Hallo, seit langem (konkret, seitdem Herr Gabriel plant jedem Kraftstoff für Autos zwangsweise 10 Prozent Bio-Kraftstoff zuzumischen und damit diesen weiter zu verteuern) beschäftigt mich die Frage, wieso solcher Bio-Kraftstoff (Ethanol oder Rapsöl) nun umweltfreundlicher sein soll als der aus fossilen Lagerstätten? Die Logik, mit der das bisher erklärt wurde, geht etwa so: Die Pflanze bindet bei ihren Wachstum genau so viel Kohlendioxid, wie später beim Verbrennen freigesetzt wird, mithin sei die CO-zwei-Bilanz ausgeglichen.
Gegenfrage: Wenn auf der gleichen Fläche statt Raps anzubauen Bäume gepflanzt würden, machen die dann nicht das Gleiche (nämlich beim Wachsen CO-zwei zu binden)?
Und zwar das ganze Jahr über und nicht nur in der Zeit zwischen Aussaat und Ernte? Und ohne Traktoren bei Aussaat und Ernte (die wiederum selbst unnötigerweise Kraftstoff verbrennen)?
Ich kann mich leider des Eindrucks nicht erwehren, daß hier der richtige und gute Gedanke des Umweltschutzes naßforsch mißbraucht wird um den Endverbrauchern (hinter denen sich ja niemand mehr befindet, an den man die Erhöhungen „weitergeben“ könnte) noch tiefer als bisher in die Tasche zu greifen.
Den einzigen Nutzen sehe ich darin, daß die natürlichen Vorräte an fossilen Brennstoffen nicht ewig reichen und es eigentlich schon heute unverantwortlich ist, Erdöl und Erdgas, die wichtige Rohstoffe der chemischen Industrie sind, einfach zu verfeuern.
Aber vielleicht liegt da meinerseits ein Denkfehler vor. Auf schlüssige Widerlegung meiner Ansicht wartet voller Neugier Horst.
Gegenfrage: Wenn auf der gleichen Fläche statt Raps anzubauen
Bäume gepflanzt würden, machen die dann nicht das Gleiche
(nämlich beim Wachsen CO-zwei zu binden)?
Und zwar das ganze Jahr über und nicht nur in der Zeit
zwischen Aussaat und Ernte? Und ohne Traktoren bei Aussaat und
Ernte (die wiederum selbst unnötigerweise Kraftstoff
verbrennen)?
Hallo Horst,
ein Naturwald (kein Nutzwald bzw. Forst) befindet sich im Gleichgewicht zwischen Wachstum und Zersetzung, bindet also kein zusätzliches CO2.
Was wir so als „Wald“ kennen, ist ähnlich einem Rapsacker. Es wird Energie bei der Bewirtschaftung benötigt und es werden energiereiche Rohstoffe entnommen.
Grüße
Ulf
Den einzigen Nutzen sehe ich darin, daß die natürlichen
Vorräte an fossilen Brennstoffen nicht ewig reichen und es
eigentlich schon heute unverantwortlich ist, Erdöl und Erdgas,
die wichtige Rohstoffe der chemischen Industrie sind, einfach
zu verfeuern.
Aber vielleicht liegt da meinerseits ein Denkfehler vor. Auf
schlüssige Widerlegung meiner Ansicht wartet voller Neugier
Ulf Eberling hat das zwar schon mit anderen Worten gesagt: Du hast da einen gewaltigen Denkfehler. Der jährliche Zyklus des Wachsens und Vergehens und die Lebensdauer aller Pflanzen und Tiere stellt ein CO2 Gleichgewicht her, weil das Verrotten die selbe Menge CO2 freisetzt wie beim Wachsen aus der Luft aufgenommen wurde. Verrotten, Vermodern und Verfaulen (mit seinen Folgereaktionen an der Luft) sind „stille“ Verbrennungen. Fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle sind dadurch entstanden, dass sie nicht verrottet sind sondern geologisch abgesondert wurden und riesige Mengen Kohlenstoff in Millionen von Jahren angehäuft haben. Das wandeln wir nun innerhalb von Jahrzehnten in C02 um und das ist wahrscheinlich nicht so gut.
Aber allein auch die Tatsache, dass fossile Energie bald verbraucht sein wird, wäre ein Grund schleunigst sich um andere Technologien zu kümmern.
Udo Becker
Hallo Horst,
Zur Biologie wurde alle geschrieben.
Allerdings gibt es noch andere Gesichtspunkte.
z.B. wird viel Geld für Flächenstilllegung ausgegeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chenstillegung
MfG Peter(TOO)
Hallo Horst,
die Vorredner haben es gut erklärt - besser, wir verwenden die Energie des gewachsenen Rohstoffes und erzeugen damit CO2, als dass die Rohstoffe nutzlos verrotten und damit das gleiche CO2 erzeugen. Aber:
Und ohne Traktoren bei Aussaat und
Ernte (die wiederum selbst unnötigerweise Kraftstoff
verbrennen)?
Es gibt Aussagen, dass tatsächlich beim Raps-Anbau und -Ernten soviel Kraftstoff und Kunstdünger verbraucht wird, dass sich die ganze Sache nur wegen der Subventionen (und nicht wegen der Energiebilanz) lohnt.
Cheers, Felix
…es wurde geld für flächenstilllegung ausgegeben–ab herbst 2007 KEINE flächenstilllegung mehr.
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
raps ist ein nachwachsender rohstoff,der direkt genutzt werden kann,d.h.ölnutzung und viehfutter.
der fruchtfolgeeffekt ist auch hervorragend,d.h.getreide nach raps bringt höhere erträge.
der einsatz der traktoren ist wirtschaftlich im verhältnis zur energieausbeute des rapses–zahlen über google.
wald ist ein sehr langsam wachsender rohstofflieferant,dessen ernte im verhältnis zu raps aufwendiger ist.
dass subventionen für den rapsanbau gezahlt werden,ist mir nicht bekannt.
Es gibt Aussagen, dass tatsächlich beim Raps-Anbau und -Ernten
soviel Kraftstoff und Kunstdünger verbraucht wird, dass sich
die ganze Sache nur wegen der Subventionen (und nicht wegen
der Energiebilanz) lohnt.
Das ist leider wahr und gilt beispielsweise auch für Mais und Zuckerrohr. Bei Zuckerrüben soll die CO2-Bilanz (im Vergleich zu Mineralöl) aber tatsächlich ausgeglichen oder gar negativ sein. Wenn man es richtig macht, kann es also prinzipiell funktionieren. Die Kokurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gibt es aber in jedem Fall.
Hallo,
Sinn und Unsinn der Verwendung von Biodiesel sind umstritten.
Politisch ist wahrscheinlich jeder seidene Faden wichtig, vom Erdöl wegzukommen, und sei es auch über (kurzfristig?) ökologisch schlechtere Alternativen (vielleicht, um längerfristig den Anreiz zur Schaffung tatsächlich besserer Alternativen zu geben).
Wirtschaftlich ist es derzeit nur wegen der massiven Subvertionen sinnvoll (d.h. hier: gewinnbringend).
Ökologisch ist die Frage am schwierigsten zu beantworten, weil für eine Bilanzierung hier die Weite bzw. die Tiefe der berücksichtigten Zusammenhänge/Wechselwirkungen/Rückkoppelungen eine wesentliche Rolle spielt. Es scheint sich aber immer deutlicher herauszustellen: Je umfassender die komplexen, globalen (öko-sozialen) Folgen mit berücksichtigt werden, desto schlechter sieht’s aus. Eine Umfassende Diskussion über diesen Aspekt gab’s in W-W-W schonmal (/t/energiebilanz-biodiesel-ethanol/4109822/12
Die reine Energiebilanz kann demnach tatsächlich (leicht) positiv sein, d.h., es ist möglich, aus Biodiesel mehr Energie zu gewinnen, als man in die Produktion reinstecken muss. Somit ist die CO2-Bilanz eigentlich gerettet. Ökologisch ist das aber absoluter Wahnsinn, weil die Anbauflächen nicht zur Verfügung stehen und ohne massive Düngung und Schädlingsbekämpfung die Produktionsraten unrentabel sind. Die Resourcen für die Düngerproduktion (v.a. Phosphate) sind auch wieder begrenzt, langfristig müssen solche Sachen (wie übrigends auch die Nahrungserzeugung!) ohne Kunstdünger laufen. Unter dieser Bedingung können wir aber heute nichtmal unseren Nahrungsbedarf decken. Der enorme Flächenbedarf führt in der Folge auch noch zu riesigen sozialen Problemen, weil eben zum einen Flächen entweder für die Produktion von Nahrungsmitteln oder für Biodiesel verwendet werden können, und zum anderen, weil die Menschen von wenigen Biodiesel-Großkonzernen abhängig sind, anstatt in lokalen wirtschafts- und sozial-Strukturen verankert und vernetzt zu sein.
Langfristig gibt es also wohl nur eine Lösung: Deutlich weniger Energieverbrauch. Der Weg dahin wird unbequem werden, ist aber wohl der einzig realistische…
LG
Jochen
Hallo,
Sinn und Unsinn der Verwendung von Biodiesel sind umstritten.
Politisch ist wahrscheinlich jeder seidene Faden wichtig, vom
Erdöl wegzukommen, und sei es auch über (kurzfristig?)
ökologisch schlechtere Alternativen (vielleicht, um
längerfristig den Anreiz zur Schaffung tatsächlich besserer
Alternativen zu geben).Wirtschaftlich ist es derzeit nur wegen der massiven
Subvertionen sinnvoll (d.h. hier: gewinnbringend).
welche meinst du,mir sind keine bekannt.
Ökologisch ist die Frage am schwierigsten zu beantworten, weil
für eine Bilanzierung hier die Weite bzw. die Tiefe der
berücksichtigten
Zusammenhänge/Wechselwirkungen/Rückkoppelungen eine
wesentliche Rolle spielt. Es scheint sich aber immer
deutlicher herauszustellen: Je umfassender die komplexen,
globalen (öko-sozialen) Folgen mit berücksichtigt werden,
desto schlechter sieht’s aus. Eine Umfassende Diskussion über
diesen Aspekt gab’s in W-W-W schonmal
(/t/energiebilanz-biodiesel-ethanol/4109822
wobie folgender Beitrag ein gutes Resümee aktuellerer
Forschungen zitiert:
/t/energiebilanz-biodiesel-ethanol/4109822/12Die reine Energiebilanz kann demnach tatsächlich (leicht)
positiv sein, d.h., es ist möglich, aus Biodiesel mehr Energie
zu gewinnen, als man in die Produktion reinstecken muss. Somit
ist die CO2-Bilanz eigentlich gerettet. Ökologisch ist das
aber absoluter Wahnsinn, weil die Anbauflächen nicht zur
Verfügung stehen und ohne massive Düngung und
Schädlingsbekämpfung die Produktionsraten unrentabel sind. Die
Resourcen für die Düngerproduktion (v.a. Phosphate) sind auch
wieder begrenzt, langfristig müssen solche Sachen (wie
übrigends auch die Nahrungserzeugung!) ohne Kunstdünger
laufen. Unter dieser Bedingung können wir aber heute nichtmal
unseren Nahrungsbedarf decken. Der enorme Flächenbedarf führt
in der Folge auch noch zu riesigen sozialen Problemen, weil
eben zum einen Flächen entweder für die Produktion von
Nahrungsmitteln oder für Biodiesel verwendet werden können,
und zum anderen, weil die Menschen von wenigen
Biodiesel-Großkonzernen abhängig sind, anstatt in lokalen
wirtschafts- und sozial-Strukturen verankert und vernetzt zu
sein.
ohne düngung und pflanzenschutz funktionierts aber gar nicht,weder heute,noch wirds zukünftig funktionieren.
die lokalen wirtschafts und sozialstrukturen sind doch politisch dominiert–das haben wir doch heute schon–da wird doch nicht unbedingt nach vernünftigen lösungen gesucht.
Langfristig gibt es also wohl nur eine Lösung: Deutlich
weniger Energieverbrauch. Der Weg dahin wird unbequem werden,
ist aber wohl der einzig realistische…LG
Jochen
Hallo, seit langem (konkret, seitdem Herr Gabriel plant jedem
Kraftstoff für Autos zwangsweise 10 Prozent Bio-Kraftstoff
zuzumischen und damit diesen weiter zu verteuern) beschäftigt
mich die Frage, wieso solcher Bio-Kraftstoff (Ethanol oder
Rapsöl) nun umweltfreundlicher sein soll als der aus fossilen
Lagerstätten? …
Hallo,
dass wir langfristig nur das verbrauchen können, was auf der Erde wächst (oder die Sonnenenenergie direkt), haben andere ja schon erklärt; man könnte mit etwas Nachdenken auch so draufkommen.
Das Hauptproblem beim Biodiesel und allen anderen Biokraftstoffen ist aber, dass die Anbaufläche vileleicht gerade noch reichen würde für die demnächst herumfahrende 1 Milliarde Autos, aber dann gäbe es nichts mehr zu essen. Es ist also nur eine Teillösung, wenn bei uns 10% eingesetzt werden, aber mehr als viele solche Teillösungen gibt es bisher nicht, ein grosser Wurf zur Weltenergieversorgung fehlt. Immerhin geben 10 Lösungen für je 10% auch eine ganze Lösung.
Dass jedoch die Menschen in der Dritten Welt verhungern, damit die Amerikaner aufgrund ihrer wirtschaftlichen und militärischen Macht ihre Geländewagenmonster mit dem Essen für Millionen volltanken können, ist moralisch natürlich unvertretbar, aber wahrscheinlich wird es genauso kommen.
Also kurz zusammengefasst: ökologisch ist Biodiesel wohl schon ok, aber das Problem ist, dass er in Konkurrenz steht zum Nahrungsmittelanbau.
Gruss Reinhard
Also kurz zusammengefasst: ökologisch ist Biodiesel wohl schon
ok, aber das Problem ist, dass er in Konkurrenz steht zum
Nahrungsmittelanbau.
in der tat,seit dem die absolute menge an getreide weltweit knapp geworden ist,steigen die preise(bis jetzt um 100%!!),aber dafür den biodieselanbau verantwortlich zu machen,ist unfair.
der durchschnittlich wirtschaftende bauer mit 40ha fläche hat eh nix davon,weil er das getreide veredelt,d.h.an schweine oder kühe verfüttert.
bei milch ist jetzt ein guter preis erreicht,bei schweinen leider nicht.
Er besteht nicht!
Biosprit heizt den Klimawandel an.
Durch das Anpflanzen von Mais, Raps oder Palmöl entstehen oft mehr Treibhausgase als durch die daraus gewonnenen Biokraftstoffe eingespart werden.
Das besagen drei Studien, die in USA veröffentlicht wurden.
Für Biosprit wird Tropenwald zerstört und in Agrarland umgewandelt (So Brasilien, Vorreiter und immer wieder zitiertes Fortschrittsland). Der Regenwald in Brasilien, der in Sojaplantagen umgewandelt wird, setzt 300mal mehr Kohlendioxyd frei als der Biosprit pro Jahr spart.
Durch Brandrodung in Indonesien entsteht mehr als 400mal so viel Kohlendioxyd, wie mit Hilfe von Palmöl auf derselben Fläche pro Jahr gespart werden könnte.
Quelle : NWZ
mfgConrad