hängt davon ab…wozu Mensch?
Hallöchen,
Die höherentwickelten Säugetiere die heute leben (z.B.
Delphine, aber auch Menschen), leben weil sie besser an die
Umwelt angepasst waren als ihre Vorfahren und ähnliche Rassen,
die in den Jahrtausenden der Vergangenheit ausgestorben sind.
Jein.
Zum einen, was ist „die Umwelt“? Die jetzige Umwelt? Die meisten Tierarten haben ihre Ursprünge in Umwelten, die ganz anders waren als die, in denen sie jetzt leben.
Hinzu kommen viele Zufällige Konstellationen, wie ich sie auch in dem anderen Thread erwähnte („Genetischer Drift“)… nicht selten setzen sich neue Variationen durch, weil schlicht die bessere Konkurrenz ausfällt aus irgendeinem Grund.
Im übrigen kann man sowas teilweise ganz gut bei der Noezooenproblematik beobachten. Ein Tier ist immer nur so gut an seine Umwelt angepasst, wie es nötig ist (also in Anpassung an die bestehende Konkurrenz), denn Anpassung ist meist teuer. Aus diesem Grund gelingt es Neozooen sich in Nischen hineinzudrängen und alteingesessene Arten zu verdrängen… wäre die optimal angepasst, könnten sie nicht verdrängt werden.
Im übrigen treffen die Annahmen der Evolutionstheorie nicht nur auf „höhere“ Säugetiere zu
Daher tut sich bei mir die Frage auf: Wozu eigentlich
Artenschutz?
Ich verstehe, dass sich dir diese Frage aufdrängt. Im Prinzip teile ich ein Stück weit deine Ansicht sogar. Der Mensch ist aus der Natur hervorgegangen, der Mensch ist Natur. Und im Prinzip er und das was er schafft und tut genauso natürlich wie ein Biber, der sich seine Umwwelt nach Gutdünken formt oder ein Heuschreckenschwarm der alles verputzt was nicht niet- und nagelfest ist.
Der Mensch hebt das ganze freilich auf ein neues Level. Im ursprünglichen Naturgefüge ist es äußerst unwahrscheinlich, dass eine Art eine andere aktiv ausrottet (passiv kann das durch Verdrängungsereignisse aber passieren) oder sich selbst der Lebensgrundlage beraubt (nicht gemeint sind hier Neubesiedlungsereignisse in noch nicht eingespielten Systemen… zB Inseln). Ein Löwe wird nur so lange Gazellen jagen, wie sie in ausreichender Menge zur Verfügung stehen… werden sie seltener schwenkt er als Generalist auf andere Arten wie zB Zebras um, bis sich die Gazellen wieder auf ein Mindestlevel erholt haben (Löwen und Gazellen sind jetzt kein sonderlich praktikables Beispiel, aber man versteht was ich meine… diese sich auf das häufigste Beutetier verschiebenden Nahrungspräferenzen sind gut dokumentiert… es ist einfacher, sich auf ein Beuteschema ein Stück weit einzuschießen).
Der Mensch ist aber sehr gründlich. Wird ein Beutetier seltener, wird es umso verlockender, interessanter, wertvoller. Der Mensch schaltet gezielt Nahrungskonkurrenten aus und verlässt sich nicht auf reine Verdrängungseffekte… würde man den Menschne sinn- und hirnlos ohne Regeln machen lassen, was er tun will, wäre er durchaus in der Lage, sich seiner eigenen Lebensgrundlage (ein halbwegs funktionierendes Ökosystem das Nahrung und Rohstoffe aller Art bereitstellen kann) zu berauben. Freilich könnte man dann auch sagen: Wenn der Mensch nicht damit klar kommt, wie er seine Umwelt verändert, dann war ein einfach nicht angepasst genug und stirbt zu Recht aus. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir vielleicht doch angepasst genug sind, um rein animalische Gelüste und Verhaltenweisen geistig und moralisch zumindest soweit zu regeln, dass wir einen Platz im Gleichgewicht mit der Welt finden und noch ein bisschen bleiben.
Also im Endeffekt ist es traurig, aber zumindest teilweise wahr, dass Natur- und Artenschutz nicht zuletzt aus egoistischen Motiven durchaus gerechtfertigt ist.
Nach wie vor sind dem Menschen viele Zusammenhänge nicht klar. Oft kann man aus einem System eine Reihe an Komponenten (meinetwegen auch Elefanten) entfernen, und das System wird es abpuffern. Aber in der Regel kommt irgendwo der Punkt (wo genau der ist, ist i.d.R. nicht bekannt), wo das ganze System in sich zusammenfällt (das angesprochene Beispiel vom Nilbarsch im Viktoriasee… der See stirbt, die Wirtschaft vor Ort gleich mit, ebenso die Menschen…denn mit dem Nilbarsch und dem Aussterben vieler Barscharten, vermehren sich die Moskitos dort massenhaft und verbreiten Krankheiten… ein Ausgang dieser nett gemeinten idee, mit dem keiner gerechnet hätte… nun stell dir sowas kontinental oder gar global vor…)
Wenn die Art von Elefanten, wie wir sie jetzt kennen ausstirbt
ist das im Grunde kein Poblem - denn die gewaltigen
Dinosaurier sind auch ausgestorben und die Welt und das ganze
Ökosystem funktioniert auch gut ohne sie.
Ja, für uns auf alle Fälle. Für viele Arten, die damals vorkamen hingegen nicht… das juckt uns jetzt freilich nicht.
Die Welt wird auch ohne uns sehr gut funktionieren, das wird die Wesen, die nach uns kommen mögen auch nicht weiter jucken.
Aber eigentlich solltes es recht natürlich sein, dass es uns als Menschen juckt, ob wir uns gerade das eigene Wasser abgraben oder nicht.
Durch Artenschutz blockieren Menschen also in gewisser Weise
diese Weiterentwicklung.
Da überschätzt du den Einfluss des Menschen doch wieder. Die Evolution ist im vollen Gange, ob mit oder ohne Mensch… selbst wenn wir wollten, wir könnten das gar nicht aufhalten.
Der Mensch selbst macht Evolution… überfischte Fischarten werden früher (kleiner) geschlechtsreif, bevor sie nicht mehr durch die Maschen passen, Mönchsgrasmücken ziehen nicht mehr nur nach Süden, sondern seit einigen Jahren auch nach Norden, wo sie durch Winterfütterung nun auch über die kalte Jahreszeit kommen und schneller wieder in den Brutrevieren angelangen, weil der Weg kürzer ist usw… das sind nur die Beispiele, die uns bekannt sind. Im Verborgenen, ob nun abseites des Einflusses des Menschen oder nicht, tut sich noch ungleich viel mehr…
Das Säugetier Mensch ist nunmal das Ergebnis eines
evolutionären Prozesses. Wie kann der evolutionäre Prozess
etwas hervorbringen, dass den evolutionären Prozess stoppt?
Wer sagt denn sowas? Das ist nicht der Fall.
Die Evolution kann aber etwas hervorbringen, dem es nicht egal ist, wohin sie sich noch entwickelt.
Der Mensch wird es niemals schaffen, die Natur zu vernichten. Es sind schon zu anderen Massenaussterbeereignissen mehr als 90% allen Lebens ausgestorben, und trotzdem hat das Leben weiter gemacht… aber eben ohne die vielen Arten, die vorher noch da waren.
Es wird wie gesagt auch ohne uns weitere machen, falls es mal hart auf hart kommt.
Und wenn er das kann, wieso akzeptieren wir das nicht einfach.
Erwachsene können Kinder verprügeln. Könntest du das einfach akzeptieren? Ist halt so?
Hin und wieder werden vor den Augen von Unbeteiligten Leute zu Tode geprügelt, ohne das einer Eingreift… verwerflich, oder nicht?
Für mich persönlich hat Natur einen moralischen Eigenwert, den der Mensch als moralisches Wesen nicht einfach übergehen sollte, so wie man den moralischen Eigenwert von anderen Personen nicht übergehen sollte.
Andere suchen nach greifbaren Gründen für Naturschutz:
Erhalt der eigenen Lebensgrundlage inklusive der Möglichkeit aus dem noch unbekannten Angebot der Natur zu schöpfen auf der Suche nach Medizin, Rohstoffen, Nahrung usw sowie dem Erhalt der jetzigen Ressourcen wie Wasser, Fisch, Holz usw… dazu gehören Erkenntnisse, dass Monokulturen oft Schädlingsanfälliger sind, dass man aus Fehlern wie dem Nilbarschproblem lernt usw
Oft wird auch die Erholungsfunktion der Natur absolut vernachlässigt. Ich bin überzeugt, dass der Mensch ohne Natur nur noch ein depressives Wrack wäre… mit allen sozialen Folgen.
Müssten wir das nicht einfach hinnehmen als der evolutionäre
Lauf der Dinge?
Müssen wir? Unser Geist, der reflektieren und planen kann ist uns auch durch die Evolution gegeben… sollten wir das nicht nutzen?
liebe Grüße
Aj