Woran erkennt ihr einen Antisemiten?

Hallo,

Antisemitismus" ist wohl der am meisten veröffentlichte
Begriff, wenn es um Ausgrenzungen / Fremdenfeindlichkeit geht.

Da bist Du falsch informiert. Fremdenfeindlichkeit wäre Xenophobie (griech. Xenos = Fremde).

Formen von Ausgrenzung und ausgrenzendem Verhalten gibt es viele (Rassismus, Sexismus,Antiziganismus, Homophobie …). Branden hatte jedoch nicht danach gefragt, sondern nach Antisemitismus und der bezieht sich schon sehr spezifisch auf Juden oder diejenigen, die man dafür hält.

Dabei betreffen Ausgrenzungen / Fremdenfeindlichkeit eine
grosse Anzahl von Menschen, die überwiegend „nichtjüdisch“
sind.

Das ist schon sehr interessant, wie Du erst den „Antisemitismus“ verallgemeinerst, um dann festzustellen, dass es auch viele Menschen gibt, die nicht-jüdisch sind und Ausgrenzungserfahrungen machen.

Nur: Das war nicht das Thema des Threads und für diejenigen, die antisemitische Übergriffe erleben, macht es das auch nicht einfacher, wenn ein Homosexueller als Homosexueller diskriminiert wurde.

Was also wolltest Du denn nun genau sagen?

Übrigens können auch Nichtjuden Zielscheibe antisemitischer Aktivitäten sein, z.B. wenn sie einen Davidstern tragen und deshalb verprügelt werden.

Viele Grüße

Iris

Hallo,
ich glaube mir ist noch keiner begegnet.
Hin und wider begegnen mir antisemitische Haltungen oder Vorurteile. Die sind aber meistens fast schon abstrakt. Aber ein Mensch der insgesamt Antisemit ist … ich glaube dafür ist die Reibungsfläche einfach zu gering.

In meiner Umgebung ist der stärkste Motor für so etwas wie Antisemitismus, m. E. eine Form von Überdruss.
Viele Nachgeborene empfinden es als penetrant sich mit ihrer angeblichen Verantwortung für den Holokaust auseinandersetzen zu sollen, wobei ihnen das Ergebnis immer schon vorgegeben wird.
Dass man sie damit nicht in Frieden lässt, wird dann als „Schuld“ den Juden angelastet und bedient sich auch antisemitischer Klischees. Die sterben einfach langsam in der kollektiven Erinnerung. Das „Typisch Jude“ wird bei vielen noch irgendwie unscharf im Gedächtnis hängen, aber einer Reflektion kaum noch standhalten.

Gruß
Werner

Israel und USA haben mit Nuklearwaffenangriffen gedroht? Das
wäre neu.

Israels droht öfter mal versteckt mit seinem Atomwaffenpotential, auch wenn es dessen Existenz nie explizit zugegeben hat.
Und haben die USA nicht auch schon im aktuellen Atomstreit mit dem Iran mit ihren eigenen Atomwaffen gedroht? Die bekanntlich ein bisserl mehr sind, als der Iran die nächsten 100 Jahre zusammenbringen könnte.
Und die konventionellen Angriffe Israels auf die irakische Atomreaktorbaustelle sowie die angloamerikanische Besetzung des Irak dürften bekannt sein.

Und warum sollte der Iran in Irak nachfragen? Irak
hat Iran angegriffen. Schon vergessen?

Nein, ich erinnere mich, das war in den achtzigern. Aber schon Anfang der neunziger sind die Reste der irakischen Luftwaffe im Kuwaitkrieg in den Iran geflohen und wurden dort aufgenommen.

Soll sich der Iran mit
Nuklearwaffen auch vor dem Irak schützen?

Auf jeden Fall vor einem von den USA besetzten Irak.

Ich wüsste überhaupt nicht, was den Bau von Nuklearwaffen
rechtfertigen würde. Das wissen wohl nur die linken Anhänger.

Ja, ich denke, ich weiß es: Z.B. der Abschreckungseffekt - hat in Europa 40 Jahre lang funktioniert, natürlich nicht als einzige Komponente.

Israels droht öfter mal versteckt mit seinem
Atomwaffenpotential, auch wenn es dessen Existenz nie explizit
zugegeben hat.

Nein, wenn Israel drohen würde, könnte sie gleich die Existenz zugeben. Mit etwas drohen, was man gar nicht besitzt, macht unglaubwürdig.

Und haben die USA nicht auch schon im aktuellen Atomstreit mit
dem Iran mit ihren eigenen Atomwaffen gedroht?

Nein, haben sie nicht. Sie haben mit einer MOP, der stärksten nicht-nuklearen Waffe gedroht. Deine Antwort nimmt übrigens schon vorweg, dass es Iran nicht um eine Verteidigung, sondern um einen Angriff geht.

Die bekanntlich
ein bisserl mehr sind, als der Iran die nächsten 100 Jahre
zusammenbringen könnte.

Irans Nuklearwaffen hätten nicht die Reichweite in die USA. Sie sind auch nicht dafür gedacht, sondern für Israel.

Und die konventionellen Angriffe Israels auf die irakische
Atomreaktorbaustelle sowie die angloamerikanische Besetzung
des Irak dürften bekannt sein.

Was hat das mit dem Iran zu tun? Der irakische Reaktor wurde '81 angegriffen. Das wurde durch den Iran begrüßt.

Soll sich der Iran mit
Nuklearwaffen auch vor dem Irak schützen?

Auf jeden Fall vor einem von den USA besetzten Irak.

Mit Nuklearwaffen? Vor was denn schützen? Ein Angriff der USA soll den Tod von Millionen unschuldiger Menschen rechtfertigen?

Ja, ich denke, ich weiß es: Z.B. der Abschreckungseffekt - hat
in Europa 40 Jahre lang funktioniert, natürlich nicht als
einzige Komponente.

Europa war nur nicht so fanatisch. Eine Bombe in den Händen von Fanatikern wird auch benutzt. Das muss man nicht noch gutheißen, befürworten und unterstützen.

Nein, wenn Israel drohen würde, könnte sie gleich die Existenz
zugeben. Mit etwas drohen, was man gar nicht besitzt, macht
unglaubwürdig.

Wer sagt, dass ich Israel für glaubwürdig halte? :wink:
Trotzdem kann dieses unglaubwürdige Vorgehen nützlich sein - wenn mans geschickt macht!

Deine Antwort nimmt übrigens
schon vorweg, dass es Iran nicht um eine Verteidigung, sondern
um einen Angriff geht.

Interessant…

Irans Nuklearwaffen hätten nicht die Reichweite in die USA.
Sie sind auch nicht dafür gedacht, sondern für Israel.

Und wo liegt das Problem? Israel hat selber Atomwaffen - wobei wir wieder beim Vorteil einer möglichen Abschreckung wären.

Was hat das mit dem Iran zu tun? Der irakische Reaktor wurde
'81 angegriffen. Das wurde durch den Iran begrüßt.

Der Angriff war ein Beispiel für die grundsätzliche Gewaltbereitschaft Israels. Die beschränkt sich nicht zwangsläufig auf den Irak, es ist verständlich, wenn sich auch der Iran hier bedroht fühlt und bemüht ist, Vorsorge zu treffen.
Da Iran und Irak sich damals im Krieg befanden, war es logisch, dass der Iran jeden Angriff auf den Irak begrüßte.

Mit Nuklearwaffen? Vor was denn schützen? Ein Angriff der USA
soll den Tod von Millionen unschuldiger Menschen
rechtfertigen?

Da noch nichtmal sicher ist, ob der Iran überhaupt Atomwaffen will, was ich ihm bei der momentanen Lage dort aber nicht verdenken könnte, erscheint es schwierig, über die Einzelheiten von Art und Einsatz solcher Waffen zu spekulieren.

Europa war nur nicht so fanatisch. Eine Bombe in den Händen
von Fanatikern wird auch benutzt.

Na, ich weiß nicht, ob man in der Art, wie sich Ost und West da gegenüberstanden, von fehlendem Fanatismus sprechen kann. Die Gründe, warums nicht zu einem „Heissen Krieg“ kam, sind sicher vielschichtiger.

Das muss man nicht noch
gutheißen, befürworten und unterstützen.

Ich habe nicht behauptet, das man das MUSS.

Hallo,

bitte konzentriert euch auf die Ursprungsfrage.

Die Diskussion über Israel, Irak usw. ist im Brett "Außenpolitik besser aufgehoben.

Die entsprechenden Teilthreads habe ich aus diesem Grund teilweise gesperrt.

Schönen Tag noch

[MOD] Thomas

Vielen Dank, liebe Iris, vor allem auch für
deinen persönlichen Bericht neben den interessanten links!
Es grüßt dich
Branden

Die Userin, die sich kritisch zu deiner Frage äußert: Ich
würde ihr zwei Sternchen geben, alleine wegen des Muts, eine
Diskussion völlig anders anzugehen. Hast du Angst oder
fürchtest du Ansteckungsgefahr?
wäre doch einer eigenen
Diskussion wert?

Darauf bin ich doch eingegangen.

dein Erlebnis hat mit „Antisemitismus“ null zu tun!
Das kann genauso allen anderen Menschen, die nicht in ein
bestimmtes Schema passen, zustossen.

Wusste nicht dass da Unterschiede bestehen . Für mich ist Antisemitismus gleichbedeutend mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

LG

Hi nochmal,
ich habe jetzt doch länger überlegt, ob ich das Thema nochmal aufwärmen sollte – ich tu´s einfach mal

Bei näherer Überlegung kommen mir persönlich aber Bedenken. Wo
ist eigentlich die Kritik an Spanien, die den Basken keine
Autonomie gewähren?

Ist es also erst erlaubt, Israel zu kritisieren, nachdem man alle Ungerechtigkeit der Welt angeprangert hat?

Warum stürzen sich einige immer sofort auf
den Nahost-Konflikt, und zwar genau dann, wenn möglicherweise
ein Fehler von Israel ausgegangen sein könnte? Wenn in
Deutschland Islamisten für die Hamas auf die Straße gehen,
gegen Israel hetzen („Kindermörder“) und am Ende erzwingen,
dass ein Student seine Israelflagge aus seiner eigenen Wohnung
entfernen muss, wo bleibt da ein vergleichbarer Aufschrei
seitens dieser Leute?

Wer sind „dieser Leute“? Es kann nicht sein, dass jeder für alles gleich verantwortlich ist. Ein Beispiel: Darf man sich für Tierschutz engagieren, solange Menschen verhungern? Die Prioritäten wofür und wogegen jemand ist, bestimmt letztendlich jeder für sich.
Und nur, weil eine Sache nicht ok ist, kann es nicht sein, dass deshalb eine andere Sache, die auch nicht ok ist akzeptiert wird. Beispiel: Israel wird immer wieder aus dem Gasastreifen mit Raketen beschossen – das ist inakzeptabel. Aber deshalb kann man doch nicht einfach sagen: „Wenn wir inakzeptabel behandelt werden, behandeln wir die anderen eben auch inakzeptabel.“
Und jetzt kommt ein Satz, der wieder für Aufschrei sorgen wird: Israel kann nicht für alle Zeiten einen permanente Opferrolle für sich beanspruchen. Mit Sicherheit hat Israel zu Recht einen Sonderstatus in der Welt, aber es kann nicht sein, dass dieser als Vorwand für ALLES Handeln des Staates genutzt werden kann.
Und jetzt kommen wir wieder zu Ursprung des Postings zurück: Wir als Deutsche bekommen permanent eingeimpft was wir den Juden Böses angetan haben. Es war mit Sicherheit eines der größten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit, andere Menschen nur aufgrund eines anderen Glaubens zu quälen und zu töten. Aber ich wiederspreche vehement denjenigen, die unaufhörlich so tun, als hätten die heute lebenden Deutschen das zu verantworten. Es mag sicherlich noch einige geben (siehe Demjanjuk), die persönlich Schuld an dem Verbrechen waren, aber das Gros der heute lebenden Deutschen war damals schlichtweg noch nicht auf der Welt bzw. zu jung.
Sowie man aber sagt, man könne das ewige „auf dieser Sache rumreiten“ nicht mehr hören, gilt man bei manchen schon als Antisemit. Und das ist eben der Fehler: Manchmal könnte man meinen, das man Film- oder Literaturpreise am besten gewinnt, wenn man was über die Zeit von 1933 – 45 schreibt / dreht. Andere Themen lassen sich so leicht als zu seicht abtun – wer könnte das schon bei diesem Thema tun? Ich glaube, die meisten Deutschen sind es leid, dass ihnen permanent der hässlichen Spiegel Hitlers vorgehalten wird.
Wie also umgehen mit Juden? Wie mit allem Menschen, würde ich sagen: Im Kleinen funktioniert das wohl auch recht gut: vor kurzem hörte ich eine Reportage (Bayern2)über junge Leute, die von Israel nach Berlin ausgewandert sind, um dort eine (wohl recht erfolgreiche) Kneipe zu eröffnen. Da wurde Geschichte als Geschichte und die Gegenwart als ebensolche gesehen – und das war gut so.
Hüten sollten wir uns vor allem vor Politikern, die um die eigene Inkompetenz und Feigheit zu kaschieren, immer wieder mit einem vermeintlich gehobenen Zeigefinger durch die Welt rennen. Ferner sollten wir das Thema Israel, Nahostkonflikt und Judentum eben nicht nur rechten und linken Splitterparteien zu Diskussion überlassen. Dann werden wir plötzlich feststellen, dass es in Deutschland weder mehr noch weniger Rassisten gibt als in anderen Ländern.
Dass Rassismus nicht gut ist, darüber sind wir uns hoffentlich ich alle einig. Aber wir müssen auch akzeptieren, dass man Rassismus nicht „per Dekret“ bekämpfen kann. Und jetzt kommt mein wichtigster Satz:
Nur mit gegenseitiger Toleranz und Verständnis für den anderen schaffen wir es, friedlich auf diesem Planeten zusammen zu leben und die wirklich wichtigen Probleme der Welt anzupacken.

In diesem Sinn
Shalom, salam, peace, friede

Leo

Hallo

Die sterben einfach langsam in der kollektiven Erinnerung. Das „Typisch Jude“ wird bei vielen noch irgendwie unscharf im Gedächtnis hängen, aber einer Reflektion kaum noch standhalten.

Irgendwie ist das aber auch sehr traurig.
Wesentlich besser wäre es, es gäbe die ganzen Juden und meinetwegen dann auch die Judenklischees noch.

Ich glaube übrigens, dass der Kapitalismus oder jedenfalls seine unangenehmen Auswirkungen den Juden in die Schuhe geschoben wurden, und dass der Antisemitismus in Wirklichkeit weitgehend ein Antikapitalismus war; ebenso wurde ihnen der Kommunismus in die Schuhe geschoben, so dass er gleichzeitig dem Antikommunismus als einfaches Konzept dienen konnte; zumindestens damals in den 20er, 30er Jahren. - Wenn einer was anderes weiß, lasse ich mich gerne belehren, aber anders kann ich mir das nicht erklären.

Ich hab mal extra diese antisemitischen Propagandafilme angeguckt, weil ich mal endlich wissen wollte, was die Leute gegen die Juden hatten, aber irgendwie waren die einzigen Sympatieträger in diesem Filmen immer die Juden (oder auch deren nichtjüdischen Darsteller). Sehr merkwürdig.

Viele Grüße

Moin

Ich hab mal extra diese antisemitischen Propagandafilme
angeguckt, weil ich mal endlich wissen wollte, was die Leute
gegen die Juden hatten, aber irgendwie waren die einzigen
Sympatieträger in diesem Filmen immer die Juden (oder auch
deren nichtjüdischen Darsteller). Sehr merkwürdig.

Ging mir merkwürdigerweise ähnlich. Ich hab z.B. „Jud Süß“ ausschnittsweise gesehen und fand den Jud Süß den einzig coolen Typ zwischen lauter „arischen“ Spießern.
Gruß,
Branden

Für mich ist
Antisemitismus gleichbedeutend mit Rassismus und
Ausländerfeindlichkeit.

Warum nicht gleich auch noch mit Umweltverschmutzung und Klimakatastrophe?

Gruß TL

Hallo

Die sterben einfach langsam in der kollektiven Erinnerung. Das „Typisch Jude“ wird bei vielen noch irgendwie unscharf im Gedächtnis hängen, aber einer Reflektion kaum noch standhalten.

Irgendwie ist das aber auch sehr traurig.

Ich kann da eigentlich nichts sehr trauriges entdecken, außer dass die negativen Klischees so langlebig sind. Da würde ich aber nicht von traurig reden, außerdem ist das m. E. kein Spezifikum antisemitischer Vorurteile.

Gruß
Werner

Hallo

Die sterben einfach langsam in der kollektiven Erinnerung. …

Irgendwie ist das aber auch sehr traurig.

Ich kann da eigentlich nichts sehr trauriges entdecken, außer dass die negativen Klischees so langlebig sind.

Du hast evtl. insofern recht, als diese Klischees ja nicht notwendig deswegen jetzt sterben, weil damals die vielen Juden gestorben sind. Vielleicht wären diese Klischees mit real existierenden Juden viel schneller verschwunden. Das ist mir mittlerweile auch aufgefallen.

Aber trotzdem ist es ziemlich unfair und ziemlich sinnentstellend, nur den ersten Teil meines Satzes zu zitieren.

Viele Grüße

Hallo van Brandon,

d e r Hans Wader bin ich nicht - dieser ist leider vor Kurzem verstorben.Ein großer Verlust, finde ich.

Zur Sache:
Ich glaube nicht, das man eine/n Antisemiten/In an einem bestimmten Merkmal erkennt.Dies ist ein böses Überbleibsel aus der NS-Zeit.
Ich könnte mir vorstellen, dass die persönlichen Lebensumstände oder der Zugang zu diesenm Thema eine Rolle spielt.Das Gleiche würde ich auch von Rassismus sagen.(Machmal denke ich ist die Grenze von Rassismus und hier beispw. Antjudaismus fließend.)

Übrigens,so behauptet die neueste Forschung zumindest,war die Ursache des Holocoust eben nicht unbedingt der Judenhass/Rassenhass - sondern vielmehr Gewinnung von Ressourcen.
Das könnte vielleicht bei der Behandlung diesen Themas eine andere Sichtweise einbringen.

Gruß

Wader Hans

Zum Gruße,

d e r Hans Wader bin ich nicht - dieser ist leider vor Kurzem
verstorben.Ein großer Verlust, finde ich.

Du meinst Hannes Wader?
Der lebt zum Glück noch.
Aber wenn er mal stirbt, ist das in der Tat ein großer Verlust.

Gruß TL