Hi Mike,
Ich fühle mich beleidigt.
warum?
Weil Du mich, wie ich glaubte, absichtlich missverstandest. Das scheint nicht der Fall zu sein, aber Du schriebst nun einmal „sinnfreie[…] Fragen“. Offenbar dreht sich das Missverständnis nur um einen kleinen Fehler, der behoben werden kann, aber einen Grundkurs in Statistik habe ich (wenn auch vielleicht unter anderen Blickwinkeln) unter diesem Blickwinkel nicht nötig.
Ist das Deine Absicht?
Nicht im mindesten.
Wenn nein, wie meinst Du das?
Deine Frage ist sinnlos, weil kein Astrologe seine Kollegen in
Gruppen einteilen kann, die sich zu x Prozent in irgendwelchen
Dingen sicher sind (oder was auch immer).
Es ging mir um jedes beliebige Geburtsbild, das sie betrachten - ihr eigenes, das ihrer Kollegen, das anderer Leute, das ihrer Kunden…usw. usf.
Haftung heisst…
es geht nicht um Haftung und haftbar, sondern um behaften.
Dieses Verb gibt es weiterhin nicht im Sinne einer rechtlichen
Haftung: Jemand mag mit einem schlechten Ruf oder einem üblen
Geruch behaftet sein, haftbar gemacht werden kann er dafür
nicht.
„Jemanden auf etwas behaften“ kann heissen: von ihm verlangen, dass er in irgend einer Art dafür verantwortlich gemacht werden kann - sei es rechtlich oder nach Gebräuchen und Gewohnheiten.
Die Frage soll sich darum drehen, wofür einzelne Astrologen im weitesten Sinne mit ihrer Tätigkeit vielleicht Verantwortung zu übernehmen bereit sind. Ich hoffe, dass Du die Frage jetzt verstehst.
Ich meine die Begriffe, welche die Eigenschaften bedeuten.
Entschuldige, ich bin bislang nicht auf die Idee gekommen,
dass mir jemand meine Eigenschaften „mitteilen“ könnte. Das
kann ich mir nicht mal für die Zukunft vorstellen. Gibt es
wirklich Menschen, die zum Astrologen gehen und sich von dem
ihre Persönlichkeit erklären lassen? Ich glaub’s einfach
nicht.
Das ist nun für meine Frage in der Tat bedeutsam. Vielleicht ist ja der Astrologe ein verborgener Psychologe?
Fest steht: Menschen pflegen doch Menschen sehr oft (offenbar nicht immer) nach Typen, Gattungen oder Arten einzuteilen, was an sich doch durchaus erlaubt ist.
Einige teilen sie nach Herkunft bezüglich des Ortes ein, Herkunft auch nach Abstammung, Sprache und Erziehung, Prägung (was genau ist das?), sonstigen Mustern oder einfach nach den Erlebnissen, die sie selber mit ihnen haben.
Es ist dabei nicht unrichtig - wenigstens sieht das die grosse Mehrheit der Menschen so, es g i l t also nicht als unrichtig -, dass der Mensch seine Mitmenschen als „teils so und so, teils anders“ eingliedert. Das fängt da an, wo man gross- und kleingewachsene Menschen unterscheidet, geht über die Unterscheidung nach Rasse (heute wohl aus gutem Grund nicht sehr der Brauch), Unterscheidung nach Blutgruppe, nach Körpersäften, nach Bildungsgrad, nach Eigenschaften, die sie als Kind hatten und anderem, und landet bei Einteilungen, welche nicht gar so wissenschaftlich gesichert sind, aber eben auch nicht widerlegt; etwa bezüglich meinem Beispiel von den „Körpersäften“ gibt es da einige Theorien, die pseudo- oder parawissenschaftlich sind, währenddem doch auch wieder einige Ausprägungen des menschlichen Verhaltens mittels der Theorie der Körpersäfte medizinisch schlüssig erklärt werden konnten (was zur Heilung mancher psychischer Krankheit mittels Psychiatrie beigetragen hat); allerdings ist, um dieses Beispiel zu durchdenken, diese Theorie heute etwas vielschichtiger als die meist gängige überlieferte „4-Säfte-Theorie“, die allerdings der Überlieferung zufolge in früherer Zeit für das nützliche Verständnis des menschlichen Körpers und menschlicher Regungen wie Wut oder Lachen auch einigen Erfolg zeitigte.
Dieser kleine Exkurs in die Biochemie des Menschen dürfte zeigen, dass die Übergänge zwischen wissenschaftlich Brauchbarem und für das Alltagsleben Nützlichem fliessen. Du verstehst Dich selber nie ganz, also ist es legitim, wenn Du forschst; einige Theorien sind Dir für diese Erforschung hilfreicher, andere weniger. Wie aber erkennst Du, mit welchen Du zum Ziel kommst? Das, behaupte ich nun, hängt nicht von Dir allein ab!
Ein Beispiel: Wenn meine gesamte Umwelt sich über das Sternzeichen definiert und sogar danach verhält, sodass sich der „Steinbock“ stets als Mensch mit den „Steinbock-Eigenschaften“ verhält und der „Krebs“ als Mensch mit den „Krebs-Eigenschaften“, dann ist die Astrologie für mein Verständnis meiner Umwelt sinnvoll oder hilfreich, selbst dann, wenn sich die Menschen nicht von wegen ihrer besonderen Geburt so verhalten, sondern nur ihr Rollenspiel „spielen“.
Dann allerdings ist die Astrologie nur ein Gesellschaftsspiel, so gut oder so schlecht wie jedes andere, und ihr Zweck der tieferen Selbsterkenntnis wird nicht durch sie selber, sondern höchstenfalls durch die Psychologie erreicht.
Wenn aber ein unwillkürliches Verhalten nach astrologischen Regeln bei einem Volk feststellbar wäre, das die Astrologie nicht kennt oder ablehnt, dann hätte dies die Bedeutung eines wissenschaftlichen Beweises. Dieser aber konnte und kann (meines Wissens) bis dato überhaupt nicht erbracht werden, weder bei einem solchen Volk noch bei einem anderen, und deshalb frage ich nach ihm. Er wäre meines Erachtens für die Anerkennung der Astrologie eminent wichtig.
Die Frage, die bleibt, und die auch der Grund ist, weshalb ich hier poste, ist aber letztlich, warum das Zeug mir selber irgend etwas zu sagen scheint. Ich habe mit mehreren Psychologen (auch als deren Patient) darüber gesprochen, ob der „Fehler“ bei mir zu suchen sei. Es scheint nicht der Fall zu sein. Somit handelt es sich bei meinen astrologischen Gedanken zunächst bloss um eine schlichte Erklärung, mit welcher ich Begegnungen für mich vereinfache. Zusätzlich aber scheint es in der Tat „irgend etwas“ zu geben (wie viele Astrologietreibende sich ausdrücken: „es ist 'was dran“), was mit der Sache zu tun haben könnte. Es s c h e i n e n mir die Leute um mich herum weniger gestresst, und sie hetzen auch mich selber meist weniger, wenn ich sie - neben anderen Einteilungen wie bspw. Bildungsgrad, Sprache, augenblicklicher Laune, psychischen „Typen“, Alter, Geschlecht - nach ihrem Sternzeichen für mich, im Stillen, oder auch offen, einteile und zu behandeln versuche.
Ich schrieb „s c h e i n e n mir“ und bin mir bewusst, dass das ein absolut unsicheres Ding ist. Gerne hätte ich etwas mehr Sicherheit, aber bis dato hat mir auch kein Psychologe weitergeholfen, obwohl ich mit dieser kleinen Sache bei Psychologen war.
Du siehst, es steckt ein gewisser Ernst in meiner Frage. Man kann auch leben, ohne dieses Rätsel gelöst zu haben, aber es ist nach meinem Dafürhalten nun einmal nicht gelöst.
Einer jener Psychologen, der mit mir darüber redete, sagte mir zwar in der Tat: „Es ist nur Humbug“, worauf ich prompt etwas Neues als Ersatz versuche: Ich versuche seither zeitweilig, die Leute nach ihrer Erziehung einzuteilen. Aber das war bislang deutlich weniger befriedigend, als sie nach dem Sternzeichen einzuteilen; bei den Leuten, die mir von ihrer Erziehung etwas bekanntgaben, schaute gemessen an der Menge gesammelten Wissens weniger Erkennen für mich heraus, als wenn ich sie nach ihrem Sternzeichen beurteilte.
Ein sonderbares Phänomen? Vielleicht ist das einzige Phänomen dabei
m e i n e Unfähigkeit, die Menschen nach sonstigen (nicht-astrologischen) Massstäben zu beurteilen und zu mir selber in eine vernünftige Relation zu setzen, meine Unfähigkeit, sie nach Kriterien wie Erziehung, Bildung, Volkszugehörigkeit, Alter, Geschlecht, Stand/gewohntem Milieu oder Ähnlichem so einzuteilen, dass ich sie (in für mich genügendem Mass) verstehe. Möglich. Dennoch: Wenn ich ihre Geburtsdaten kenne, fühlen sie sich in ihrer Mehrheit anscheinend weniger überfahren oder verletzt - auch dann, wenn die Tatsache, dass ich ihr Geburtsdatum kenne, nur mir bekannt ist. Man könnte einwenden, das liege daran, dass ich sie fragender, also aufmerksamer, beobachte. Teilweise richtig: Wenn ich das Geburtsdatum kenne, beobachte ich, ob der Mensch dem Sternzeichen entspricht, ob nicht, wenn ja wie, wenn nein warum nicht usw.; dennoch beobachte ich auch wieder in gewisser Weise weniger, weil ich ja schon etwas von den Menschen „w e i s s“.
Vielleicht liegt das wiederum daran, dass ich ihnen selbstsicherer und also vertrauenerweckender gegenübertrete, mit der Haltung des „ich kenne dich“; dann aber bleibt unerklärlich, warum ich nicht mehr Menschen verletze.
Wenn ich nämlich den Menschen selbstbewusst gegenübertrete, ohne ihre Geburtsdaten zu kennen, verletze ich - gemäss meiner bis jetzt gewachsenen Wahrnehmung - seltsamerweise frappant mehr Menschen als sonst, wo ich an die Eigenschaften ihrer Sternzeichen zu denken pflege und ihnen so gegenübertrete, wie man jemandem gegenübertritt, von dem man
weiss, dass er diese Eigenschaften hat. Wie kann das möglich sein?
Wo kann mein Fehler sein - oder muss meine Frage doch noch weiter stehenbleiben?
Gruß Ralf
Gruss
Mike