Hallo Patrick
Salut
die Beiträge von Icequeen und dir sind stark emotional
involviert und zeugen von Betroffenheit. Dementsprechend wird
es euch nicht gefallen was ich nun schreibe.
Gucken wir mal
Wer kein Einkommen und kein Vermögen hat ist arm. Arm zu sein
war auf diesem Planeten schon immer unschön, egal welche
Zeitepoche, egal welches Land.
Richtig.
Es gab durchaus Versuche die Armut abzuschaffen. Der
engagierteste Versuch nannte sich Sozialismus und fand auch
auf deutschen Boden statt. Irgendwie überzeugte er die
Menschen nicht. Weder zogen westdeutsche Sozialhilfeempfänger
in die DDR, noch verteidigten die ostdeutschen Bürger ihren
Sozialismus mit Zähnen und Klauen.
Ich stelle fest, Du bist ein Wessi :o)
Man nehme den Leistungsempfaenger XYZ, bezahle ihm eine
Wohnung incl. Strom, Heizung und Wasser. Dann lege man 345
Euro drauf und tue alles damit er entweder einen neuen Job
bekommen kann oder er sich auf andere Weise irgendwo aus der
Hartz IV Falle befreien kann.
Der Unterschied, den du beschreibst, macht vielleicht 30 €
aus. (Wir bezahlen die Stromrechnung eines ALG2-Empfängers mit
monatlich 18 €.)
Du bezahlst 18 Euro Strom pro Monat? Welchen Anbieter hast Du, ich wechsle morgen!
Sind diese 30 € die Differenz zu einem würdevollen Leben?
Das koennen Sie sein, ja. Besonders am Monatsende. Du vergisst die Summe und rechnest nur einen Teilbetrag. 30 Euro Strom hier, 30 Euro Warmwasser da, 12 Euro Telefon hier, 10 Euro wegen zig Fahrten zur Arge da… Ich nehme an Du beziehst ein geregeltes Einkommen? Ich habe auch gelacht ueber Studenten, die am Monatsende gerechnet haben ob sie sich ein Bier leisten koennen oder nicht. Heute tu ich das nicht mehr. Die Wichtigkeit eines einzelnen Euro steigt antiproportional zur Hoehe Deines Gesamteinkommens.
Wenn es eine Erhöhung von ALG2 auf 380 € gäbe, wären dann die
Mehrheit der Empfänger glücklich und zufrieden. Wohl nicht.
Das stimmt, an einem Geldbetrag kann man es auch kaum festmachen.
Du erwartest, dass sich irgendwelche Behördenmitarbeiter voll
für dich einsetzen? Warum nicht, immerhin gibt es das dänische
Beispiel, wobei hier der Druck auf den Leistungsempfänger eine
Arbeit anzunehmen deutlich höher ist.
Nein das erwarte ich nicht. Aber ich erwarte das sie nicht das Gegenteil tun. ALG II beschaeftigt genau 2 Sachbearbeiter. Nummer 1 hilft mir bei der Stellensuche, Nummer 2 bezahlt meine Miete und mein Essen. So sollte es sein. Es ist aber so, dass Nummer 1 versucht Dich in „Lohn und Brot“ zu bekommen, waehrend Nummer 2 alles daran setzt Dich unter die Bruecke zu treiben, diese Tatsache ist Fakt! Wenn Du Beispiele willst nenne ich sie Dir sehr gerne.
Als ALG2 eingeführt wurde, gingen die Menschen auf die Straße.
Wofür demonstrierten sie? Für mehr Arbeit? Für weniger
Bürokratie und würdigere Behandlung bei den Ämtern?
Nein, sie demonstrierten für mehr Geld.
Weil Deutschland ein Land voller Waschlappen ist. Wir zuenden Lichterketten an wenn irgendwo in Thailand ein Reissack umfaellt, aber schaffen es nicht mal ein Rathaus zu stuermen. Da lob ich mir die Franzosen, auch wenn es bei denen zu oft eskaliert…
Es gibt Jobs in Deutschland, die kaum von Einheimischen
besetzt werden können, weil das Verhältnis von Arbeit zu Lohn
zu schlecht ist. Ich schätze, dass mehr ALG2-Empfänger zur
Feldarbeit bereit wären, wenn 25 €/h gezahlt würde.
Eine Erhöhung von ALG wäre bezahlbar, aber es fehlt der
politische Wille. (35 € bei 5 Millionen Empfänger macht 2,1
Milliarden/Jahr)
Falsch, zum Teil! Es sollten a) die wohlhabenden Konsumenten bereit sein einen vernuenftigen Preis fuer die Produkte zu zahlen und b) die Niedriglohnverdienenden (oder wie man die nennt) bereit sein fuer diesen Lohn auch arbeiten zu wollen. Dann stimmts wieder.
Die Unterstützung in Deutschland ist betragsmäßig meines
Wissens in Deutschland höher, als in jedem anderen
europäischen Land, auch unter berücksichtigung der
Lebenshaltungskosten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialhilfe
Das ist moeglich, ich bezweifle aber stark, das auch dort alles zu Tode reglementiert wird
Die Empfänger wiederum machen die Politiker und die
Behörden für ihre Misere verantwortlich. Wer ist aber nun
wirklich verantwortlich dafür?
Ich mag mal folgende These aufstellen: Es sind die Politiker und ihre „Berater“, die sich solche schwachsinnigen Regelungen ausdenken. Es ist die Opposition, die sich der voelkischen „stimmt, das ist die Loesung!“-Medienwelle anschliesst. Es sind die vielen vielen Betroffenen, die nichts dagegen unternehmen, ausser zu jammern anstatt auf die Strasse zu gehen. Es sind die Medien, die genau wissen das die Reportage „die Kontrolleure von der ARge, den Betruegern auf der Spur“ wesentlich mehr Zuschauer bringt als „die Betroffenen von Hartz IV, Alleinerziehende Muetter und Kinder die das Schulgeld nicht bezahlen koennen“ Es sind Menschen, die das System hintergehen und es damit als zu lasch wirken zu lassen. Es sind Politiker, die genau sehen, das das eingefuehrte System marode ist und nicht funktioniert, das Hartz IV alles nur noch schlimmer macht. Und die trotzdem nichts dagegen tun sondern das Problem totschweigen.
Was bleibt, ist ein Bild bei der breiten Bevölkerung und bei
Mitarbeitern der Arge gibt, dass es vielen Empfängern noch zu
gut geht, als das sie bereit wären einen unangenehmen schlecht
bezahlten Job anzunehmen. Es bleibt das Bild, dass es unter
ihre Würde ist, sich für ein paar Euro den Buckel krumm zu
schuften, aber nicht von Almosen zu leben.
Das ist leider auch bittere Realitaet. Sehr vielen fehlt einfach die Lust zu arbeiten oder die schlicht und einfach schwarz arbeiten und es sich gut gehen lassen mit 400 Euro plus im Monat. Ich bin Dir da ueberhaupt nicht beleidigt, ich kenne die Situation.
Es gibt aber auch Empfaenger, denen das Geld auf 190 Euro im Monat gekuerzt wird und die nicht mehr wissen wohin. Die dann gesagt bekommen „ja das sehe ich das wir das nicht haetten kuerzen duerfen. Aber jetzt ist die Frist abgelaufen da koennen wir nichts machen. Gehen Sie halt vor Gericht“. Die nach 3 Monaten bei Wasser und Brot dann endlich wieder normale Bezuege bekommens sollten, wuerde Ihnen dann nicht die Miete um 100 Euro gekuerzt werden. Und die dann zur Arge und instaendig darum bitten, das es einfach nichts billigeres gibt, dass ein Hartz IV-Empfaenger derzeit an Wohnraum bekommen koenne. Das man sich jetzt drei Monate lang nur darum kuemmern muesste irgendwo ein paar Groschen zusammenzuklauben, weil 190 Euro im Monat fuer keinen Menschen genug sind. Das man jetzt endlich den Tag mit Bewerbungen schreiben und Vorstellungsgespraechen verbringen moechte, anstatt schon wieder zu sehen wie man UEBERlebt. Denen man dann freundlich ins Gesicht laechelt und sagt „ja da sprech ich mit meinem MItarbeiter, das kriegen wir schon“. Und denen man dann, genau acht Stunden vor Ablauf der Widerspruchsfrist per Email mitteilt, dass es abgelehnt wird und das man ja Klage erheben koennte.
Einer von denen hat Dir gerade geantwortet