Hi nochmal,
ich habe jetzt doch länger überlegt, ob ich das Thema nochmal aufwärmen sollte – ich tu´s einfach mal
Bei näherer Überlegung kommen mir persönlich aber Bedenken. Wo
ist eigentlich die Kritik an Spanien, die den Basken keine
Autonomie gewähren?
Ist es also erst erlaubt, Israel zu kritisieren, nachdem man alle Ungerechtigkeit der Welt angeprangert hat?
Warum stürzen sich einige immer sofort auf
den Nahost-Konflikt, und zwar genau dann, wenn möglicherweise
ein Fehler von Israel ausgegangen sein könnte? Wenn in
Deutschland Islamisten für die Hamas auf die Straße gehen,
gegen Israel hetzen („Kindermörder“) und am Ende erzwingen,
dass ein Student seine Israelflagge aus seiner eigenen Wohnung
entfernen muss, wo bleibt da ein vergleichbarer Aufschrei
seitens dieser Leute?
Wer sind „dieser Leute“? Es kann nicht sein, dass jeder für alles gleich verantwortlich ist. Ein Beispiel: Darf man sich für Tierschutz engagieren, solange Menschen verhungern? Die Prioritäten wofür und wogegen jemand ist, bestimmt letztendlich jeder für sich.
Und nur, weil eine Sache nicht ok ist, kann es nicht sein, dass deshalb eine andere Sache, die auch nicht ok ist akzeptiert wird. Beispiel: Israel wird immer wieder aus dem Gasastreifen mit Raketen beschossen – das ist inakzeptabel. Aber deshalb kann man doch nicht einfach sagen: „Wenn wir inakzeptabel behandelt werden, behandeln wir die anderen eben auch inakzeptabel.“
Und jetzt kommt ein Satz, der wieder für Aufschrei sorgen wird: Israel kann nicht für alle Zeiten einen permanente Opferrolle für sich beanspruchen. Mit Sicherheit hat Israel zu Recht einen Sonderstatus in der Welt, aber es kann nicht sein, dass dieser als Vorwand für ALLES Handeln des Staates genutzt werden kann.
Und jetzt kommen wir wieder zu Ursprung des Postings zurück: Wir als Deutsche bekommen permanent eingeimpft was wir den Juden Böses angetan haben. Es war mit Sicherheit eines der größten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, andere Menschen nur aufgrund eines anderen Glaubens zu quälen und zu töten. Aber ich wiederspreche vehement denjenigen, die unaufhörlich so tun, als hätten die heute lebenden Deutschen das zu verantworten. Es mag sicherlich noch einige geben (siehe Demjanjuk), die persönlich Schuld an dem Verbrechen waren, aber das Gros der heute lebenden Deutschen war damals schlichtweg noch nicht auf der Welt bzw. zu jung.
Sowie man aber sagt, man könne das ewige „auf dieser Sache rumreiten“ nicht mehr hören, gilt man bei manchen schon als Antisemit. Und das ist eben der Fehler: Manchmal könnte man meinen, das man Film- oder Literaturpreise am besten gewinnt, wenn man was über die Zeit von 1933 – 45 schreibt / dreht. Andere Themen lassen sich so leicht als zu seicht abtun – wer könnte das schon bei diesem Thema tun? Ich glaube, die meisten Deutschen sind es leid, dass ihnen permanent der hässlichen Spiegel Hitlers vorgehalten wird.
Wie also umgehen mit Juden? Wie mit allem Menschen, würde ich sagen: Im Kleinen funktioniert das wohl auch recht gut: vor kurzem hörte ich eine Reportage (Bayern2)über junge Leute, die von Israel nach Berlin ausgewandert sind, um dort eine (wohl recht erfolgreiche) Kneipe zu eröffnen. Da wurde Geschichte als Geschichte und die Gegenwart als ebensolche gesehen – und das war gut so.
Hüten sollten wir uns vor allem vor Politikern, die um die eigene Inkompetenz und Feigheit zu kaschieren, immer wieder mit einem vermeintlich gehobenen Zeigefinger durch die Welt rennen. Ferner sollten wir das Thema Israel, Nahostkonflikt und Judentum eben nicht nur rechten und linken Splitterparteien zu Diskussion überlassen. Dann werden wir plötzlich feststellen, dass es in Deutschland weder mehr noch weniger Rassisten gibt als in anderen Ländern.
Dass Rassismus nicht gut ist, darüber sind wir uns hoffentlich ich alle einig. Aber wir müssen auch akzeptieren, dass man Rassismus nicht „per Dekret“ bekämpfen kann. Und jetzt kommt mein wichtigster Satz:
Nur mit gegenseitiger Toleranz und Verständnis für den anderen schaffen wir es, friedlich auf diesem Planeten zusammen zu leben und die wirklich wichtigen Probleme der Welt anzupacken.
In diesem Sinn
Shalom, salam, peace, friede
Leo