird Israel zurecht kritisiert.

Am Ende hatte Israel dann vollkommen grundlos friedliche
Pazifisten auf Friedensmission angegriffen. Wer so etwas
behauptet, etwa schwedische Gewerkschafter oder auch viele
Deutsche, tut selbst genug dafür, dass die politisch nicht so
einseitig geprägten sich ihre Gedanken machen.

Die Frage ist doch, ob es ein wirklich objektive Untersuchung dieser Vorgänge gibt. Diese traue ich weder der israelischen Militärgerichtsbarkeit noch der deutschen Öffentlichkeit zu.
Bis dahin steht auf der Bilanz: Neun tote Menschen auf der einen Seite und kein schwer verletzter Soldat auf der anderen Seite. Dieses Ungleichgewicht muss hinterfragt werden.

Oder anders herum: Woher nimmst Du denn eigentlich Deine Gewissheit, dass bei dieser Militäraktion alles streng nach Vorschrift ablief? Oder genügt der Hinweis auf islamistische Organisatoren schon um Tote zu rechtfertigen?

Gruss
Tom